Hörspiel Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Hallo Mitwelt!

Nach längerer diesbezüglicher Pause, nachdem wir auf der SRS Impala das Sonnensystem lehrreich und gelehrig durchreist haben, kehren wir wiedermal zu einem Kinderhörspiel zurück. Man muss schließlich auf dem Laufenden sein und bleiben! Und diesmal wird ein Klassiker par excellence vertont bzw. ist es schon vor dreizehn Jahren: JIM KNOPF UND LUKAS DER LOKOMOTIVFÜHRER!

Hörspiel meiner Kindheit, das ich im Falle dieser Geschichte auch sehr lange ausschließlich gehört hatte, ohne die Vorlage des Kinderbuches ergänzend zu lesen. So erging es aber allen Michael Ende-Geschichten – die Hörspiele waren für mich prägend. Was mich allerdings irritiert: laut Wiki gibt es zwar eine ganze Reihe bis heute anhaltender medialer Interpretationen des Kinderbuchstoffes, aber zwischen all den Verfilmungen in schwarzweiß, Farbe, als Zeichentrick- oder Realfilm, Aufführungen im Theater, als Musical oder gar Oper usw. usf. – Hörspiele werden nicht erwähnt O_o Wie kann das sein? Denn das, was ich folgend linke, ist von 2009. Und das, was ich einst hörte, muss … alt sein….

Die sechs Folgen

  • Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer (1/6): Aufbruch: „Jim Knopf wächst auf der winzigen Insel Lummerland auf. Doch weil die Insel zu klein wird für fünf Einwohner und eine Lokomotive, brechen Jim und sein Freund Lukas mit Lokomotive Emma auf ins Unbekannte.“
  • Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer (2/6): In Mandala
    : „Nach einer aufregenden Fahrt über das Meer erreichen Lukas und Jim Knopf Mandala. Bei dem Versuch, zum Kaiser zu gelangen, geraten sie in die Gewalt der Bonzen, die diese Begegnung mit allen Mitteln verhindern wollen.“
  • Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer (3/6): In der Wüste
    : „Lukas und Jim Knopf erfahren, dass Li Si, die Tochter des Kaisers von Mandala, in der Drachenstadt gefangen gehalten wird. Unerschrocken machen sie sich auf den Weg, die Prinzessin zu befreien.“
  • Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer (4/6): Die Drachenstadt: „Die Freunde haben sich in der Wüste von Fata Morganas in die Irre leiten lassen. Entmutigt stellen sie fest, dass sie die ganze Zeit im Kreis gefahren sind. Schon segeln die Geier über ihnen und plötzlich sehen sie am Horizont einen wirklich riesenhaften Riesen.“
  • Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer (5/6): Kummerland
    : „Mit Hilfe des freundlichen Scheinriesen Herrn Tur Tur haben die Freunde aus der Wüste herausgefunden. Und Nepomuk, der Halbdrache aus dem Land der Tausend Vulkane, bringt die beiden bis zum Eingang der Drachenstadt. Jetzt wird es erst richtig gefährlich.“
  • Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer (6/6): Neu-Lummerland
    : „Der böse Drache, Frau Mahlzahn, ist besiegt, Prinzessin Li Si und andere Kinder sind aus ihrer Gewalt befreit. Den gefesselten Drachen im Schlepptau gelangen sie alle zusammen über den gelben Fluss zurück nach Mandala. Doch wie soll es nun weitergehen, für Jim Knopf und seinen Freund Lukas?“

Die Schaffenden

Das Hörspiel ist ab 6 Jahren anempfohlen, was vermutlich auch gut passt. Es ist definitiv eine kinderfreundliche Dramatisierung und vor allem Sprechweise. Selbst die garstigsten der Figuren – die Bonzen bzw. der eine Oberbonze sowie die Drachen wie vor allem keifend zischende Frau Mahlzahn – klingen – in gealterten Ohren – nie böse. Das schlicht auch, weil die Leute – selbst die Alten – ziemlich jung und dynamisch tönen. Welches alte Hörspiel ich da auch immer prägend im Kopf habe, mir war insbesondere Lukas ziemlich alt vorgekommen. Kann freilich sein, dass für mich lütten Steppkes alle Stimmen jenseits des Erwachsenseins wie greis geklungen haben :-P;-) Dieser Lukas ist hingegen noch reichlich jung und hat eine glatte Stimme, obwohl er raucht wie ein Schlot und sich ständig bis zur Unkenntlichkeit einrußt. Eigentlich ein Kandidat für eine Staublunge – nicht aber in Lummerland, wo dank guter Meerluft noch jede Lunge freigepustet wurde:-)

Weitere Angaben:

  • Von Michael Ende
  • Bearbeitung: Ulla Illerhaus
  • Komposition: Mike Herting
  • Technische Realisation: Günther Kasper
  • Regie: Petra Feldhoff
  • Dramaturgie: Ulla Illerhaus
  • Produktion: WDR 2009/6 Teile/40 bis 45 Minuten je Teil
  • Sprecher*innen: Ulrich Noethen (Erzähler), Dante Selke (Jim Knopf) Jörg Schüttauf (Lukas der Lokomotivführer) u.v.a., diese großteils im Abspann zu Folge 6 genannt werden!

