Hallo Mitwelt!
Ja, dieses Blog ist noch ein existierendes, das noch nicht an seinen Beiträgen in bloßer Zweistelligkeit zum schwarzen Löchlein kollabiert ist. Schreibblockade das anhaltende Zauberwort, das tiefschwarze Magie ist. Inzwischen hatte ich überlegt, ob das stille Schweigen nicht ein Ausdruck von Menschlichkeit ist, ein lebendiger Nachweis der Zugehörigkeit zu Homo sapiens. Denn verstummte Wortkargheit ist das Problem von ChatGPT freilich nicht und würde es auch nur jemals, wenn denn schlicht der Strom wegbliebe. Mensch kann schweigen, obwohl er reden könnte und etwas zu sagen hätte, derweil ChatGPT textet, wie ausufernd langatmig endlos man es abfragt. Und dann auch noch innerhalb viel kürzerer Zeit, als manche Menschen auch nur die Gedanken zum Thema grob geordnet haben. Und Tippfehler oder beharrliche Schreibfehler kommen dann auch noch massenhaft hinzu, die ChatGPT weitestgehend fremd sind (oder sein könnten, so es einmal korrekt gedeeplearnt hat).
Das Blog war also wiedermal abgetaucht, in die Untiefen des Ozeans der Stille, der Unschriftlichkeit, ohne die es in einem Blog ziemlich trist ist. Schriftlos schreibt sich schlecht, wie schon die Schriftweisen des Zweistromlandes wussten.
Vom Ab- und Auftauchen
Apropos abgetaucht. Diesen bemüht mühseligen Wortwitz kairosesk am Schopfe gepackt, sind wir auch schon beim Anlass des Tages: DER SCHWARM. Ausdrücklich die Serie, Event-Serie korrekt bezeichnet, die heute Abend linear auf ZDF zweiteilig anlaufen wird, um dann im Tagesrhythmus vollendet zu werden – Sendetermine live und linear:
- Montag, 6. März 2023, 20.15 Uhr: „Der Schwarm“, Folge 1 und 2
- Dienstag,7. März 2023, 20.15 Uhr: „Der Schwarm“, Folge 3 und 4
- Mittwoch, 8. März 2023, 20.15 Uhr: „Der Schwarm“, Folge 5 und 6
- Donnerstag, 9. März 2023, 20.15 Uhr: „Der Schwarm“, Folge 7 und 8
Wer sich von der medialen Disswelle nicht schon in die Flucht hat schlagen lassen, kann die Abende dieser Woche gut verbringen. Denn im Gegensatz zu dem Hohn und Spott, der massenmedial ausgeschwärmt ist, empfehle ich, mutig wenigstens heute die ersten beiden Folgen anzuschauen (je nach Abspielgerät auch mit Audiodeskription, wer ein „visuelles Hörspiel“ aus Angst vor CGI lieber doch nur hören will).
Das Ganze zuzüglich Dokumentationen und – mir zu – kleinschnipseligen Making Ofs findet sich selbstredend auch in der Mediathek, ZDF-Mediathek, die keinstenfalls anverwandt ist mit der von ARD. So eng und dicke sind die Öffentlich-Rechtlichen sich dann doch nicht, dass sie da gemeinsam am Strang ziehen würden. Für die Mediathek sind wir jedoch schon fast zu spät dran, die Einstelltermine dort waren:
- li>Mittwoch, 22. Februar 2023, ab 10.00 Uhr: „Der Schwarm“, Folge 1, 2 und 3
- Mittwoch, 1. März 2023, ab 10.00 Uhr: „Der Schwarm“, Folge 4, 5 und 6
- Mittwoch, 8. März 2023, ab 10.00 Uhr: „Der Schwarm“, Folge 7 und 8
>OBACHT: Alle Folgen original auf Englisch mit konnotierenden Akzenten, auf Deutsch sowie dieses mit besagter Audiodeskription als MP4 downloadbar via mediathekviewweb.de. Da wie dort für EIN JAHR LANG verfügbar!
Für mich etwas kontraintuitiv, wieso man nicht erst linear sendet und alle, die einst Interesse hatten, darüber bindet und anfixt. Wer nicht an allen Wochenabenden kann, kann ja Mediathek. Und dort ist das Finale schon zu schauen, während Folgen 6 & 7 linear erscheinen. So wurde irgendwie so vor sich hingebinget, haben die einen nur teilweise oder schon alle geguckt oder noch nicht. Am Ende ist ein konfuses Durcheinander rausgekommen, wo die einen schon übers Ende keifen, wo andere nicht mal den Anfang selber und unbetreut mit allem Wagemut gesichtet haben. Und wegen der vorzeitigen Zu-Ende-Gucker das dann auch lieber gleich sein lassen.
An der spöttischen Kritik, an der sich vorlagengebende Romanautor Frank Schätzing auch fleißig beteiligte und als Kronzeuge vielzitiert wurde, kam ich auch nicht vorbei. Der Schwarm versenkt oder journalismusstudierter Wortwitz ZDF-Serie Der Schwarm Der Schmarn. Unreime Rhymestyler als professionelle Journalisten. Angemerkt: Während man durch längst bezahlte GEZ wenigstens die Serie freizugänglich einsehen und beurteilen kann, verschanzen sich beide gelinkte SZ-Artikel hinter der Narrenkappe einer Antiallmendischen Schutzmauer (PayWall auf Neudeutsch). Das ist nicht ohne Amüsement, dass man Der Schwarm schon bezahlt hat, die Kritik dazu aber noch zusätzlich bezahlen soll. Erst recht wenn die Serie so untergegangen wäre, wie es heißt, zahlte ich doch keinen Pfennig mehr dafür, dann auch noch mehr dazu zu lesen.
