Hallo Mitwelt!
Heute erneut ein Medientipp, den ihr alle auch schon bezahlt habt für das meines Erachtens beste Abo, für das man zahlen kann: GEZ für die Öffentlich-Rechtlichen. Bisweilen erbost sich eine versammelte Trollheit zwar ingrimmig, wittert Inhaltslosigkeit und staatsgelenkte Desinformation, um sich dann wahrscheinlich werbeüberschütteten Konsumsendern zuzuwenden. Das Fass will ich hier und jetzt gar nicht weiter öffnen – das Rinnsal genügt manchen vermutlich auch schon. Wer freilich die luftigen Talkshows und ähnliche Formate als Teil von ARD, ZDF und Dritten mit dem Ganzen verwechselt, ist offenkundig einer Täuschung erlegen. Aber Reality TV-Formate (Joan Bleicher in der WDR5-Redezeit, abrufbar bis 27.05.2023) lohnen sich da ganz sicher total viel mehr, ganz bestimmt. Absolut bereichernd und gar keine Lebenszeitverschwendung.
Ich wüsste gar nicht, wie ich geendet wäre, hätte ich nicht hier nicht aufzählbar viele und vielfältigste Formate der ÖR vor allem zum Anhören stets an meiner Seite gehabt. Allein meine Feed-Liste von WDR5, WDR2, WDR3, SWR2 und dem Deutschlandfunk (Kultur sowie Nova) ist … lang. Komme da schon kaum beim Hören hinterher … Konsequenterweise erschloss ich mir vor nicht allzu langer Zeit daher auch wieder das TV, das jedoch nicht linear, sondern in der Mediathek. Lang plus mehr =? JA ABER, da gibbets das Zeug doch auch bloß i.a.R. für 7 Tage und entschwindet dann doch auch ins Nirvana. Diese und jene Sendung, ja. Aber wenn man wiederum auf Mediathekviewweb.de zurückgreift, kann man mittels Suchbegriff z.T. noch mehrjährige Schätze aus dem letzten Jahrzehnt aufstöbern. Weiß nicht, wie und wonach da bisweilen bis zu 6 Jahre eine Doku abrufbar bleiben kann und darf, manche tatsächlich hingegen gerade einmal 7 Tage drin sind. ÖR-Magie, die wahrlich suspekt ist.
Eigentlich läuft es dieses Mal ganz harmlos auf einen Doku-Tipp hinaus, ausgestrahlt bei ZDFinfo, allein dieser Sender die GEZ wert ist. Außer man hasst natürlich Dokus, dann wüsste man damit nichts anzufangen. So taucht mit mir ein ins faszinierende Schwarze Land!
ZDFinfo-Doku-Reihe „Ägypten: Welt der Pharaonen“
- Ägypten – Welt der Pharaonen: Lebensader Nil: „Der Nil – die Lebensader Ägyptens. Er verwandelt trockene Böden in fruchtbares Ackerland. Aus seinem Schlamm entstehen Häuser und Siedlungen. Ohne ihn wäre Ägypten wohl nichts als Wüste.“
- Ägypten – Welt der Pharaonen: Götter & Könige: „Götter und Könige beherrschen das alte Ägypten. Sie sind allgegenwärtig, führen das Land zu ungeahnter Größe und in tiefe Krisen – und hinterlassen ein Erbe, das bis in unsere Zeit reicht.“
- Ägypten – Welt der Pharaonen: Metropolen : „In Ägypten entstehen einige der ältesten und größten Städte der Menschheit. Eine urbane Revolution – lange übersehen, denn die meisten Siedlungsspuren sind heute nahezu verschwunden.“
- Ägypten – Welt der Pharaonen: Totenkult
: „Der Totenkult ist von enormer Bedeutung für die alten Ägypter. Die Vorstellung von einem Leben nach dem Tod inspiriert sie zu herausragenden Leistungen. Und gibt noch heute Einblick in ihre Welt.“ - Ägypten – Welt der Pharaonen: Pyramiden
: „Pyramiden sind die Ikonen des alten Ägypten. Mit ihren riesigen Gräbern haben Ägypter Monumente für die Ewigkeit geschaffen – und sind dadurch am Ende tatsächlich unsterblich geworden.“ - Ägypten – Welt der Pharaonen: Frauen & Macht: „Kleopatra, Nofretete und Hatschepsut – die Geschichte des alten Ägypten ist auch eine Geschichte der Frauen. Bereits vor 4500 Jahren regiert die erste Frau alleine über das Reich am Nil.“
- Ägypten – Welt der Pharaonen: Kriege
: „In seiner langen Geschichte führt Ägypten viele Kriege. Teils, um neue Länder zu erobern, teils, um Angriffe von außen abzuwehren. Oberster Kriegsherr und Garant für den Sieg ist der Pharao.“
Alles nicht nur im Stream, sondern auch als MP4-Download via mediathekviewweb.de! Anempfehle der Datensparsamkeit wegen das niedrige Format auszuwählen, auch das je Folge rund 200MB ausmacht, dafür auch für zukünftiges Nochmalschauen abgespeichert werden kann.
