Signale aus der Mondnacht

Hallo Mitwelt!

Ich hatte es schon einmal als Empfehlung im Blog, inmitten der fortgesetzten Lemiade: das Hörspiel meiner Kindheit und ziemlich sicher der „erste Lem“, der mir je zu Ohren kam – „Die Mondnacht“.

Ohne mir bekannten Anlass, Lems 101. Geburtstag ist noch gut drei Wochen hin, ist das Hörspiel nun erneut online gegangen. Im SWR2-Hörspiel-Feed gesichtet, führt der link auf eine Seite des NDR: „Die Mondnacht“ – abrufbar bis zum 29.08.2023!

Aus dem Reservetank einer Mondstation entweicht Sauerstoff. Der Rest kann bis zum Eintreffen der nächsten Versorgungsrakete nur einen von zwei Wissenschaftlern versorgen. Im Überlebenskampf versucht jeder der beiden, den anderen umzubringen. Ihr eigentlicher Gegner aber ist die Technik: Ein Tonbandgerät zeichnet alle Geräusche in der Forschungsstation auf. Nun versucht jeder, das Band zu täuschen.

Übersetzung aus dem Polnischen: Klaus Staemmler. Mit: Bodo Primus (Dr. Blopp), Horst Michael Neutze (Dr. Mills), Reinhard Glemnitz (Stimme aus Houston), Manfred Schott (Speaker), Gisela Hoeter (Monder, der Stations-Computer).

Regie: Dieter Hasselblatt. Produktion: BR/NDR/SDDR/SFB 1976. Redaktion: Michael Becker.

Bei meiner Kondolenz Herbert W. Franke zu Ehren hatte ich auf zwei zu diesem Anlass wiedergesendete Hörspiele verwiesen – so u.a. auf „Signale aus dem Dunkelfeld“. Dort hatte ich meine sprunghaften Assoziationen bereits festgehalten, dass mich „Signale aus dem Dunkelfeld“ vom Setting – Mond, Mondstation (Kammerspiel) – und Personal – 2 bis 3 LunanautInnen – sehr an Lems „Die Mondnacht“ erinnert hat. Daher sei jetzt quasi per Direktlink beides nebeneinandergestellt und zum Hören anempfohlen.

HWF „baut“ um die auf dem Mond spielende Kernhandlung zwei Rahmen herum. Rahmen 2 / der innere Rahmen lässt Fachmänner der beteiligten Institutionen (analoge!?) Bänder abhören, die man von den Ereignissen in der mondrückseitigen Station hat bergen können. Damit entspricht diese Interpretationsebene genau dem, was wir als Hörende von Lems „Die Mondnacht“ für uns selber leisten, nämlich das Gehörte – und nichts anderes als nur das Gehörte! – zu interpretieren, auszulegen, mühsam zu verstehen. In „Die Mondnacht“ intrigieren die beiden betroffenen Astronauten gegeneinander, just indem sie sich des laufenden (analogen!?) Aufnahmegeräts bewusst sind und alleinig anhand ihrer Stimme eine spätere Zuhörerschaft von sich zu überzeugen suchen, nämlich unschuldig zu sein, nicht verantwortlich für die sich aufschaukelnden Geschehnisse. Darüber grübeln wir sodann, ob und wer Recht haben könnte, so wenig es für den einen oder den anderen schlussendlich gut endet. Bei „Signale aus dem Dunkelfeld“ hören wir den Interpretatoren der Aufnahmen beim Interpretieren zu, womit wir deren Auslegungen mit unseren Eindrücken vergleichen können. Letztlich gibt es dann noch den Rahmen 1 / den äußeren Rahmen bei „Signale aus dem Dunkelfeld“, wo eine hörbar aufgebrachte, wissbegierige Journaille zu erfahren verlangt, was passiert sei. Die um Glättung der Wogen bemühte Presseabteilung wiederum selektiert aus der Kernhandlung und aus Rahmen 2 das für sie Weitergebenswerte, um das erlittene Desaster im doch noch lichten Licht dastehen zu lassen. Auch hierüber können wir unsererseits sinnieren, ob das Presseteam nicht ein infogarstiger Haufen ist, der bloß beschönigt und auslässt, wie es passt; oder ob die Journalisten überhaupt kompetent ihren Aufgaben nachkommen und die richtigen Fragen stellen.

So gehört, ist „Signale aus dem Dunkelfeld“ die Special Extended Edition zu „Die Mondnacht“, wo die eigentliche Handlung doppelt eingebettet wird und so vielschichtige Tiefe bekommt, die bei „Die Mondnacht“ noch gänzlich ausgespart blieb. Davon ab freilich, dass die Kernhandlung zwar manch Ähnlichkeit aufweist, dennoch ganz andere Pfade beschreitet. So verkompliziert „Signale aus dem Dunkelfeld“ aufgrund auch nur einer – auch noch weiblichen – Person die Involvierten und macht aus einer Zweier- eine Dreieckskonstellation, in die hinein nicht Monder penetrant quatscht, sondern rein stimmliche Aliens (oder was auch immer) suggestiv Kontakt aufnehmen (oder was auch immer). Während die Mondnacht-Männer zunehmend toxisch werden, ergeben sich zwischen den beiden Männern und der Frau „menschliche, allzu menschliche“ Abgründe, wo es eben auch um sexuelle Selektion geht … 😉 Ob Mond oder Mond – es läuft stets anders:-)

Das also als Einwurf, als Hörauftrag im Rahmen auch deines Hörspielabos, das du längst abgeschlossen hast. Und das sich daher abzuhören lohnt!

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Atlan-tis reloaded

Hallo Mitwelt!

Ein mieser Wortwitz, der aber immerhin den Pleonasmus von Atlan als Serienfigur par excellence und Atlantis als seriell erzählten Kontinent einschließt. Mehr ist nicht drin (bei der Hitze). Zweierlei als Vorverweis daher heute auch nur flugs darzubieten…

60 Jahre Atlan

Tröpfelnder als ein verrinnendes Rinnsal hat es die nächstneuen Infos zweieinhalb Wochen vor dem Erscheinen des Sonderbandes „60 Jahre Atlan“ am 02.09.2022 gegeben. Häppchenweise wie bei breiköstlich gewordenen Kleinkindern bekommen wir gefüttert, was die Publikation enthält. Im Groben längst klar und für erfahrene Lesefüchse des vorjährigen Sonderbandes zu 60 Jahren Perry Rhodan ohnehin voraussehbar, nun aber präzise prophezeit:

  • „Veröffentlicht wird unter anderem der erste Roman, in dem Atlan auftaucht. Diese Geschichte erschien erstmals 1962 mit dem Titel »Der Einsame der Zeit«. Dazu kommt das Exposé dieses Romans, das bisher unter Verschluss gehalten wurde und deutlich zeigt, wie sehr sich der damalige Chefautor K. H. Scheer von seiner eigenen Ideenflut leiten ließ.“
  • „Wim Vandemaan, einer der zwei Exposéautoren der PERRY RHODAN-Serie, blickt in »Geschichtsversager, Hofnarr, Wikinger ‒ heute vor 60 Jahren: Atlan taucht auf« auf die Anfänge der beliebten Figur zurück.“
  • „Der Atlan- und Arkon-Experte Rüdiger Schäfer, der seit Jahren als einer von zwei Autoren die Serie PERRY RHODAN NEO steuert, schrieb »Kulturrevolution – Über die Entwicklung des arkonidischen Kollektivs in der PERRY RHODAN-Serie«.“
  • „Und Rainer Nagel, der für die PERRY RHODAN-Silberbände und deren Bearbeitung verantwortlich zeichnet, zeigt in seinem Beitrag »Die vielen Gesichter von Atlan«.“
  • Den bebilderten Innenteil hat die verantwortliche Redakteurin Sabine Kropp zusammengestellt. „Die Figur des Arkoniden wird dabei unterschiedlich präsentiert und gewinnt dadurch weiter an Ausstrahlung.“

Das als rezitierte Information als mutmaßlich letzter Stand vor Erscheinen. Noch genauer und man könnte ja gleich das Heft kaufen;-) Ach ja, das soll man schließlich auch – hm. Geschickt. In jedem Fall ist das Who is Who bekannter – und noch lebender – Atlan-Größen versammelt. Rainer Castor, lebte er noch, oder Hans Kneifel, lebte er noch, wären freilich die ultimativen Atlanisten und Atlaneure, die dem Beuteterraner vielleicht noch mehr Facetten angedichtet haben, als es Erfinder und erster Niederschreiber K. H. Scheer ersonnen hat. Dass Serienheftroman-Exposés für eine noch so interessierte Öffentlichkeit ein rares Gut sind, ist bekannt und schrieb ich bereits. Dass dieses eine Expo hingegen „unter Verschluss“ gehalten wurde, behüteter war als die Menschheit durch Atlan, das wusste ich nicht. Niemand hat es je gesehen, wer nicht festangestellt war / ist, also „hinter den Materiequellen“ Dienst getan hat? Faszinierend, was wir dann erlesen dürfen!

Atlantis, Akt 2

Während meine Nachbetrachtungen der ATLANTIS-Miniserie immer noch nach dem Goldenen Schnitt exakt nach der Hälfte ruhen, strebt die Miniserie davon unbeeindruckt ihrem Finale entgegen. Noch diese Woche erscheint Heft 12, was diese Erzählung abschließt.

Größtenteils abschließt!

Expokrat konzeptionale höchst selbst führt die Fäden zusammen und verknotet sie zu einem Khipu: „Nekrolog“ ist der Titel des zwölften und letzten Bandes aus der Feder von Ben Calvin Hary. Doch wird hier alles aufgelöst, erklärt, beendet, was zuvor dramaturgisch geschickt aufgebaut worden war? Mitnichten! Es komme zum „Abschied von einem kosmischen Phänomen“, wie es orakelhaft heißt, was jedoch Fragen nach der Antwort 42 aufwirft. Antworten rauszuhauen scheint leichter zu gehen, als die darunterliegenden, fundamentalen Fragen auch wirklich zu beantworten, weshalb sie sich nur umso perpetomobiler stets aufs Neue stellen.

Und dieser Zustand, dass es auserzählt sein könnte, ist bekanntlich unerträglich. ATLANTIS war ohnehin schon ein Hang zum Cliffhangern nachgesagt worden, weshalb es die Serie zu ihrem Wesenskern macht, auch genauso zu enden – mit einem Cliffhanger insoweit, als dass es ATLANTIS 2 geben wird müssen, um lose gebliebene Fäden mit dem Können von Haarteppichknüpfern wieder aufzugreifen. Ja, es geht weiter und zwar ab dem März 2023, wenn inhaltlich direkt anschließend Heft 13 bis 24 dieses Themenkomplexes geschrieben worden sein wird.

Das Konzept stammt wieder von Ben Calvin Hary, sie wird erneut zwölf Romane umfassen, und sie spielt – wie der Name schon andeutet – mit dem Mythos Atlantis. Zu viele Details können wir an dieser Stelle nicht verraten.

So heißt es andeutungsweise, weshalb prompt folgende Orakelsprüche sieben Monate vor dem nächsten Minizyklus in die Welt entlassen werden:

Hier aber gibt es einige erste Hinweise: Bei seiner unfreiwilligen Zeitreise in die Vergangenheit der Erde hat Perry Rhodan den Kontinent Atlantis und seine Bewohner vor einer Katastrophe bewahrt. Doch eine solche Reise durch die Zeit hat ihre Tücken: Der Raumfahrer muss sich – obwohl er auf der Erde ist – buchstäblich mit einer anderen Welt auseinandersetzen. Und er erkennt: Er muss erneut Atlantis und damit seinen Heimatplaneten retten …

„…muss erneut retten“? Täglich grüßt das Atlantistier? In der Zeitschleife ewigen Retten verlorengegangen? Aber „der Retter des Universums“ ist doch eigentlich unser aller Gucky! Wie kann sich da Perry anmaßen, jetzt den großen Retter zu spielen und das zum wiederholten male? Das sagt (mir) noch gar nichts, ist dadurch sogleixh sagenhaft andeutungsschwanger, dass wir auf eine gelingende Geburt hoffen wie bei Caysey. Assoziation: Kopfgeburt wie Athene, die dem alten Zausel Zeus (=Zeusel) aus dem Kopfe entstieg?

Seitdem die PERRY RHODAN-Miniserien 2014 mit „STARDUST“ – Schreibfuchs Uwe Anton hierfür verantwortlich – existent wurden, ist das erst der zweite Fall, dass narrativ direkt fortgesetzt wird. Fall 1 ist als „SOL“ sowie „SOL 2“ aktenkundig geworden, hatte den Mythos SOL – das legendäre Generationenraumschiff – zum Thema. Kai Hirdt der Ersinnen des Zweiakters, der den Staffelstab an BCH weitergegeben hat. Interessant, spannend – Vorfreude!

D.h. aber auch, dass es zur Gewohnheit geworden ist oder jetzt endgültig wird, selbst Miniserien ‚auszudehnen‘, nicht bloß zwölfbändig mini bleiben zu lassen. So etwas kann man wohl nur bei Perry Rhodan machen und wagen, wo man gewohnt ist, über 100 Hefte und 23 Monate hinweg zu erzählen, Handlungsbögen aufzuspannen. Anderswo wäre man heilfroh, machte drei Kreuze oder sonstige Handzeichen des Glücks, wenn man es auch nur bis zum zwölften Heft geschafft hätte. Und hier ist, so scheint es, inzwischen selbst ein Zwölfteiler der Kürze zu viel und bedarf einer verdoppelnden Fortsetzung. Kurz kann man in Rastatt hinter den materiequellen anscheinend nicht. Skriptorale Langzeitpläne die Norm und 12+12 =24 der neue Modus scribendi. ‚Hinter‘ den fortlaufenden Zyklus (wie gesagt, zumeist 100 Hefte umfassend) sammelt sich aber auch partout narratives Sediment an, das als erzählerischer Abrieb links und rechts vom Erzählpfad ab- und anfällt. Dass sich das doch immer wieder lohnt aufzugreifen, im – vergleichsweise! – Kleinen doch näher zu beleuchten, scheinen die ausgreifenden Miniserien zunehmend zu bezeugen.

Alternativ könnte man freilich auch mehr Handlungsschauplätze in die Haupthandlung der Erstauflage einlagern, mehr Fäden aufeinander zustreben lassen, um sie im Zyklusfinale zu verknoten. Doch das machte es hier gewiss unüberschaubar, für alle Beteiligten – Schreibende wie Lesende – stetig anspruchsvoller, sich in Ort und Zeit irgendwie aufeinander bezüglicher Handlungsstränge zu orientieren. Da hat es im Eifer manch Gefechts einstmals bereits den einen oder anderen lapsus gegeben. So verdoppelte sich bspw. mal eine Handlungsfigur, weil sie plötzlich doch an Ort 2 war, obwohl sie doch bei Ort 1 hätte sein und bleiben sollen. Und derlei in dieser Art. Narrativ auszulagern in Miniserien, selbst wenn sie so langsam größer werden, ist dann schon eine strategisch sinnvolle Maßnahme. Wer will, kann dorthin nebenpfadigen Geschichten folgen und mit ihnen das perryversale Bild vervollständigen – muss aber nicht! Ich bleibe interessiert, das zu verfolgen, wie es sich fortentwickelt.

PS (EDIT): Einen Einwand gibt es in diesem Fall doch vorzutragen, den ich bzgl. ATLANTIS schon mehrfach diskutiert habe – verzeitschleifte Paradoxien. Jeder weitere ATLANTIS-Roman, der in dieser Zeit gut 8.000 v. Chr. spielt, ist ein nächster Matchball gegen die bestehende, perryserielle erzählte Zeitlinie. Alles was jetzt vergangenheitlich „neu“ (für uns also: erstmals) passiert, kann gleich einem Meteoriten auf die Erde mit dem bisherigen Fels(brocken) der Serie kollidieren. Bzw. man macht es sich nicht gerade einfach(er), in dieser Zeit beharrlich zu bleiben und stetig mehr ebendann passieren zu lassen. Egal wie gut man sich jetzt – mit Band 12 der Miniserie noch diese Woche – vorerst hier herauswindet, der temporale Treibsand droht bei jedem Schriftschritt. Anders als bei SOL (I & II) hat man sich mit ATLANTIS in prinzipiell „gemachte Zeit“ begeben, die eben nicht zukunftsoffen ist, sich wie eine Tabula rasa auftut, sondern längst eingerahmt wurde – vor Jahrzehnten. Wie gut das bisher geklappt hat, sei mit den bis dato veröffentlichten sechs Blicken auf die erste Zyklushälfte dokumentiert. Dennoch ein stetes Wagnis stets aufs Neue!

Atlan zu Ehren

Hallo Mitelt!

Nach Unterbruch usuale als Rewarmup ein erweiterter Hinweis: Ich hatte auf die Sonderpublikation zu „60 Jahre Atlan“ bereits hingewiesen. In der Zwischenzeit gab es ein Update zu dem, was wir inhaltlich erwarten dürfen:

  • Erscheinungsdatum: 02.09.2022;
  • zusammengestellt von langjähriger Redaktionsmitarbeiterin Sabine Kropp, vormals Bretzinger aka Bré Tsinga;
  • originalgetreuer Nachdruck des ersten Atlan-Heftes Nr.0050 „Der Einsame der Zeit“ sowie
  • das Original-Exposé von K. H. Scheer, „das der Autor sehr großzügig interpretierte“;
  • Beiträge zur Geschichte der Figur und ihrer Entstehung plus
  • ein 16 Seiten umfassender farbiger Innenteil, „der klassische und moderne Sichtweisen auf Atlan ermöglicht.“
  • Umfang: 96 Seiten im Schwarzweiß- plus 16 Seiten im Farbdruck;
  • Preis: als zeitweises an u.a. Kiosken erhältliches Print 4,95€ in Deutschland, 5,70€ in Österreich, 9,80 Franken in der Schweiz; als eBook dauerhaft erhältlich für 2,99€

Bedeutung und Charakter dieser Figur wird so verdeutlicht:

Seit im September 1962 der Roman »Der Einsame der Zeit« von K. H. Scheer veröffentlicht worden ist, stiehlt in der PERRY RHODAN-Serie eine Hauptfigur dem Titelhelden oft die Schau. Atlan, der weißhaarige Arkonide mit der charismatischen Wirkung auf zahlreiche Menschen, erlebt seine Abenteuer in der Vergangenheit der Erde, auf fremden Welten, in weit entfernten Galaxien, jenseits der Abgründe der Zeit und überall sonst, wohin ihn die Phantasie der Autorinnen und Autoren schickt.
[…]
»Ein Raumfahrer mit Charisma und Erfahrung feiert Jubiläum: Im September 1962 wurde der erste Roman veröffentlicht, in dem Atlan eine Hauptrolle spielt. Seitdem ist der menschenähnliche Außerirdische ein fester Bestandteil der PERRY RHODAN-Serie – in Hunderten von Romanen und Comics nimmt er eine zentrale Rolle ein.

Dem ist – im wohl kürzesten aller bisherigen sechzig Blogbeiträgen – nichts mehr hinzuzufügen – außer, dass es ein Must Read sein wird! Und, dass ich nicht wusste, das aus Sabine Bretzinger zwar Kropp wurde, nicht aber auch „Bré Tsinga“. Ob diese Handlungsfigur deshalb im Sternenozean-Zyklus so war, wie sie war, weil ihr egoalter in Mutterschaft gegangen war? Faszinierend;-)

Der grüne Komet fliegt weiter durch die Unendlichkeit – Herbert W. Franke IN MEMORIAM

Hallo Mitwelt!

Anlass dieses Beitrags ein trauriger, es gilt erneut zu gedenken. Nachdem bereits Perry Rhodans Stimme aka Volker Lechtenbrink verstarb, ist am inzwischen vorletzten Samstag, dem 16.07.2022, ein Großer nicht nur der SF-Szene verstorben: Herbert W. Franke!

Geboren 1927 in Österreich, gestorben 2022 in Bayern im Alter von stolzen 95 Jahren im Kreise seiner Familie. Aufmerksam geworden bin ich zugegeben nur über die News bei TOR online. Anderswo wie in der Kulturrubrik bei SZO oder ZON – nichts! Keine weitreichende Würdigung in den großen Medien – schade. Nur eine Mitteilung bei SPON, die auf den Tod des „Universalgenies“ hingewiesen hat. Als ein solches ist er in Nachrufen mehrfach gewürdigt worden, so breit sein Interessens- und Handlungsspektrum gestreut war. Der in diesem Blog hauptsächlich interessierende SF-Bereich war da bei weitem nur einer unter vielen weiteren wie Höhlenforschung oder avantgardistische Computerkunst. Bei P.Machinery (s.u.) hat es bisher auch nur einen kurzen Hinweis gegeben.

Der SF-Autor

Wie prägend sein Beitrag zur SF-Szene war, lässt sich allein am Kurd-Laßwitz-Preis festmachen, dem ältesten und wohl auch anerkanntesten deutschen SF-Preis seiner Art, den es seit 1981 in mehreren Kategorien jährlich durchgehend gibt. Gleich im ersten Jahr war HWF mit „Schule für Übermenschen“ für den „besten Roman“ nominiert, 1983 erneut mit „Tod eines Unsterblichen“. 1985 gewann er in dieser Kategorie mit „Die Kälte des Weltraums“, um 1986 ein Back-to-back mit „Endzeit“ folgen zu lassen. Nach langer Pause folgte 2005 eine weitere Nominierung mit „Sphinx_2“. Mit inzwischen schon 80 Jahren räumte HWF 2007 mit „Auf der Spur des Engels“ ab und zeigte den jungen Hüpfern mal, wie man zeitenumspannend gute SF fabulieren kann.

Aber auch in Sachen „beste Kurzgeschichte“ mischte HWF mit: : 1984 on top mit „Atem der Sonne“. Das mag verwundern, dass es bei dieser einen Nominierung geblieben ist, er gar keinmal obsiegte. Denn gerade als Kurzgeschichten- und vergleichsweise weniger als Romanautor ist er bekannt und berühmt geworden. Die Kunst der Verdichtung selbst noch einer Kurzgeschichte auf eine „Ultrakurzgeschichte“ war sein Markenkern. Eine Art narrative Singularisierung, wenn man so will – wenigstens aber doch ein erzählerischer Neutronenstern, in dem sich geballt Erzählungsmasse wiederfand und von dem aus Erzählungsstrahlung ausging, die ankam!

Einher ging aka schrieb er das mit einem sehr sachlichen, nahezu kalten, distanzierten Schreibstil, der dieses SCIENCE in Science Fiction ernstnahm und fast schon überbetonte. Damit erinnert er mich aber an vielen Stellen an Lem, der um einige Jahre Frankes Schreiben vorausging, aber auch an die Brüder Strugatzki, die zumindest phasenweise ebenso formulierten.
Doch wesentliche Beiträge sind vor der KLP-Zeit entstanden. Begonnen hat es über 20 Jahre zuvor, 1960, mit dem vielleicht berühmtesten Band, der Kurzgeschichtensammlung „Der grüne Komet“. 1972 folgten „Einsteins Erben“, Fünf Jahre darauf „Zarathustra kehrt zurück“. Hiervon konnte per se nichts preiswürdig berücksichtigt werden. Wieso „Paradies 3000“ aus dem Jahre 1981, dem Startjahr des KL-Preises, außen vor blieb, weiß ich nicht. Eventuell zu spät im Jahr erschienen. Allerdings ist in der Übersicht zur Kurzgeschichten-Kategorie bei Wikipedia je nur der Sieger genannt, nicht die ggf. mehreren Nominierten. Vergleichbar auch in Sachen Romane, wo er ebenfalls reichlich vor der Zeit des Preises veröffentlicht hatte, nämlich deren acht!

Werkausgabe

Bei P.Machinery erscheint die Werkausgabe aller Herbert W. Franke-SF-Texte, die auf 31 (genauer gesagt: 28+X) Ausgaben angelegt ist. Davon sind bei weitem noch nicht alle erschienen – 15+3 bisher, das Gros wird also posthum neuveröffentlicht. Alle bisherigen Ausgaben sind um Texte des Autors selber und langjähriger Weggefährten ergänzt und betten so die bis 1960 zurückreichenden Geschichten ein, geben ihnen nach teils vielen Jahrzehnten hilfreichen Kontext. 2020 erschien bspw. Band 13 der 31-bändigen Werkausgabe mit eben jenem Roman, mit dem er preiswürdig durchstartete: „Schule für Übermenschen“.

Auch erhältlich, als Nummer Eins der Reihe, ist „Der grüne Komet“, mit dem alles begann, der seither seine Bahn durch den SF-Kosmos zieht. Unbedingt zu empfehlen als ergänzende Lektüre ist das 80-seitige Büchlein „60 Jahre Grüner Komet“, der dem Titel nach – mit dem Autor höchst selbst als Interviewpartner – diese Zeitstrecke zurückblickt, die um mehr als ein Drittel länger ist, als ich alt bin. Frei nach dem Motto also: Wer „Der grüne Komet“ liest, liest auch“60 Jahre Grüner Komet“! Ein sich zirkulär verstärkendes Muss:-)

Covergestalter ist durchweg Thomas Franke, den ich zunächst als H: W.‘ Sohn vermutete, der aber nur zufällig, dann aber doch auch schicksalhaft den Nachnamen teilt. In seinem Nachruf „Traurige Worte“ erzählt er, wie er aus der DDR floh und zunächst bei H. W. unterkam, der ihn mit seiner Art und durch seine Hilfe prägte und ihm bis zu seinem Tod bei jeder Grafik zu der Werkausgabe als stiller Beobachter mit Rat über die Schulter geblickt habe. Das werde ihm nun fehlen, so Thomas Franke eindrücklich.

Ein Video-Interview

Um sich nicht nur ein Bild, sondern auch einen Ton von Herbert W. Franke machen zu können, sei auf’s Alpha Forum verwiesen, wo er als „Physiker und Science-Fiction-Schriftsteller“ anregend von seinen besagt vielen Interessen in fast 44Minuten spricht. Besonders stolz ist er meinen Ohren nach darüber, nicht nur Höhlen besucht und erkundet, sondern auch wichtige Beiträge bei deren Erforschung geleistet zu haben. Abrufbar als MP4 auch via mediathekviewweb.de.

Hörspiele

Von den zwölf bei Wikipedia gelisteten Hörspielen, die beim Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk auf seine Vorlagen hin erschienen sind, gibt es ihm zum Gedenken bei BR2 zur Zeit zwei davon anzuhören und als MP3 herunterzuladen:

  • „Papa Joe & Co.“ – Sci-Fi-Klassiker zum Tod von Herbert W. Franke: „Science-Fiction · Papa Joe, beliebter Diktator von Neu-Amerika, versorgt seine Untertanen mit ‚Brot und Spielen‘ und spricht persönlich zu ihnen ? als Stimme in ihrem Kopf. Hinter ihm steht eine Clique von Machthabern. Der europäische Diplomat Boris van Feldern möchte sich über Gefahren und Nutzen des Systems informieren, kann sich aber schon bald der Anziehungskraft des Diktators nicht entziehen. // Mit Hansjörg Felmy, Uwe Friedrichsen, Reinhard Glemnitz, Judy Winter, Wolfgang Büttner, Peter Fricke, Ilse Neubauer u.a. / Regie: Heiner Schmidt / BR 1976“ Direkter Link zur MP3
  • „Signale aus dem Dunkelfeld“ – Sci-Fi-Klassiker zum Tod von Herbert W. Franke: „Science-Fiction · Ein Forschungsteam auf dem Mond antwortet nicht mehr. Die Welt spekuliert über das Schicksal der Forschungsstation. Die bruchstückhaften Tonbandprotokolle des Forscherteams werfen mehr Fragen als Antworten auf. Darauf stellen nichtmenschliche Stimmen dem Team offenbar ein Ultimatum. // Mit Bodo Primus, Eric P. Casper, Jürgen von Pawelsz, Andrea Rosenberg, Christoph Jablonka u.a. / Regie: Dieter Hasselblatt / BR/SDR 1980“ Direkter Link zur MP3

Vor allem letzteres Hörspiel hat mich in vielem an Lems „Mondnacht“ erinnert. Da wie dort spielt die Kernhandlung, die beim Franke-Hörspiel zweifach umrahmt wird, auf dem Mond. Die bei Lem zwei männlichen, bei Franke dito plus eine weibliche AstronautInnen sind während der „Mondnacht“, wenn die Erde hinter dem Horizont der Mondstation verschwindet und kein Funkkontakt mehr möglich ist, auf sich allein gestellt. Es endet jeweils im Streit und Handgemenge. Als „dritte Partei“ spielt bei Lem „Monder, der Mondcomputer“ mit und spricht auch genauso, wie Computer damals zu klingen hatten; bei Franke kommen die besagten „Signale aus dem Dunkelfeld“ – eine Stimme, die Monder erstaunlich ähnlich klingt:-) Ob es sich um Aliens handelt? Was sie wollen? Was sie antreibt? Ob sie drohen und wenn ja, womit? Hören!

