The Rising Earth

Hallo Mitwelt!

Der Blick aus dem Weltall auf die Erde war schließlich ein ›Muß‹ für jeden Touristen.

[…] Denn da unten schwebte die Erde, ein riesiger, leuchtender Ball mit rötlichgelben, blauen und weißen Flecken. Die dem Schiff zugewandte Hemisphäre lag fast völlig im Sonnenlicht; zwischen den Wolken waren wüstengelbe Kontinente mit vereinzelten, grünen Streifen zu erkennen. Wo die blauen Ozeane bis zum Horizont reichten, zeichneten sie sich scharf gegen die Schwärze des Weltalls ab. Und der klare, schwarze Himmel war übersät mit funkelnden Sternen.

Die Zuschauer warteten geduldig, denn was sie interessierte, war nicht die Taghälfte.

Blendend hell kam die Polkappe in Sicht. Das Schiff beschleunigte immer noch kaum merklich zur Seite hin und wurde langsam aus der Ekliptik getragen. Sachte glitt der Schatten der Nacht über den Globus, und der riesige eurasisch-afrikanische Inselkomplex betrat mit der Nordseite nach ›unten‹ majestätisch die Weltbühne.

Isaac Asimov: Sterne wie Staub [The Stars, Like Dust], Kap. 2 Der Zufall und die Armbanduhr

Das ist ein langes Zitat aus dem 1951(!) erschienenen Roman der drei sog.
Imperiumsromane Asimovs, die ergo noch vor legendärer Foundation-Trilogie erschienen sind und den unaufhaltsamen Aufstieg des Trantorianischen Imperiums Jahrtausende vorab vorzeichnen. Damit blickt er auch voraus in ganz anderer Weise, nämlich wirft Asimov einen Blick auf die Erde, auf die zuvor noch kein Mensch je geblickt hatte können. Sechs Jahre vor dem revolutionären
Sputnik-Schock vom 05.10.1957 (Obacht: Schock nur für den ignoranten Westen) nimmt der Prophet der Science Fiction die Erde visionär von oben, als Kugel, als Gesamt- und Einheit in den Blick, als im Roman ein Raumer mit der Hauptfigur Biron Farrill von der Erde „ablegt“ und sich zum Rand des Sonnensystems aufmacht. Eine Erde, die hier noch bekanntes, wenn da auch schon atomar verseuchtes Zentrum einer in die Galaxis hinausgestrebten, galaktisch gewordenen Menschheit ist, was Generationen später zum Mythos verschwimmen sollte.

Damit ist für ihn schon selbstverständlicher Teil der Narration, gehört für ihn ikonisch dazu, was für die realirdische Menschheit noch als Einsicht und Erkenntnis bevorstand, nämlich der Erde als Ganzheit inmitten des Weltalls. Per Drauf- zur Einsicht von der
Ikone Erde – Blaue Kugel im schwarzen All: Beim letzten bemannten Flug zum Mond, 1972, entstand ein Foto der voll erleuchteten Erdkugel, aufgenommen aus ca. 37.000 km Entfernung. Was hat dieses Bild mit unserem Selbstverständnis als Menschen gemacht? Von Ulrich Grober / WDR 2002. Ein exzellentes Kulturfeature bei WDR3, das eindrücklich nachzeichnet, was dieses Foto für Kreise gezogen hat, welche Bedeutung es für die Deutung vom Raumschiff Erde erlangt hat und wie sich diese Deutung im Laufe der Zeit mehrfach verändert hat. Gemacht wurde das Bild auf dem Rückflug von Apollo 17 (07.-19.12.1972),
der elften und bis heute letzten bemannten Mission zum Mond. Im Rahmen des Apollo-Programms gelang die sechste und bis heute letzte Landung auf unserem Trabanten, wo mit drei Tagen eine Rekordzeit verbracht wurde. Seither ist Mensch nicht einmal mehr über eine erdnahe Umlaufbahn hinausgekommen… Das Geschichte machende Bild,
Blue Marble, die Blaue Murmel
hat ökologische Bewegungen wie ein Fixstern den Weg gewiesen und steht seither symbolisch für den Erhalt und die Bewahrung der Erde!

Blue Marble, aufgenommen von Apollo 17am 07.12.1972; Wikipedia entnommen

Interessant ist, dass „erst“ 1972 dieses Bild von der Welt weltbewegend um die Welt ging. Denn es hatte bereits eines zuvor gegeben, das nicht minder beeindruckend hätte sein können, als allererstes seiner Art eigentlich auch schon hätte müssen: Der Moment, als die Erde am Horizont auftauchte – Earthrise auf der Apollo 8. Ein halbes Jahr vor Apollo 11, DER Mondmission von 1969 als kleiner Schritt für einen Menschen, der sich als größter für die Menschheit erweisen sollte, war
Apollo 8
als erster bemannter Flug gen Mond aufgebrochen. Zum ersten Mal wagten sich Menschen mehr als 1500 km über die Erde hinaus, was sogleich in zehn Mondumrundungen gipfelte, die exakt 20h 10m 13s andauerten. Die Mission fand vom 21. bis 27. Dezember 1968 statt, also ziemlich genau vier Jahre vor Apollo 17 als „letzte ihrer Art“.

Heiligabend 1968 knipsen die Astronauten ein Foto, das die Welt verändern sollte: Im Vordergrund der kahle graue Mond, im Hintergrund die aufgehende blauweiße Erde – die erste Weltraumperspektive auf unseren Planet

SWR2 Archivradio

Auch dieses Bild trägt einen eigenen Namen – Earthrise
Apollo-8-Aufnahme und zugleich erste Schwarz-Weiß-Fotografie der „aufgehenden“ Erde aus der Mondumlaufbahn, aufgenommen von Bill Anders; Wikipedia entnommen

Damit war man exakt 103 Jahre später endlich zum Erdbegleiter aufgebrochen, wohin da längst die Menschen gereist waren. Und zwar in Jules Vernes Roman Von der Erde zum Mond von 1865, wenngleich die
Reise um den Mond von 1870 sich um fünf Jahre verspätete. Das hat Apollo 8 in einem Rutsch vollbracht. Diese Science Fiction reist der Wirklichkeit doch immer voraus, weist ihr den Weg nur allzu oft, eröffnet Horizonte des Denkmöglichen, das Mensch dann nur zu gerne auch ermöglicht.

AD ASTRA TERRANER

[1]

  • Wenn sich das mal nicht als
    schmutzige Weiten erweist, in die wir da aufbrechen und den astralen Müll wie volle Windeln in der Wiege der Menschheit zurücklassen…
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