Hörspiel Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Hallo Mitwelt!

Nach längerer diesbezüglicher Pause, nachdem wir auf der SRS Impala das Sonnensystem lehrreich und gelehrig durchreist haben, kehren wir wiedermal zu einem Kinderhörspiel zurück. Man muss schließlich auf dem Laufenden sein und bleiben! Und diesmal wird ein Klassiker par excellence vertont bzw. ist es schon vor dreizehn Jahren: JIM KNOPF UND LUKAS DER LOKOMOTIVFÜHRER!

Hörspiel meiner Kindheit, das ich im Falle dieser Geschichte auch sehr lange ausschließlich gehört hatte, ohne die Vorlage des Kinderbuches ergänzend zu lesen. So erging es aber allen Michael Ende-Geschichten – die Hörspiele waren für mich prägend. Was mich allerdings irritiert: laut Wiki gibt es zwar eine ganze Reihe bis heute anhaltender medialer Interpretationen des Kinderbuchstoffes, aber zwischen all den Verfilmungen in schwarzweiß, Farbe, als Zeichentrick- oder Realfilm, Aufführungen im Theater, als Musical oder gar Oper usw. usf. – Hörspiele werden nicht erwähnt O_o Wie kann das sein? Denn das, was ich folgend linke, ist von 2009. Und das, was ich einst hörte, muss … alt sein….

Die sechs Folgen

  • Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer (1/6): Aufbruch: „Jim Knopf wächst auf der winzigen Insel Lummerland auf. Doch weil die Insel zu klein wird für fünf Einwohner und eine Lokomotive, brechen Jim und sein Freund Lukas mit Lokomotive Emma auf ins Unbekannte.“
  • Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer (2/6): In Mandala
    : „Nach einer aufregenden Fahrt über das Meer erreichen Lukas und Jim Knopf Mandala. Bei dem Versuch, zum Kaiser zu gelangen, geraten sie in die Gewalt der Bonzen, die diese Begegnung mit allen Mitteln verhindern wollen.“
  • Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer (3/6): In der Wüste
    : „Lukas und Jim Knopf erfahren, dass Li Si, die Tochter des Kaisers von Mandala, in der Drachenstadt gefangen gehalten wird. Unerschrocken machen sie sich auf den Weg, die Prinzessin zu befreien.“
  • Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer (4/6): Die Drachenstadt: „Die Freunde haben sich in der Wüste von Fata Morganas in die Irre leiten lassen. Entmutigt stellen sie fest, dass sie die ganze Zeit im Kreis gefahren sind. Schon segeln die Geier über ihnen und plötzlich sehen sie am Horizont einen wirklich riesenhaften Riesen.“
  • Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer (5/6): Kummerland
    : „Mit Hilfe des freundlichen Scheinriesen Herrn Tur Tur haben die Freunde aus der Wüste herausgefunden. Und Nepomuk, der Halbdrache aus dem Land der Tausend Vulkane, bringt die beiden bis zum Eingang der Drachenstadt. Jetzt wird es erst richtig gefährlich.“
  • Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer (6/6): Neu-Lummerland
    : „Der böse Drache, Frau Mahlzahn, ist besiegt, Prinzessin Li Si und andere Kinder sind aus ihrer Gewalt befreit. Den gefesselten Drachen im Schlepptau gelangen sie alle zusammen über den gelben Fluss zurück nach Mandala. Doch wie soll es nun weitergehen, für Jim Knopf und seinen Freund Lukas?“

Die Schaffenden

Das Hörspiel ist ab 6 Jahren anempfohlen, was vermutlich auch gut passt. Es ist definitiv eine kinderfreundliche Dramatisierung und vor allem Sprechweise. Selbst die garstigsten der Figuren – die Bonzen bzw. der eine Oberbonze sowie die Drachen wie vor allem keifend zischende Frau Mahlzahn – klingen – in gealterten Ohren – nie böse. Das schlicht auch, weil die Leute – selbst die Alten – ziemlich jung und dynamisch tönen. Welches alte Hörspiel ich da auch immer prägend im Kopf habe, mir war insbesondere Lukas ziemlich alt vorgekommen. Kann freilich sein, dass für mich lütten Steppkes alle Stimmen jenseits des Erwachsenseins wie greis geklungen haben :-P;-) Dieser Lukas ist hingegen noch reichlich jung und hat eine glatte Stimme, obwohl er raucht wie ein Schlot und sich ständig bis zur Unkenntlichkeit einrußt. Eigentlich ein Kandidat für eine Staublunge – nicht aber in Lummerland, wo dank guter Meerluft noch jede Lunge freigepustet wurde:-)