Und schlussendlich bleibt wiedermal einem Großen der SF zu wünschen, dass er gleich ägyptischen Gottpharaonen aufsteigt den Himmel, nur dieser die Grenze ist …

AD ASTRA HERBERT WERNER FRANKE – IN MEMORIAM

Ein Trivid auf Atlan

Hallo Mitwelt!

Wie unschwer anzuprangern, ist die Nachlektüre von Perry Rhodan-ATLANTIS momentan – exakt nach der Hälfte – zum Erliegen gekommen. Das ist, ganz ausdrücklich, KEINE inhaltliche Kritik, die sich hier passiv-aggressiv wortlos ausdrücken soll. Es geht tüchtig weiter und man (Expotarch BCH) wagte wahrlich, worauf ich frühzeitig spekulierte, es für eine MINI-Serie aber eher für zu viel an Stoff hielt. Die höchste perryversal denkbare Schublade wurde geöffnet und Kosmokratenbüttel kamen entstaubt hervor. Der Handlungsrahmen ist so weit über alles hinausgespannt, was bisher mit Atlantis assoziiert gewesen war. Bevor ich mutmaßlich in Sammelschauen mehrerer Hefte noch einmal nach ATLANTIS zurückkehre, gibt es zuvor aus gegebenen Anlässen aber zweierlei aus dem „Perryversum“ zu berichten. Denn apropos …

Mikroserie: Trivid

2016 ist mit einem Prolog und sechs kapiteln eine ‚Mikroserie‘ erschienen, die es noch für kurze Zeit zum Sonderpreis von 4,99 statt 7,99€ als eBook gibt. Die Zwei-Mann-Serie – Olli Fröhlich sowie schon damals Dualer Expotän Christian Montillon – heißt Trivid – Die Klon-Verschwörung, weshalb nur folgerichtig eine Trivid-Künstlerin namens Lian Taupin – selbstredend neben Perry Rhodan himself – Hauptperson des Ganzen ist. Trivid ist im Übrigen die Kurzform für Trivideo als die multimediale Form der Unterhaltung und für Information, die einstdann gebräuchlich sein wird. Virtual Reality der Zukunft:

»Die junge Trivid-Künstlerin Lian Taupin steht im Mittelpunkt einer unheimlichen Verschwörung, in die auch der erfahrene Raumfahrer Perry Rhodan hineingezogen wird: Lian erfährt, dass sie das Ergebnis grauenhafter Klon-Experimente ist, ebenso wie ihr ›Bruder‹ Dano Zherkora und ihre ›Schwester‹ Ischi.
Ein skrupelloser Wissenschaftler hat sie erschaffen, um mit Humandesign ein Vermögen zu verdienen. Nun droht Dano und Ischi der körperliche Zerfall, während Lian in die Gewalt ihres Gegners gerät – sie landet in einer Geheimbasis in den Ringen des Planeten Saturn.
Um sie zu retten, muss Rhodan ein rätselhaftes Instrument bergen, das in eine der Geheimkammern des Sonnensystems gebracht worden ist. Er steht vor der Entscheidung: Muss er auf die Forderungen ihres Gegners eingehen? Oder gibt es eine letzte Chance für die Klon-Geschwister?«
Klappentext zur Mikroserie

Es geht ums Klonen von Menschen, was verboten ist in dieser fernen Zukunft der Menschheit, was den Plot als merklich deutsch kennzeichnet. Es geht um die persönlichen Probleme von Herkunft und Zugehörigkeit für Lian, die der Fallstricke selbst einer multiplen Elternschaft entbunden ist und daher nach resozialisierenden Sinnhorizonten sucht. Perry für uns als Anker des Bekannten, mit dem wir den Rätseln von Lians Herkunft auf die Spur kommen und hierfür sehr anschaulich einige Welten des Sonnensystems bereisen. So bekommen wir eine schöne erste Vorbeischau der Gegebenheiten der solaren Menschheit im Jahre 1513 NGZ (=Neue Galaktische Zeitrechnung). Das Datum wird explizit nicht genannt, anhand einiger Andeutungen lässt sich etwa dieses Handlungsjahr aber destillieren.

Eine kleine, aber feine, sehr rasante Serie, die die erste ihresgleichen gewesen ist, der bis heute auch erst zwei weitere gefolgt sind („Die verlorenen Jahrhunderte“ sowie „Galacto City“). Wollen schon Miniserien einsteigerfreundlich sein, um dann doch auf so vielen Ebenen des Perryversalen zu spielen wie ATLANTIS, bleibt bei Trivid all das außen vor. Wenn man irgendwo einsteigen will, um zunächst einmal nur Leute und Orte im lektürischen Erstkontakt kennenzulernen, kann ich Trivid nur empfehlen!

Jubilar Atlan – relativunsterbliche 60

Unglaublich, aber wahr: jung und dynamisch wie eh und je geht unser aller Beuteterraner, hochwohlgeborener Kristallprinz Mascaren – Verzeihung! – Atlan da Gonozal mit großen Schritten trotz aller Relativunsterblichkeit auf die Rente zu! Uns Atlan feiert in diesem Jahr seinen 60. Geburtstach!

Letztes Jahr wart die Perry Rhodan-Serie in all ihrer allumfassenden Lektüre bereits 60 geworden und ihr zu Ehren gab es allerlei an Gedenken und Denkschriften. So wurde ihr eine Miniserie gestiftet – Wega, in der wir ins erste extrasolare Sonnensysteme, das je Menschen betraten, reisen und uns nochmal auf die Fährte eines Galaktischen Rätsels begeben durften, das anno Domini – bis Heft 0019 „Der Unsterbliche“ – für zuallererst Perry höchst selbst die relative Unsterblichkeit bereithielt. Fundamental für alles Folgende! Wenn man so will, so ist laufende Miniserie ATLANTIS nun Atlan zu Ehren, nachdem – so die perryversale Mythologie – der Kontinent nach ihm benannt worden ist und als Mythos par excellence die Jahrtausende überdauerte. Und wohl nur weil die eigentlichen Atlan-Miniserien seit weit mehr als einem Jahrzehnt ad acta gelegt sind, hingegen die Äquivalente zu Perry Rhodan alljährlich fortlaufen, musste es eine Perry Rhodan-Miniserie sein, in der Atlan jedoch mehr als nur prominent auftritt.

Und ein Jahr nach Band 0001 „Unternehmen STARDUST“ ist mit Band0050 „Der Einsame der Zeit“ im September 1962 Atlan vom Exposéautor der ersten Stunde K. H. Scheer in die Serie hineingeschrieben und Perry an die Seite gestellt worden. Seither ist der geerdete Arkonide, der als Hüter der Menschheit an vielen der zivilisatorischen Errungenschaften beteiligt war, eine der beliebtesten Figuren des gesamten Serienkosmos. Eine vergleichbar charismatische Persönlichkeit wie Perry, aber eben doch anders, weil arkonidisch ausbuchstabiert. Mit ihr eingeführt und für lange Zeit für ihn exklusiv reserviert, erlebten wir durch Atlans Augen, in seiner Ich-Perspektive wie im Sog das Geschehen mit.

Am 02. September wird nun ein Sonderband erscheinen, der Spannendes bereitstellt: „Er enthält einen Nachdruck des genannten Romans, das Original-Exposé sowie weitere Artikel und einen 16 Seite umfassenden Farbteil.“. Als eBook gibt es besagtes Heft 50 einzeln oder als Auftaktroman des Zykluspakets „Atlan und Arkon“. Dass wir nun aber auch mal das Exposé zu diesem Meilenstein einsehen können, ist eine großartige Rarität. Ohnehin sind diese Exposés sagenumwobene Schriftstücke, Zeugnisse des je amtierenden Alten vom Berge, ominöse Anweisungen exposaler Weitsicht auf das noch Kommende, zu dem hin das Expogerüst Stütze sein sollte. Kaum je hat man als gemeiner Fan je welche sichten können. Eine große Ausnahme letztes Jahr: Das Heft zum 60. Jubiläum – wie es schnöde geheißen hat. letztjähriger Vorgänger mit Heft UND Exposé zu Band 0001, hinzu zu Band 0002. Dieses textlich aufgelöst, ersteres als Faksimile – das als Anmerkung für Screenreader-Nutzer*innen, denen das erste Exposé daher unlesbar bleibt. Viele einordnende Vor-, Neben- und Nachworte aller amtierender Dualer Expotäns, Epochentafeln zu den Autorengenerationen und vieles mehr. Ein unterkomplex benanntes, aber inhaltsvolles Jubiläumsheft. Und ein Gegenstück zu Atlans rundem Geburtstag folgt in anderthalb Monaten!

Darauf freue ich mich sehr, wird Pflichtlektüre, die hoffentlich das eine oder andere enthüllt zur Entstehung der Figur, wieso sie derart konzipiert worden ist, wozu sie dienen sollte und wie sehr sie sich – wie so viele ihrer Art – dann doch verselbständigt hat. Letzteres vermute ich zumindest, da irgendwann nicht mehr nur exklusiv K. H. Scheer sie in exklusiver Ich-Perspektive schrieb, also in eigener Langzeitplan-Hand hielt, sondern alle Kollegen Hand anlegen durften. Wer ein Interesse an Hintergründen hat, sich aber nicht durch die gesamte Chronik I wühlen mag, sollte unbedingt zugreifen. Weitere Informationen sollen noch bis zum 02.09. publik werden:-) Es wird berichtet!

ATLANTIS 06 In der Methanhölle

Hallo Mitwelt!

Erneut eine Heftbesprechung, die leider erst weit nach Erscheinen des Folgebandes publik wird. Nr. 06 von ATLANTIS steht hier an, Nr. 07 ist derweil bereits zu lesen gewesen. Aber Gräserjäger pollend mich jagten… Dabei wusste „In der Methanhölle“ mehrfach zu gefallen und damit Vergnügen zu bereiten, dass im Blog manch lang und breit erörterte Perspektive zu Hintergründen und Handlungsverlauf sich A) konkretisierte und B) ich sogar mal Zeichen richtig deutete. Zugegeben, zum Teil kontingenzkaskadierte ich auch mit den Spekulationen und erwog allerlei, wovon sich jetzt aber eines der Szenarien pfadabhängig bahnbricht. Sense of Wonder – ATLANTIS (resp. ihr Expokrat) greift also doch in die höchste perryversal mögliche Schublade für einen Handlungsrahmen…

Zur Handlung

Dietmar Schmidt mit ATLANTIS 06: „In der Methanhölle – Wettlauf um das Talagon – wer bekommt die ultimative Waffe?“

Dietmar Schmidt verfasste »In der Methanhölle«, und mir hat die Darstellung einer schönen Giftgaswelt mit all ihren spannenden Episoden sehr gut gefallen. Das war mal ein Blick auf die Maahks und ihr Leben, den man so bislang nicht kannte.KNF zu „In der Methanhölle“ auf seinem Blog

Doch auch eine Welt voller Gefahr kann ihre Schönheit zeigen. Das beweist der sechste Band der Reihe, den Dietmar Schmidt verfasst hat. »In der Methanhölle« – so der Titel des Romans – erzählt von Perry Rhodan und seinen Begleiterinnen. Die ungewöhnliche Gruppe ist auf einem Planeten unterwegs, der für Menschen absolut lebensfeindlich ist.
Dabei stellt Rhodan immer wieder fest, dass bei dieser unfreiwilligen Reise in die Vergangenheit offensichtlich nichts so ist, wie es anfangs ausgesehen hat.Dietmar Schmidt schrieb »In der Methanhölle« – Band sechs der Miniserie PERRY RHODAN-Atlantis zeigt phantastische Schönheit“

Ich dachte in etwa: Hm, das ist aber eine Menge. In dem Roman gibt es drei Perspektiven: Perry Rhodan, Atlan und Quartam da Quertamagin, einen arkonidischen Wissenschaftler, der in völliger Finsternis aufwacht und keine Ahnung hat, was los ist. Rhodan wiederum ist mit seinen Begleiterinnen auf der Flucht vor Atlan und den wenigen arkonidischen Soldaten auf dem Planeten Galkorrax. Alle legen in dem Roman weite Wege zurück, erleiden Rückschläge und haben letzten Endes jeder für sich Erfolg – nur um dann vor etwas ganz Unerwartetem zu stehen.Dietmar Schmidts „erste Gedanken“, als er das Expo gelesen hat – laut PROC-Interview

Larsaf III.: Quartam lebt doch noch! Er erwacht im Dunkeln an Bord eines, wie er nach und nach erkundet, abgestürzten Arkonraumers. Niemand hat überlebt, alle sind mumienhaft wie nach einer Beuleninfektion gestorben. Quartam orientiert sich, nutzt sein breites Wissen und kann so schrittweise rekonstruieren, wo er ist – in einer atlantischen Wüste, und wieso es zum Absturz kam – „etwas“ tauchte in der Zentrale auf, woraufhin der Tod um sich griff. Als er mangels Funkkontakt, aber mit den gesicherten Daten gen Arkonis aufbrechen will, tauchen wie ‚grauen Zwerge‘ auf, die ihn vermeintlich umgebracht und den Transmitter zerstört hatten. Zeitweise entgeht er ihnen, bis deren Anführer ihm klarmacht, dass er mit Absicht ‚ausgesetzt‘ worden sei. Der Zwerg babbelt für Quartam unverständliche Namen und Begriffe wie Temporales Superpositionstor, ARCHETIM und Weiteres, das selbst Quartam nicht einzuordnen weiß. Man lässt ihn ziehen. Doch auf dem Weg gen Arkonis sieht er wahre Flüchtlingstracks von Atlanter*innen und später dann die Silberne Stadt, Arkonis – in Rauch und Flammen!

Galkorrax: Team Rhodan entfliehen unter Rowenas Führung in die Methanhölle dieser Welt, entgehen einer Maahk-Patrouille, um dann doch – wie von Rowena hintertrieben – unter Maahks zu geraten. Doch nicht als Gefangene, sondern als Kooperationspartner auf Zeit. Nur hier kann man mit xenomedizinaler Fürsorglichkeit Caysey widmen, die just jetzt ihre Wehen bekommt und mit Hilfe der Maahk-Ärztin über die akute Bedrohung hinwegkommt, allerdings auch in Tiefschlaf gelegt werden muss. Doch kaum ist der Geburtsfluch auf Zeit ausgesetzt, geht die Flucht weiter zur BEST HOPE, von wo aus und mit der man wieder weiter agieren will.

Verfolgt wird Team Rhodan jedoch von Team Atlan, das jedoch aus sehr unausgebildeten, heißblütigen und dünkelnden Jungarkoniden besteht. Mehrfach muss Atlan, zunehmend zähneknirschend, überreagierenden Soldaten die Grenzen aufzeigen und angesichts deren Verhalten Partei für die zivilen Maahks nehmen, durch deren Wohn- und Lebensraum man mit Geektors Hilfe trampelt. Auch das Team gerät in die Methanhölle, in enorme Stürme, die Technik ausfallen lassen. Letztlich doch bis zur LT4 gekommen, belauern sich beide Gruppen, stellen einander Hinterhalte, spielen in der Zentrale ihre Trümpfe gegeneinander aus. Als dann ein Notruf von Atlantis eingeht, kurz darauf eine gewaltige Walze nahe Galkorrax erscheint, diese Maahk-Schiffe nur so aus dem All wie beiläufig bläst, ist die ultimative Bedrohung aufgetaucht: eine Kobaltblaue Walze, wie sie die maskierten Perry und Sichu blasswerdend erkennen. Per Funk wird das Talagon eingefordert…

Zum Autor

Dietmar Schmidt, seines Zeichens eine ähnlich wie Olaf Brill schon etablierte Miniserienfachkraft, die sich mit zwei STELLARIS-Kurzgeschichten ins Herz der Leserschaft geschrieben hatte. Seither hat es bereits neun miniseriale Beiträge gegeben, verteilt auf 5 Zyklen. Von Anfang an und viermal waren gleich zwei Streiche je Miniserie Standard – nur bei letztjähriger WEGA-Miniserie blieb es bei einem Heftroman aus seiner digitalen Feder. Mit Band 10 „Das Talagon“ ist ein wohl kaum weniger gewichtiger Roman für ATLANTIS bereits geteasert. Denn gewichtig, kosmischer Hauch durch eine spaltweit geöffneten Cosmic Door wehend, war „In der Methanhölle“ ganz sicher. In der Perrypedia nicht vermerkt, dass Dietmar sich auch als Lektor verdient gemacht hat bei Perry Rhodan, bevor er selbst vom Rot- zum Schreibstift wechselte und seine Schreibe dem Rotstift anderer aussetzte. Nichts auszusetzen meiner Höre nach!

Das PROC-Interview anempfohlen, wo er sehr red- aka schreibselig antwortet, eine maahkosphärische Tiefenanalyse zu Galkorrax liefert – studierter Chemiker und sich von allen Figuren begeistert zeigt:-)

Biografische Nachwehen

Zuvorig in präzisionsloser Ausführlichkeit meine Bauchschmerzen mit perryversalen Biografien und biografischen Erzählperspektiven beklagt, wirkt Rowenas Biografie noch nach. Nämlich, indem sie NICHT(!) nachwirkt! Eine der ganz leseschwierigen Nebenfolgen, die umso falltiefer aufschlägt, je biografisch egozentrierter die Erzählung war. Soll heißen: je mehr die biografische Person mit allem – Gedanken, Gefühlen, [asexuellen] Intimitäten des Lebenslaufes – im Zentrum steht, das Erzählzentrum ausfüllt, umso sollbruchverstellter ist es, wenn das folgend GAR KEINE Rolle mehr spielt!

So leider auch in diesem Roman, dem man bzw. in ihm man den handelnden Figuren nicht anmerkt, dass Perry und Rowena sich sozusagen nähergekommen sind. Zumindest sie ihm, so teilweise intim sie ihm von intimen Dingen wie ihrer Asexualität offen erzählt hat. Nichts, was man einfach so erzählt und einem – obendrein: Gefangenen – aufbindet. Erst recht, wenn das Detail zwar ihren Charakter vertieft und zugegeben manches klarer verstehen lässt. Etwas, was dennoch kein bisschen miterzählnotwendig war. Wieso erzählte sie es dennoch? Weil es ihr so wichtig war, es mal auszusprechen, es jemandem, der nicht arkonidisch standesdünkelnd eingebunden ist, zu sagen. Es sich so vielleicht auch selber – trotz Extrasinn – erst richtig deutlich zu machen und als biografierelevant einzugestehen.

Doch von alledem, diesem Vertrauensvorschuss, dem Wissen um auch solcherlei intime Biografiedetails nichts. Sie re-agieren aufeinander, als wären sie sich inhaltlich weiterhin fremd. Rowena geht kein bisschen vertrauter, wenigstens bekanntgewordener mit Perry um. Dieser wundert sich zwar zurecht über ihre Verschlossenheiten und Alleingänge, nicht aber deshalb, weil sie ihm kurz zuvor doch so entgegengekommen ist. Einmal einsame Kämpferin, für immer einsame Einzelkämpferin – das hat sich ihr wohl zutiefst eingeschrieben, ist ihr inkorporiert (in Fleisch und Blut eingegangen). Ich hätte mir da mehr bekanntheitliches Sprechen erhofft, dass Perry – gerade in Rowenas Egogängen – auf ihre Biografie anspielt, das für ihn ja kurz zuvor erst Gehörte aufgreift und auf oder gegen sie anwendet. Von wegen: eben hieß es doch noch … – jetzt aber scheinst du dem entgegenzuhandeln. Vor allem in der Szene, wo sie die Gruppe verraten zu haben schien, sie den Maahks vorzusetzen schien. Dass Perry da nicht biografiebezüglicher reagiert hat…

Eventuell standen diesbezüglich keine Hinweise im Exposé, die Dietmar Schmidt angehalten hätten, penibel hierauf zu achten. Für mich, FALLS dem so war, zerschneidet man sich so intradiegetische Glaubwürdigkeit und versäumt narrative Anschlussfähigkeit. So war Rowenas Biografie, was mit der für mich so künstlichen Erzählweise doch sicher vermieden werden sollte, letztlich bloße Ein-Heft-Exposition, ohne in der Handlung des Folgebandes Minuten bis Stunden später überhaupt noch wichtig zu sein. Wichtig wird’s: ich halte an meiner Vogelschau fest, dass Rowena sich gerade ihrer Biografie wegen statt Atlan für die Galaxis opfert und samt Talagon ins Schwarze Loch gehen wird. Dass wir dann intensiver mitfühlen und ihre Motivation nachvollziehen können, wurde uns biografisch aufgetischt. Angelegt scheint es mir auch schon zu sein: Rowena spielt in ATLANTIS 06 mehrfach auf ihre zukunftslose Zukunft an, um die Perry doch wisse und deretwegen er ihr davon nichts sagen wolle. Zeitparadoxal verkomplizierter es freilich ist. Sie geht merklich davon aus, diese fragliche Zukunft läge gerade nur Jahrzehnte voraus, umfasse ein normallanges Arkonidenleben. Dass dem so überhaupt nicht sein wird, in wenigen Jahren sich für Atlan jegliche Zeittaktung durch einen Zellaktivator fundamental ändert, will und darf Perry nicht sagen, kann Rowena freilich mitnichten auch nur ahnen. Sie sieht aber lesbar zunehmend schwarz und finster, als ob ihr Ende durch Perry Schweigen bezeugt und besiegelt fix sei. Wenn sie wüsste…

Ihre Zeit auf Galkorrax hat sie offenbar für sich genutzt und ihre urtypischen Alleingänge gepflegt: wie sonst hätte sie Kontakte knüpfen können, von denen Atlan nichts auch nur zu ahnen scheint? „Konspiriert“ zum Besten aller mit Maahks und speziell der Xenomedizinerin, die in ihrer ruhigen Logik richtiggehend ‚einfühlsam‘ mit ihrer Ad-hoc-Patientin umgeht. Was Rowena nicht alles in die Wege zu leiten vermag, wen sie nicht in den Hinterzimmern alles begegnet ist. Und dezidiert agiert sie auch FÜR(!) Caysey, auch wenn sie das Perry gegenüber nur sehr brummig eingesteht. Insgeheime Anerkennung für die Barbarin?

Mutti Caysey

Erneut offiziell Hauptperson, bleibt Caysey auch in diesem Roman erneut weitestgehend passiv, ist dennoch wiedermal die insgeheime Heldin. Ein Kind unter diesen Vorzeichen und unter diesen speziellsten Umständen, quasi in Feindeshand nur mit xenomedizinaler Hilfe zur Welt zu bringen, ist meines Erachtens die größte Leistung aller handelnden Personen. Dass sie wegen finaler Schwangerschaft zuvor ziemlich mitgenommen war, mehr mitgeschleppt werden musste, als dass sie eigene Akzente setzen konnte – geschenkt.

Nun ist der vorhergesagte Sohnemann zwar immer noch nicht geboren, die Geburt ‚auf Eis‘ gelegt bzw. in den Tiefschlaf verschoben, doch das Ärgste scheint abgewendet. Doch während die kompetente Maahk-Ärztin mit enormem Xenogespür die Wehen und übrigen Umstände erstaunlich dirigieren konnte, scheinen die liebevollen Zuwendungen der Venusrobben (ATLANTIS 03) ins Leere gegangen zu sein. Keine Vorteile, kein Benefit aus der, zugegeben nicht rundherum freiwilligen Behandlung durch das Xenozeremoniell der Larsarobben. Erstaunlich, sollte das zu meinem Unglauben doch nur ‚heiße Luft‘ gewesen sein, die uns Sascha Vennemann da herbeigeschrieben hatte? Innerhalb der Handlung bloß die Funktion, Caysey von der wracken LT4 wegzulocken, damit top ausgebildete Kralasenin Rowena leichteres Spiel hat? … um dann trotzdem von behandelter Caysey überwältigt zu werden? Nene liebe Leute, das glaube ich nicht. Das war keine bloß nostalgisch anmutige Lückenhandlung, um die Larsarobben mal auftreten zu lassen. Ich wette, da ergibt sich noch etwas hinterrücks und unerwartet. Letzteres schon deshalb, weil es ja quasi amtlich weggeschrieben wurde: keinerlei Effekte, keine Nachwirkungen, schon gar nicht im Positiven – so scheint es. „Nichts zu sehen, weitergehen.“

So oder so: angesichts all der Umstände wäre ein gerade so überlebendes Neugeborenes sogleich einem galaktischen, wenn nicht gar kosmischen Handlungssog ausgesetzt, in dem sich wohl kaum in aller Ruhe in der Welt ankommen lässt. Bin gespannt (was andere ja schon wissen werden), wie man Mutter inklusive Sohn als HandlungsträgerInnen beibehalten kann, während die totale Vernichtung droht, unbesiegbare Truppen aufmarschieren, die Stimmung zwischen Maahks und Arkoniden auf Galkorrax ohnedies zum Reißen angespannt ist.

The Return of Atlan

Ich habe mich spontan entschieden, die Atlan-Passagen aus der Ich-Perspektive zu schildern, und gebe offen zu, dass ich geschluckt habe, als ich zum ersten Mal Bericht Atlan getippt hatte. Da kamen Jugenderinnerungen auf. K. H. Scheers Atlan-Erzählungen gehörten für mich zu den absoluten Höhepunkten der frühen Serie, und ich hatte ein mulmiges Gefühl dabei, in solch große Fußstapfen zu treten. Aber mir hat jede einzelne Szene mit Atlan Spaß gemacht. Man muss sich dabei ein wenig zusammenreißen, denn er ist noch nicht der Atlan, den wir kennen und der hinter den Materiequellen gewesen ist. Er ist nicht einmal der erfahrene Schlachtenlenker, als der er in Band 60 in die Serie eingeführt wurde. Er kommandiert nur ein Geschwader. Er kann also nicht die überlegene Perspektive haben, die wir von Atlan gewöhnt sind. Er ist zwar schon mit dem Kosmischen in Berührung gekommen, denn »Der Held von Arkon« liegt hinter ihm, aber er hatte noch keinen Kontakt zu ES. Er hat weder Zellaktivator noch Konverterkanone erhalten, und er muss deshalb etwas engstirniger gezeichnet werden als in der Hauptserie. Die Toleranz, die er später besitzt, fehlt ihm noch. Deshalb nennt er die Maahks »Methanatmer« oder »Methans« und ist ihnen gegenüber sehr skeptisch. Im Laufe des Romans zeigt sich aber, dass er seine Vorurteile infrage stellt, und er sieht sich gezwungen, gegen Prinzipien zu verstoßen. Damit löst er sich auch ein Stück weit aus dem Einfluss seines Mentors Tarts da Rhegant, dem Kommandanten seines Flaggschiffs, der in dieser Miniserie endlich einen Nachnamen erhält.Dietmar Schmidt im PROC-Interview

Damit hat DS im Grunde schon alles gesagt – zumindest aus Autorperspektive. Als Leser (aka Hörer) kann ich mich dem nur anschließen und explizit betonen: HE’S THERE! Da issa! Damit hat die Miniserie gefühlt begonnen: Kapitel 1 – Ich-Perspektive – Atlan! Selbstredend ist das nostalgisierter Unsinn, aber wie DS schon sagt, Atlan ist von Heft 50 an von Altmeister K. H. Scheer eingeführt worden und das mit nichts anderem als der Ich-Perspektive. Die ist Atlan eingeschrieben, gehört zu ihm, macht und zeichnet ihn perryversal aus. Wenn einer so geschildert wird, sich so selber schildern kann und narrativ darf, dann er, Atlan da Gonozal. Und ja, natürlich – in 61 Jahren Serienverlauf sind seither ungezählte Unmengen an Figuren auch derart perspektiviert worden. Auch andere als Atlan können und dürfen Ich-Perspektive! Und andersherum tritt Atlan mitnichten immer ebenso auf. Er kann sehr wohl Akteur inmitten der heißesten Handlung sein und trotzdem nur in üblicher Er-Perspektive geschildert werden. Ja mitunter gab es sogar die Skurrilität, dass er inmitten der Handlung thront, um quasi von der Seite, von einer hierfür nützlichen Nebenfigur in Ich-Perspektive beobachtet zu werden. Und so weiter. ABER SO IST ES RICHTIG!:))

Und obwohl wir unseren Beuteterraner nun also genauso präsentiert bekommen, wie es für ihn maßgeschneidert wurde durch Scheer, ist er nicht schon der, der er vor 61 Jahren bereits war. Das ist vorab aber angedeutet worden und kontextuell auch nur konsequent richtig so:

Er ist kein junger Mann mehr, sondern längst ein erfahrener Admiral und Diplomat. In mehreren Schlachten hat er gegen die Maahks gekämpft, er ist Arkonide von hohem Rang und weiß, was er kann. Der Atlan dieser Zeit ist sicher nicht zu vergleichen mit der kosmischen Person, mit der Perry Rhodan in der Handlungsgegenwart zu tun hat. […] Atlan ist eine wichtige Figur dieser Serie, aber es wird den einen oder anderen Unterschied zu dem Atlan geben, den heutige Leser kennen. Die Autorinnen und Autoren der Miniserie werden ihn anders darstellen müssen …„Der ehemalige Kristallprinz und seine Aktivitäten – Welche Rolle spielt Atlan in der Zeit von PERRY RHODAN-Atlantis?

