Atlan-tis reloaded

Hallo Mitwelt!

Ein mieser Wortwitz, der aber immerhin den Pleonasmus von Atlan als Serienfigur par excellence und Atlantis als seriell erzählten Kontinent einschließt. Mehr ist nicht drin (bei der Hitze). Zweierlei als Vorverweis daher heute auch nur flugs darzubieten…

60 Jahre Atlan

Tröpfelnder als ein verrinnendes Rinnsal hat es die nächstneuen Infos zweieinhalb Wochen vor dem Erscheinen des Sonderbandes „60 Jahre Atlan“ am 02.09.2022 gegeben. Häppchenweise wie bei breiköstlich gewordenen Kleinkindern bekommen wir gefüttert, was die Publikation enthält. Im Groben längst klar und für erfahrene Lesefüchse des vorjährigen Sonderbandes zu 60 Jahren Perry Rhodan ohnehin voraussehbar, nun aber präzise prophezeit:

  • „Veröffentlicht wird unter anderem der erste Roman, in dem Atlan auftaucht. Diese Geschichte erschien erstmals 1962 mit dem Titel »Der Einsame der Zeit«. Dazu kommt das Exposé dieses Romans, das bisher unter Verschluss gehalten wurde und deutlich zeigt, wie sehr sich der damalige Chefautor K. H. Scheer von seiner eigenen Ideenflut leiten ließ.“
  • „Wim Vandemaan, einer der zwei Exposéautoren der PERRY RHODAN-Serie, blickt in »Geschichtsversager, Hofnarr, Wikinger ‒ heute vor 60 Jahren: Atlan taucht auf« auf die Anfänge der beliebten Figur zurück.“
  • „Der Atlan- und Arkon-Experte Rüdiger Schäfer, der seit Jahren als einer von zwei Autoren die Serie PERRY RHODAN NEO steuert, schrieb »Kulturrevolution – Über die Entwicklung des arkonidischen Kollektivs in der PERRY RHODAN-Serie«.“
  • „Und Rainer Nagel, der für die PERRY RHODAN-Silberbände und deren Bearbeitung verantwortlich zeichnet, zeigt in seinem Beitrag »Die vielen Gesichter von Atlan«.“
  • Den bebilderten Innenteil hat die verantwortliche Redakteurin Sabine Kropp zusammengestellt. „Die Figur des Arkoniden wird dabei unterschiedlich präsentiert und gewinnt dadurch weiter an Ausstrahlung.“

Das als rezitierte Information als mutmaßlich letzter Stand vor Erscheinen. Noch genauer und man könnte ja gleich das Heft kaufen;-) Ach ja, das soll man schließlich auch – hm. Geschickt. In jedem Fall ist das Who is Who bekannter – und noch lebender – Atlan-Größen versammelt. Rainer Castor, lebte er noch, oder Hans Kneifel, lebte er noch, wären freilich die ultimativen Atlanisten und Atlaneure, die dem Beuteterraner vielleicht noch mehr Facetten angedichtet haben, als es Erfinder und erster Niederschreiber K. H. Scheer ersonnen hat. Dass Serienheftroman-Exposés für eine noch so interessierte Öffentlichkeit ein rares Gut sind, ist bekannt und schrieb ich bereits. Dass dieses eine Expo hingegen „unter Verschluss“ gehalten wurde, behüteter war als die Menschheit durch Atlan, das wusste ich nicht. Niemand hat es je gesehen, wer nicht festangestellt war / ist, also „hinter den Materiequellen“ Dienst getan hat? Faszinierend, was wir dann erlesen dürfen!

Atlantis, Akt 2

Während meine Nachbetrachtungen der ATLANTIS-Miniserie immer noch nach dem Goldenen Schnitt exakt nach der Hälfte ruhen, strebt die Miniserie davon unbeeindruckt ihrem Finale entgegen. Noch diese Woche erscheint Heft 12, was diese Erzählung abschließt.

Größtenteils abschließt!

Expokrat konzeptionale höchst selbst führt die Fäden zusammen und verknotet sie zu einem Khipu: „Nekrolog“ ist der Titel des zwölften und letzten Bandes aus der Feder von Ben Calvin Hary. Doch wird hier alles aufgelöst, erklärt, beendet, was zuvor dramaturgisch geschickt aufgebaut worden war? Mitnichten! Es komme zum „Abschied von einem kosmischen Phänomen“, wie es orakelhaft heißt, was jedoch Fragen nach der Antwort 42 aufwirft. Antworten rauszuhauen scheint leichter zu gehen, als die darunterliegenden, fundamentalen Fragen auch wirklich zu beantworten, weshalb sie sich nur umso perpetomobiler stets aufs Neue stellen.

Und dieser Zustand, dass es auserzählt sein könnte, ist bekanntlich unerträglich. ATLANTIS war ohnehin schon ein Hang zum Cliffhangern nachgesagt worden, weshalb es die Serie zu ihrem Wesenskern macht, auch genauso zu enden – mit einem Cliffhanger insoweit, als dass es ATLANTIS 2 geben wird müssen, um lose gebliebene Fäden mit dem Können von Haarteppichknüpfern wieder aufzugreifen. Ja, es geht weiter und zwar ab dem März 2023, wenn inhaltlich direkt anschließend Heft 13 bis 24 dieses Themenkomplexes geschrieben worden sein wird.

Das Konzept stammt wieder von Ben Calvin Hary, sie wird erneut zwölf Romane umfassen, und sie spielt – wie der Name schon andeutet – mit dem Mythos Atlantis. Zu viele Details können wir an dieser Stelle nicht verraten.