Spannender und sachdienlicher hingegen der Beitrag bei Scala Hintergrund auf WDR5: „Der Schwarm“ und die Climate Fiction: Climate Fiction ist ein neuer Trend in Literatur und Film. Frank Schätzings Thriller „Der Schwarm“ zählt zu den ersten Romanen des Genres. Zum Start der ZDF-Serienadaption seines Stoffs hat sich Christel Wester im „Schwarm“ in der Climate Fiction umgesehen. . Dabei möchte ich dazu kritisch einwerfen:
- Der Schwarm, als Roman 2004 erschienen, ist KEINE Climate Fiction, weil Klima da noch gar keine Rolle gespielt hat (bzw. höchstens am Rande). Der Schwarm ist wenn dann ÖkoFiction, Ökothriller oder etwas derart, wo es um den Menschen und sein toxisches Verhalten dem Planeten und seiner – ozeanisch unbekannten – Bewohner gegenüber geht. Eine extraktivistische Landnahme um jeden Preis, daneben und dahinter die Sintflut, ist, woran sich der namensgebende Schwarm stört, der seinen Albert Schweitzer gelesen hat: Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will! Doch „leben lassen“ ist des Menschen Tugend nicht, weshalb es zur 1300-seitigen Eskalation auf Erden kommt. Die Außerirdischen bloß als Außerlandliche, die aus dem unbekannten Universum Ozean emporsteigen und dem Menschen die Grenzen aufzeigen. Klimawandel, akute Klimakrise sind da als Erzählrahmen noch gar nicht von Nöten, WÄREN aber eine vortreffliche Aktualisierung des beinahe 20 Jahre alten Romanstoffs gewesen.
- Wer eine Orientierung über die ClimateFiction haben will, höre unbedingt obig gelinkten Scala Hintergrund, vertiefend aber bitte auch: Auf der Sturmhöhe der Zeit – Wie Climate Fiction vom aufgeheizten Planeten erzählt, Beitrag von Thekla Dannenberg beim Deutschlandfunk. Demnach ist Der Schwarm keine Kipppunkt-Erzählung, die dieses Subgenre der Science Fiction erschaffen oder ausformuliert hätte. Das tut allem keinen Abbruch – nicht erst, wenn und weil Der Schwarm subgenreformend gewesen wäre, taugt er.
Nochmal zur Serie
Wer heute die ersten beiden Folgen beäugt UND den Roman kennt, sollte eigentlich erstaunt bemerken, wie doch ziemlich romannah der Beginn umgesetzt ist. Ja, in Folge 1 taucht gleich eine Person auf, die es im Roman nicht gibt: Charly, meereskundliche Doktorandin, die sich kurz darauf mit Douglas, lokalem Fischer, … bondet;-) Kurz fürchtete ich auch, die für Frank Schätzing vermutlich wichtigste und für mich als Leser sehr zentrale Figur des Sigur Johanson käme gar nicht vor, wäre zu Gunsten Charlys (und eines zu kostspieligen Weinverbrauchs^^) rausgeschrieben worden. Nein, Folge 2, wo auch Tina Lund auftritt. Andere Namen, die Romanlesende kennen, sind ebenso dabei: Leon Anawak, Samantha Crowe, Greywolf O’Bannon usw. Das ist zunächst einmal sehr gut gemacht, da soweit auch alle an den „richtigen Orten“ auftauchen und romanbekannte Rollen einnehmen. Wer schon hier abwinkt und das mit dem Roman begründet, sollte nochmal nachlesen – ALLE EINTAUSENDDREIHUNDERT SEITEN 😛 Oder das seinerzeit zehnteilige Hörspiel nachhören, das der sehr namhaften Sprecher*innen wegen sicherlich auch überteuert produziert wurde. Für die „Event-Serie“ ist die Rede von 40-44 Millionen Euro. Selbstredend in Kriegs- und Inflationszeiten mehr als viel Geld, mit dem vermutlich selbst gelbe Verkehrsminister hätten Brücken bauen (lassen) können. Was hierbei zumeist untergeht: das ist eine internationale Produktion gewesen, wo mehrere europäische Länder und auch fernes Japan beteiligt waren. Wenn man zum Urteil kommt, die Serie tauge nichts, dann bestimmt nicht allein der in der Oberstube zuletzt etwas desorganisierten Angehörigen es Öffentlich-Rechtlichen wegen, sondern weil man itnernational einen schlechteren Serienproduktionsgeschmack zu pflegen scheint als die Kritiker.
Ich belass es für heute dabei, komme aber nochmal auf den Schwarm zurück (auch wenn solche Versprechen in diesem Blog auf tönernen Füßen stehen, leider). Allein zum Brettspiel „zum Roman“ habe ich nämlich noch massenhaft etwas zu notieren – hier wäre produktive Kritik hilfreich gewesen … Bis dahin: veni, vidi, vici! Mögen die Yrr mit dir sein!
😀 EDIT: menschliche, allzu menschliche Falschschreiber, die mangels Lektorat erst posthum korrigiert wurden. ChatGPT wäre das nicht passiert;-)