Zuvor schon angelegentlich geschildert, wird das gerade dank ‚SEINER Perspektive‘ umso klarer, dass ihn seine Zeit als „Einsamer der Zeit“ im Exil auf Larsaf III. noch bedeutend prägen wird – aus ATLANTIS-Zeitsicht.

Denn letztlich nur so durch die Handlung pflügend, wie er es bisweilen sonst vermag, kann dieser Jungspunt von noch nicht kosmisch angehauchten Atlan noch nicht. Er ist ein, sicherlich nicht der schlechteste, bei weitem aber auch nicht der beste aller Anführer. Er ist, das trifft es vielleicht am besten, noch nicht proaktiver Akteur, sondern noch bedeutsam mehr eingewobenes Handlungsglied neben anderen. Noch nicht durch die erdende Schule irdischen Daseins gegangen, dünkelt er noch ziemlich arkonidisch und hat seine Perspektive noch nicht ambiguitätstolerant erweitern können. Er ist noch Gefangener der Umstände, noch ohne über sie ‚hinwegblicken‘ zu können. Er dirigiert und manövriert das Geschehen noch nicht wirklich, sondern ist nur der beste Schwimmer im Strom der Handlung, der häufiger als seine MitarkonidInnen übers Wasser blicken kann.

So ist er zum Beispiel Geektors Wohlwollen und Eingreifen ausgesetzt und auf es angewiesen, um mehrfach überhaupt zielgerichtet voranzukommen. Seine liebe Cousine tanzt ihm ebenfalls über die Maßen auf der Nase herum, womit er in späteren Zeiten m.E. auch souveräner und vor allem zielführender wird umgehen. Er muss mehrfach über den arkonidischen Schatten springen, immerhin das er im Gegensatz zu seinen Leuten und selbst Tarts vermag – hörbar zähneknirschend und nur durch die Umstände erzwungen. Das aber pragmatisch gekonnt;-)

Liest sich sehr interessant. Bin gespannt, wie das fortgeführt wird, denn leicht scheint es nicht zu sein. Zum einen ist er jetzt endgültig in ein höheres Handlungsniveau hineingesogen und hat andererseits mit Perry, aber auch Sichu gleich zwei, die unübersehbar mehr von diesen Umständen verstehen als er. Zwei ach so einfache Arkoniden, wenn auch unter falschen Namen segelnd, die eingeweihter als ihr Flottenadmiral sind? Und wie bleibt Perry unerkannt? Er darf sich schlicht partout nicht unverhüllt zu zeigen geben. Und egal wie geschickt er das zu managen versteht, eigentlich kann Atlan auch kaum jetzt schon über Kobaltblaue Walzen und Kosmokraten Bescheid wissen. Irgendwie müsste ihm das alles passieren, ohne dass er es begrifflich vermittelt und erfasst bekommt. Oder er müsste es vergessen, egal wie viele Details ihm zu Ohren kommen. ABER das wäre mir zu lame. Auflösung dieses Spagats, ohne dass Sehnen und Bänder reißen?

Kriegs-Arkoniden

Sehr interessant inszeniert sind die Arkoniden um Atlan herum, also sowohl Tarts als Flaggschiffkommandant als auch und für mich noch mehr die ‚einfachen Truppen‘. Dass Tarts nun einen Familiennamen erhalten hat, hat mich nun nicht so vom Sessel gerissen – Rhegant wie Regent? Keine Familie des Hochadels. Viel interessanter die Struktur der gemeinen Flottensoldaten, die nach den ersten(!) Jahrzehnten des heißen Methankrieges schon spürbar ausgedünnt sind. Ausgedünnt in erster Linie die Führungsspitze, wo gar nicht in nötiger Geschwindigkeit aus- und nachgebildet werden kann. Es mangelt hier an Ark Summia-Absolventen, der Führungselite par excellence. Dementsprechend mangelt es wohl auch zusehends an Extrasinnen, die erst nach Absolvierung dieser elitären Ausbildung aktiviert werden. Wenn die Maahks die Arkoniden daher als emotionalisiert und logikverarmt wahrnehmen, mag das AUCH hieran liegen. Mit Extrasinn aka LOGIK-Sektor ließe sich noch jede Emotion rationalisieren. Hierfür Atlan das beste Beispiel, der wohl nur dank der ‚Einflüsterungen seines sensus rationale‘ über seinen arkonidischen Schatten zu springen vermag. Nicht aus entflammter Xenophilie oder gar Kumpanei mit dem Kriegsfeind, sondern aus pragmatisch logischen Erwägungen des Not-Wendigen heraus. Hierfür der Extrasinn als Brücke zum situativ Sinnvollen. Ohne ihn flippt Arkonide auch einfach mal aus, kann sich nicht beherrschen, nur weil auch Maahks ihre Welt „Kristallwelt“ nennen – als wäre der Begriff für Arkon I (Link zum PR-Sternenatlas von Stefan Koch), der Haupt-, Wohnwelt sowie des Regierungssitzes des gesamten Imperiums. Ein quasi-heiliger Planet, vergleichbar auf Erden vielleicht mit der „Ewigen Stadt“ – Rom.

Doch es bleibt ja nicht nur bei diesem einen Aussetzer, für den sich Atlan letztlich zu entschuldigen hat. Die Strahler sitzen erschreckend locker, Disziplin und Stressresistenz scheinen Fremdwörter. Die Verluste an der Front werden nominell zwar nachbesetzt, das aber bei stetig abnehmender Qualifizierung der nachrückenden Teams. Unerfahrenheit herrscht vor. Da wären wohl Kriegsverbrechen nicht weit, wenn die ArkonidInnen nicht in der Minderzahl und auf – aus ihrer Sicht – feindlichem Gebiet wären. In solchen Verhältnissen ist – vom Extrasinn nicht regulierte – Angst, wenn sie sich panisch Weg bahnt, schlimmste aller Kanalisierungen. Arkon schickt nicht nur junge, sondern auch an adäquatem Training arme Soldaten ins Gefecht. Nebeneffekt: Frauen an der Front. Unschöner Umstand, allzu lange überleben auch sie hier nicht, aber so können auch Frauenfiguren in die Handlung kommen, obwohl sie früher unbeschrieben blieben. Damit wissen wir beinahe schon mehr über arkonidische Verhältnisse der Truppe als über aktuelle Kriegsparteien O_o

Zivile Maahks

Demgegenüber und im maximalen Kontrast gezeichnet die Maahks: inmitten eines Krieges gibt es Zivilisten und sie leben ihr Leben umständehalber so gut wie möglich. Und zumindest auf Galkorrax bisher auch wohl weitgehend verschont von kriegerischen Handlungen, die schon kollaterale Schäden hinterlassen hätten.

Galkorrax ist eine Welt, die von Maahks bewohnt wird, eine von vielen Planeten, die zum Einflussbereich dieser Wasserstoffatmer gehören. Für Menschen ist seine Oberfläche eine lebensfeindliche Hölle; sie können sich dort nur mit einem technisch hochstehenden Schutzanzug aufhalten.
Man kann aber davon ausgehen, dass Galkorrax für seine Bewohner viele Schönheiten aufzuweisen hat. Die Maahks werden seine Landschaften nicht bedrohlich finden, sondern vielleicht sogar – in ihrer emotionsarmen Art – zu schätzen wissen. KNF zu ATLANTIS 06 auf seinem Blog

So sehr es dem ersten Anschein nach für Sauerstoffatmende eine „Hölle“ zu sein scheint, was technikloses Überleben betrifft, so wunderschön erweist sich die Landschaft samt ihrer atmosphärischen Kristallisationen. Eine Landschaft, die den Maahks lebenswerte Heimat, ein Ort zum Leben ist. Nach chemosynthetischen Begeisterungen fasst es DS so in Worte:

In dem Roman streifen wir das Alltagsleben der Maahks, nicht der üblichen Militärs und Geheimdienstmitarbeiter, sondern der Zivilisten. Wir begegnen in dem Roman Maahks, die einer Art Priesterkaste anzugehören scheinen, und Kristallwachstum beobachten. Wir erfahren zwar, dass die Mystik dabei nur einen geringen Stellenwert hat, aber auch, dass die Maahks durchaus einen Sinn für Ästhetik besitzen.Dietmar Schmidt im PROC-Interview

Und als lebensweltliche Zivilisten gehen sie erstaunlich ruhig und besonnen mit den Kriegsfeinden um, die da durch ihre Wohnstätten stampfen und sich nicht einmal zu benehmen wissen. Sprich, sie handeln unlogisch und inkonsequent, nicht zielführend.

Anstelle von Meteorologen oder Vogelschau gibt es die Kristallschau und In-die-Kristall-SeherInnen. Ja, das wirkt zunächst mystisch, eben nicht gewohnt verwissenschaftlicht, entlang SF bekannter Parameter aufbereitet, wo man nur mal kurz auf den Bildschirm oder neumodisch ins Holo gucken, greifen braucht. Big Data per Sonden, Satelliten und derlei scheint – zumindest unter den Zivilisten Galkorrax‘ – nicht Usus zu sein. Und wenn man den Strahler nicht gegen sie richtet, nicht unlogisch hastig agiert, lassen diese Maahks ziemlich freimütig gewähren und laufen.

Eigentlich eine hervorragende Grundlage, in beredter Ruhe zu diskutieren und gewissenhaft zu erörtern. Das führt für mich nur noch krasser vor Augen, wie widersinnig ein jeder, speziell aber der Methankrieg ist. Ein Krieg um was denn eigentlich? Sehr zugänglich wirkende Maahks, die viel zuzugestehen und zu akzeptieren scheinen, in dem Sinne also sehr tolerant gegenüber dem Artfremden sind. Sie bewohnen für Arkoniden „Höllen“-Welten, was andersherum selbstredend genauso gilt. Die Maahks könnten wohl kaum Arkon I würdigen, eventuell hie und da Schönes erblicken, was für nutzbringendes Interesse kaum ausreichen dürfte. Man hätte sich allerbestens nebeneinander entwickeln können. Doch mehr als Maahksche Logik stand arkonidischer Dünkel dem entgegen – das wird immer klarer. Zugeständnislose Intoleranz, wo das arkonidische Greenhorn schon bei Kleinigkeiten an die Decke geht, während Maahks die Notwendigkeiten und Bedarfe erkennen, hinnehmen und danach handeln. Und ja, frei nach dem Soziologen Zygmunt Bauman kann auch Logik überrationalisiert werden und dann irrelaufen: „Ambivalenz und Moderne“. Wie wiederum die Militärs dieser Zeit ticken, ob sie sich der Logik der Massenvernichtung zur Auflösung des Krieges verschrieben haben (Stichwort: Talagon), wird nicht erzählt. Man darf daher auch nicht den Fehler machen, von diesen so angenehm anmutigen Maahk-Zivilisten dieser einen Welt induktiv aufs Ganze zu schließen. Wenn rigorose Anhänger einer Kriegslogik an den Schalthebeln der Macht sitzen, sie zu konsequenten Militopathen werden, nützt alle Logik nicht – verkommt diese auch nur zur Rationalisierung als Abwehrmechanismus!

Der Quartamback der Handlungstiefe

Quartam still alive! Wie überraschend… So totgeschossen er durch den garstigen Grauen zwerg schien, so bloß betäubt er nur war. CLIFFHANGER. Darüber wird im PROC-Interview sinniert, wozu ich mir direkt keine Gedanken gemacht hatte. Ob es nicht zu oft und sehr jedheftig mit einem Cliffhanger endet und ob die zu schreiben Spaß mache, sind die investigativen Fragen. Vermutlich dachte ich gar nicht an Cliffhanger als Begriff und der Bedeutung nach, weil es für mich am Heftende vielmehr „Abbrüche“ waren, dass vorgeblich und anscheinend etwas zu Ende geht, abbricht, vorbei sein soll. Nur, dass dem kaum so sein dürfte und bisher auch nicht war. Ausnahme, wie es scheint, dass die armen Unither mit Maahkscher Logik gnadenlos aus dem All geschossen wurden – ohne doppelte Böden und einen zweiten Auftritt. Bisher. Freilich hätte auch in diesem PROC-Interview hochgelobter Expoautor-Newbie BCH den inneren GRR Martin in sich entdecken und entfachen können – dann wäre vermeintlich tot auch wirklich tot und ein Umbruch der Handlung erfolgte folgerichtig daraus. Doch in sechs Heften mutierte Hary nicht zum Martin, es wird mit klassischen Cliffhangern gearbeitet, von denen sich die Handlung wie an Griffen im desaktivierten Antigravschacht entlanghangelt. Per se nicht schlecht, nur bei andauerndem Gebrauch voraussehbar. Nun lebt also Quartam weiter, obwohl er tot schien. Erfreulich, aber auch nicht erstaunlich. Aber ob kommender Romane wohl auch nur ein beabsichtigtes Trittbrett zum Schwungholen…

Zugangsberechtigung eines ermächtigten Zugangsberechtigten erforderlich

Nun muss sich der weiterlebende alte Zausel also anfangs wie blind, dann als digital native mit eingeschränkter Digitalität wie dishanced am eigenen Wissen aus dem Sumpf ziehen. Mit ihm erleben wir fern der personenvielkonstellierten Haupthandlung auf Galkorrax wichtige Hintergründe, die wir Lesenden Perry und Co voraus haben. Der Autor charakterisiert das schwarze Schaf hochwohlgeborener Familie inmitten seiner One-Man-Handlung so:

[…]Seine Handlungsebene hatte zwar den gewaltigen Nachteil, dass er fast die ganze Zeit allein vorgeht und Dialoge, die eine Szene flotter machen können, erst gegen Ende vorkommen, aber an ihm hat mir gefallen, dass er in einer völlig unklaren Situation beginnt und sich langsam hinaus arbeitet, mit seinem Verstand als einzigem Hilfsmittel. Dazu kommt noch eine mürrische, eigenbrötlerische Sicht auf die arkonidische Zivilisation. Er lehnt die sozialen Gegebenheiten als ungerecht ab und muss sich zugleich eingestehen, dass er zu den Profiteuren der Verhältnisse gehört. Für ihn folgt daraus eine besondere Verpflichtung zur Verantwortlichkeit. Noblesse oblige wird oft bemüht, aber selten gelebt. Für Personen, die dieses Prinzip leben, obwohl es auch anders ginge, habe ich höchsten Respekt.
Quartams Charakter hat aber auch seine dunklen Seiten: die arkonidische Dünkelhaftigkeit, zu der man im Großen Imperium erzogen wird und nur schwer abstreifen kann, und einen leichten Hang zu Verschwörungserzählungen.DS im PROC-Interview

Seine Art und Haltung gegenüber der Welt wird für mich gegen Ende besonders deutlich: schon auf dem Weg gen Arkonis trifft er auf den Massentrack an Atlanter*innen, die dem Einsturz des Himmels zu entfliehen suchen. Wie ein Gott und ehrerbietig angesprochen, ist ihm das zwar zu viel des Guten, aber dass Arkoniden über den Atlantern stehen, ist für ihn hingegen (rassistisch) grundklar. Immerhin reflektiert er kurz, aber noch nicht handlungsleitend, dass demnach auch die Grauen Zwerge in Sachen Technik und Wissen mindestens genauso weit über den Arkoniden stehen. Fügt er sich dann auch so in diese rassische Rangfolge ein oder rebelliert er, nur indem er sie nicht als Götter anerkennt?

Kosmische Weiten

Die zugegeben noch spannendere Ebene ist die zeiträumliche, die der Oberzwerg aufmacht. Hierzu grübelte ich ja langatmig, was da nicht alles hineinspielen könnte, welche höheren bis hohen Mächte da nicht ihre Finger im Spiel haben mögen. Mehrfach meine dann doch argwöhnische Frage bzw. Anmerkung, dass das dann allerdings schon je die höchste perryversale Schublade sei, der man sich bediene. Und genau in die greift man jetzt also!

Der Zeittransmitter 20 Millionen Jahre alt – so Quartam zu Beginn seines Alleingangs. Damit waren meine Überlegungen zu ES, der lokalen Superintelligenz, ad acta gelegt. ES existiert seit gut 18 Millionen Jahren, die er auch gar nicht durchweg vor Ort – in der Milchstraße – verbracht hat. Er ist ein Eingewanderter, der seine Welt nicht grundlos WANDERER und sich nur zu gerne Peregrin (Lat.: Wanderer) nennt. Doch die Zeit vor ES ist uns bekannt, dass ist die Zeit von ARCHETIM, der zu Quartams Unverständnis wie allseits bekannt genannt wird. Eine Zeit, als die Milchstraße noch Phariske-Erigon hieß. Doch ARCHETIM ist längst verloschen, was eine langschweifige eigene Geschichte ist. So wenig wir über diese Superintelligenz eigentlich wissen, so sehr sind ihre „Überbleibsel“ langwirkmächtig, um es vorsichtig auszudrücken.

Ob dieser zeitlichen Orientierung assoziierte ich die Grauen Zwerge ganz kurz als Schohhaaken, eines der sog. Hilfsvölker ARCHETIMS. Ich hatte jedoch nicht vor dem aphantastischen Auge, dass die blassgelbe bis ockerfarbene Haut haben – nicht philosophisch grau. Schon drollig, woran man als PR-Leser*in dann doch noch mit kriminalistischer Prägnanz handelnde Haudegen erkennt: die großen, kindlich anmutenden Augen der Grauen Zwerge. Das war für mich einige Kapitel später das ultimate Erkennungszeichen, womit Schohaaken passé waren und an ihrer Stelle die Standardbesatzung von Kobaltblauen Walzen die Bühne betreten hatte. Nicht erst am cliffhängeligen Heftende wurde mir klar, es definitiv mit einem Raumer der Kosmokraten zu tun zu haben, als dieser so vernichtungsmächtig unaufhaltsam auf dem Bildschirm der LT4 aka BEST HOPE unseren Protagonisten entgegenfliegt. Wir kennen die, nur den Körpermaßen nach kleinen Kerle als Besatzung der Kobaltblauen Walze LEUCHTKRAFT, die über Zyklen hinweg eine maßgebliche Rolle spielt. So auch wieder in der Miniserie SOL (1). Es sind keine Grauen Zwerge, sondern Zwergandroiden! Jawohl, zwerghafte Androiden, deren namhaftester Eroin Blitzer gewesen ist. Dieser fungierte an Bord der LEUCHTKRAFT als sog. Commo’Dyr, eine Art Kommandant eines Beiboots mit größeren Befugnissen und als stellvertretend Kommandierender. Kommandant*in des Schiffes ist hingegen ein*e Beauftragte*r der Kosmokraten – für die LEUCHTKRAFT lange Samburi Yura, dann Alaska Saedelaere.

Und jetzt tritt Tolcai auf oder ist es für alle außer mir längst, der in ATLANTIS 07 seine „Totenspiele“ treibt. Eigentlich nicht das, was man Kosmokraten als Freizeitbeschäftigung zuschreibt. Zuvor zu vernichten / auszuschalten war das Temporale Superpositionstor, wie man eine Zeitmaschine auch einfach mal nennen kann 😀 Temporal und Tor sind in dem Zusammenhang klar und auch im Praxistest erwiesen. Ob Schrank oder Tor, Hauptsache anderswo hin. Superposition? Super als „über, darüber, hinaus“ zur Position – welcher Position? Wenn das ein Relikt aus ARCHETIMS Zeiten ist, wieso hat sich das dann nicht reaktiviert, als Schohaaken aus der Vergangenheit aufgetaucht waren (Zyklus STERNENOZEAN, hefte 2200-2299) oder als ARCHETIMS Überbleibsel eine Rolle spielten (Zyklus NEUROVERSUM, hefte 2600-2699)? Es blieb über weitere Jahrhunderte passiv, um just dann zu funktionieren, wenn erst Rowena in die eine, dann Perry&Co in die andere Richtung zeitlaufen? Derjenige, der es positionierte und reaktivierte, wird noch eine gewichtige Rolle spielen. Und ich mutmaße trotz allem noch immer: ES, der um kosmokratische Machenschaften in ’seiner Zeit‘ wissen muss, erst recht wenn es auf ’seiner Welt‘ passiert. Vielleicht lässt er altgediente Perry und Team aufmarschieren, indem er sie temporal nudget und ein wenig an einstzeitige Brennpunkte ungefragt entsendet. Ihm kann nicht recht sein, was mit dem Talagon droht und wozu auch nur diese eine Kosmokratenwalze imstande ist.

Fazit nach der Hälfte

Es zieht an, es nimmt Fahrt auf! Diskutabel enden die Hefte nur zu sauber cliffhängelig wie abgeschnitten im dramaturgisch nur zu passendsten Moment. Etwas, was bis hierhin aber auch schlicht präzise gelingt. Keine Fehltritte oder Unsauberkeiten diesbezüglich.

Eventuell hatten meine Überlegungen zur kosmischen Erweiterung der Handlung dann und wann so geklungen, als befände ich ein Einbrechen des Kosmischen nach ATLANTIS für falsch und zu viel. Das per se nicht. Im Gegenteil: gerade des Kosmischen, des damit einhergehenden Sense of Wonder wegen finde ich die Perry-Serie, das Perryversum so faszinierend. Allerdings entfaltet sich derlei i.a.R. in 100 Hefte umfassenden Zyklen, die aneinander anschließend auch mal 200 Hefte erzählweit sein können. Diese narrativen Unendlichkeiten in eine nur 12 Hefte verknappte Serie zu holen, ist wagemutig. Das kann krachend misslingen, weil alles viel zu verkürzt nur angerissen wird UND WERDEN KANN, obgleich es doch so endlos ausufernd zu sein vorgibt. Das auf den Punkt zu bringen, den Spagat zwischen besagtem Sense of Wonder des unglaublich Superpositionierten;-) und dann doch bodenverhafteter Handlung auf Atlantis und bspw. muttergewordener Caysey hinzubekommen, ist anspruchsvoll. Erst recht für einen noch so vielgelobten Expo-Neuling wie BCH. Man hätte auch kleiner beginnen können, nehme ich an. Finde ich zunächst alles spannend und gut, beobachte es aber schon mit auch argwöhnischem Blick, ob sich die Fäden zu einem auslesbaren Khipu verknoten oder schlussendlich nur Wollknäuel bleiben…

ATLANTIS 05 – Die Kralasenin

Hallo Mitwelt!

The story goes on and ever on… ATLANTIS 05 heute mit weitreichenden, tiefschürfenden Enthüllungen, richtungsweisend, Ich-Du-graphisch sowie mit einer galaktozidalen Metaebene, um die es überbaulich geht. Die Handlung verdichtet sich zuhörends mit Altgeschriebenem. Doch lese UNVERKNAPPT (*HUST*) selbst!

Inhaltsverzeichnis

Die Handlung


Michelle Stern – ATLANTIS 05 „Die Kralasenin: Ein Terraner in Gefangenschaft – er stellt sich seiner erbitterten Feindin“

Im fünften Band gibt sich eine Autorin die Ehre, die sonst für die wöchentliche PERRY RHODAN-Serie schreibt: Michelle Stern stellt in diesem Roman eine ungewöhnliche Arkonidin vor.
Sie erzählt in »Die Kralasenin« die Herkunftsgeschichte von Perry Rhodans aktueller Gegenspielerin. Wer ist die mysteriöse Rowena, die am Anfang der Atlantis-Geschichte steht? In welcher Beziehung steht sie zu Atlan, und warum jagt sie Rhodan so unerbittlich?„Michelle Stern und ‚Die Kralasenin'“ auf der PERRY RHODAN-Homepage

Der Roman selbst geht in die Tiefe des Arkon-Imperiums; man erfährt mehr über die titelgebende Kralasenin und ihre Herkunft, und man versteht, warum sie und Atlan sich so gut verstehen. Aber natürlich geht es auch um die aktuelle Situation, in der sich Perry Rhodan, Sichu Dorksteiger und Caysey – die drei sind ja gemeinsam unterwegs – derzeit befinden. Das gibt durch die Perspektivwechsel eine abwechslungsreiche Handlung, die sich wunderbar in die bisherige Story unserer Miniserie einordnet …KNF auf seinem Blog zu ATLANTIS 05 „Die Kralasenin“

Maahks-Welt Galkorrax: Das Trio atlantis wird von Atlan kurzerhand zur Exekution freigegeben! Doch Rowena kann mit Verweis auf deren Wissen rund um das Talagon erfolgreich intervenieren, denn man orte es auf der LT4. Das scharfe Verhör alleine durchzuführen, konnte sie jedoch nicht durchsetzen. Atlans Flaggschiffkommandant der TOSOMA und alter Freund Tarts soll sich auf Atlans Befehl beteiligen.

Dieser kümmert sich nicht zielführend um die beiden Damen, derweil Rowena separiert festgesetzten Perry alleine sprechen kann. Dieser ‚beredet‘ sie so gekonnt, dass sie ihm zuerst ihre Lebensgeschichte erzählt, bevor er seine Herkunft offenbaren soll: im Strudel der Usurpation Orbanaschols III. 8040 v. Chr., der Atlans Vater Imperator Gonozal VII. zum Opfer fiel, folgte eine weitere „Säuberung“ gegen den Khasurn der Gonozal. Rowenas Eltern wurden exekutiert, diese konnte als Baby von ihrem Leibwächter Konoth gerettet und fern von Arkon aufgezogen werden. In Dagor-Techniken und dem psimystischen Zhy unterwiesen, wollte jungerwachsene Rowena der für sie bedrückenden Enge jedoch durch eine „Zwangsehe“ entkommen, die im Sinne Orbanaschols III. mit ihm genehmen Khasurn arrangiert ist. Obwohl ihr Gatte in spe sie mit Minne umgarnte, fühlte sie sich abgestoßen und trickste beim „Kristalledikt“ (Ehevertrag), indem sie ihn einer Nichtehe zustimmen lässt. Von da an hatte sie einen Feind fürs Leben.

Dennoch wurde sie weiters als Kralasenen-Azubi zugelassen, nachdem sie vor Orbanaschol erniedrigend ehrerbietig niederkniete. Sie musste die elitäre Ausbildung zum „Bluthund des Imperators“ aber familiennamenlos bestreiten – eine soziale Degradierung und Demütigung sondergleichen. Sie bestand aber alle Prüfungen und Hürden, entging einer Vergewaltigung ihres rachesüchtigen ‚Freiers‘ und bekam sogar im Zuge der Ark Summia ihren Extrasinn freigeschaltet. Als es gegen Atlans Rebellenarmee zum Showdown auf Arkon I im Kristallpalast kam, verdichtete es sich zum Duell, in das Rowena zugunsten Atlans eingriff. Auf dessen Seite konnte sie sich nach Obsieg des Kristallprinzen schlagen, dem sie als einzig verbliebenes Familienmitglied zutiefst treu ist.