So heißt es andeutungsweise, weshalb prompt folgende Orakelsprüche sieben Monate vor dem nächsten Minizyklus in die Welt entlassen werden:

Hier aber gibt es einige erste Hinweise: Bei seiner unfreiwilligen Zeitreise in die Vergangenheit der Erde hat Perry Rhodan den Kontinent Atlantis und seine Bewohner vor einer Katastrophe bewahrt. Doch eine solche Reise durch die Zeit hat ihre Tücken: Der Raumfahrer muss sich – obwohl er auf der Erde ist – buchstäblich mit einer anderen Welt auseinandersetzen. Und er erkennt: Er muss erneut Atlantis und damit seinen Heimatplaneten retten …

„…muss erneut retten“? Täglich grüßt das Atlantistier? In der Zeitschleife ewigen Retten verlorengegangen? Aber „der Retter des Universums“ ist doch eigentlich unser aller Gucky! Wie kann sich da Perry anmaßen, jetzt den großen Retter zu spielen und das zum wiederholten male? Das sagt (mir) noch gar nichts, ist dadurch sogleixh sagenhaft andeutungsschwanger, dass wir auf eine gelingende Geburt hoffen wie bei Caysey. Assoziation: Kopfgeburt wie Athene, die dem alten Zausel Zeus (=Zeusel) aus dem Kopfe entstieg?

Seitdem die PERRY RHODAN-Miniserien 2014 mit „STARDUST“ – Schreibfuchs Uwe Anton hierfür verantwortlich – existent wurden, ist das erst der zweite Fall, dass narrativ direkt fortgesetzt wird. Fall 1 ist als „SOL“ sowie „SOL 2“ aktenkundig geworden, hatte den Mythos SOL – das legendäre Generationenraumschiff – zum Thema. Kai Hirdt der Ersinnen des Zweiakters, der den Staffelstab an BCH weitergegeben hat. Interessant, spannend – Vorfreude!

D.h. aber auch, dass es zur Gewohnheit geworden ist oder jetzt endgültig wird, selbst Miniserien ‚auszudehnen‘, nicht bloß zwölfbändig mini bleiben zu lassen. So etwas kann man wohl nur bei Perry Rhodan machen und wagen, wo man gewohnt ist, über 100 Hefte und 23 Monate hinweg zu erzählen, Handlungsbögen aufzuspannen. Anderswo wäre man heilfroh, machte drei Kreuze oder sonstige Handzeichen des Glücks, wenn man es auch nur bis zum zwölften Heft geschafft hätte. Und hier ist, so scheint es, inzwischen selbst ein Zwölfteiler der Kürze zu viel und bedarf einer verdoppelnden Fortsetzung. Kurz kann man in Rastatt hinter den materiequellen anscheinend nicht. Skriptorale Langzeitpläne die Norm und 12+12 =24 der neue Modus scribendi. ‚Hinter‘ den fortlaufenden Zyklus (wie gesagt, zumeist 100 Hefte umfassend) sammelt sich aber auch partout narratives Sediment an, das als erzählerischer Abrieb links und rechts vom Erzählpfad ab- und anfällt. Dass sich das doch immer wieder lohnt aufzugreifen, im – vergleichsweise! – Kleinen doch näher zu beleuchten, scheinen die ausgreifenden Miniserien zunehmend zu bezeugen.

Alternativ könnte man freilich auch mehr Handlungsschauplätze in die Haupthandlung der Erstauflage einlagern, mehr Fäden aufeinander zustreben lassen, um sie im Zyklusfinale zu verknoten. Doch das machte es hier gewiss unüberschaubar, für alle Beteiligten – Schreibende wie Lesende – stetig anspruchsvoller, sich in Ort und Zeit irgendwie aufeinander bezüglicher Handlungsstränge zu orientieren. Da hat es im Eifer manch Gefechts einstmals bereits den einen oder anderen lapsus gegeben. So verdoppelte sich bspw. mal eine Handlungsfigur, weil sie plötzlich doch an Ort 2 war, obwohl sie doch bei Ort 1 hätte sein und bleiben sollen. Und derlei in dieser Art. Narrativ auszulagern in Miniserien, selbst wenn sie so langsam größer werden, ist dann schon eine strategisch sinnvolle Maßnahme. Wer will, kann dorthin nebenpfadigen Geschichten folgen und mit ihnen das perryversale Bild vervollständigen – muss aber nicht! Ich bleibe interessiert, das zu verfolgen, wie es sich fortentwickelt.

PS (EDIT): Einen Einwand gibt es in diesem Fall doch vorzutragen, den ich bzgl. ATLANTIS schon mehrfach diskutiert habe – verzeitschleifte Paradoxien. Jeder weitere ATLANTIS-Roman, der in dieser Zeit gut 8.000 v. Chr. spielt, ist ein nächster Matchball gegen die bestehende, perryserielle erzählte Zeitlinie. Alles was jetzt vergangenheitlich „neu“ (für uns also: erstmals) passiert, kann gleich einem Meteoriten auf die Erde mit dem bisherigen Fels(brocken) der Serie kollidieren. Bzw. man macht es sich nicht gerade einfach(er), in dieser Zeit beharrlich zu bleiben und stetig mehr ebendann passieren zu lassen. Egal wie gut man sich jetzt – mit Band 12 der Miniserie noch diese Woche – vorerst hier herauswindet, der temporale Treibsand droht bei jedem Schriftschritt. Anders als bei SOL (I & II) hat man sich mit ATLANTIS in prinzipiell „gemachte Zeit“ begeben, die eben nicht zukunftsoffen ist, sich wie eine Tabula rasa auftut, sondern längst eingerahmt wurde – vor Jahrzehnten. Wie gut das bisher geklappt hat, sei mit den bis dato veröffentlichten sechs Blicken auf die erste Zyklushälfte dokumentiert. Dennoch ein stetes Wagnis stets aufs Neue!

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