Hier zur Übersicht zu allen Folgen, die sicher und definitiv bis zum 22.08.2022 abrufbar sind, wie es unter jeder Einzelfolge heißt; eventuell sogar bis zum 22.08.2023, wie es bei der Übersicht lautet. Der Einfachheit halber einfach sofort hinklicken und sichern! Es lohnt sich unbedingt

Wenige Beobachtungen

Wie jung mir der neue Lukas vorkommt, gab ich zu Protokoll. Dafür, das Jim Knopf die Hauptperson sein soll, deshalb ja auch als erste genannt wird, finde ich Lukas aber erwachsen dominant. Der kleine Jim – „alter Knabe“ von Lukas genannt – ist von ganz wenigen Ausnahmen in meinen Ohren arg reaktiv, folgt den – guten – Vorschlägen von Lukas, die dieser nicht zu wenige hat. Lukas kennt sich aus, hat das Gros der Ideen, wie man Probleme lösen kann und sollte; zeigt sich gegenüber den Scheinriesen Tur Tur als mutig und von gutem Herzen, nur deshalb sie nicht vor dem gebirgshohen Ungeheuer weglaufen. Lukas macht, sagt an, schlägt vor, initiiert.

Natürlich hat Jim seine Auftritte und ist mehrfach unabdingbar fürs Gelingen. So kann bspw. nur er in den Wassertank der guten alten Emma abtauchen, um eine Schraube zu lösen. Auch wenn Lukas selber nicht allzu groß ist, wäre er für diese Aktion nicht geeignet gewesen und ohne Jim wäre er zu dem Zeitpunkt ‚gestrandet‘.

Spontan am Eindrucksvollsten für mich war Herr Tur Tur, Scheinriese von Geburt an, dadurch ewig im Social Distancing. Niemand will sich ihm nähern, so gewaltig riesig er aus der Ferne erscheint, dass sich niemand je rangetraut hat. Nach dem Motto: wer schon aus der Ferne so schrecklich ausschaut, kann ja nur zu meiden sein. Dabei verhält es sich ganz anders, andersherum nämlich. Und das steht für mich eindrücklich dafür, wie Menschen und ganze Bevölkerungen aus der Ferne gestempelt werden, negativ nämlich, da es von fern so riesig schrecklich erscheint. Doch wer sich dennoch nähern würde, wer dennoch den Kontakt wagt, erfährt, dass alle bloß Menschen und letztlich gleichgroß sind. Entweder idealisiert man aus der Ferne hemmungslos, weil man die kleinen Makel des Alltags nicht mitbekommt und daher alles nur zu schön wirkt. Oder man verteufelt in gleichem Maße, weil man die eine Sache, deren man gewahr wird, für sich als negativ erkennt und hiervon teufelhörnig aufs Ganze – die Menschen oder Ethnien – schließt. Da steckt sehr, sehr viel drin!

Sehr viel, das ich jetzt nicht weiter ausdeute, das Wort hierfür vielmehr an die beiden vom Spoiler Alert übergebe, die in Folge 35 eine literarische Tiefenanalyse wagten: „In der 35. Folge bespreche ich mit Daniel die Jim-Knopf-Bücher von Michael Ende, die mehr darstellen als ein modernes Märchen. Gewissermaßen ein „modernes“ modernes Märchen. In der Besprechung stellt es sich dann obendrein als ein adurch und durch politisches Buch heraus. Aber hört selbst! Viel Spaß!“ Meine Worte: Hören, (nostalgisch) genießen!

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ATLANTIS 04 – Nachschlag mit Zitaten der Irritation

Hallo Mitwelt!