Bevor Perry Rowena in seine zeitreisenden Verstrickungen einweiht, erfährt er von ihr noch, wieso Atlan mit Maahks inmitten des Methankrieges paktiert: diese hätten mit dem Talagon eine ultimative Vernichtungswaffe „gefunden“, mit der sie die Arkoniden ausrotten könnten, jedoch auch Zigmilliarden Maahks sterben würden. Zwar nicht in der Lage oder willens, wider Befehle zu handeln, wollte der Maahk Geektor das dennoch vermeiden und sponn Atlan ins Komplott ein, das Talagon zu vernichten – notwendig nur in einem Schwarzen Loch und unter Aufbietung eines Opfers, da nur ein Lebewesen das bewerkstelligen könne. Das will und kann Rowena nicht zulassen, dass Atlan dieses Opfer für sein Volk wird, weshalb sie wiederum wider seine Befehle eingegriffen und das Talagon zu entsorgen versucht hat.

In der Handlungsgegenwart (30.03.8005v.Chr.) konspirieren nun Rowena und das Trio atlantis, um an das von Caysey irgendwo an Bord der BEST HOPE versteckte Talagon zu gelangen, um es nun aber wirklich zu vernichten. Doch ihre Aktion bleibt nicht unerkannt, sie werden kurz vor dem Ziel aufgegriffen …

1. Vom Veteranen zur Stammautorin


Das letzte Mal war mit Olaf Brill ein altgedienter Veteran miniserialis am Griffel, der schon in zwei Dritteln der Miniserien mit elf Heftromanen beitrug – mit noch mehr in spe. Dieses Mal hat sich das Blatt gewendet: Michelle Stern als zweite atlantisch beitragende Autorin, hat mit „Die Kralasenin“ das wahrlich und echt erste Mal ihre Hand in die Schreibmühle einer Miniserie gelegt. Trotz achtfacher Chance hierzu hat sie erst jetzt den Weg in die skriptoralen Minikosmen von Perry Rhodan gefunden.

Das wohl auch, weil sie auch so schon gut zu tun hatte, denn: Michelle Stern, die als Frankfurterin von letzter Mittwochnacht an anhaltend ggf. vielleicht aus dem Feiern nicht mehr rauskommen dürfte, ist ihres Zeichens Stammautorin, griffelnder Bestandteil des Autorenteams der Erstauflage. Sie ist, mit anderen Worten, Inte-Grals-Hüterin im Olymp der schreibenden Perry-Zunft! Berufen durch die Entität KNF ist sie seit November 2013 dabei, wo sie mit 2727 „Am Gravo-Abgrund“ debütierte und Nr. 2728 sogleich von sich folgen ließ. Gute Erinnerungen an beide Romane! Seither – es geht mit schneller Hand und strammer Schreibe auf Heft Dreitausendzweihundert zu – hat sie siebenundfünfzigmal zum schriftlichen Fundament und Sockel des Perryversums beigetragen – Weiteres in Mache. Nebenher, was so nicht stimmt, ist sie noch unser aller LKS-Tante, kontinuierliche Betreuerin der jedheftigen LKS-Seite, wo mehrseitig Fans und Freunde mit ihren Zuschriften veröffentlicht und von MS resonant kommentiert werden. Jedheftig? Zugegeben, wenn manch Autor – keine Namen! – sich übernimmt und an Griffelsucht erkrankt ist, nicht aufzuhören oder zu kürzen vermag, muss die (meist dreiseitige) LKS-Seite ihrerseits gekürzt oder gar gestrichen werden. [Nur gut, dass es hier sowas nicht gibt! 😛 ] Von solchen verschriebenen Malheurs abgesehen, ist Michelle Stern als LKS-Tante Gestalterin des Johari-Fensters von den sowie zu den Fans – there and back again, deren wohl- oder misswollende Kommentierungen, Ideen, Vorschläge und Anregungen so ins Lesefenster fortzuführender Diskussionen gestellt werden. Wichtig! Ihre Beobachtung zur aktuellen Rückmeldungslage speziell bzgl. ATLANTIS:

Leider gibt es so wenige. Allgemein gibt es seit Kriegsausbruch in der Ukraine gefühlt weniger Rückmeldungen. Ob das aber wirklich ein Zusammenhang besteht, weiß ich nicht. Die Rückmeldungen, die eintrudeln, sind positiv mit kritischen Einschlägen.Michelle Stern im PROC-Interview zu ihrem ATLANTIS-Heftbeitrag

O und der anscheinend ernsthafte Grund, wieso sie jetzt erst eingestiegen ist – auf die Frage hin, ob sie etwa knapp bei Kasse gewesen sei:

Nein, eher umgekehrt. Es geht mir so gut, dass ich mir auch einen nicht so gut bezahlten Auftrag leisten kann. Das erlaubt mir etwas zu tun, was mir Freude macht. Natürlich wäre es schön, wenn das finanziell mehr gewürdigt werden könnte. Wenn Mini-Serien besser bezahlt werden würden, würde ich noch lieber mitmachen.Michelle Stern ebenda

Und ob sie sich für die ganze Handlung interessiere oder das Manuskript nur so runterschreibe, fragt RRR gestreng ab:

Mich interessiert die ganze Handlung, allerdings sehe ich das Projekt für mich nach dem Schreiben auch als abgeschlossen an. Ich höre mir in Ruhe die Hörbücher an und werde sie genießen.MS ebenda

Offen und ehrlich!

2. Die Handlungszeit!

Die Handlungszeit, sie ist nun klar und deutlich fixiert: dieses Heft spielt am 30. März des Jahres 8005 vor Christus. Die Genauigkeit des Datums, einem Kapitel vorangestellt, irritiert etwas, weil es zuvor diesbezüglich vage geblieben war. Schon in Heft 01 assoziierte (=wusste) Perry, dass es das Jahr 8005 v. Chr. sein müsse, was mir da noch zu unklar war. In der Annahme, da sei Atlan just aus dem Larsaf-System ins heiße kriegsgeschehen abgeflogen, aus dem er erst zwei Jahre später zurückkehren würde, hielte ich zeitlich das Jahr 8003v. Chr. genauso für realistisch.

Im ersten PROC-Interview erwähnte Expotarch BCH den PIN-Code 8005 jedoch auch, womit das im Grunde schon fix war. Nun aber die Präzisierung, die so nicht weiter aus der Handlung hervorgeht. Klar, wenn Perry auch nur einmal – Zeit genug dafür hatte er – ein arkonidisches Datum zu Gesicht bekommen hat, hat er das dank Wissen um die arkonidische Zeitrechnung flugs umrechnen können. Davon hörten wir so explizit bisher nichts. Nun gut – jetzt schon. D.h. auch, Atlans offizielle Rückkehr nach Atlantis ist immer noch gut anderthalb bis zwei Jahre hinkünftig. Wir sind inmitten eines so gut wie völlig unbeschriebenen Zeitfensters, das sich BCH schamlos zunutze gemacht hat:-) Bin gespannt, wie viel Handlungszeit wir hier noch verbringen – erst recht WANN wir mit Perry zeitzurück finden werden… Und wie, wo der Schrank durch die Zeit geschlossen ist.

3. Kritik der lesenden Vernunft


Umso erstaunlicher, dass ich ausgerechnet just den Beitrag einer so schreibfuchsig erfahrenen Autorin derart erstmals erzählperspektivisch und stilistisch kritisiere. Bis dato war ich mit ATLANTIS lesbar zufrieden, habe en masse an Assoziationspunkten ausgemacht und mich an vielerlei Detailschichten erfreut. Davon gibt es auch in diesem Heft genug – s.u. -, aber:…

Exkurs: individuelle Biografien inmitten kosmischer Weiten

Das Perryversum ist groß und die Handlung wird gerne kosmisch – unendliche Weiten, die sich da auftun und kosmologisch tiefer und tiefer gründen. Inmitten solcher sense of wonder-Verheißungen des Allergrößten treffen mich „biografische Heftromane“ zumeist auf völlig falschem Fuß. Man blickt in die Unendlichkeit von Raum und Zeit, ringt mit höheren und höchsten Mächten, sieht sich universellen Kräften ausgesetzt, um dann in endloser räsonierender Ausführlichkeit von den letztlich nichts als „menschlichen, allzu menschlichen“ Wehleidigkeiten und bedürfnisüberfrachteten Larmoyanzen dahergelaufener, versprengter unteilbar Unterworfener (=individueller Subjekte) lesen zu müssen. Ein bisschen aua hier, ein wenig Liebe dort und irgendwas hat auch nicht geklappt.

Das war jetzt ziemlich gemein formuliert, aber die Faustformel dahinter stimmt für mich schon: je weitreichender und tiefgründiger die Handlung des Zyklus in die Weiten des Perryversums hinausschreitet, desto fehlplatzierter erscheinen mir die nanoskopischen Beschränktheiten biografierender Dampfplauderer. Es geht ums Ganze, das Wohl und Weh ganzer Völker, Galaxien, woraufhin weniger als ein Sandkorn am Strand von nichts anderem als sich erzählt.

Das ist meine Irritation bezüglich des Settings, in dem es zu Biografien kommt. Auch und meist noch viel mehr erbost mich die dargebotene Erzählweise, die mir gar zu künstlich in aller Regel erscheint: inmitten mitreißender Handlung, die gipfelstürmt, wo es zutiefste Rätsel wundersam aufzulösen gilt, setzen wir uns für meist – immerhin nur – ein Heft in „die Oase der Redseligkeit“, wo unseren Helden – nie nur, aber schon sehr gerne Perry himself – die Lebensgeschichte gepredigt wird. Das aber nicht so, wie ich dir oder du mir einen Schwenk aus dem Leben erzähltest, sondern als wäre das Leben – in narrativ nur zu passenden Ausschnitten – wie in 3D Hologrammen dokumentiert. Die Erzählweise ist meist so, als wären wir mitten drin statt nur dabei, als wären wir in die Aufnahmen des Lebens hineingezogen, schauten einen gut produzierten Film. Manch Unterform gibt es, wo

  • nur im Pro- und Epilog der Zugetextete Atem holen und erste Gedanken zum Vernommenen auf Papier bringen darf (auf die sich die Leserschaft spekulationskaskadierend stürzt), dazwischen pausenlos in ausgesuchten Episoden das Leben von der Wiege bis zur Bahre ungefragt präsentiert wird;
  • ähnlich wie im hiesigen Roman zwischen den biografischen Episoden Pausen zum Durchatmen eingefügt sind, in denen erste Gedanken oder gar Rückfragen geäußert werden (dürfen);
  • oder ziemlich am Schlimmsten die Erzählung erfolgt, während es eigentlich gar keine Zeit zum Erzählen gibt. Weil man bspw. inmitten einer Hetzjagd ist und Erzähler*in und Zuhörer*in das Jagdvieh. Alternativ nimmt man sich auch die Zeit, während man belagert oder sonstwie zur Untätigkeit verdammt an einem Ort hockt. Das wäre ja okay, Dampf ablassen, nur dass auch dann die Erzählung nicht so formuliert wird, als wäre die Erzählperson gerade in Gefahr und von der Umgebung überwältigt.

Inkurs: zurück zu „Die Kralasenin“

Hier kommt Variante zwo zum Tragen, wobei das Setting Gefangenenbefragung wenigstens die Zeit lässt hierfür. Dennoch finde ich ganz fürchterlich, dass Rowenas Biografie von ihr in dritter Person, in Sie-Perspektive geschildert wird. Sie sitzt Perry gegenüber, der sie hierzu aufgefordert hat, um bekommt dann von der Arkonidin den Worten nach zwar eine Erzählung geboten, dem Erzählstil nach aber einen Bericht, als wäre sie nur halb beteiligt. Das kontrastiert umso schräger (für mich), da mehrere der Zwischenspiele und finales Kapitel auch aus Rowenas Sicht sind, jedoch in Ich-Perspektive! Das ist für mich genau falsch herum!

Erklären und nachvollziehen kann ich das zwar, mag es trotzdem so gar nicht. Die Ich-Perspektive fungiert hier genau dafür, wofür sie m.E. gedacht ist, worin ihre Stärken liegen: mitziehen, uns an die Seite der Ich-Person katapultieren, mit der wir uns sogleich persönlich verbunden fühlen, da wir ach so sehr in ihre Gedankenwelt eintauchen und quasi durch ihre Augen mitmachen. Und besagte Interludien und letztes Kapitel stehen ja auch mehrfach Spitz auf Knopf, ob Rowena Perry oder/und Caysey erschießt bzw. ob sie es inmitten feindlicher Station unbehelligt bis zur BEST HOPE schaffen. Die biografische Sie-Perspektive schafft wiederum Distanz, die formal freilich angesichts von 15 und noch viel mehr Jahren durchaus passend ist. Erst recht, da Rowena im Laufe dieser Zeit mehrere richtungsweisende Statuspassagen durchlaufen hat und am Ende einer jeden biografische Quantensprünge gemacht hat. Die Gegenwarts-Rowena, mit der Perry redet bzw. ihr zuhört, blickt auf buchstäblich alteregos von sich (mit der Wortspiel-Betonung auf Alter), die vergangen sind, mit der sie gefühlsmäßig nichts mehr zu tun hat. Zeiten, die sie überwunden hat, nachdem sie nicht nur die politische Seite wechselte, sondern nach langer Freiheitssuche erst an Atlans Seite ihren Platz gefunden hat. Allein ihr Leben vor Aktivierung des Extrasinns (und eigentlich auch eines fotografischen Gedächtnisses) muss erlebens- und erfahrungsgemäß für sie ein so derart anderes sein, als wäre es von einer Fremden, von der sie nur einen eindrücklichen 3D-Holofilm verfolgt hat. Demnach ist eine auf Distanz gehende Sie-Perspektive schon stilistisch gut durchdacht. ABER TROTZDEM DERART KÜNSTLICH, wenn Rowena Perry gegenübersitzt und von sich und keiner dritten Person redet. Ich bleibe perryversalen Biografien weiterhin auf Kriegsfuß – sorry.

4. Die Kralasenin

Eine gute Frage. Ich sehe es weniger als Biografie. Mich interessiert die Psychologie und wie Menschen oft genau das in ihr Leben ziehen, was sie fürchten oder ablehnen. Rowena will Unabhängigkeit und ein freies Leben. Sie hat Angst davor, ewig eine Gejagte oder Abhängige zu sein. Doch ihr handeln macht sie lange Zeit genau dazu. Auch die Darstellung einer Figur, die mit Sexualität wenig anfangen kann, fand ich interessant.MS ebenda – vom Blogautor erst nach seinen folgenden Worten gelesen

Trotz dieser grundsätzlichen Skepsis gegenüber individualisierter inmitten großrahmiger Erzählung war Rowenas Lebensgeschichte – in sehr selektiven Ausschnitten – prallvoll mit Informationen zu ihrer Person. Gleichzeitig aber auch zu arkonidischen Verhältnissen rund um die Usurpation Orbanaschols. Am Interessantesten, was mehrfach angesprochen wurde, wie in vielerlei Aspekten ihr Leben parallel zu dem Atlans verlaufen ist. Im Strudel der Usurpation von Arkon I geflohen und im Exil unter wohlwollender Aufsicht Konots (Konoths?) angeleitet, wächst sie entwurzelt auf. Klein-Atlan war seinerseits vom Bauchaufschneider seines Vaters Fartuloon gerettet und auf über 25.000 Lichtjahre von Arkon gelegenem Gortavor aufgezogen worden.
Doch statt dann wie Atlan in die Rebellion zu gehen, scheint sie der dunklen Seite der Macht zuzuneigen oder sie zumindest opportunistisch zu unterstützen. Erinnert ein wenig an die dritte Star Wars-Trilogie, nur dass die Rollen vertauscht sind, Rowena nicht wie Ray „dem Guten“ nachstrebt, sondern vermeintlichen Freiheiten wegen dem Sith-Lord-Äquivalent Orbanaschol und seinem Schergen Sofgart dienstbar wird.

Bis es dann zur fokussierten Verdichtung sich zuspitzender Handlung kommt, dem Duell zwischen Atlan als siegreichen Rebellen im Triumph über Orbanaschol und dem irrläufigen Beinahe-Gatten Rowenas. Auch recht starwarsig, auch wenn es nur Dagor-, keine Lichtschwerter gab. Durch ihr beherztes Eingreifen wider alle ‚Kameraden‘ gewinnt sie Atlan für sich und es kommt zu einer zwiefältigen Ich-Du-Verbundenheit (WDR5-PhiloRadio über Martin Buber und sein Hauptwerk „Ich und Du“, abrufbar bis 02.05.2023). Als Elternlose in biografischer Verlaufskurve leidvoll seelenverwandt, kompensiert offenkundig vor allem Rowena nachholend das Gefühl verlorener / nie gehabter Familie, indem sie in platonischer Liebe als Leibwächterin Atlans auftritt. Und das mit aller Vehemenz und ohne Kompromisse – latent überkompensierend.

Das ist alles sehr interessant, aber doch in erster Linie reaktiv und suchend, lange Zeit mehr ziellos als wirklich orientiert. Sie will Freiheit, weil sie die abgeschiedene Einsamkeit am Rande des Imperiums nicht länger aushält, als bedrückend, wie abgekapselt empfindet. Naiv vermeint sie, Freiheit von diesen Ketten der Einsamkeit in einer „Zwangsehe“ finden zu können – Hauptsache, sie kommt weg von dort. Doch als ihr minnevolle Liebe verheißt wird, prallt sie von dieser ab wie eine Rakete in falschem Winkel von der planetaren Atmosphäre. Auch und selbst Liebe, die unerwidert dann in reaktiven Hass umkippt, ist für sie einengend, zu viel des Guten, Zwang auf ganz andere Art und Weise.

Auch, weil sie schlicht nicht an aufdringlichen Körperkontakten interessiert ist – weder vom Ehemänneken in spe noch selbst in Form eines Abschiedskusses von allerbester Freundin Ilora. Sprich: Rowena ist asexuell! So nicht expliziert, dem Verhalten nach aber durch und durch genau das. Schön, aber erstaunlich, es just bei Perry Rhodan zu lesen. Egal in welcher Teilserie, das Perryversum ist in seiner verschriftlichten Form keine Lustgrube, kein Hort romantischer Sentimentalitäten, kein Papierbett ausgelebter Wolllüste. Es geht sexlos zu, bleibt sittsam, höchstens mal in Andeutung des noch Kommenden. Größte Ausnahme noch Atlan höchst selbst, ausgerechnet dem sie sich nun – sittsam – zu Füßen wirft. Gerüchte besagen, die Hälfte der Menschheit stamme von Atlan ab, nachdem er einmal auf Erden gestrandet war und als „einsamer Mann“ die Tage – und manch Frau – rumkriegen musste. Keine Zeitabenteuer-Geschichte ohne weibliche Begleitung und – eben nur angehauchte – Intimkontakte mit der Auserwählten auf Zeit. Man weiß aber doch immer, dass Mann Frau mag und will und diese unbedingt ihn. Rowena will keine*n, nur ihre unberührte Ruhe. Durch den zu frühen Tod ihrer Eltern eventuell ein unsicher-vermeidendes Bindungsverhalten, das sich im Erwachsenenalter dann nachempfindbar in dieser Art Distanzierung flüchtet, durch vorauseilende Vermeidung der unerträglichen Unsicherheit so entgeht. Meine Sympathie hat sie.

Das erklärt auch ihre anhaltende Reaktanz gegenüber ihrem Extrasinn, der sie doch nur beraten will – und m.E. weitgehend gut -, dem sie vorzugsweise aber trotzdem keine Aufmerksamkeit schenken mag. Und das, obwohl er doch Ausdruck und Statussymbol gelungener Integration in die arkonidische Highsociety ist. Nur Arkons Elite wird überhaupt zur Ark Summia zugelassen und vermag sie erfolgreich zu durchlaufen. Sie ist demnach angekommen, ist sozial reintegriert, wenn auch familiennamenlos mit stetem Makel. Ständischer Dünkel, bei dem es auf die Khasurn-Zugehörigkeit ankommt, um sich distinguieren zu können. Da reicht das formale Erlangen dieses „kulturellen Kapitals Ark Summia“ alleine nicht, da greifen dann noch ganz andere feine Unterschiede zur Abgrenzung von ansonsten Gleichen. Vermutlich gereicht ihre Asexualität ihr auch zum Nachteil, da sie alternativ oder/und komplementär nicht auch noch ihr – den Worten nach – ansehnliches „körperliches / sexuelles Kapital“ ‚einbringen‘ kann bzw. will. Doppelte Außenseiterin, während die anderen Familiennamen haben und ihre Körper juvenil leidenschaftlich einsetzen…

5. Isogames Coniugium da Ark

Dieses Kapitel ist so nerdfern vom eigentlichen Heft wie meine Sinnversuche über perryversale Sprachfamilien. Für mich diesmal vom größten Interesse die Heiratspraktiken da Ark, wie man im arkonidischen Imperium und speziell innerhalb des Hochadels zu heiraten pflegt.

Rowena sucht ihrerseits die, ihren Worten nach, „Zwangsehe“ als Ausweg aus gefühlter Einsamkeitsisolation. Doch weniger handelt es sich hierbei um eine faktische Zwangsheirat als vielmehr um eine „arrangierte Ehe“, von Dritten eingeleitet und eben arrangiert. Dass es kein Zwang sein kann, beweist Rowena (sich selbst), indem es ihr möglich ist, die Ehe noch vor ihrem Beginn per „Kristalledikt“ zu beenden. Interessant, auf welche Weise es in dieser Zeit üblich ist, einen Ehevertrag abzuschließen, für den sich ihr mikroparanoider Gockel jedoch solange nicht interessiert, bis ihm das diktierte Ergebnis doch … missfällt. In den drei Tagen zuvor umgarnt er sie so sehr, dass sie diese aufdringliche Art der minnelichen Liebesbekundungen richtiggehend abstößt. Hätte er es doch beim gesitteten, kiltgängigen Fensterln belassen und ihr formvollendet mit gebotener Distanz nur ein paar Liebespoeme vorgetragen.

Exkurs: Arkonidischer Adelsstand – fein unterschieden

Bevor es weitergeht, zunächst zur Orientierung, wie weitläufig sich Arkons Adel ausdifferenziert hat und so eine – soziologisch gesprochen – Ständegesellschaft traditionsbewusster Fasson ausgebildet hat. Ergo gibt es auch nichtadlige Arkoniden, blaublütig verächtlich „Essoya“ genannt, benannt nach einer grünen Blätterfrucht, die in adligen Augen nicht viel wert ist. Etwa 10 Prozent der Bevölkerung gehören dem Adel an. In der Übersicht der drei Adelsstände, die sich jeweils in drei bis sechs Ränge unterteilen, sieht das so aus:

  1. Hochadel (satr.: Thi-Khasurn) – Edle Erster Klasse (Herzöge, Fürsten)
    • Anrede: Zhdopanda (Hochedle, Hochedler), Ausnahme: der Imperator als Zhdopanthi (Höchstedler)
    • Lehen (Fürsten- und Herzogtum): Selten nur Ländereien auf sehr vielen Planeten, maximal bis zu hundert und mehr Sonnensysteme
    • Präfixe: ta, ma, agh:
    • Ta-moas – Hochedler Erster Klasse (Erzherzog)
    • Ma-moas – Hochedler Erster Klasse
    • Agh-moas – Hochedler Erster Klasse
    • Ta-len – Hochedler Zweiter Klasse
    • Ma-len – Hochedler Zweiter Klasse
    • Agh-len – Hochedler Zweiter Klasse
    • Ta-tiga – Hochedler Dritter Klasse
    • Ma-tiga – Hochedler Dritter Klasse
    • Agh-tiga – Hochedler Dritter Klasse
  2. Mittlerer Adel (satr.: Tai-Khasurn) – Edle Zweiter Klasse (Grafen)
    • Anrede: Zhdopandel (Edle, Edler)
    • Lehen (Grafschaft): Von großen Ländereien auf vielen Planeten bis zu fünfzig Sonnensystemen
    • Präfixe: de, del, dom:
    • De-moas – Edler Erster Klasse (Reichsgraf)
    • Del-moas – Edler Erster Klasse
    • Dom-moas – Edler Erster Klasse
    • De-len – Edler Zweiter Klasse
    • Del-len – Edler Zweiter Klasse
    • Dom-len – Edler Zweiter Klasse
    • De-tiga – Edler Dritter Klasse
    • Del-tiga – Edler Dritter Klasse
    • Dom-tiga – Edler Dritter Klasse
  3. Unterer Adel (satr.: Kator-Khasurn) – Edle Dritter Klasse (Barone, Ritter)
    • Anrede: Zhdopan (Erhabene(r), Hohe(r), Erlauchte(r))
    • Lehen (Baronie): Häufig nur Ländereien auf einem oder mehreren Planeten oder bis zu fünf Sonnensysteme
    • Präfixe: nert, ter, on:
    • Nert-moas – Erhabener Erster Klasse
    • Ter-moas – Erhabener Erster Klasse
    • On-moas – Erhabener Erster Klasse
    • Nert-len – Erhabener Zweiter Klasse
    • Ter-len – Erhabener Zweiter Klasse
    • On-len – Erhabener Zweiter Klasse
    • Nert-tiga – Erhabener Dritter Klasse
    • Ter-tiga – Erhabener Dritter Klasse
    • On-tiga – Erhabener Dritter Klasse
    • Nert-lenim – Erhabener Vierter Klasse
    • Ter-lenim – Erhabener Vierter Klasse
    • On-lenim – Erhabener Vierter Klasse
    • Ter-wes – Erhabener Fünfter Klasse
    • On-wes – Erhabener Fünfter Klasse
    • Ter-tharg – Erhabener Sechster Klasse
    • On-tharg – Erhabener Sechster Klasse

Der Perrypedia über „Arkoniden“ entnommen

Inkurs zurück

Obwohl die Gonozal in Ungnade gefallen sind, zählen sie wie wenige andere Khasurn (Ark.: Geschlechter/Familien) unzweifelhaft zum Hochadel Arkons. Daher könnte man denken, in der Amtszeit Orbanaschols mit einer Gonozal eine Ehe einzugehen, wäre eine Mesalliance =Missheirat – eine Heirat unterhalb des eigenen Standes, eben mit Ausgestoßenen, Verachteten. Doch anscheinend ist es sehr wohl im Sinne des Usurpators, die doch noch lebenden Gonozal in ‚trockene Tücher‘ zu bringen, um sie so unter der Aufsicht und Kontrolle ihm genehmer, wenn nicht widerspruchslos ergebener Khasurn zu haben. Als „Heirater“ hat er ausgerechnet Sofgart, Ersten unter den Bluthunden hierfür ausgeschickt, das Paar zusammenzuführen. Ob und welches Schmusergeld aka welche Mitgift es da wohl gegeben hat?

Vielmehr ist festzuhalten, dass der Adel je nach Rang (hoch, mittel, unten) standesbewusst heiratet und zwar bevorzugt isogam, also in Form einer „Gleichgestelltenheirat“. Man bleibt unter sich, Hochadel heiratet Hochadel. Anders wäre es eben auch besagte Missheirat zu Ungunsten der höhergestellten Partei. Ebenfalls kann man an diesem Beispiel beobachten, wohin geheiratet wird. Nämlich entweder

  • exogam, wobei Exogamie „Außenheirat“ meint. Dieser Heiratsvektor lässt eine*n Partner*in außerhalb der eigenen sozialen Gruppe, Gemeinschaft oder sozialen Kategorie suchen; oder
  • endogam (Innenheirat), also innerhalb des eigenen sozialen Raumes.