Weitere Angaben:

  • Von Michael Ende
  • Bearbeitung: Ulla Illerhaus
  • Komposition: Mike Herting
  • Technische Realisation: Günther Kasper
  • Regie: Petra Feldhoff
  • Dramaturgie: Ulla Illerhaus
  • Produktion: WDR 2009/6 Teile/40 bis 45 Minuten je Teil
  • Sprecher*innen: Ulrich Noethen (Erzähler), Dante Selke (Jim Knopf) Jörg Schüttauf (Lukas der Lokomotivführer) u.v.a., diese großteils im Abspann zu Folge 6 genannt werden!

Hier zur Übersicht zu allen Folgen, die sicher und definitiv bis zum 22.08.2022 abrufbar sind, wie es unter jeder Einzelfolge heißt; eventuell sogar bis zum 22.08.2023, wie es bei der Übersicht lautet. Der Einfachheit halber einfach sofort hinklicken und sichern! Es lohnt sich unbedingt

Wenige Beobachtungen

Wie jung mir der neue Lukas vorkommt, gab ich zu Protokoll. Dafür, das Jim Knopf die Hauptperson sein soll, deshalb ja auch als erste genannt wird, finde ich Lukas aber erwachsen dominant. Der kleine Jim – „alter Knabe“ von Lukas genannt – ist von ganz wenigen Ausnahmen in meinen Ohren arg reaktiv, folgt den – guten – Vorschlägen von Lukas, die dieser nicht zu wenige hat. Lukas kennt sich aus, hat das Gros der Ideen, wie man Probleme lösen kann und sollte; zeigt sich gegenüber den Scheinriesen Tur Tur als mutig und von gutem Herzen, nur deshalb sie nicht vor dem gebirgshohen Ungeheuer weglaufen. Lukas macht, sagt an, schlägt vor, initiiert.

Natürlich hat Jim seine Auftritte und ist mehrfach unabdingbar fürs Gelingen. So kann bspw. nur er in den Wassertank der guten alten Emma abtauchen, um eine Schraube zu lösen. Auch wenn Lukas selber nicht allzu groß ist, wäre er für diese Aktion nicht geeignet gewesen und ohne Jim wäre er zu dem Zeitpunkt ‚gestrandet‘.

Spontan am Eindrucksvollsten für mich war Herr Tur Tur, Scheinriese von Geburt an, dadurch ewig im Social Distancing. Niemand will sich ihm nähern, so gewaltig riesig er aus der Ferne erscheint, dass sich niemand je rangetraut hat. Nach dem Motto: wer schon aus der Ferne so schrecklich ausschaut, kann ja nur zu meiden sein. Dabei verhält es sich ganz anders, andersherum nämlich. Und das steht für mich eindrücklich dafür, wie Menschen und ganze Bevölkerungen aus der Ferne gestempelt werden, negativ nämlich, da es von fern so riesig schrecklich erscheint. Doch wer sich dennoch nähern würde, wer dennoch den Kontakt wagt, erfährt, dass alle bloß Menschen und letztlich gleichgroß sind. Entweder idealisiert man aus der Ferne hemmungslos, weil man die kleinen Makel des Alltags nicht mitbekommt und daher alles nur zu schön wirkt. Oder man verteufelt in gleichem Maße, weil man die eine Sache, deren man gewahr wird, für sich als negativ erkennt und hiervon teufelhörnig aufs Ganze – die Menschen oder Ethnien – schließt. Da steckt sehr, sehr viel drin!

Sehr viel, das ich jetzt nicht weiter ausdeute, das Wort hierfür vielmehr an die beiden vom Spoiler Alert übergebe, die in Folge 35 eine literarische Tiefenanalyse wagten: „In der 35. Folge bespreche ich mit Daniel die Jim-Knopf-Bücher von Michael Ende, die mehr darstellen als ein modernes Märchen. Gewissermaßen ein „modernes“ modernes Märchen. In der Besprechung stellt es sich dann obendrein als ein adurch und durch politisches Buch heraus. Aber hört selbst! Viel Spaß!“ Meine Worte: Hören, (nostalgisch) genießen!

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