Besonderer Tipp
Jede Folge ist 44m lang, womit diese Sendereihe sich noch am linearen TV orientiert. Kann daran aber nichts Negatives finden, jeder Beitrag nutzt die Zeit sehr gut aus und ist randvoll mit Geschichte angefüllt. Die Reihenfolge bleibt allen selbst überlassen, ich empfehle aber schon die oben gelinkte. Vor allem aber kann ich nur anraten, mit der „Lebensader Nil“ zu beginnen. Faszinierend!
Kemet, wie Ägypten im Altägyptischen geheißen hat, bedeutet so viel wie „Schwarzes Land“. Schwarz ist das Land geworden, wenn sich der aus dem vulkanischen Äthiopien kommende Nilschlamm während der Nilschwemme im Niltal und Nildelta ablagerte. Die Vergangenheitsform hier bewusst gewählt, denn im Ägypten des 19. Jahrhunderts ist er im Ausmaß und seiner Bedeutung zurückgedrängt worden, als man auf ganzjährige Landwirtschaft – nach Vorbild der kolonial nach Afrika drängenden Imperien – umstellte. Das Alte Ägypten war eine sog. hydraulische Gesellschaft, deren Wohl und Weh vom Wasser des Nils abhing, die quasi flussabhängig war – mit allen jahreszeitlichen Vor- und Nachteilen inklusive Überflutungen über gewohnte Flutungsareale hinaus. Heutzutage und hierzulande trifft das noch am ehesten auf die Niederlande zu, die schon seit dem 12. Jahrhundert durch Wasserbehörden Zu- und Abfluss vom Rhein sowie Anbrandung der Nordsee reguliert haben. Ein Viertel des Landes liegt unter dem Meeresspiegel und ist in Zeiten klimakriselnder Pegel zunehmend existenzbedroht.
Aber zurück nach Kemet: die Folge „Lebensader Nil“ holt zunächst überraschend zeiträumlich weit aus und statt des Nilwassers geht es ins „Meer ohne Wasser“, in die Sahara. Die heutige Sahara wird tagsüber bis zu 60°C glutheiß und je nach genauer Region hat es dort auch schon mehrere Jahre kein einziges Mal geregnet. Wir assoziieren wohl kaum lebenserschwertere Bedingungen mit einer Gegend. Und doch war einst alles anders: als die Eiszeit endete, die Gletschermassen sich zurückzogen, es im Zuge dieser Massenveränderungen zu einer Abänderung der Erdachse kam, gelangte regenreicher Monsun bis in die Sahara. Diese war von vor etwa 12.000 bis etwa 5.000 vor unserer Zeit daher gar keine Wüste, sondern vielmehr eine begrünte Savanne, vielfach baumbestanden und belebt. Doch im Zuge eines Klimawandels änderten sich auch diese Umstände und die Gegend verwüstete und wurde sukzessive zu dem, was wir unter Sahara kennen.
Klimaflüchtlinge begründen Kemet
Die Nomaden der grünen Sahara zogen sich nach und nach in verbleibende Oasen zurück und mussten schließlich auch aus diesen fliehen, als sie gnadenlos versandeten. Ihr Weg führte sie ins Paradies: an einen prächtig nassfeuchten, sprudelnden Fluss voller Wasser. Das Wasser ist nass, nass ist das Wasser. in Unterägypten, dem südlichen Bereich, ließen sich die Flüchtlinge nieder und begründeten das, was viel später als prädynastische Zeit bezeichnet werden sollte, dem Präludium zum dynastischen Ägypten von Pharao um Pharao in einer kühlen Gesellschaft. „Die kalten Gesellschaften verändern sich in sehr langen Zeiträumen und passen entsprechend laufend den Inhalt ihres kulturellen Gedächtnisses an. Allerdings merken sie das nicht, solange keine schnellen und gravierenden Veränderungen durch äußere Einflüsse auftreten. Weil sie ihr Wissen für ewig gültig halten und geschichtliche Inhalte in zeitlose Mythen umwandeln, fehlt ihnen die Möglichkeit des Vergleichs zwischen vorher und nachher.“ (zit. n. Wiki)
Ich finde den Gedanken äußerst eindrücklich und faszinierend, dass die ersten Ankömmlinge in Kemet, die am lebensquellenden Nil ansässig wurden und einer Jahrtausende überdauernde Hochkultur den fruchtbaren Schwarzboden bereiteten, keine vom Himmel hinabgestiegenen Götter, keine Übermenschen sonst irgendeiner Art waren, sondern zutiefst entwurzelte Klimaflüchtlinge, die zwangsweise und notgedrungen ihre verwüstete Heimat verlassen und zu neuen Gestaden aufbrechen mussten! Auch sie wurden zu „Ansässigen Fremden“ in einem „planetaren Exil“, in das wir alle jederzeit hineingeraten können! Die Sahara-Nomaden hatten keine Wahl und nutzten diese, um ein zivilisatorisches Zentrum par excellence zu begründen, deren kulturelle Hervorbringungen bis heute fesseln. Und die Doku-Reihe fängt diese spannenden Aspekte vortrefflich ein, lässt Expert*innen aus Ägyptologie und Archäologie kenntnisreich beitragen und bereitet die altägyptische Geschichte anregend auf. So begreift man diesen Teil der Weltgeschichte der Flüsse, die die Menschheit so tiefgreifend und nachhaltig beeinflussten.