So heiratet Rowenas verkannter Minnemann nicht innerhalb seines Khasurn, der vermutlich mehrere Hundert bis Tausend Arkoniden umfasst. Hier wären Ehen mit Cousinen oder Witwen von Cousins entfernterer Grade sicherlich – endogam – möglich gewesen. Um es zu verwirren: Die Heirat wäre sowohl endo- wie exogam geworden. Endogam bezogen auf den Stand, nämlich innerhalb des Hochadels; exogam, weil außerhalb des eigenen Khasurn. So sehr er ihr danach auch ans Leben gehen will, so wenig wird sie seitens Sofgart sanktioniert. Demnach sind Verzicht und genauso wohl auch Scheidungen möglich. Das lässt vermuten, dass besagte isogame Coniugien (Lat.: Heiraten / Verbindungen) nicht fest und fix vorgeschrieben (präskriptiv), sondern doch nur anempfohlen und bevorzugt (präferentiell) sind.

Und um abschließend noch ein paar Worte zum Vergewaltigungsversuch zu sagen, der ebenso wenig Sanktionen nach sich zieht: insofern die mittelalterlich anmutende Standesgesellschaft Arkons auch in weiteren Aspekten traditional geblieben ist, wäre die eheherrliche Gewaltanwendung so juristisch einzuteilen – nach

  1. “Potestas“, der legitimen, innerhalb allgemein anerkannter Norm ausgeübten Gewalt wie Ohrfeigen oder Maulschellen sowie
  2. “Violentia“, der über diese Norm hinausgehenden, körperlichen Gewalt; diese wiederum zu präzisieren wäre in
    • “Saevitien“, tätliche Misshandlungen sowie
    • “Insidien“, Taten und Äußerungen, die das Leben des Opfers bedrohen.

Ganz klar reden wir beim – zum Glück misslungenen – Versuch von Violentia, wobei man noch mit maximalem Wohlwollen nur von Saevitien sprechen könnte. Ich neige jedoch standrechtlich zu Insidien! Angesichts dessen, wie es Rowena vorausschauend richtig gemacht hat: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“!

Michelle Stern kommentiert es im Übrigen pointiert so:

So wie früher in den Adelshäusern auch. Es geht um Machterhalt und Machterweiterung. Einer will etwas vom anderen und bietet eine Ehe an oder arrangiert sie. Im Übrigen war es ja nicht Rowenas Mentor. Die Adelsfamilie wollte das so. Es war ein Angebot, um Rowena in gewisser Weise durch Imperatorentreue unschädlich zu machen und sich ihr Elternhaus anzueignen.Michelle Stern prägnant im PROC-Interview

6. Die Geister der Jugend


Auch wenn es während Rowenas biografischer Erzählung meist nur Kulisse ist, so eine doch bedeutsame: sie wächst auf just in DER ZEIT, die für Atlan, der gut 5 Jahre älter sein dürfte, so entscheidend war. In Heftromanen ausführlich erzählt und zwar im Großzyklus Der Held von Arkon der Atlan-Serie; Handlungszeit 8024-8020 v. Chr.; Hefte 88-299. Zum Teil gestrafft wiederveröffentlicht in den Hardcovern der Atlan-Blaubände des sog. „Der Kristallprinz“-Zyklus. Mehrfach in Unterzyklen gegliedert, umfasst die Erzählung von Atlans Jugendjahren die Bände 17 bis 45. Letzterer mit dem Titel „Vorstoß der Rebellen“, wo Rebell Atlan bis in den Kristallpalast vorstößt und dort Orbanaschol besiegen kann. Das ursprüngliche Heft dieses Finales heißt (und ist wie besagter Blauband separat als eBook erhältlich) 299 „Orbanaschols Ende: Eine neue Ära beginnt – und ein langer Traum geht zu Ende“ – Handlungsjahr 8020 v. Chr. Das ist also genau dann, wenn ihrerseits Rowena als Kralasenin Orbanaschols zu seiner Verteidigung und zu seinem Schutz ausrückt, um sich dann jedoch dem siegreichen Atlan anzuschließen. Je nach Perspektive gewiss Wendehälsigkeit wie ein Fähnchen im Wind der Sieger. Wenn alle Daten so stimmen, dann ereignete sich dies 15 Jahre vor ATLANTIS – seither ist sie Atlan als seine persönliche, eben „Die Kralasenin“ treu ergeben.

Und der Blinde Sofgart, der hier irgendwie ziemlich verhalten auftritt und noch verhaltener auf einmal einfach weg (tot) ist, war mehr noch als Orbanaschol sein ‚praktischer Feind‘. Mit Sofgart und mit dessen – allerdings ziemlich tumb und schlägertyp gezeichneten – Kralasenen hatte Atlan es mehrfach zu tun und es ging jeweils um Leben und Tod. Und die Kralasenen-Welt Ganberaan, die im ATLANTIS-Roman als nahezu ehrenwerte Ausbildungswelt für eine glanzvolle Elite hochstilisiert wird, galt für Rebell Atlan eher als Hort der Folter, Unterdrückung und Brutstätte für brutalste Schlägertruppen des Tyrannen Orbanaschol. Wie sich ganze Welten in der Perspektive ändern können… Spannend, wie Rowena in diese wilden Jugend- und Jungerwachsenentage Atlans hineingewoben worden ist. Sie war an Orten, die auch ihm wichtig wurden, sie hatte Kontakt zu Menschen, die auch er nur zu gut kannte. In so vielen Tangentenpunkten berühren sich deren Biografien, aber – wenn man so will – stets mit gänzlich anderem Vorzeichen: bei ihm alles vorgezeichnet, von Fartuloon nur zu zielsicher angeleitet. Die Wiedergewinnung des Kristallthrones das ultimate Ziel von allem, Atlan im Zentrum aller Bemühungen. Demgegenüber Rowena auf der Suche nach Freiheit, die sie stets in nächstneue Unfreiheiten stolpern lässt, denen sie sich auf verbogene Weise hingibt in der Hoffnung, über dieses Trittbrett dann doch noch frei zu kommen. Und am Ende führen beide biografische Lebenslinien zusammen und laufen seit zumindest 15 Jahren parallel.

7. Von Kriegsfeindschaft zum Nadelöhr des Überlebens


Da hatte ich mich zitatreich über das Zweckbündnis zwischen Maahks und Atlan irritiert gezeigt, um jetzt einiges an Aufklärung präsentiert zu bekommen. Nach alten Zitaten schien es mir seitens Atlans keinerlei Spielraum für so etwas gegeben zu haben. Das Ganze ging folglich auch nicht von Atlan aus, sondern von Greg3475 – in den Militärs dieser Welt liebevoll auch als „Schütze Arsch“ bezeichnet. Hinterster der Letzten in der Befehlskette, der dem Erzfeind als Lockwurm für den Greifvogel vorgesetzt wird, um eine ‚diplomatische Brücke‘ zu schlagen. Die Initiative geht also von den Maahks aus. Den Maahks? Nein, ganz im Gegenteil: eine zahlenmäßig kaum erwähnenswerte Untergruppierung, die inmitten heißen Krieges m.E. nichts anderes macht als Hochverrat zu begehen. Neutraler gesagt: sie whisteblowen, nur dass es nicht bei bloßen Informationen bleibt.

Während Greg3475 also nicht der namhafteste seines Volkes ist, ist Geektor das entgegen aller Gepflogenheiten sehr wohl – nämlich wortwörtlich namhaft. Das ist außergewöhnlich in Reihen militärischer Hierarchie und erst recht gegenüber Nichtmaahks. Deucht mir ein ungemeiner Vertrauensvorschuss zu sein, dass Geektor seinen Namen offenbart. Andererseits verschleiert er so seinen Rang im Gefüge, der anhand der Bezifferung für alle ablesbar ist. So oder so schert er aus der Reihe des obersten Militärs aus und will sich nicht am galaktischen Massenmord beteiligen. Das jedoch nicht aus Nächstenliebe dem Feind gegenüber, sondern aus Sorge um sein Volk. So eierlegend exponentiell vermehrungsfreudig Maahks auch sind, die Zigmilliarden Opfer, die es durchs Zünden des Talagon gäbe, wären auch für Maahks verheerend und maßlos weit über allen Kriegsgräueln. BTW: Star Trek DISCOVERY-Staffel2 und deren vieldiskutierte Überhöhung des verhandelten Problems: Auch dort – durch irrläufige KI CONTROL – drohte freilich nichts Geringeres als die totale Auslöschung aller, zunächst innerhalb der Galaxis, dann ggf. unaufhaltsam universumsweit. Anstelle von fehlprogrammierten und -datengefütterten CONTROL haben wir es hier mit dem Talagon (s.u.) zu tun, dessen genozidales Verwüstungspotenzial unermesslich ist.

Im Heft mir zu lakonisch kurzgefasst und drüber hinweggegangen: ich kann Geektors „Logik“ nicht verstehen: er könne das Talagon nicht vernichten, obwohl man seitens der Maahks ziemlich sicher um den Weg dorthin weiß, weil er damit einem Befehl widerhandeln würde bzw. es nur auf Befehl könne. Nachdem er also

  • Hochverrat beging, mit dem Erzfeind des Volkes konspiriert,
  • ihn gar auf ggf. den Flottenstützpunkt der Maahks schlechthin in diesen Tagen holt,
  • diesem Feind freimütig das Talagon-Original aushändigt,
  • nachdem er eigenmächtig die Militärführung mittels eines Duplikats in die Irre geführt hat,
  • sprich, OHNE Befehl, auf eigene initiale Anmaßung hin täuschte, hinterging, verriet,

kann er angeblich den letzten Schritt nicht selber gehen, einen von Zigmilliarden Maahks opfern, um das Talagon zu vernichten, die Gefahr aus der Welt zu schaffen? Kann ich nicht nachvollziehen, zumindest nicht intradiegetisch, aus der Handlung heraus und den Logiken der Handelnden.

Extradiegetisch hingegen sonnenklar: würde Geektor auch den letzten Schritt selber gehen, wäre die Gefahr aus der Welt, bevor je jemand davon auch nur gehört hätte. Es bedarf also eines narrativen Tricks, um Atlan „ins Boot zu holen“, ihn an die fixe Idee einer genozidalen Bedrohung zu fesseln. Die Maahks haben das Problem – bildlich: das Leck – zwar ins Boot geholt, können aber „aus Gründen“ es nicht abdichten, wozu nur der eine Einzige in der Lage ist. Nur der Kristallprinz, hier noch designierte Nachfolger seines Oheims Imperator Gonozal VII. kann hierfür herangezogen, ins Vertrauen gezogen und ins Komplott involviert werden. HM! NOCH(!) mehr gewollt und gesollt, als für mich schon konstruktiv gekonnt. Betonung auf „NOCH“, da sich hier gewiss noch Relevantes ergeben mag. Zumindest wissen wir nun, wieso, auf welchen Anlass hin es zum „Pakt der Erzfeinde“ hat kommen können.

Und all das auf Galkorrax, (einer) der Maahk-Stützpunktwelten, wie es klingt. So nur möglich, weil man die Arkoniden als Kriegsgefangene vorführt und uneingeweihten, nichtkonspirativen Maahks gegenüber diese Schau inszeniert. Ein Grund mehr, wie man da nicht an Geektors Logik zweifeln kann. Wehe dem, die Lage kippt (ggf. schon im Folgeband) und die übrigen, erzfeindschaftlichen Maahks werden den Hintertrieben gewahr und beginnen mit der Hatz gegen Atlans und Geektors Leute…

8. Das Meta des Talagon


Nun ist es amtlich: das Talagon gemahnte zwar in Größe und Tragweise an Zellaktivatoren alter Prägung, verhilft dem Träger jedoch nicht zu relativer Unsterblichkeit, sondern dem vielbelebten Spiralarm der Galaxis zum ultimativem Genozid. Zwar noch unklar, ob „nur“ Arkoniden und Maahks betroffen wären, ob nicht vielmehr alle (raumfahrenden?) Intelligenzwesen daran glauben müssten oder gar das Leben an sich geopfert würde. Letzteres wäre der totale Biozid – und dann wohl kaum nur dieses einen Spiralarms, außer man hätte das Talagon in der Reichweite irgendwie diesbezüglich geeicht. Wenn es gezündet würde, nähme es mutmaßlich auch das Leben in den übrigen Quadranten mit sich in den Tod. Zur Erinnerung: Das Tai Ark’Tussan (Link zur Karte beim PR-Sternenatlas.de) erstreckt sich mit dem Larsaf-System an seinen ausfransenden Rändern „nur“ im Nordwest-Quadranten der Galaxis und ist damit streng genommen gar kein galaktisches, die Galaxis umspannendes Imperium wie das Große Tamanium der Lemurer.

Ob sich die „Talagon-Katastrophe“ wirklich nur hier im galaktischen „Nordwesten“ ereignet hätte oder um sich greifen würde, ist eine entscheidende Frage. Gut, die Antwort kennen wir – zweiundvierzig aka nein, nachzulesen ab Heft 0001 der fortlaufenden Perry Rhodan-Erstauflage;-) Nichts ist hochgegangen – SPOILER. Wäre es das aber, dann ist besagtes Larsaf- aka spätere Sol-System im Südwest-Quadranten quasi nebenan und dringend mitbetroffen. „Gegenüber“ von Arkons methanbekriegten Wildnordwest befinden sich im Nordost-Quadranten namhafteste Welten wie Apas, Halut oder Trakarat. Erstere eine der Welten des Zweiten Imperiums, das ab 2326 n. Chr. nach und nach von den Terranern „entdeckte“ Imperium der Jülziish aka Blues in
der Eastside der Galaxis.

Wer kann ein Interesse haben, hier einzugreifen? Und das auf Seiten der Maahks, egal wie hoch deren eigene Opfer wären? Im Gegensatz zu den niedrigen Reproduktionsraten individualistisch gesinnter Arkoniden könnten die Maahks diesen Todesschock trotz allem ziemlich sicher durch- und letztlich überstehen. Ja sie wären bei aller genozidalen Grausamkeit mutmaßlich die Gewinner des Ganzen. Doch wer will das? Erst recht ob des Treppenwitzes der Geschichte, der in wenigen Handlungsjahren folgen wird: 8002 v. Chr., also in etwa drei Handlungsjahren, wird mit Maahks paktierender Atlan die die Konstruktionsunterlagen für die sog. Konverterkanone (nebst einem Zellaktivator besagter alter Prägung) ausgehändigt bekommen, womit wiederum die Arkoniden die Maahks nicht genozidieren, aber gegen ihren Erzfeind zur Zeitenwende blasen können. Nach jetzigem Kenntnisstand wird Atlan erst den Matchball gegen die Arkoniden (und evtl. das Leben an sich) abwehren, um dann den Gegenschlag einzuleiten, der wiederum die Maahks in die Flucht treibt. Erhalten wird Atlan beides von ES, dem Unsterblichen von Wanderer, der Superintelligenz, die v.a. die Milchstraße zum Kern ihrer sog. „Mächtigkeitsballung“ auserwählt hat. Doch wenn ES all das in Kürze in Atlans Hände legen wird und der Zeitverlauf dann pfadabhängig diesen Weg genommen haben wird, ja wer arbeitet dem denn hier und jetzt fundamental entgegen???

Schon nach Omen 4 im ersten Heft assoziierte ich das auf Larsaf III. zufliegende Schiff und die Personen an Bord sogleich mit höheren Mächten. Eventuell eine Kobaltblaue Walze der Kosmokraten??? Hüter, Verwalter und Bewahrer der Ordnung im Kosmos, einschließlich der Verbreitung und Förderung des Lebens. JA ABER – das sind doch „die Guten“!? Nur je nach Perspektive. Wirklich „Gute“ besäßen keine Galaxienzünder: „Er zerstört das Gravitationsgefüge der betroffenen Galaxie. Dadurch löst sich die Galaxie auf. Der Großteil der Materie wird zudem in einen energetischen Plasmazustand umgewandelt.“ „Gravitationsgefüge“ klingt doch recht passend, auf diese Weise, entlang von Gravitationslinien soll sich das Talagon ja auch auswirken – soweit die Maahks aka Geektor wissen. Doch geht es hier ja um die galaktische Materie als solche, nicht um das sich planetar ballende Leben der Galaxis. Schon gar nicht sind damit schrotschussgezielt bestimmte Völker wie die Arkoniden anvisierbar. Davon ab: so ein Galaxienzünder wird mit Großraumschiffen transportiert, ist nichts für die Brust- oder Westentasche.

Dann vielleicht die Gegenspieler der (guten) Kosmokraten, die hier eingreifen? Die (bösen?) Chaotarchen. Die hätten da auch eine Waffe auf Lager, die dem Wirkprofil des Talagon entspräche: Nekrophore, die gleich einer Amphore den Tod mit sich führt: „gelagert wird. Die Fässer sind 15 m lang und haben einen Durchmesser von acht Metern. Die Wandung hat durchgehend eine Dicke von 0,5 m. Auf den planen Deckflächen sind hunderte von Kreisen abgebildet, die aus kleinen roten Punkten bestehen und sich gegenseitig durchdringen. Dieses Muster löst bei jedem Intelligenzwesen, ungeachtet des geistigen Profils, die Assoziation der Teilchenbewegung in einem Gas aus. “ Die „Nukleotide Pest“ ergießt sich nach dem Öffnen einer Nekrophore als massenhafte „Biozide“ über das Leben. Minimale Restbestände haben verschwindende Restchancen das zu überleben. Nur ist das eigentlich keine spezieselle (spezies-spezielle) Waffe, sondern wirkt auf (nahezu) alles tödlich ein, das lebt und auf das es trifft. Doch auch Nekrophoren sind nichts zum Herumtragen. Und geöffnet werden sie auch nicht irgendwo mal so, sondern an perryversal geheimnisvollen Orten, nämlich inmitten eines sog. Kosmonukleotids. Das Perryversum ist analog zur Doppelhelix der lebewesenden DNA vom Moralischen Code (Kosmokraten-Sprech) durchzogen. Die Vorlesung zur Kosmologie erspare ich uns. Spannend ja, aber schwer – auch noch verständlich – zu ordnen und vorzutragen. Nur dass Chaotarchen in dieser Zeit nach der Milchstraße gegriffen hätten, ist neu. Das werden sie einst getan haben – so in 15.000 Jahren pi mal Daumen. Ein erster Anschlag jetzt schon?

Vielmehr erahne ich, dass das Talagon keine ausgewachsene Nekrophore ist und der Größe nach sein kann, aber vielleicht dennoch ein paar „Biozide“ enthält. Die würden reichen, wenn man – als Expotarch durch Corona mental infiziert – diese quasi ‚viralisiert‘ hätte, so dass auch schon wenige sich exponentiell rasend auszubreiten vermögen.

Aber all das wäre echt kosmisch höchste Schublade und bisher weit über den Erzählrahmen der Miniserien hinaus. Rätselhaft für mich auch die – in der Zusammenfassung unerwähnte – schnelle Eingreiftruppe besagten Omen4-Schiffes. Graue Herren, die dem armen Quartam nicht nur Zeit stehlen, sondern offenbar sogar sein Leben:-( Ich habe sie nicht wiedererkannt, wüsste nicht, worauf deren tristgrauer Look hindeuten könnte. In jedem Fall wollen sie den Zeittransmitter zerstören (oder haben es bereits) bzw. Quartam an dessen Reparatur nachhaltig hindern. Warum? Wozu? Damit halten sie doch brandgefährlichen Perry in der Zeit, der bekanntermaßen noch allen höheren Wesen ärger gemacht hat. EIGENTOR! Wenn sie ihn zerstört wissen wollen, haben sie ihn mutmaßlich nicht installiert oder/und zeitjustiert. Noch eine weitere Zeitmacht, die mitspielt? Ringt da vielleicht ES gegen ANTI-ES??? ES und ANTI-ES sind der/die/das Dr. Jekyll und Mr. Hyde des Perryversums – eine lange Zeit noch so superintelligente, aber gespaltene Persönlichkeit. Liegen die im Zwist? Ja, aber für die Terraner erfahrbar erst ab 3456 n. Chr., erst dann sie ins sog. Kosmische Schachspiel beider Entitäten verwickelt werden. Über 11000 Jahre hinkünftig.

Und die Zerstörung des Talagon – das wissen die Maahks ziemlich genau – ist nur hinter dem Ereignishorizont eines Schwarzen Loches möglich. Wie space-romantisch! Aber auch zermalmend gravotödlich. Aber mehr Singularität ist nicht möglich – eigentlich doch Sehnsuchtsziel von Angehörigen einer Gesellschaft der Singularitäten… Im Ernst: Woher will man das wissen? Oder wer, der das Talagon zwecks Zerstörung ausgehändigt hat, hätte diese Entsorgungsanleitung gleich mitgeliefert? VORERST etwas konstruiert, um es auf ein Zyklusfinale dramaturgisch geschickt hinzuführen. Und welches Schwarze Loch mag es sein? Etwa Singularität 77/3 – Eldhoverds Endlosigkeit???>

9. Summa summarum


Fundamentales Gemäkel wie noch nie zu ATLANTIS. Und kann dieses Posting dennoch von mir sein? Ich beschwerte mich doch gar nicht larmoyant über narratoferente Technik wie allen voran dauerbefingerte Hologramme. Dann muss es doch ein Bot sein, der mich hier bloß zu imitieren versucht. Keine Panik! Das Heft hat diese Art kritischer Beobachtung einfach nicht hergegeben. Mir ist nichts hierzu aufgefallen. Dafür diesseits der Realität, wo es hologrammierter zugeht denn je: jetzt soll ein Hologramm schon auf seine Umgebung reagieren und ergo dynamisch statt nur statisch anzeigen können. Wenn es das gegenwärtig schon gibt, müssen es auch 10.000 Jahre zuvor hyperraumfahrtbetreibende Arkoniden haben – erfahrungsklare Sache.

Zum Heft „Die Kralasenin“: nicht mein Erzählkonstrukt, wie ausführlich dargelegt. Davon ab aber reich an Hindeutungen, Hinweisen, manch eingeschlagenen Pflock. Und Rowena ist mir sogar sympathisch und hat mein biografisches Mitgefühl. Hier dann auch die ultimative Prognose, wie es endet: denn nicht mit Atlans Opfergang; auch nicht durch alten Tarts, so sehr er es für Atlan und die Sache gewiss würde. Beide leben – Atlan sowieso unaufhaltsam, Tarts aber noch bis kurz vor dem Untergang von Atlantis, also noch rund 5 Jahre lang (Heft 60 & 70). Rowena opfert sich! Momentan sonnenklar, GERADE WEGEN DER BIOGRAFIE! Man inszeniert ja nur so seitenraubend halbheftig, wenn die Fallhöhe der Sympathie gnadenlos für den Fall ausgenutzt wird. Erst die Leiter hinstellen, um sie dann expograusam umzustoßen und im PROC-Interview dann noch Trauer vortäuschen 😛 So läuft das, jawohl! Eh ohne Familie und durch Perry der zukunftsweisenden Bedeutsamkeit und Wichtigkeit Atlans voll bewusst geworden, wird Rowena ihr – aus ihrer Sicht verpfuschtes – Leben zum Erhalt des Lebens aller hingeben! Umso bitterer, da sie mit Atlan die einzige intensive Ich-Du-Beziehung ihres Lebens geführt hat.

ATLANTIS 04 – Nachschlag mit Zitaten der Irritation

Hallo Mitwelt!

Ich schließe direkt an die Besprechung zu ATLANTIS 04 „Der Raumschiffsfriedhof“ von Olaf Brill an. Auf ziemlich falschem Fuß erwischt, war ich angesichts des Präsentierten bass erstaunt: Atlan, Kristallprinz des Tai Ark’Tussan und Flottenadmiral selbigen, scheint auf noch unverstandene Weise mit den Maahks, kriegsheißen Erzfeinden des Imperiums, zu paktieren. In einer für Sauerstoffatmende konzipierten Station inmitten der Atmosphäre eines Gasplaneten der Maahks ist das Trio atlantis gefangengesetzt, wo sie auf Atlan treffen, wo jedoch ebenso Hunderte Arkoniden wie Gefangene anmutend einsitzen. Die Lage ist – für mich – noch völlig unklar, wer da mit wem genau und zu welchen Zwecken paktiert, taktische Zweckbündnisse geschlossen hat und derlei. Atlan scheint Befehlshaber nicht nur über ehrerbietige Rowena zu sein, sondern auch die Maahks, die Perry und Co. vom Raumschiffsfriedhof ‚eingesammelt‘ haben.

Wie sehr die Maahks jedoch Erz- und angesichts der tobenden Kriegsdauer auch zu Erbfeinden des Imperiums geworden sind just in den Tagen von Kriegsflottenadmiral Atlan, hatte ich bereits mit Zitaten aus vielreferiertem Heftroman 60 „Festung Atlantis“ nachzuzeichnen versucht. Demnach sind Maahks für Atlan nichts anderes als Todfeinde des Imperiums, erbittertste obendrein, die das Reich an den Rand seiner Existenz gebracht haben. Umso irritierender, dass Atlan überhaupt und in welchem Setting er mit Maahks – wie auch immer genau – zusammenarbeitet.

Ich habe ein weiteres Heft aufgetan, aus dem ich zwecks Veranschaulichung der Verhältnisse zitieren möchte – lang wie meist. Es geht um Heftroman 217 „Gefahr aus der Vergangenheit“ von Großmeister K. H. Scheer persönlich; wesentlicher Wenderoman im legendären „Meister der Insel“-Zyklus (Nr. 05). Kontexte in gelinkter Perrypedia-Zusammenfassung nachzulesen oder gleich als anempfehlenswertes Hörbuch (Silber Edition 23 „Die Maahks“, Vertonung gleichnamigen Silberbandes) zu ergründen. In jedem Fall und kurzgefasst, erwachen die totgeglaubten Geister der Vergangenheit und auferstehen als tödliche Gefahr, denen Atlan auf der „Straße nach Andromeda“ angesichtig wird. Ein Erkennen, das ihn wie selten aus der Fassung bringt und richtig panisch werden lässt. Kein Hauch auch nur von einstigen Paktpartnern zu verspüren… Aber lese selbst:

Ja – das waren sie! Das waren die unerbittlichsten, hartnäckigsten, fähigsten, intelligentesten und widerstandsfähigsten Feinde, die das Große Imperium der alten Arkoniden jemals gehabt hatte.
Das waren die Wesen, mit denen wir den größten Raumkrieg der arkonidischen Frühgeschichte ausgefochten hatten. Das waren jene eierlegenden Monstren, die ihren ausgeschlüpften Nachwuchs anschließend säugten und die deshalb eine biologische Sonderstellung unter den Völkern der Galaxis eingenommen hatten. Das waren die Lebewesen, die wir einfach Methans genannt hatten, obwohl sie in Wirklichkeit Wasserstoff mit methanhaltigen Verunreinigungen ein und Ammoniak ausatmeten.
Ich hatte als Chef einer arkonidischen Eliteflotte viele Jahre lang gegen sie gekämpft. Die Methans hatten uns erst dezimiert und schließlich noch nachhaltiger geschlagen, weil wir als humanoide Lebewesen nicht in der Lage gewesen waren, unseren Bedarf an Raumschiffsbesatzungen so schnell zu ersetzen wie diese Wesen, die nach einer Reifezeit von nur dreieinhalb Monaten bis zu neun Eier produzieren konnten.Atlan in Heftroman 217 „Gefahr aus der Vergangenheit“

Und weiters, während er – die […]-Auslassungen – auf seine Gefährten wie Perry und Tolotos intensiv und beschwörend einredet, um ihnen den Ernst der Lage klarzumachen:

Mir wurde schwindelig, wenn ich nur an die ungeheure Gefahr dachte, die der Galaxis durch diese unwahrscheinlich kampfkräftigen und intelligenten Wesen drohte.
[…]
Nein – ich schrie sie [Gefährten um Perry Rhodan, A.d.A.] an. Wahrscheinlich war mein Gesicht völlig verzerrt und vom Entsetzen gezeichnet.
„Zurück“, brüllte ich verzweifelt. „Sofort zurück. Das sind Methans; versteht ihr – Methans! Das sind die Lebewesen, die uns vor zehntausend Jahren beinahe vernichtet hätten, bis wir die Konverterkanone bauen konnten. So gehen Sie doch in Deckung, Tolot!“
[…]
Im Vergleich zu ihnen waren Springer, Aras, Akonen und die nichtmenschlichen Blues von der Eastside des Zentrums harmlos.
[…]
Methans sind an Schwerkräfte zwischen 2,9 und 3,1 Gravos gewöhnt. Drei Methans werden mit Ihnen spielend fertig, zwei können Sie unter Umständen besiegen. Tolot – auch Ihnen droht Gefahr. Ich sage Ihnen nochmals, daß dieses Volk der härteste Gegner war, den wir jemals hatten.“
[…]
Wir Arkoniden hatten jedes Lebewesen anerkannt, wenn es nur sauerstoffatmend gewesen war. Fremdgasatmer waren von uns als Intelligenzwesen natürlich ebenfalls gewürdigt worden, aber man hatte sie im Oberkommando sofort als erbitterte Feinde eingestuft.
Die Ereignisse hatten diese Auffassung auch niemals widerlegen können. Fremdstoffatmer hatten sich meines Wissens nie mit Sauerstoffatmern einigen können. Daher war es auch zum Methankrieg gekommen.
[…]
Wenige Sekunden später wußte ich, daß meine schlimmsten Befürchtungen wahr geworden waren. Das waren Maahks!Ebenda

Alles klar? Deshalb bin ich so baff und harre staunend der Entwicklungen, die sich da noch auftun mögen, die ich nicht zu antizipieren vermag. Erscheint mir eine harte Nuss, das in Einklang mit all diesen Zitaten zu erzählen. Weiterlesen!h

ATLANTIS 04 – Der Raumschiffsfriedhof

Hallo Mitwelt!

Und weiter geht es bei ATLANTIS, jedoch fern von Atlantis. Von einem ‚Altgedienten‘, einem nostalgisierten Trio, verschwörerischen Verwicklungen und Unausgesprochenem, das überdeutlich ist…

Die Handlung

Olaf Brill – ATLANTIS 04: „Der Raumschiffsfriedhof: Notsprung ins System der blauen Sonne – die Schrottsammler erwarten sie“

Das Titelbild von Arndt Drechsler ist wuchtig, der Roman selbst ist spannend: Olaf Brill schrieb »Der Raumschiffsfriedhof«, und dieser vierte Band unserer Miniserie PERRY RHODAN-Atlantis kommt in dieser Woche in den Handel. Es handelt sich um einen Roman, der ausschließlich im All und an Bord von Raumschiffen spielt – die Hauptfiguren haben sich weit von Atlantis und seinen Bewohnern entfernt. KNF zu „Der Raumschiffsfriedhof“ am 25.04.2022 auf seinem Blog

In der BEST HOPE (vormals: LT4) springt auf vorletzter Rille das Trio atlantis aus dem Larsaf-System und wendet sich mit finalem Sprung dann einem Sonnensystem zu, in dem eine Raumschlacht stattgefunden haben muss: ein wahrer „Raumschiffsfriedhof“ aus Raumern der Arkoniden und Maahks zieht seine stellaren kreise. Hier hoffen vor allem die beiden Zeitreisenden Ersatzteile für die wracke Technik der BEST HOPE (Sichu) sowie Informationen über Ursache und Verlauf der Schlacht (Perry) zu finden. Während interstellare Caysey von den Sternen beeindruckt mit dem Talagon an Bord zurückbleibt und mithilfe von Blechkamerad RCO ihre neue ‚Stahlheimat auf Zeit‘ erkundet, trennt sich das Ehepaar auf: Perry fliegt im Raumanzug zu einem Maahk-, Sichu selbig zu einem Arkonidenraumer.

Doch war dieses Trio nie allein, wurde vielmehr von einem anderen Trio heiß erwartet: vor Ort weilten nämlich längst „Schrottsammler“ und „Leichenfledderer“, drei Angehörige aus dem Volk der Unither. Sie erhoffen sich ihrerseits raumflugfähiges Material aus dem hinzugesprungenen Raumer. Perry muss sich mit einem herumschlagen und herumschießen, während ein anderer Caysey als Geisel nehmen und RCO zerschießen kann. Sichu wiederum gerät nach Rückkehr zur BEST HOPE ebenfalls in Rüsselgriff.

Kurz bevor Perry den intrinsisch arkonidenhassenden Unither zur Aufgabe bereden kann, kommt es zur großen Wende, die insbesondere die Rüsselträger die ganze Zeit befürchtet haben: Maahk-Raumer kreuzen auf. So vereiteln sie zwar die ‚Geiselnahme‘ durch die Unither, die heillos fliehen, dem Anschein nach trotzdem in ihrem Raumer gnadenlos abgeschossen werden – samt geraubten Talagon. Die wieder vereinten Lemuroiden ihrerseits werden nicht aus dem All geblasen, wie es von ihren Erzfeinden zu erwarten gewesen wäre, sondern eher als ‚Kriegsgefangene‘ in schnell angelegter ‚Arkoniden-Maske‘ festgesetzt. Zu einem Stützpunkt der Maahks transportiert, scheint dort ein Kriegsgericht o.Ä. zu drohen – doch es kommt erneut ganz anders: inmitten der Atmosphäre des Gasplaneten Galorrax stationiert, werden die drei Gefangenen durch die Maahks drei Arkoniden vorgeführt. Auf dessen Anführer hören die Maahks nicht nur, er scheint ihr Befehlshaber zu sein: Atlan! Der interessiert sich jedoch nicht für Perry und Co., wenn nicht Rowena als die zweite im Bunde ehrerbietig dem Kristallprinzen versichern würde, es mit dem entflohenen Trio und den Räubern des Talagon zu tun zu haben…

Roman und Kommentar vom ‚Veteranen‘

Vorletzte Woche war der Neue am Griffel, jetzt hat ein ‚miniserialer Veteran‘ aufgeschrieben: Olaf Brill! Miniserie Nr. 9 läuft, inklusive dieser hat Dr. Olaf Brill – so viel Zeit darf sein – an sechsen mitgewirkt und elfmal beigetragen. Einmal sogar stolze drei Streiche, womit 25% dieser Miniserie – SOL 2 – durch seine Hände gegangen sind. Mit hiesiger Nr. 04 „Der Raumschiffsfriedhof“ ist sein erster – kaum anzunehmen letzter – Beitrag publik. So ganz nebenher hat er damit ein Jubiläum zur Blüte gebracht: das einhundertste Miniserienheft! In meinen ausschweifigen Vorgedanken zu ATLANTIS hatte ich schon zu den acht-mal-zwölf-=96-Miniserienheften festgestellt: allein diese ’nebenbei‘ produzierten Hefte sind umfänglicher als manch legendäre SF-Serie wie die Terranauten, Ren Dhark oder Raumschiff Promet. Und jetzt ist auch noch die für das Gros aller Serien manifeste Schreibmauer der Dreistelligkeit erreicht und überwunden. Schließlich folgen außer bei Weltuntergang noch definitiv acht weitere Hefte mit Mehrumfang: sind die Hörhefte zur Erstauflage um die 3h lang, gelegentlich bis zu 3,5h länger, so war Olaf Brills Hundertsassa nahezu VIER STUNDEN hyperlang. ‚Normale‘ Hefte sind 60 Seiten umfangreich, solch ein Miniserienheft dann lässige gut 80 Seiten. Das nur mal so zur Orientierung.

Zur Auflockerung stammen die – den Hörheften leider weiterhin nicht als PDF beiliegenden – ATLANTIS-Kommentare auch von Mr. 100 – der Jubilare ist diesmal sogar online gegangen: „Die Miniserien erreichen Band 100“. Hier stellt OB in kompakt dar, wofür ich ein paar wenige Worte mehr aufgewendet hatte: PERRY RHODAN-Miniserien-Vorläufer, also die acht Vorgänger zu ATLANTIS; dreizyklische ACTION-Miniserie, der wiederum sich immer narrativ verdichtendere ATLAN-Miniserien vorausgingen. OB zählt die – dort näher gelinkten – Planetenromane noch hinzu, die identische Funktionen erfüllten: großer narrativer Freiraum für altgediente Autoren, freier Übungsraum für Neulinge zur Ertüchtigung zu mehr. Am Ende waren so vierhundertfünfzehn 160-seitige Taschenbücher erschienen, wovon es 100 in eine zweite Auflage (Taschenhefte sowie Planetenromane)
geschafft haben. Diese mit Vor- und Nachworten umrahmt und immer noch als eBooks erhältlich. Lesenswert! Da gab es dann zugegeben manch – höchst fantasievollen – Wildwuchs, der sich fern jedwedem Kanon frei entfaltete. Die besagten 100 Neuaufgelegten dürften ihrerseits jedoch als kanonisch anzusehen sein bzw. ihren Weg in eine kanonisierende Einordnung geschafft haben. Schon die ATLAN- und seither alle PERRY RHODAN-Miniserien sind zwölfbändig in sich geschlossen und narrativ dicht verwoben, selbst wo sich Folgezyklen direkt anschlossen und Handlungen fortsponnen (bspw.: SOL sowie SOL 2). Bei den alten Planetenromanen gab es nur lose dann und wann Fortsetzungen in lockeren Zyklen, meist rund um Handlungsträger, die sich einen Platz in den Herzen des jeweiligen Autors oder/und der Leserschaft erobert hatten.

Die „antike“ und „archaische“ Technik hypermodern

Es ist mir so langsam fast schon peinlich, unangenehm zumindest. Aber erneut geht es um die Technik und ihre bedienseitige Darstellung FERN der alten Zeiten, als sie das erste Mal erzählt worden ist. Auch diesmal wird wieder en masse und massenhaft mit Hologrammen gearbeitet, in diese ständig händisch hineingegriffen und zurechtgezupft, während sie informationsgeballt in 3D anzeigen. Das macht am Häufigsten Sichu, aber auch die beiden anderen; das machen ebenso die Unither, die als „Schrottsammler“ mutmaßlich nicht das technisch hochstehendste Schiff ihrer Zeit navigieren. Und auch bei ihnen ist es Standard, an Hologrammen herumzurüsseln.

Doch es geht noch weiter und mehr, was mir auffallend auffiel. Also es fällt mir selber auf, wie sehr es mir auffällt und mich genauso sehr stört. Inverse Reflexion? Die Raumanzüge, in die insbesondere Perry und Sichu steigen, um zu den Raumschiffwracks zu kommen, ähneln in den Möglichkeiten und Kapazitäten vielmehr SERUNs – Semi-Reconstituent-and-Recycling-Units. Diese sind – unter der Bezeichnung – erst mit Heft 975 eingeführt worden: Handlungsjahr 3587 NACH Christus (11.560 Jahre zukünftig zu ATLANTIS), Realjahr 1980 (neunzehn Jahre nach Serienstart). In jedem Fall sind die hier geschilderten Raumanzüge bedeutend funktionaler und benutzer*innenangepasster als die Arkonidenanzüge der perryversalen Anfangszeit, diese die Terraner als hochmodern Ende des 20. Jhdt. von den Arkoniden übernehmen. Die haben mitnichten je mit ihren Träger*innen freimütig gesprochen, wie wir es heutzutage durch ALEXA, SIRI & Co. gewohnt sind und als noch sprechverbesserter in die Zukunft projizieren. In diesen Anzügen steckt lesbar eine – zumindest mal schwache – KI, die durchaus von sich aus kommunikationsfähig ist und Informationen aufgearbeitet ansagt. Und geschweige denn, dass die Anzüge – wie es Sichu ‚handhabt‘ – per Augenblinzeln zu dirigieren gewesen wären. Trotzdem spricht Sichu bevorzugt von „archaischer“ und „antiker“ Technik… Das waren recht klobige Dinger, 1961 den damaligen Astro- und Kosmonauten-Anzügen abgeguckt. Da wurde noch sehr viel durch Gürtelarmaturen geregelt, wo man Schalter und derlei zu betätigen hatte, um bspw. Antigravflug, hinzu- oder abzuschaltende Schutzschirme zu de-/aktivieren. Zugegeben: wie Sichu dann erfinderisch clever und geschickt sehr oldschool per Sauerstoffablassen durchs All manövriert, mutet nostalgisch an die wilden Zeiten.

Allerdings: dazu kommt es ja erst und nur, nachdem man die zu ausgereifte Technik Star Trek-gleich wie beim dortigen Beamen ausfallen lässt. Die Hyperstrahlung oder was es auch immer bewirkt hat, allemal wird die Technik der Raumanzüge erzählpassend situativ dysfunktional. Damit entspricht sie nach dieser Art situativem Downgrade in etwa den Möglichkeiten der alten Zeit. Nur wieso und wozu stellt man das situativ her, nachdem man es zuvor – für mich unnötig – aufgelevelt hat? Wer A sagt, müsste auch B sagen – demnach: wer der Nostalgie willen erzählzeitreist, sollte eigentlich auch die anachronistisch anmutende Technik genauso miterzählen, wie sie für diese Zeit axiomatisch festgesetzt worden ist. Ein Gesamtpaket, aus dem nach narrativem Bedarf sich zu bedienen m.E. unnötige Schieflagen mit sich bringt.

Genauso bei den Trio rüsseli: die können per Ortung so schärfengenau scannen, wie es auch so nie möglich war. Aus großer Entfernung bemerken sie argusäugig sowohl Anzahl der Lebewesen als auch deren Geschlecht bzw. im Falle Cayseys ihren Zustand. NICHT ABER, dass es sich gar nicht um Arkoniden handeln kann, da solche statt Rippen Knochenplatten im Brustbereich haben, Terraner bekanntermaßen nicht. Und Sichu ebenfalls nicht. Noch krasser jedoch, dass die Unither die Hyperstrahlungsquelle Talagon einwandfrei ausmachen können, allen voran ihretwegen das Schiff ‚kapern‘. NUR: wieso ist Rowena denn dann so ziellos mehrtägig über Atlantis herumgekurvt, um nur ziemlich zufällig auf Talagon-Träger Perry zu treffen (Heft 01)? Und wenn die Unither so präzise detektieren können, wieso tappen die Maahks mit sicherlich wesentlich tauglicheren Ortungsgeräten derart im Dunkeln? Das riecht doch glatt nach …

Kein Rüsselreinigen???

Im Vorfeld diskutierten wir darüber, ob die Außerirdischen, die in diesem Roman als Schrottsammler auftauchen, in dieser Epoche unserer Serienvergangenheit überhaupt schon eine eigene Raumfahrt beherrschen. Kann man sie wirklich auftauchen lassen, und welche Rolle spielen sie im Großen Imperium der Arkoniden? KNF auf seinem Blog über ATLANTIS04

Alles, was man über Unither für einen Erstkontakt wissen muss, gibt Perry zu Gedankenprotokoll in Kapitel 10. Und was OB unserem Mann im All in den Kopf schreibt, assoziierte ich von Kapitel 01 an, als das Trio rüsseli die Handlungsbühne des Raumschifffriedhofs betrat. Ob das jedoch eine ‚unithische Zeit‘ 8.000 v. Chr. Gewesen war, fragte ich mich auch.

Die Ereignisse, auf die Perry anspielt, sind 1963 in Heftroman 99 „Ein Freund der Menschen“ erzählt worden (Handlungszeit 2045 n. Chr.): zwar handelte es sich bei diesem unithischen Trio, mit dem wir damals erzählerisch erstkontaktierten, nicht um Schrotthändler, vielmehr um Ausgestoßene aus der Herde ihres Volkes. Mit einem immerhin schrottreifen Schiff stürzten sie mehr auf just dem Planeten ab, als dass sie sicher gelandet wären, wohin sich Crest, der arkonidische Mentor der Menschheit von Heft 01 an zurückgezogen hatte. Ein planetares Altenheim in gewählter Einsamkeit, wo sich der alte „Freund der Menschen“ weniger seiner Haut erwehrte, als vielmehr terranische Technik vor dem Zugriff dieser Außerirdischen retten wollte. Bis zum Tod. Und von solchen Halunken bis zu leichenfleddernden Schrottsammlern ist der Exposéweg dann nicht mehr weit

Der handlungschronologisch mutmaßliche Erstauftritt bis dahin ist rückwirkend auf das Jahr 5747 v. Chr. zu datieren – erzählt in „Fluchtpunkt Schemmenstern“. Ja, noch so ein „Fluchtpunkt“ – das Perryversum ist diesbezüglich ausgeprägt fluchtpunktiert. Diese Geschichte schließt ihrerseits an die Handlung der Urminiserie an – Traversan, wo es Atlan in die arkonimperiale Provinz raumzeitverschlagen hat.

Das spielt ergo wiederum rund 2250 Jahre nach dem Untergang von Atlantis. Vor zweieinhalb Jahrtausenden hatten u.a. die Perser Oberwasser, war Babylon noch eine recht angesagte Stadt, war hingegen Alexander, der dadurch der Große werden sollte, noch nicht ausgezogen… Seither ist auf Erden allerlei passiert – in den Weiten des Kosmos ticken die galaktischen Zivilisationsuhren jedoch langsamer. Die Langwirkmächtigkeit soziobiologischer wie soziokultureller Prägungen überdauert Zeiten. Es geschieht, weil es schon so geschah. Unither sind ATLANTIS gegenwärtig so, wie sie handlungschronologisch soooo viel später erst geworden sind, weil die erzählchronologisch sooo viel früher schon so ausstaffiert worden waren. Soziobiologisch kann man sowas gewiss nachvollziehbar machen, dass ohne cyberborgische Manipulationen eines Transunithismus Unither sind und sich verhalten, wie sie immer schon waren und sich seit eh und je so verhalten. Aber der soziokulturelle Überbau dürfte sich in den Jahrtausenden so ungemein oft, radikal, disruptiv, transformativ und metamorphisch verändert haben, dass man diese und jene Unither eigentlich kaum gleichermaßen verstehen kann. Nostalgisch dennoch wunderbar und von Mr. 100 detailreich bestens inszeniert. Freu! Anders als bei „PICARD“ laut Hannes Könitzer bei Robots & Dragons

Bis hierhin habe ich das Trio etwas distanziert dargestellt, mutmaßlich ungefähr so, wie es als bloße Handlungsträger im Expo skizziert war. Gilthenk, Mekkhur und Glongg haben erst durch Olaf Rüssel in die Gesichter bekommen:

[…] Die drei Unither zum Beispiel waren im Exposé einfach nur drei Typen, die andere Ziele haben als die Hauptfiguren und daher die Handlung mit Konflikt anfüllen. Ihre drei unterschiedlichen Charaktere stammten vollständig von mir.Olaf Brill im PROC-Interview

Und wie sehr OB hierfür in die Trickkiste gegriffen hat, sollte klar geworden sein. Eines fehlt jedoch: Der Rüsselreiniger! Die drei Ausgestoßenen Liszog, Zerft und Golath, die schlussendlich Crest zu Tode hetzen, hätten den alten Arkoniden sicherlich viel leichter überwältigen und besiegen können, wenn sie nicht ständig pausiert hätten, um sich den Rüssel zu reinigen. Dafür gibt es selbst auf Schrottschiffen für Ausgestoßene Apparaturen, die keinem Unither vorzuenthalten sind. Ausstoß aus der Gemeinschaft der Herde als härteste aller Strafen ja, aber den Rüssel nicht mehr reinigen zu können, das tut man den übelsten Verbrechern nicht an. So in Heft 99, so aber nicht in ATLANTIS 04. Was da los? Alles soziobiologisch chronoferent beim Alten, nur die Sache mit dem Rüsselreinigen ist noch nicht erfunden und kulturell angeeignet? Die drei sind über 10.000 Lichtjahre von ihrer Heimatwelt Unith bzw. der Heimatsonne Unatha entfernt, am äußersten Rande des Tai Ark’Tussan, scheinen einer jeden sich bietenden Raumschlacht hinterher zu ziehen. Aber die Rüssel säubern sie sich nicht!? Empörend! Sich aber über die „Weichhäuter“ lustig machen, die zu nichts taugen mit ihrer zarten, schwachen Haut… Gegenrassistische Vorurteile und Abwertungen gegenüber den imperialen Besetzern, die den Unithern jedoch auch noch nie gut mitspielten.

Die Verschwörung – Nur wer eigentlich gegen wen?

Und wozu, zu welchem zweck?

So! Bisheriges so weit, so schön und gut. Wortumrankte Zierde, lesens- aka hörenswertes Präludium. Doch das Entscheidende, worum es doch geht, worauf wir hin fieberten, was den Stein ins Rollen gebracht hat, ereignet sich, geschieht am Ende des Romans! Perry hat uns schon sachte die Spur gewiesen, als ihm auffiel, dass das Gros der Raumschiffsfriedhofsraumschiffe an die 200 Jahre alt ist und wohl kaum reguläre Kriegseinheiten gewesen sein dürften. Der Keim des Argwohns, es hier mit einer ’normalen‘ Schlacht zu tun zu haben, beginnt zu sprießen. Doch wer materialschlachtet derart und als Inszenierung wem gegenüber? Und dann kommen, ganz gemäß den Befürchtungen der Unither, auch noch die Maahks zurück ins System. Als ob just diese vermehrungsfreudigsten eierlegenden Lebewesen sich um ihre Gefallenen kümmern würden, sich deretwegen zurück an den Ort einer Niederlage begäben. Und just die Erz- und angesichts der Kriegsdauer auch Erbfeinde der Arkoniden machen SCHEINBAR kurzen Prozess mit den Unithern, behandeln die vermeintlichen Arkoniden aber als Kriegsgefangene nach einer Art „Genfer Konvention“? Außergewöhnlich ohnehin schon, aber dann: diese Maahks verhalten sich auf augenscheinlich ihrem ureigenen Stützpunkt inmitten eines Gasplaneten einem Arkoniden gegenüber als Befehlsempfänger? Und dieser Arkonide ist Atlan? WOW!

Atlan paktiert mit Maahks? Nachdem(!) der Methankrieg bereits ausgebrochen ist? Zugegeben noch Jahre, bevor Atlan – vermittelst durch ES – die ultimative Waffe gegen die „Methanatmer“ erhält und gegen den Feind zum Einsatz bringt? Das ist unglaublich! Ich bin tatsächlich bass erstaunt und kann das gar nicht ein- noch zuordnen. Eben dieser Atlan, der in Heft 60 „Festung Atlantis“ Folgendes rund um Maahks und Methankrieg aussagt, das für mich keinerlei Paktiertaktik zulässt:

[…] Der Krieg gegen die Methanatmer nahm seinen Anfang in jenen Tagen, als die auf Atlantis gelandeten Siedler damit begannen, ihre neue Heimat aufzubauen. […] Wir waren uns darüber klar, daß uns ein schwerer und harter Kampf bevorstand. […] Aus dem sogenannten Nebelsektor kamen besorgniserregende Nachrichten. Es war, als hätten sich sämtliche nichtarkonidischen Intelligenzen plötzlich gegen uns verschworen. […] Ich dachte auch keine Sekunde an einen kleinen Kontinent, dem der Kommandant meines Flaggschiffes den Namen Atlantis verliehen hatte. Es war alles so unwichtig geworden. Das Große Imperium unter Arkons Vorherrschaft rang um sein Weiterbestehen. Der sogenannte Methankrieg nahm all unsere Kraft in Anspruch. Wir wußten zu jener Zeit noch nicht, daß er unser Volk zum Ausbluten und das Imperium an den Rand des Abgrundes bringen würde. Atlan am Ende von Kapitel 5 in „Festung Atlantis“

Und später, als er zur Rückkehr in dieses abseitige System kommandiert worden ist:

„Es handelt sich wahrscheinlich um Methanatmer“, fuhr ich fort. „Die Monstervölker der Galaxis scheinen mehr und mehr dazu überzugehen, einen Mehrfrontenkrieg anzustreben. Anscheinend verfügen sie über ungeheure Reserven an denkenden Wesen und Material. Wir können es nicht darauf ankommen lassen, auch nur ein Schiff zu verlieren. Unsere schweren Verluste im Abwehrsektor zeigen deutlich, daß die Zeit der warnenden Anrufe vorbei ist. Wir eröffnen – wie gesagt! – das Feuer, sobald wir etwas orten, was nach einem unbekannten Raumschiff aussieht. Unsere eigenen Einheiten wechseln den Erkennungscode nach Geschwaderkladde im Fünfstufen-Rhythmus. Eher wird eine Dechiffrierung durch den Gegner erfahrungsgemäß nicht möglich sein. Das wäre vorläufig alles. Wir müssen abwarten, was sich im Larsafsystem abgespielt hat. Ich danke sehr.Ebenda – Markierung durch den Blogautor

Und zeitlich müsste der hier erzählte Abflug von der gegründeten Kolonie auf Larsaf III. hinein ins Kriegsgeschehen genau den in Heftroman 60 ausgelassenen Abschnitt umspannen, in dem wir uns in ATLANTIS 04 befinden: Atlan kämpft nicht 30- bis 32000 Lichtjahre fern des Larsaf-Systems zwei Jahre lang schlimmste Schlachten, sondern befindet sich in relativer Nähe und spinnt… Ja was eigentlich? Intrigen? Konspirationen? Pakte? Mit den Maahks – anscheinend ja. Aber welchen? Rebellen gegen die eigenen Kriegstreiber? Hatte Atlan hier einen letzten Versuch gewagt, den Krieg abzuwenden? Was hieße, er hätte sich auch gegen arkonidische Kriegstreiber gewandt. All das bleibt noch völlig unklar, kann ich noch gar nicht fassen, finde noch keinen roten Faden der Rowenadne…

Denn Rowena gibt es inmitten dessen ja auch noch! MAL WIEDER(!) ist sie dem Trio atlantis voraus, hat deren Weg erahnen können, um zu rechten Zeit am rechten Ort zu sein, um das Trio anschuldigen zu können. Das ihrem „Gebieter“ gegenüber, Atlan, vor dem sie ehrerbietigst niederkniet, wie man es wohl wahrlich nur vor einem Kristallprinzen oder gar dem Imperator zu tun pflegt. Rowena? Die in den ersten beiden Romanen konspirative Widersacherin zu sein schien, die wider Atlan intrigiert und ihn hintergeht. Im Vorgängerroman drückte sie sich an zwei Stellen so aus, als ob sie Kontakt zu Atlan hätte, wüsste, wo er sich aufhält. Das blieb da aber noch so unbestimmt, als wäre er ggf. ihr Gefangener, den sie jederzeit zu befragen wüsste. Nichts da! Trotz ihrer dienstlichen Ertüchtigung unter Atlans Erzfeind Orbanaschol SCHEINT sie dem Kristallprinzen und Flottenadmiral untertänig zu Diensten zu sein. Rowena – „Die Kralasenin“, Bluthündin des Imperators und seines Neffen? Eine, die nicht auf ihren Extrasinn hören mag und der kein Konsequenzglück hold ist? Die den Gegnern räumlich stets einen Schritt voraus ist, um dann doch – bisher – nicht wirklich final zupacken zu können?

Wir haben also – mindestens – zwei Ebenen: zum einen Rowena, über die wir im Folgeband mehr erfahren, die auf noch etwas verschleierte Art und Weise mit Atlan zusammenhängt, anscheinend doch für ihn arbeitet. Dieser wiederum plant auf höherer Ebene, hält längere Fäden in der Hand, an die wie an eine Leine selbst Maahks gebunden scheinen. Nicht zu vergessen dann noch die Meta-Ebene, die nur im vierten Omen in Heft 01 ganz kurz aufleuchtete, wo nun wahrlich höhere Mächte rund um – nicht nur – das Talagon in den Konflikt eingreifen und für die Atlantis der Fluchtpunkt ist.

Zwischenfazit nach einem Drittel

Allerhand, was Mr. 100 da niedergegriffelt hat. Mehrfach gelinktes PROC-Interview mit ihm nur zu empfehlen, wo er fröhlich vielerlei ausplaudert, ja sogar den miniserialen Expotän fürs Kurshalten lobpreist. Olafs skriptorale Erfahrenheit, miniserielle Korsetts auszufabulieren, kommt ihr zur Geltung. Ihm hat vor allem Caysey gefallen, die anscheinend für alle Autor*innen bisher als narrativer Anker fungiert hat, worüber sie sich einigermaßen erlebensnah ins Perryversum hineindenken konnten. Asche auf mein Haupt, dass ich je annahm, Caysey könnte nur eine „Durchgangs-Protagonistin“ sein – wo sie die wahre Heldin ist, die von Roman zu Roman an Welterfahrung gewinnt.

Nun aber zum Wohl und Weh der Miniserie, dem Talagon! Es wird narratosuggestiv so getan, als wäre es von den Unithern in ihrem Fluchtraumer mitgenommen und auf der Flucht durch die gnadenlos schießenden Maahks sodann vernichtet worden. NIEMALS! Täuschung! Bewusst vage Erzählweise! Kann alles gar nicht sein! Wie gesagt, dass die Unither mit ihren Ortern das Talagon derart hyperstrahlend quer durchs System detektieren konnten, ist zu deutlich ausgesagt worden. Dass ab der Ankunft der Maahks das Talagon, dessen Aufenthalt und seine Hyperstrahlkraft keinerlei Erwähnung mehr wert war, man sich vielmehr auf so nachrangige Details wie eine Ad-hoc-Maskierung von Perry und Sichu versteifte, ist zu auffällig. Wenn das Talagon zerstrahlt worden wäre, hätte das einen Hyperschauer an Strahlung nach sich ziehen müssen, den die Maahks mitbekommen hätten. Usw. usf. Hier wurde narrativ absichtlich in die falsche Richtung geschaut, um etwas zu verschweigen, was geschehen ist.

Ich gehe davon aus, dass die Unither – rüsselschlau wie sie nunmal sind – einen großen Trick gewagt haben. Eventuell haben sie ihr Schiff losgeschickt, ohne selber drin zu sitzen, geschweige denn das Talagon einfach so mitfliegen zu lassen. Wenn dem so wäre, wären sie noch am Leben und nun mit dem Talagon fahnenflüchtig. ODER Caysey hat es pfiffig versteckt! Denn ebenso auffällig hat sie sich für das Schiff, seine Funktionen und Konstruktion interessiert, worüber sie RCO zu Lebzeiten freimütig instruierte. Vielleicht, dass sie da einen Ausweg spontan gefunden hat, es irgendwo unauffällig zu lagern, ggf. inmitten irgendeines noch intakten Hyperstrahlers, der die Emissionen des Talagon überdeckt. Oder es war Sichu, die zeitweise ja mit Caysey zusammen in Geiselhaft war, genauso denkbar dann die – angebliche(?) – Flucht der Unither für sich ausnutzte. Tiefschürfende Erörterungen gab es nicht, da Perry sich maskieren wollte, was Zeit beanspruchte. Nach der Gefangennahme blieben sie getrennt und konnten sich schlicht nicht mehr austauschen. So oder so: da stimmt was nicht in der Erzählung und leseerfahrungsgemäß sind perryversale Autor*innen ziemlich fiese Erzählmöpp, die noch jeden Ackergaul verkauft haben. 😉

Bis hierhin weiß die Serie aber schon sehr zu gefallen – trotz meiner insb. retrotechnischen Einwürfe und manch Gemäkel im Detail. Man versteht es autor*innenübergreifend bisher, viele Anknüpfungspunkte aufzugreifen, stimmige Details, die den Älterlesenden wonnig erfreuen, zahlreich einzupflegen; gleichzeitig aber wendungsreich neues auszubreiten bzw. bis dato größtenteils anzudeuten. Weiter so! In der Mache ist es auch schon:

Ein großer Teil der Manuskripte liegt geschrieben vor, einige Romane sind bereits veröffentlicht, und mit den Exposés ist Ben Calvin Hary längst bis Band zwölf gekommen. Die Serie steht also, wobei es naturgemäß bei einer konzeptionellen Arbeit immer noch weitere Gedanken und Änderungen gibt. Nichts ist in Stein gehämmert – wir machen schließlich Science Fiction, und da kann die eine oder andere Idee schon mal eine Welt verändern.KNF auf seinem Blog: „Zwischenstand auf Atlantis“

ATLANTIS 03 – Fluchtpunkt Venus

Hallo Mitwelt!

Welch Skurrilität: mit der Hörlektüre von ATLANTIS 03 erst Tage nach Erscheinen überhaupt begonnen, um jetzt mit den Beobachtungen zum Roman früher umme Ecke zu kommen als bei beiden vorigen Beiträgen. Je später, desto früher – eine antiproportionale Beziehung – faszinierend. Damit dann auch gleich ad rem – nur mit der Vorbemerkung, dass ‚Kapitel 1‘ über die Venus von Freunden des Heftinhalts übersprungen werden kann. Da geht es nur um die Venus als Gegenstand science fictionalisierter Literatur. Am Ende auch in ihrer wechselhaften Darstellung im Perryversum, was durchweg aber nicht heftkorreliert. Auf dann…

Inhaltsverzeichnis

Die Handlung


Sascha Vennemann: „Fluchtpunkt Venus – Letzte Chance auf dem zweiten Planeten – es ist ein Wettlauf gegen die Zeit“.

Fluchtpunkt interplanetarer Raum: eine Flottille Jägern auf den Düsen scheint das Entkommen fürs Trio atlantis aussichtslos zu sein. Nicht aber für einen Risikopiloten – indem man an einem Asteroiden einen Roboter ausschleust und explodieren lässt, während man die Leka-Disk ‚totstellt‘, täuscht man erfolgreich die arglosen Verfolger. Nach Weile setzt man möglichst energiearm wie ein Gesteinsbrocken Kurs gen Venus.

Dank gehackter Codes zwar unentdeckt in die Atmosphäre abgestiegen, packt die Venuspositronik trotzdem per Traktorstrahler zu und zwingt das Fluchtfahrzeug doch in Gefangenschaft – Rowena war den Flüchtenden vorausschauend einen Schritt zuvor. Doch zwingt wiederum Perry das Schiff in den venusischen Dschungel, wo man auf Zeit dem Zugriff der Häscher entgeht. Zielpunkt: Schrottplatz, wo die LT4, der Raumer der exekutierten Informanten über Atlans Weiterleben, demontiert wird. Nach glimpflicher Safari durch die venusische Flora und Fauna gelangt das Trio hier an, trennt sich jedoch. Sichu will der Venuspositronik kurzerhand die Traktorstrahlerei abgewöhnen, derweil Perry und Caysey die LT4 raumflugtauglich machen sollen. Erneut agiert Rowena und sieht das Manöver voraus und will die ‚Verräter‘ alleine bei der LT4 stellen. Hingegen stellt sich Caysey ihr. Im Schnelldurchgang mit Kampfanzug und Waffe bekanntgemacht, liefert sie sich mit Rowena einen zünftigen Schusswechsel, während Perry als viel erfahrenerer Kämpfer das Schiff flott zu machen bemüht ist. Ihm hilft ein nur zu zufällig gegenwärtiger Roboter proaktiv dabei, Caysey kommen die zuvor schon einmal begegneten Venusrobben zur Hilfe. Nicht gegen Rowena, sondern in Sachen Sohnemann in spe. Sie erkennen das Leid der Schwangeren mit psi-empathischer Scharfsicht und verhelfen ihr inmitten eines indigenen Rituals zur versprochenen Ausheilung. Dafür wird sie unter Wasser ‚eingeschleimt‘ und hat danach heißrot brennende Haut – und hat Perry alleine gelassen. Doch ihr Entsetzen über das Im-Stich-Lassen des Freundes macht sie wett, indem sie im Schiff wütende Rowena paralysieren kann. Diese war so naiv, das Talagon mit sich herumzutragen, das ihr Perry seinerseits abnehmen kann.

Inzwischen konnte, auch weil Rowena außer Haus, Sichu in die Venusbasis vordringen und zu hacken beginnen. Als sie von Rowena instruierten Robotern gestellt wird, arkonidische Wachen und selbst ein Positronikspezialist hinzukommen, schafft sie es dennoch unter den argwöhnischen Augen der Wächter, einen großen Hack zu initiieren. Von den hauseigenen Paralysestrahlern attackiert, lässt Sichu ihre ‚Leibgarde‘ betäuben und kann zur heranfliegenden LT4 entkommen, mit der das Trio klapprig und wacklig bis auf Sprunggeschwindigkeit dorthin gelangen will, wo nach letzten Informationen Atlan weilen soll …

1. Die Venus

Die Venus. Was ist sie eigentlich und wenn ja, wie viele? Literarisch allerhand, vielbeschrieben und so verschieden ausgemalt wie nur denkbar. Folgend ein paar wenige Verweise auf die Vielfältigkeit ihrer Ausgestaltung, die sich die längste Zeit an keinerlei – nicht vorhandene – (wissenschaftliche) Fakten gehalten hat.

Vorläufer und erste große Namen

In seinem Buch Entretiens sur la Pluralité des Mondes schrieb der französische Philosoph und Wissenschaftler Bernard Le Bovier de Fontanelle 1686: »Ich kann von hier aus beschreiben, wie die Bewohner der Venus so sind; sie sehen den Mohren von Granada ähnlich; kleine schwarze Menschen, verbrannt von der Sonne, voll von Witz und Feuer, immer verliebt, Verse schreibend, versessen auf Musik, Feste feiernd und Tänze und Turniere jeden Tag.« Das war vielleicht etwas kühn, aber keinesfalls einfältig. Stiche und Grafiken um 1900 und sogar noch danach zeigen Regenwälder und Moraste, Riesenlibellen, urzeitliche Wunderlandschaften. Es war eine Phantasie voller Hoffnung, verliebt in die atemberaubende Diva, die man nur aus großer Entfernung sehen kann, im Bühnennebel. (Atemberaubend ist sie übrigens tatsächlich …)Scinexx-Dossier über die „Kaprizen einer Diva“

Das als eine Kostprobe, welcher Fantasien sich die Menschen über den Morgen- wie Abendstern erlaubten. Welch Wunderliches nicht alles unter den undurchsichtigen Wolken, die den Planeten rein optisch erst zum ‚leuchtenden Stern‘ machen, sich zutrug. Kurzum: die Venus ist seit Jahrhunderten Ort projektiver Sehnsüchte und Wünsche, was anderswo nicht alles Dys-/Utopisches möglich wäre. Folgend ein paar – autorselektive – Verweise auf gedankenexperimentelle Spielarten ‚venusischer Literatur‘.

Da wäre zu erwähnen der posthum fünfbändige Amtor-Zyklus des Autors Edgar Rice Burroughs. Seines Griffels niemand Geringeres als der Ersinner von Tarzan, der allerdings als Multigenresassa sich auch um die Science Fiction verdient gemacht hat. Vielleicht mehr Fiction als Science, denn die Geschichten auf dem Mars oder hier der Venus, die von ihren recht rustikalen Bewohnern „Amtor“ genannt wird, sind eher tarzanische Verlagerungen aus dem irdischen Dschungel in fremdartigere Welten. Es geht faustisch einher, aber nicht wie bei „Faust“, sondern mit selbigen. Der erste Band der Tetralogie erschien bereits 1932, rund 35 Jahre vor nennenswerten Ein-Sichten in venusische Verhältnisse. Die Venus ist, nach meiner Lesart, hier funktional alleinig exotische Kulisse, um noch Außergewöhnlicheres erzählen zu können als bei Tarzan möglich.

Etwa ein Jahrzehnt später, 1943, hat ein gewisser C. S. Lewis, berühmt für seine Welt jenseits des Schrankes Narnia, sich auch an Science Fiction versucht. Im Gegensatz übrigens zu seinem guten Kollegen, einem J.R.R. Tolkien – falls mal gehört, der auch mal SF schreiben sollte, es aber letztlich sein ließ. Lewis seinerseits verfasste gar eine Trilogie, die nach dem zweiten Band Perelandra betitelt ist. Charakterisiert als „Fiction ohne Science“, auch hier die extraterrestrische Verlagerung der Erzählung vielmehr nur narrative Freiräume schaffen sollte. Es wird klarer, wenn in knapp die Venus veranschaulicht wird: Als der Philologe Elwin Ransom auf der Venus

[…] ankommt, entdeckt er ein Meeresparadies. Den süßwasserhaltigen Ozean bewohnen ungewöhnliche Meerestiere und bunte Vegetationsinseln schwimmen auf der Wasseroberfläche. Auf den Inseln gedeihen viele Pflanzenarten und es leben auch Tiere auf den Inseln. Der Himmel ist golden und sehr hell, doch es ist tagsüber keine Sonne und nachts kein Stern zu sehen. Die Venus hat kein großes Festland, sondern besteht nur aus umher schwimmenden Inseln. Im Verlauf erfährt Ransom nur von einem festen Berg, der auf der Insel existiert.Zusammenfassung auf der C. S. Lewis-Homepage

Perelandra, wie ihre BewohnerInnen die Venus nennen, ist „noch eine Art Garten Eden“, ein Ort der Unschuld, in die hinein Ransoms garstiger Gegenspieler bricht wie die Schlange am tückischen Apfelbaum der Erkenntnis. Lewis verhandelt in der Trilogie und speziell im Mittelroman christliche Themen und Motive, wie sie auch in anderem Gewand bereits in „Narnia“ erzählumwoben worden sind.

Vielerlei Gedankenauswüchse eines wahren venusischen Zoos hat Wiki gesammelt.

Der Morgenstern – Die Venus des Osten

Für mich sehr prägend, weil Jugendlektüre war hingegen ein ‚Ostblock-Blick‘ auf die Venus, für Mitlesende im Blog wenig verwunderlich von Stanislaw Lem: „Die Astronauten“ aka „Planet des Todes“ – auf Polnisch als „Astronauci“ 1951 veröffentlicht, als noch niemand von Astronauten sprach, dabei vielmehr an die Argonauten dachte. Erstmals 1954 ins Deutsche übersetzt. Eine Zeit also, bevor der Space Race zwischen den Blöcken begonnen hatte, ja sogar noch Jahre bevor auch nur berühmter Sputnik als erster seiner Art das Tor zum Weltraum aufstieß. Man konnte nichts über den Weltraum oder die Venus wissen, was nicht von astronomischen Fernrohren und Teleskopen von der Erde aus eingefangen worden wäre.

Ein längeres Zitat aus dem Roman, um zu verdeutlichen, wie Lems Vorstellung der Venus in den Worten des Ich-Erzählers geronnen ist und zur Anschauung wurde:

Ich weiß, daß es mir nie gelingen wird, das Bild wiederzugeben, das ich erblickte. Ich kann wohl seine Einzelheiten beschreiben, vermag aber nicht, jenen seltsamen, überall vorherrschenden Grundton der Farben in Worten auszudrücken. Diese Tönung war die Ursache, daß man sofort das Gefühl hatte, nicht auf der Erde zu sein. Träge trieben die Wolken dahin; es waren nicht die leichten, flaumigen Zirruswolken der Erde, sondern ein glatter, milchweißer Vorhang, der das ganze Firmament verhüllte. Von grellem Licht beschienen, breitete sich eine Landschaft flacher Hügel und Mulden aus. Sie war trocken, ohne jeden Pflanzenwuchs, von tiefschokoladenbrauner Farbe, die nur hier und da von etwas helleren Flecken unterbrochen wurde. Ungefähr siebzig Meter hinter dem Schwanz des Flugzeuges begann der »Tote Wald«. Die Schwelle, die ihn gegen die Ebene abgrenzte, war so hoch, daß nur die wirren, im zurückgeworfenen Licht blitzenden »Baumkronen« darüber hinausragten.
[…]
Ich betrachtete noch einmal die eigentümliche braune Landschaft, nun aber mit anderen Augen als vorher. Etwas Beunruhigendes lag in ihr, etwas, was ich vorher gar nicht bemerkt hatte. Sie erinnerte – ja, womit konnte man sie eigentlich vergleichen? Auf einmal wußte ich es: Die ganze Gegend sah unwirklich, unnatürlich, wie eine riesige Theaterdekoration aus. Und das war es, was mich beunruhigte: die ungeheuren Ausmaße dieser starren, toten Landschaft, diese Hunderte Quadratkilometer von Bakelit, oder was es sonst sein mochte – irgendeine künstliche, plastische Masse, die auf der Erde als Material für Telefone und Füllfederhalter dient! In dieser Vorstellung lag etwas Groteskes und zugleich Unheimliches.
[…]
Es war nicht einmal Furcht, was mich dazu veranlaßte, sondern das Gefühl der Fremdheit, das mich plötzlich mit aller Macht gepackt hatte. Fremd war dieser tief herabhängende, weiße Himmel, der trotz Wolken einen ungeheuer starken Glanz ausstrahlte, fremd die Stille der Luft, fremd die flachgebuckelte Ebene, auf deren Boden die Stiefeltritte ein sonderbar trockenes, hartes Poltern hervorriefen …Stanislaw Lem: Die Astronauten / Der Planet des Todes – Kapitel: „Der Pilot“

Der besagte „tote Wald“ erhält auch noch seine eindrücklich-anschauliche Beschreibung in den irdischen Metaphern erstarrter Kristalle und kristallisierter verformter Formationen. Auch im Weiteren bleibt alles trostlos, trist, verblichen, vergangen, tot. Eben ein Planet des Todes, wie die deutsche Erstübersetzung inhaltlich vorauseilend, aber zutreffend betitelte. Was lebte, ist gestorben; was blühte, verblüht. Ferner einem Paradies kann diese Venus kaum sein!

Ein Land weiter hatten die berühmten Brüder Strugatzki 1959 – acht Jahre nach Lem also – ihren SF-Erstling veröffentlicht, der noch der Hard SF zuzurechnen ist. Im Gegensatz zu Lems Einzelroman begründete es jedoch den Anbeginn der Future History der sog. Welt des Mittag: Atomvulkan Golkonda. Unter ganz anderen Voraussetzungen fliegen auch hier Astronauten gen Venus, die sie auch betreten. Am Anfang vom dritten Teil heißt es zur Venus-Landschaft u.a.:

Sumpf auf der Venus … Einfach absurd! Absurder als Palmenhaine auf dem Mond oder Kuhherden auf den kahlen Piks der Asteroiden. Dichter Nebel statt glühenden Himmels, zäher Schlamm statt brennend heißen, trockenen Sandes! Das widersprach ganz und gar den althergebrachten Vorstellungen von der Venus und komplizierte die Lage der Expedition außerordentlich; denn es war eine Überraschung, und nichts kann einem ernsten Vorhaben mehr schaden als Überraschungen.
[…]
Dichtes gelbliches Halbdunkel umhüllte sie, der Morast zu ihren Füßen schimmerte fettig. Sie sahen nur einige Meter weit, hörten dafür aber umso mehr. Das Moor gab seltsame Laute von sich. Es seufzte in allen Tonarten, prustete, schmatzte, stöhnte. Aus der Ferne drangen dumpfes Gebrüll und ein langgezogenes helles Pfeifen herüber. Sicherlich erzeugte das Moor selbst alle diese Geräusche, doch Bykow musste plötzlich an phantastische Wesen denken, die sich im Nebel verborgen hielten, und eilig tastete er nach den Granaten hinter seinem Gürtel. Atomvulkan Golkonda – Dritter Teil „An den Ufern der Urangolkonda“, „Im Sumpf“

Einige Seiten später (die im epub nicht anzugeben sind):

Mit zunehmender Entfernung vom Sumpf hatte sich die Feuchtigkeit der Atmosphäre stark verringert; sie war fast bis zum Nullwert herabgesunken. Der Gehalt an radioaktiven Edelgas-Isotopen, an Kohlenmonoxid und Sauerstoff hatte zugenommen, die Temperatur schwankte zwischen fünfundsiebzig und hundert Grad. Zur allgemeinen Überraschung und zu Jurkowskis Freude fand das Express-Labor in der Atmosphäre Spuren von lebendem Protoplasma; irgendwelche Mikroorganismen, Bakterien oder Viren, lebten sogar in dieser trockenen, glühenden Luft.Ebenda

Und so geht es weiter in einer unwirklich rauen, urtümlichen, aber eben doch belebten Welt, wenn auch sie alles nur nicht paradiesisch blüht und sprießt. Weiteres zum faszinierenden Roman aus einer präastronautischen Zeit beim Golkonda Verlag – Wieso der nur so heißt?;-) -, wo eine vollständige Übersetzung samt bereichernder Kommentare, Nachworte und Anmerkungen erschienen ist!

Warum auch immer, in jedem Fall war die Venus im ehemaligen Ostblock alles nur nicht vom Liebreiz einer verführerischen Göttin; verlockte auch nicht olympisch oder paradiesisch, sondern war Ort für kameradschaftliche Genossen, die mit wissenschaftlicher Expertise zusammenhielten.

Die Venus perryversal – Dschungel oder realistisch

Die Anfangszeit der Perry Rhodan-Serie war stark venusische geprägt, rund ein Fünftel des ersten Viertelhunderts fand auf ihrem Boden statt. Nach Heften diese:

Hiernach flachte sich das Pacing ab und es gab nur noch seltene Stippvisiten gen Venus – die Galaxis rief und sodann das Universum, das es zu erben galt.

Der ATLANTIS-Kommentar verhandelt die innerserielle Entwicklung im Kontrast zur Realität. Hierauf war in Erstauflagen-Heftroman 3040 im Report bereits Dr. Rainer Nagel eingegangen. Im Gegensatz zu vielen anderen hat es dieser Text nicht auch auf die Homepage geschafft. Daher die Kernaussage daraus: „Kein Planet unseres Sonnensystems unterscheidet sich in der PERRY RHODAN-Serie so stark von seinem realweltlichen Vorbild wie die Venus – und bei keinem anderen gibt es so viele Widersprüche in der Darstellung.“ Anfangs die in obig gelinkten Heftromanen geschilderte und so doch vermeintlich kanonisch fix geschilderte dampfende Dschungelwelt, von evolutionär kämpfenden Riesenleben überzahlreich bevölkert. Ein einzig Abenteuer, dort zu bestehen und heil von A nach B zu gelangen. Dennoch erste Siedlung terranischer Kolonisten! Nur die Harten kommen in den Venus-Garten. Diese venusischen Fantasien gingen jedoch astronomischen Erkenntnissen (s.u.) um Jahre voraus und um Dimensionen an ihnen vorbei;-) Sobald sich realweltliche Einsichten ansammelten, gab es sachte Versuche der intradiegetischen Korrekturen: entweder umschiffte man die Venus gleich ganz; man ließ dort zwar Handlung stattfinden, aber doch nur generisch in eh sterilen Gebäuden ohne Schilderungen von venusischer Umwelt; oder man korrigierte dann und wann die Verhältnisse vor Ort hin zu realen Gegebenheiten, um dann jedoch zurück zu den Wurzeln zu gehen. Hinter wissenschaftlicher Erkenntnis herzulaufen, machte jedwede Erzählungen nachhaltig zunichte, weshalb man sich solche Verbiegungen möglichst ersparte und die Venus wieder den hitzedampfenden Dschungel sein ließ, wie er eingeführt worden ist. Eben hier gründete sich dann bspw. Das Venus-Team in Nr. 3030, wo ein gurkenartig anmutender Swoon beinahe in einer fleischfressenden Pflanze verschwindet und vieles mehr …

Die Venus – ein ferner Zwilling

Und diesseits unserer Realität, die nachweislich unparadiesisch ist? Da hatten zwar die Amerikaner zuerst Sonden zur Venus geschickt, diese aber nur von außen beäugen lassen. Die Sowjets waren – zu der Zeit üblich – fortschrittlicher. Im Rahmen ihres Venera-Program gab es zunächst zwar einige Fehlschläge – erst gar nicht gestartete, vorzeitig explodierte oder falsch abgebogene Sonden. Dann aber folgte der größte Erfolg, Venera 4 von 1967 konnte bis in die Atmosphäre vorstoßen und den größten Teil der vorausberechneten Zeit Daten sammeln, bevor die unerwartete Hitze und atmosphärische Dichte die Sonde zermalmten. Seither ist jedoch klar – 16 Jahre nach Lems und 8 Jahre nach Roman der Strugatzkis -, dass es kein (erdenartiges) Leben auf der Venus geben kann. Das Ende aller lebhaften Fantasien und Hoffnungen auf einen gleichartig belebten Zwillingsplaneten.

Und aktueller? Da verweise ich erneut auf das Scinexx-Dossier, auch wenn das schon 17 Jahre alt von 2005 ist, entstanden rund um die Erkundungen von Venus Express, die im November 2005 zum „Zwilling“ aufbrach. Dessen Ergebnisse haben das Bild seither freilich abgerundet, die angesprochenen Fragen im Dossier und der bis dato Stand des Wissens sind als Ausgangspunkt weiterhin lesenswert. Zeitweise gab es Diskussionen, ob es in den reichlichst vorhandenen Wolken der Leben etwa Leben, doch wenigstens lebensbefähigende Moleküle geben könnte. Tendenziell nein. Das wird umso wahrscheinlicher, wenn man sich die jüngste Forschung zur Planetengöttin anschaut, Scinexx berichtete: anhand von Numerischer Astronomie, also mittels Computersimulationen konnte man ziemlich sicher feststellen, dass die Venus niemals, nicht einmal ganz am Anfang ihrer Karriere lebensfreundliche Verhältnisse hatte (ausbilden können). Dass solche ohnedies dann irgendwann in einem lebensmörderischen Treibhauseffekt ohne Ende gekippt sind, war klar. Aber auch in eventuell kühlen Vorzeiten gab es keine Chance. Was vermutlich für die Erde entscheidend war, um den Weg des Lebens vorbereiten zu können, war für die Venus schon zu viel: zu viel Sonneneinstrahlung. Diese gestattete es nicht, dass sich anfänglicher (Höllen)Dampf zu flüssigen Wasser kondensierte:

Deshalb setzt die Modellierung direkt nach der Planetenbildung an: „Wir simulieren das Klima auf Erde und Venus ab dem Beginn ihrer Entwicklung, als ihre Oberfläche vor mehr als vier Milliarden Jahren noch glutflüssig war“, erklärt Turbet. „Bei diesen hohen Temperaturen lag das gesamte Wasser als Dampf vor – wie in einem gigantischen Dampfkochtopf.“ Unter welchen Bedingungen der Wasserdampf dann nach dieser Magmaozean-Phase auskondensiert und abregnet, haben er und sein Team in der Simulation nachvollzogen.
Das Ergebnis: Damit die Atmosphäre eines jungen Planeten genügend abkühlt, um Wasser kondensieren zu lassen, darf die Sonneneinstrahlung eine bestimmte Schwelle nicht überschreiten. Bei der jungen Venus waren dies 325 Watt pro Quadratmeter, bei der Erde 312,5 Watt pro Quadratmeter – dies entspricht etwa 92 Prozent der heutigen Sonneneinstrahlung.
Liegt die Einstrahlung unter dieser Schwelle, können sich Wolken auf der Tagseite des Planeten bilden. „Diese Wolken lassen die Albedo abrupt in die Höhe schnellen und bewirken eine Abkühlung der Atmosphäre, durch die Wasserdampf auf der Oberfläche auskondensiert und sich schließlich Ozeane bilden“, erklären die Forscher. Bei der jungen Erde war dies der Fall: Sie lag weit genug außen, um die Sonneneinstrahlung unter den Schwellenwert zu senken – und entwickelte daher flüssiges Wasser und Ozeane.Scienexx „Venus: Dampfhölle statt zweite Erde?“

Dunst und Dampf ja, wie es die perryversalen Venusdschungel üppig ausmacht; real dann nur ohne Dschungel und nirgends mit flüssigem Wasser, in dem bspw. Venusrobben schwimmen und gedeihen könnten…

2. Nostalgie, aber anders


Das ist das erste Heft der Miniserie, das sich mit seinem Titel nicht unüberlesbar an alte Schinken anlehnt und sie so motivisch aufgreift. Zwar gerät immerhin Perry nicht erneut in den Würgegriff einer Baumechse, stürzt nicht mit seinen beiden Begleiterinnen nach Jahrtausenden schon wieder ins Meer, trifft allerdings auch nicht auf nur einen Venus-Dinosaurier; in vegetarischen Zeiten gibt es nicht einmal lecker Dackelschwein 😀 Man muss beinahe unterstellen: es ist nichts passiert 😛

Davon ab, flicht Sascha aber sehr schön einige Must Writes/Reads ein, die einfach zu einem guten Besuch der Venus dazugehören. Dass wiedermal die Venuspositronik ‚ihre Hände ausstreckt‘ und das Schiff – diesmal eine arkonidische Leka-Disk – per Traktorstrahl einfängt, ist von Heft 8 an Brauchgut. Wenigstens hat sie nicht sofort geschossen, wie es in den benannten 20er Heften mehrfach der Fall gewesen war und die raumtüchtigen Fahrzeuge nur so wie Sternschnuppen auf die Venus hinabfielen. Und dass man sich auf der Venus nicht zivilisiert über Straßen bewegt, wie es selbst die Römer doch schon konnten, sondern nach ungewollter Landung zunächst einmal möglichst ohne zu viele dafür vorgesehene Hilfsmittel quer durch den Dschungel, macht den Trip aus. Manche buchen extra ein Survival, Perry fliegt zur Venus;-) Dabei ist ihm und seinen Gefährtinnen die Tierwelt so tödlich nicht zugetan. Das läuft dann doch reichlich glimpflich ab. Selbst Träumerli Caysey überlebt Unachtsamkeiten wie die fleischfressenden Ameisen (die damals sogar 6 statt 10.000 Jahre später nur noch 5 cm riesig waren). Und das Vier-Etagen-Ökosystem der Venus erleiden wir zwar nicht face-to-face, aber Perry erzählt Caysey anschaulich von allen Übeln, die drohen. Als wäre sie nicht überfordert genug.

3. A’lu’la – Psibegabte unter sich


Merke: wenn etwas mit gewisser Auffälligkeit sich in die Aufmerksamkeit der Lesenden schreibt, dann nicht ohne Grund. Dass die VenuswanderInnen neben allem ungeheuren Ungetüm auch auf die „Venus-Robben“, wie Perry sie zeitlich inkorrekt benennt, treffen, ist ein Vorzeichen. Vor allem, dass sie dem mit Gesängen aufgeladenen Geburtsritual beiwohnen dürfen. Die „Robben“ ihrerseits nehmen es auch locker hin, als hätten sie hier schon erspürt, was diese eine Zweibeinerin mit sich herumträgt.

Inmitten ihres ersten Duells überhaupt und dann gleich auch noch mit sternengöttlicher Ausrüstung wie eine sagenhafte Heldin wird Caysey von den Robben weggelenkt. Diese flanieren des Weges, als schößen da nicht en masse hochenergetische Ladungen hin und her. Richtiggehend aufdringlich und ohne Widerrede zuzulassen, drängen die Robben Caysey förmlich mitzukommen. Dank einer vergangenheitlich eingesetzten zukünftigen Fortentwicklung eines Cerebral-Analysators, wie er in Heft8 erstmals zum Einsatz gekommen sein wird, ist die Kommunikation zwischen intelligenten VenusianerInnen und den Lemuroiden durchweg einwandfrei möglich. Und Caysey hört nicht nur deren Worte, sondern hört auch auf sie. Möglicherweise noch verstärkt und vertieft durch die psi-empathischen Talente, die sie Urvertrauen lassen. Wie in einem Sog wird sie mitgerissen, vergisst Aufgabe und Freunde, um eine zweite Chance zur Ausheilung ihres Künftigen wahrnehmen zu können. Motivation sonnenklar und affektiv empathisch nur zu nachfühlbar.

Folgend gewiss etwas streng geurteilt angesichts eines auf 12 Bände komprimierten Mini-Ablegers einer Unterhaltungsserie, aber: zutiefst beeindruckt und geprägt von Kim Stanley Robinsons Meisterwerk „Aurora“, bin ich Hard SF gestählt voller Zweifel über Cayseys Involviertheit in das Ritual. Angepasst für Lebewesen in der Art von Delfinen – Lungenatmer, aber größtenteils aquatisch beheimatet -, ausgeformt von Produkten einer venusischen Evolution und auf hiesige Bedürfnisse abgestimmt, ist es für mich nahe Wahnsinn, sich darauf einzulassen. Andersherum es Fremdwesen anzubieten, es ihnen nahezu aufzudrängen. Zwar scheint es – der Handlung willen – geklappt zu haben, fühlt Caysey erste Veränderungen in ihrem Körper. Aber dass sie nur ein wenig rote, heiße, brennende, schmerzhafte Haut davon getragen hat, obwohl sie körperweit mit einer auf totale Fremdorganismen abgestimmten Substanz eingedeckt, ja eingeschleimt war, ist … unrealistisch. An was man nicht alles auf Erden zugrunde gehen kann, obwohl es durch ein- und dieselbe Evolution hervorgebracht worden ist, Anpassungen möglich waren, um sich doch als inkompatibel zu erweisen. Und hier hat es zwar ein paar oberflächlich unangenehme, ja zum Weinen schmerzhafte Auswirkungen, um dann jedoch – so scheint es und ist es verheißen worden -, ein gendefektes Kind bis in die Grundfesten des Fremdwesen-Organismus auszuheilen? Eine schöne Geschichte von interplanetarer Solidarität, Freundschaft (A’lula) und nächstliebender Kooperation. In diesen Zeiten nur zu lesenswert! Aber schon ziemlich Münchhausen-esk, was beim noch so empathischen Wollen das biologische Vermögen angeht:-)

Fun Fact: erst letztes Jahr ist rund ums 60-Jahre-Jubiläum ein 6-teiliger Heftkurzroman-Zyklus erschienen: Galacto City, benannt nach der ersten Namensgebung DER STADT Terras schlechthin, die später Terrania geheißen wurde. Und in Galacto City 3 „Endstation Venus“ waren wir nicht nur stippvisitierend auf der Venus, lernten eine Venusrobbe sogar namhaft kennen; nein, hier lasen wir erstmals von „a’lu’la“ als Ausdruck für Freund*in. Kaum eingeführt, auch schon zweitverwendet. Lobe das!

4. Caysey, die keine Grenzsituationen kennt


Caysey Heldinreise, auf die sie sich – uneingeladen – begeben hat, war hier schon öfters Thema. Sie macht die größte, krasseste individuelle Weitsprunginnovation durch. Doch erlebt sie all das Bisherige nicht als existentiell zumutende Grenzsituation, vielmehr eine nicht abreißende Kette von „Grenzsituationen“. Nein, sie nimmt das Fremdneue allergrößtenteils hin, spürt sich urvertrauend in Perry und Sichu ein, deren Weg sie sich selbstentschieden anschließt. Schon bisher, in den ersten beiden Romanen hat sie die anpassende Entwicklung mehrerer Generationen im Zeitraffer durchlaufen, soghaft mitgerissen durch die unwiderstehliche Handlung hinaus aus ihrer bisherigen Lebenswelt!

Dieser Roman toppt all das jedoch noch um mehrere Potenzen: Erster Flug bis jenseits des Planeten, hinein in die unendliche Schwärze welträumlicher Nacht; derweil gehetzt und gejagt, in steter Todesangst, eingepfercht in eine Blechbüchse von Kleinraumer. Kaum überlebt, steigt sie wie zuvor nur Sternengötter auf einen fremden Planeten hinab, auch das nur gerade so zu überleben,; hineingeworfen in die Dampfhölle wildwüster Flora und Fauna. Naiv meint sie, dass sie sich ja in unberührter Wildnis auskenne, um nur knappestmöglichst mehrfachen Tod zu entgehen, der grausam geraten wäre.

Daraufhin Bootcamp in Kampfschulung, Umgang mit der (Betäubungs-)Waffe und der Verpflichtung, sie auch gegen eine – bekannte, als nicht grundböse erspürte – Person ins Feld zu führen. Keine graue Theorie, sondern vorbereitungsloser Konflikt – für Caysey auch noch um Leben und Tod, denn Rowena schießt – so klingt es – gnadenlos scharf! Dann hineingezogen in obiges Heilungsritual, an dem sie durch anhaltende Schmerzen leidet. Hinzu Komplexe, den Freund alleine gelassen zu haben, selbst als sie ihn im genau richtigen Augenblick doch noch retten und alle Versäumnisse wettmachen kann. Sodann Flucht in etwas, was nur sie vor Wochen als unbesiegbares Monstrum von einem Sternengottschiff verklärt hätte, sich jetzt als unzuverlässig anmutende Schrottlaube erweist.

Mir wäre es – frei zugegeben – der Krisen, Katastrophen, Welterschütterungen, Metamorphosen, alltagsweltlichen Einbrüchen und Schicksalsschlägen aller Art zu viele. Ich wäre da mutmaßlich längst in passivierte Überforderung versunken, in der ich kaum zielgerichteter Reaktion fähig wäre. Caysey reagiert größtenteils zwar ihrerseits auch nur, gestaltet noch nicht selber proaktiv, muss sich ihren Minimal-Entwurf im Geworfensein Akt für Akt schwer erarbeiten. Aber sie ist mittendrin statt nur dabei, bleibt dabei, ist hellwach, aufmerksam, anpassungs- und wandlungsfähig innerhalb kürzester Zeit. Währenddessen sie im eigentlichen Sinne noch nichts versteht, sich quasi nichts erklären kann, nur akzeptierend hinnimmt, um es dann aber produktiv anzugehen. RESPEKT! Ein Traum von einer Handlungsträgerin, die ALLES mitmachen kann, was man sich geballt an autorheitlichem Schicksal nur ausdenken kann. Verantwortlicher Autor dieses dritten Aktes charakterisiert die Heldin wider Willen inmitten ihres ersten Kampfes so:

Ich denke, Caysey macht durch ihre Beherztheit und ihren etwas naiven Mut einiges wett. Sie reagiert intuitiv – und damit anders, als eine geübte Kämpferin wie Rowena es vielleicht erwartet. Dadurch ergeben sich für sie ungeahnte Chancen.Sascha Vennemann im PROC-Interview – s.u.

5. Rowena, die kein Konsequenzglück hat

Inmitten dieses Kampfes. Bis es dazu kommt, hat Rowena, die große Gegenspielerin, augenscheinlich alles erdenklich richtig gemacht:

  1. Sie hat den „Fluchtpunkt Venus“, den sie Larsa nennt, vorhergeahnt oder dank Extrasinn strategisch richtig vorherberechnet. Daher war sie schon längst zugegen, als das Trio einfliegt; hatte da längst die Larsapositronik präzise instruiert und den abgreifenden Traktorstrahl programmiert!
  2. Sie hat, als dieser Zugriff dennoch fehlgreift, trotzdem noch besonnen die Sinne beisammen, das Herz der Kolonie nicht unbewacht, vielmehr Roboter für den unwahrscheinlich anmutenden Fall zurückzulassen, dass die Larsapositronik Ziel des Trios wird.

Von da an macht sie jedoch fundamentale Fehler, die nur dumm sind:

  1. Vorneweg hatte sie es ohnehin schon auf eine Ein-Frau-Mission komprimiert, den lokalen Tato ziemlich kleingemacht und dann noch vergrault. Bereitwillige Hilfe von berufenen Stellen hat sie sich verwehrt.
  2. Noch schlimmer als das jedoch, dass sie ALLEINE, bewaffnet mit bloß einem Strahlerchen, aufbricht, um sich DREI GEGNERN gleichzeitig zu stellen. Zumindest MUSS sie das annehmen, das Trio gemeinsam anzutreffen, das sich dann geschlossen gegen sie alleine stellen würde.
  3. Selbst wenn sie intuitiv richtig die Aufspaltung der Gruppe angenommen und deshalb die Robotwachen zurückgelassen hat, musste sie von einem Missverhältnis, einem klaren Mismatch von Zwei-gegen-Eins ausgehen, zu ihren Ungunsten. Ein Double-Team ist schon im Basketball nichts, worauf man es anlegen möchte, nicht einmal als ein Kevin Durant. Dass sich Rowena mutwillig in diese Unterlegenheit manövriert, ist echt nur dumm!
  4. Selbst wenn sie Caysey – ZU UNRECHT! – als Gegnerin unterschätzt, ja für irrelevant verachtet, hätte sie es gegen Perry oder Sichu zu tun bekommen. Wieso sie da automatische Überlegenheit annimmt, bleibt schleierhaft. Sie hätte ja ohnedies jederzeit truppenweise Soldaten mitnehmen können, den eh abseitigen Schrottplatz umstellen lassen können; wenigstens technische Hilfsmittel vor Ort mitnehmen können, um eine Rundumüberwachung zu gewährleisten, damit niemand entkommt. Usw. Usf. Aber nein, Madame macht auf Einsame Wölfin, die alles in One-Woman-Show per Sheroe-Weapon alleine regelt. Was hat ihr Logiksektor extrasinniert dazu wohl gesagt? Doof? Irre? Dumm? Mindestens aber mal: unnötig! Nicht zielführend. Viel zu schlupflöchrig.

    ABER: das ist egal. VIEL VIEL VIEL interessanter ist, was sie zu beiläufig über Atlan denkt / sagt:

    • Es klingt zunächst so, sicherlich absichtlich ungenau geäußert, als wäre die Propaganda über Atlans Tod von diesem initiiert, mit diesem verabredet, in dessen Sinne.
    • Zumindest deute ich es nur so angehörs zweiter Anmerkung, demnach SIE SICH MIT ATLAN in Verbindung setze(n wolle). Das setzt Können voraus, was das Wissen impliziert, wo er sich aufhält!

    Das wäre ja mal eine Wendung sondergleichen. Eigentlich abzusehen, wo die teasernden Worte zu Rowena sie nie als wirkliche Feindin aufgebaut haben und Caysey ja selbst Gegnerschaft in Abrede gestellt hat. Rowena, die nicht wider Atlan dessen Tod behauptet, propagiert und inszeniert, um hinter seinem Rücken gegen seine Person zu intrigieren, konspirieren und sonstiges -ieren. Nein, diesen hingeworfenen Worten nach KÖNNTE sie in seinen Diensten, für ihn, zu seinen Gunsten so handeln, wie sie handelt. Sein etwaiger Plan, sich ‚tot zu stellen‘, als Opfer des Methankrieges zu erscheinen, um…??? Ja um was? Weshalb? Weswegen? Gegen wen ein solches Manöver gerichtet? Wen gilt es derart zu täuschen? Und wieso all das am Ende des Imperiums, abseits allen imperialen Glanzes?

    FALLS hieran was dran sein sollte: Wieso setzt Atlan dann auf eine ehemalige Usurpatorenhelferin, eine aus dem Dienste seines ärgsten aller Feinde (bis dahin)? Erklären könnte eine solche Wendung, wieso Atlan – soweit wir aka Perry wissen – stets dem atlantischen Tato vertraut hat, obwohl er doch für Perry und uns augenscheinlich der Anti-Atlan-Verschwörung anhängt. Er hängt ihr nicht an, weil es sie gar nicht gibt. Oder nur insofern, als dass Atlan sie hat inszenieren lassen. Die Zerstörung des Talagon dann auch in seinem Auftrag? Sollte es Rowena für ihn entsorgen, während er scheinbar gefallen ist? Hat sie deshalb sogleich scharf auf ihn geschossen, weil sie ihn als doppelgängigen Feind verkannt hat, als sie in der zukünftigen Unterseekuppel auf ihn traf? Als wäre die Scharade eines toten Atlans durch die nebulösen Gegenspielenden durchschaut worden, um sie mit einem Atlan-Double zu falschen Handlungen zu verlocken?

    FALLS all das: Wie verschachtelt ist dieses Spiel vielfacher Böden denn dann bitte? Denn sonst irgendjemand muss den Zeittransmitter installiert, justiert und sonstwas haben, damit er just in eine Zeit geht, wenn just ein Atlan zugegen ist, um nichts anderes als solche Verwicklungen hervorzurufen. Oder selbst falls unintendierte Zufallskette zum Unguten, dass Atlan über den Haufen geschossen wurde, statt bspw. mit Charisma auf Rowena einreden zu können, muss die Zeitjustierung dennoch geplant gewesen sein. Nur sowas kann kaum wer weit und breit. Da sind schon Leute am Werke und Wirken, die über Mittel und Wege verfügen, die die übliche Raumzeit sprengen. Und dann noch dieser merkwürdige Roboter an Perrys Seite und mit erwachter Maschinenintelligenz ihm zu Hilfe… Faszinierend!

    6. Sichu, die Black-Hat-Haeckse


    Im vorigen Roman offiziell gar keine aufgeführte Hauptperson, demnach also nur dabei statt mittendrin. Nunmehr ist Sichu aber integraler Bestandteil des Trio und erweist sich als Ein-Frau-Spezialeinsatzteam zur besonderen Verwendung. Nicht nur verkopfte Chefwissenschaftlerin, die theoretisiert, wenn sie nicht experimentiert, was sie nur kann, wenn sie nicht theoretisiert. Kein leben in Laboratorien ohne Außenkontakt in die freie Wildbahn. Kaum von der Leine gelassen, erweist sich Sichu kurzerhand und geschickt als Black-HatHaeckse, die nichts Geringeres als die Larsapositronik leichthändig zu hacken versteht. Bloß 13.000 Jahre in die Vergangenheit geschleudert? Eine endlose Anzahl ungezählter Quanten-Weitsprung-Innovationen in Sachen ‚Computertechnik‘ Hard- wie Software-seits seither? Kein Problem für Super-Haeckse! Als Technozauberin vermag sie, selbst wenn man ihr dabei gestreng auf die Finger schaut, mit fliegenden Fingern hausinterne Waffen gegen das arkonidische Personal zu richten. Damit rechnete ich so gar nicht, allerdings auch weil ich es für … schwerlich möglich hielt. Wenn sie es noch geschafft hätte, nicht selber angeschossen zu werden, sondern als ‚gesondert‘ separiert zu werden, müsste man ihr den GPC-Preis auf Lebenszeit und für ihr Lebenswerk aushändigen (Galactic Positronic Club).

    So stark ich Sichu hier inszeniert und gut finde, dass sie so auftrumpfen kann, so dennoch hinterfragende Kritik: KANN DAS SEIN? Bloß mit einem, dafür nimmer abgestimmten Kombi-Armband ausgerüstet, kann sie letztlich problemlos eine 13.000 Jahre alte, VERALTETE Technik infiltrieren, Code umschreiben, eben einen Black-Hat-Hack systemkapernd durchführen? Hier wird es so herbeigeschrieben, als wäre neuere Technik/Software der älteren überlegen, wären es 13.000 Jahre Entwicklungszeit geradlinig zum Vortrefflicheren verlaufen. Das kann ich inmitten jetziger digitalisierter Lebenswelt so nicht nachempfinden – gelinde gesagt. Hier gibt es schon schwer überwindbare Kompatibilitätsprobleme, wollte man nur alten Internet Explorer 11 statt EDGE zum Browsen anwenden, schlicht weil zunehmend Webseiten auf für IE11 inkompatible Features, Gimmicks und Quellcode zurückgreifen. Innerhalb teils weniger Jahre, weniger Jahrzehnte ist derart viel ausrangiert worden, zurückgeblieben im Nirvana der Codes, dass ich es gerne gelesen habe, aber null und nichtig glauben kann, dass man da so mir nichts, dir nichts kompatibilisieren kann mit wenigsten Klicks. Ja sicher, es gibt ‚Software-Brücken‘ zwischen bspw. Windows und Apfel, kann man auch heute noch von WIN10 auf XP zurückgreifen. Aber wieso hat Sichu all solche Add-ons auf einem Armband-Gerät, das in der fernen Zukunft niemals für einen Zeitreisetrip zusammengeappt worden ist?

    7. Der Neue, der es schon konnte


    Sascha stand vor einer besonders schwierigen Aufgabe, weil er sich ja in ein, aus seiner Sicht vielleicht nicht komplett neues, aber immerhin unvertrautes Universum einarbeiten musste. Als PR-Autor musst du vieles wissen, was dir als Nur-Leser vielleicht gar nicht bewusst ist – das gaht bei bestimmten, technisch bedingten Satz-Besonderheiten in deiner Manuskriptdatei los und endet bei Fragen wie »welche Farbe hat ein Thermostrahl, und wenn ja, wie viele?« Außerdem musste er mein üblicherweise hyperkritisches Feedback ertragen. Dafür, finde ich, hat er sich wacker geschlagen.PROC-Interview mit BCH zu Band 01

    Das findet auch Thezakteur KNF, der auf seinem Blog die Herausforderung betont, „die nicht ganz so einfach ist“, die Venus perryversal und somit in starker Abweichung realer Kenntnisse zu schildern:

    Es ist der dritte Roman unserer aktuellen Miniserie, und es ist der erste Roman, den der Kollege bei einer unserer Serien veröffentlicht: »Fluchtpunkt Venus« erscheint in dieser Woche, er stammt von Sascha Vennemann, und mir hat die Zusammenarbeit mit dem Autor sehr gut gefallen. KNF

    Nicht komplett neu war für SV das Perryversum, da ihn ein unwahrscheinlicher Zufall die bisherigen Miniserien hat lesen lassen. Ein unschätzbarer Vorteil für einen, der ohnedies im Heftromanschreiben gestählt ist – 41 Beiträge allein für Maddrax und noch weitere SF-Heftromane wie für Sternenfaust. Das Medium als solches und Schreiben nach Vorgabe sollte ihm wohlvertraut sein, was man ihm bzw. seiner Schreibe im besten Sinne auch anmerkt. Für einen Erstling ein blitzsauberer Roman, der – wie vielpunktig skizziert;-) – sehr vielerlei perryversal aufgreift und einflicht. Das mag in starkem Maße eine Expovorgabe gewesen sein, die er dann aber gekonnt in Worte gegossen hat.

    Zum PROC-Interview ist selbstverständlich auch Sascha von RRR zitiert und investigativ ausgequetscht worden. Wie er zu „Perry“ gekommen ist und es sich überhaupt zutraute, kommentiert er bescheiden so:

    Nun, weil ich die Serie bis auf die Miniserien bislang nur sporadisch verfolgt habe, daher bin ich selbst gar nicht auf die Idee gekommen, in diesem Franchise aktiv zu werden. Ich hatte immer die Vorstellung, dass ich über das Perryversum gar nicht genug weiß, um da überhaupt einen adäquaten Text abliefern zu können. Das änderte sich, als Ben Calvin Hary mich letztes Jahr fragte, ob ich bei der nächsten Miniserie, die er betreuen würde, mitmachen möchte. Das Format kannte ich ja und Ben und ich kennen uns schon so lange, dass ich wusste: Wenn der dich fragt, lässt er dich zum einen nicht im Regen stehen mit dem, was mir an Wissen noch fehlt, und zum anderen traut er mir zu, dass ich das hinbekomme. Da fiel die Entscheidung dann leicht.SV im PROC-Interview

    Weitere spannende, weil mir unbekannte Details zu Unterschieden in den Exposés bei PR und Maddrax plaudert Sascha, hauptberuflich Zeitungsjournalist, aus.

    Interessant sodann, wie er Perry als Figur, ja Handlungshaupt-Charakter angegangen ist:

    Ich habe mich da an dem Miniserien-Perry orientiert, hauptsächlich. Und natürlich an dem Rhodan, den ich aus den wenigen Erstauflagenromanen kenne, die ich gelesen habe. Durch das Lesen bekommt man ein Bild, das einerseits recht konkret, andererseits ziemlich diffus ist – weil natürlich auch die Rhodan-Figur je nach Kontext immer etwas anders rüberkommt. Ich habe all diese Eindrücke zusammengenommen und mich dadurch beim Schreiben der Szenen mit ihm leiten lassen. Ob das funktioniert hat, müssen andere beurteilen. 🙂SV im PROC-Interview

    Interessant hieran, dass und wie induktiv, von eben doch nur sehr wenigen Einzelfällen (Heftromanen) er da aufs Ganze schließt, um ‚einen Perry‘ letztendlich herauszudestillieren. Einen miniserialen Perry, der in den – für rhodanautische Verhältnisse – sehr kompakten zwölf Romanen ganz anders inszeniert und fokussiert werden muss als in der sich ggf. auf mehrere Handlungsebenen verzweigenden Erstauflage. Hier bleibt alles – so meine Lese – wesentlich gestraffter, schon platzbedingt notwendigerweise. Und gerade damit es neuleserzugänglicher ist, ist dieser Perry auch bei weitem nicht so kosmisch angehaucht. All diesen – im Guten wie Schlechten – ‚Ballast‘ nahezu nicht zu kennen, ist so schlecht nicht, wenn der verschlankte Miniserien-Perry ohnehin gefragt ist. ‚Umgangen‘ hat er da mögliche Fallstricke schon dadurch, dass er die Ladies an Perrys Seite handlungsgleichrangig schildert. SO kommt er gar nicht erst in die eventuelle Verlegenheit, zu sehr Spotlight alleine auf den ultimaten Serienhelden richten zu müssen

    8. Zwischenfazit nach einem Viertel

    Kaum ein Sechstel vorbei, so nun schon ein Viertel der Miniserie. Und es bleibt interessant. Handlungsfortschrittsgläubig allen voran aufgrund der halbsätzigen Andeutungen Rowenas wegen, die Atlans Fernbleiben und angeblichen Tod in ganz neues Zwielicht stellen. Ein Komplott ohnehin geargwöhnt, scheinen die Involvierten in selbiges aber unbekannt konstelliert zu sein, Atlan als angeblich Gefallener trotzdem kontaktierbar – das verheißt noch manch Wendung und Erwartungsbruch. Rowenas vermeintlich ingrimm garstiges Bösesein könnte sich wenden und sie als Mitarbeiterin in Atlans Sinne werden lassen. Abwarten.

    Und trotz manch Gemäkel im Detail, das ich allerdings kaum zielführend anders zu konzipieren wüsste, gefällt der Roman auch sehr durch seine zahlreichen Anspielungen an die – vielleicht – ‚guten alten Zeiten‘, als man die Venus noch das allererste Mal wagemutig betreten hatte. Faktor Nostalgie – mal wieder. Obendrein diesmal alle drei Protagonisten proaktiv in Szene gesetzt, damit das Triumvirat* als Akteure besser ausbalanciert und in aktiven Rollen. Rowena als viertes Rad am Dreirad noch weiter wankelmütig: irgendwo zwischen genau richtig, vorausschauend auch, dann aber inkonsequent und doch eigensinnig doof. Schmaler Grat, dass sie nicht als Dauerscheiternde nur eine 90% Gegnerin bleibt, die im entscheidenden Moment eh – die nur zu üblichen – Fehler macht. Statt zu handeln, reden will; statt zu entscheiden, doch nochmal zaudert; statt Vorsprünge auszuspielen, lieber noch eine Ehrenrunde einfügt und den Vorteil verspielt … Das könnte drohen, muss aber nicht.

    Und R2D2 … äh… RCO? Wie so oft bisher denkt Perry nur ganz kurz und nicht intensiv genug hieran. Aber dass und wie der Roboter zugegen ist, mehr KI-Android als Blechkamerad alter Tage erstaunt und irritiert. Etwa ein technischer Gesandter, ein Helferlein im rechten Moment, damit Perry (und Co.) es schaffen kann? Doch wer sollte? Wer hat ein Interesse zu dieser Zeit? Oder aus anderer Zeit in diese hinein? Zeitschleife? ES???

    Am Schönsten aber: das Gewordensein der Terraner geht historisch damit einher, dass sie sich von ihren jeweiligen Gegnern IMMER(!) das technisch Allerbeste ‚entwendet‘ haben (=freimütig zusammengeklaut), um so statt in arbeitsam fleißiger Mühsal es sich selber anzueignen. Terranische Fortschritte von der Dritten Macht zum Solaren Imperium und so weiter dank Raub. Statt Sternen- vielmehr Raubritter Terras:

    … Und hier wird erneut ergaunert und ermopst, aber ad absurdum gedreht: ein schrottreifes, halb demontiertes Raumschiff, mit Lücken in der Außenhülle en masse. Dafür wäre der alte Perry nicht einmal aufgestanden, jetzt nimmt er es mit Kusshand. Schöne Verdrehung alter Gewohnheiten. Nun muss man nehmen, was bleibt – Schrott, größtenteils Schrott. Und damit geht es nun auch noch zum Raumschifffriedhof – guter Flug!

    *Triumvirat kommt im Kern von Lat. „vir“, der Mann – weil in den römischen Triumviraten nun einmal auch bloß – je drei – Männer einander bündeten. Dreimannesbund. Wie nennt man denn sachgerecht dann einen Bund aus diversen Geschlechtern – hier zwei Frauen und ein Mann?