Ich schließe direkt an die Besprechung zu ATLANTIS 04 „Der Raumschiffsfriedhof“ von Olaf Brill an. Auf ziemlich falschem Fuß erwischt, war ich angesichts des Präsentierten bass erstaunt: Atlan, Kristallprinz des Tai Ark’Tussan und Flottenadmiral selbigen, scheint auf noch unverstandene Weise mit den Maahks, kriegsheißen Erzfeinden des Imperiums, zu paktieren. In einer für Sauerstoffatmende konzipierten Station inmitten der Atmosphäre eines Gasplaneten der Maahks ist das Trio atlantis gefangengesetzt, wo sie auf Atlan treffen, wo jedoch ebenso Hunderte Arkoniden wie Gefangene anmutend einsitzen. Die Lage ist – für mich – noch völlig unklar, wer da mit wem genau und zu welchen Zwecken paktiert, taktische Zweckbündnisse geschlossen hat und derlei. Atlan scheint Befehlshaber nicht nur über ehrerbietige Rowena zu sein, sondern auch die Maahks, die Perry und Co. vom Raumschiffsfriedhof ‚eingesammelt‘ haben.

Wie sehr die Maahks jedoch Erz- und angesichts der tobenden Kriegsdauer auch zu Erbfeinden des Imperiums geworden sind just in den Tagen von Kriegsflottenadmiral Atlan, hatte ich bereits mit Zitaten aus vielreferiertem Heftroman 60 „Festung Atlantis“ nachzuzeichnen versucht. Demnach sind Maahks für Atlan nichts anderes als Todfeinde des Imperiums, erbittertste obendrein, die das Reich an den Rand seiner Existenz gebracht haben. Umso irritierender, dass Atlan überhaupt und in welchem Setting er mit Maahks – wie auch immer genau – zusammenarbeitet.

Ich habe ein weiteres Heft aufgetan, aus dem ich zwecks Veranschaulichung der Verhältnisse zitieren möchte – lang wie meist. Es geht um Heftroman 217 „Gefahr aus der Vergangenheit“ von Großmeister K. H. Scheer persönlich; wesentlicher Wenderoman im legendären „Meister der Insel“-Zyklus (Nr. 05). Kontexte in gelinkter Perrypedia-Zusammenfassung nachzulesen oder gleich als anempfehlenswertes Hörbuch (Silber Edition 23 „Die Maahks“, Vertonung gleichnamigen Silberbandes) zu ergründen. In jedem Fall und kurzgefasst, erwachen die totgeglaubten Geister der Vergangenheit und auferstehen als tödliche Gefahr, denen Atlan auf der „Straße nach Andromeda“ angesichtig wird. Ein Erkennen, das ihn wie selten aus der Fassung bringt und richtig panisch werden lässt. Kein Hauch auch nur von einstigen Paktpartnern zu verspüren… Aber lese selbst:

Ja – das waren sie! Das waren die unerbittlichsten, hartnäckigsten, fähigsten, intelligentesten und widerstandsfähigsten Feinde, die das Große Imperium der alten Arkoniden jemals gehabt hatte.
Das waren die Wesen, mit denen wir den größten Raumkrieg der arkonidischen Frühgeschichte ausgefochten hatten. Das waren jene eierlegenden Monstren, die ihren ausgeschlüpften Nachwuchs anschließend säugten und die deshalb eine biologische Sonderstellung unter den Völkern der Galaxis eingenommen hatten. Das waren die Lebewesen, die wir einfach Methans genannt hatten, obwohl sie in Wirklichkeit Wasserstoff mit methanhaltigen Verunreinigungen ein und Ammoniak ausatmeten.
Ich hatte als Chef einer arkonidischen Eliteflotte viele Jahre lang gegen sie gekämpft. Die Methans hatten uns erst dezimiert und schließlich noch nachhaltiger geschlagen, weil wir als humanoide Lebewesen nicht in der Lage gewesen waren, unseren Bedarf an Raumschiffsbesatzungen so schnell zu ersetzen wie diese Wesen, die nach einer Reifezeit von nur dreieinhalb Monaten bis zu neun Eier produzieren konnten.Atlan in Heftroman 217 „Gefahr aus der Vergangenheit“

Und weiters, während er – die […]-Auslassungen – auf seine Gefährten wie Perry und Tolotos intensiv und beschwörend einredet, um ihnen den Ernst der Lage klarzumachen:

Mir wurde schwindelig, wenn ich nur an die ungeheure Gefahr dachte, die der Galaxis durch diese unwahrscheinlich kampfkräftigen und intelligenten Wesen drohte.
[…]
Nein – ich schrie sie [Gefährten um Perry Rhodan, A.d.A.] an. Wahrscheinlich war mein Gesicht völlig verzerrt und vom Entsetzen gezeichnet.
„Zurück“, brüllte ich verzweifelt. „Sofort zurück. Das sind Methans; versteht ihr – Methans! Das sind die Lebewesen, die uns vor zehntausend Jahren beinahe vernichtet hätten, bis wir die Konverterkanone bauen konnten. So gehen Sie doch in Deckung, Tolot!“
[…]
Im Vergleich zu ihnen waren Springer, Aras, Akonen und die nichtmenschlichen Blues von der Eastside des Zentrums harmlos.
[…]
Methans sind an Schwerkräfte zwischen 2,9 und 3,1 Gravos gewöhnt. Drei Methans werden mit Ihnen spielend fertig, zwei können Sie unter Umständen besiegen. Tolot – auch Ihnen droht Gefahr. Ich sage Ihnen nochmals, daß dieses Volk der härteste Gegner war, den wir jemals hatten.“
[…]
Wir Arkoniden hatten jedes Lebewesen anerkannt, wenn es nur sauerstoffatmend gewesen war. Fremdgasatmer waren von uns als Intelligenzwesen natürlich ebenfalls gewürdigt worden, aber man hatte sie im Oberkommando sofort als erbitterte Feinde eingestuft.
Die Ereignisse hatten diese Auffassung auch niemals widerlegen können. Fremdstoffatmer hatten sich meines Wissens nie mit Sauerstoffatmern einigen können. Daher war es auch zum Methankrieg gekommen.
[…]
Wenige Sekunden später wußte ich, daß meine schlimmsten Befürchtungen wahr geworden waren. Das waren Maahks!Ebenda

Alles klar? Deshalb bin ich so baff und harre staunend der Entwicklungen, die sich da noch auftun mögen, die ich nicht zu antizipieren vermag. Erscheint mir eine harte Nuss, das in Einklang mit all diesen Zitaten zu erzählen. Weiterlesen!h

ATLANTIS 04 – Der Raumschiffsfriedhof

Hallo Mitwelt!

Und weiter geht es bei ATLANTIS, jedoch fern von Atlantis. Von einem ‚Altgedienten‘, einem nostalgisierten Trio, verschwörerischen Verwicklungen und Unausgesprochenem, das überdeutlich ist…

Die Handlung

Olaf Brill – ATLANTIS 04: „Der Raumschiffsfriedhof: Notsprung ins System der blauen Sonne – die Schrottsammler erwarten sie“

Das Titelbild von Arndt Drechsler ist wuchtig, der Roman selbst ist spannend: Olaf Brill schrieb »Der Raumschiffsfriedhof«, und dieser vierte Band unserer Miniserie PERRY RHODAN-Atlantis kommt in dieser Woche in den Handel. Es handelt sich um einen Roman, der ausschließlich im All und an Bord von Raumschiffen spielt – die Hauptfiguren haben sich weit von Atlantis und seinen Bewohnern entfernt. KNF zu „Der Raumschiffsfriedhof“ am 25.04.2022 auf seinem Blog

In der BEST HOPE (vormals: LT4) springt auf vorletzter Rille das Trio atlantis aus dem Larsaf-System und wendet sich mit finalem Sprung dann einem Sonnensystem zu, in dem eine Raumschlacht stattgefunden haben muss: ein wahrer „Raumschiffsfriedhof“ aus Raumern der Arkoniden und Maahks zieht seine stellaren kreise. Hier hoffen vor allem die beiden Zeitreisenden Ersatzteile für die wracke Technik der BEST HOPE (Sichu) sowie Informationen über Ursache und Verlauf der Schlacht (Perry) zu finden. Während interstellare Caysey von den Sternen beeindruckt mit dem Talagon an Bord zurückbleibt und mithilfe von Blechkamerad RCO ihre neue ‚Stahlheimat auf Zeit‘ erkundet, trennt sich das Ehepaar auf: Perry fliegt im Raumanzug zu einem Maahk-, Sichu selbig zu einem Arkonidenraumer.

Doch war dieses Trio nie allein, wurde vielmehr von einem anderen Trio heiß erwartet: vor Ort weilten nämlich längst „Schrottsammler“ und „Leichenfledderer“, drei Angehörige aus dem Volk der Unither. Sie erhoffen sich ihrerseits raumflugfähiges Material aus dem hinzugesprungenen Raumer. Perry muss sich mit einem herumschlagen und herumschießen, während ein anderer Caysey als Geisel nehmen und RCO zerschießen kann. Sichu wiederum gerät nach Rückkehr zur BEST HOPE ebenfalls in Rüsselgriff.

Kurz bevor Perry den intrinsisch arkonidenhassenden Unither zur Aufgabe bereden kann, kommt es zur großen Wende, die insbesondere die Rüsselträger die ganze Zeit befürchtet haben: Maahk-Raumer kreuzen auf. So vereiteln sie zwar die ‚Geiselnahme‘ durch die Unither, die heillos fliehen, dem Anschein nach trotzdem in ihrem Raumer gnadenlos abgeschossen werden – samt geraubten Talagon. Die wieder vereinten Lemuroiden ihrerseits werden nicht aus dem All geblasen, wie es von ihren Erzfeinden zu erwarten gewesen wäre, sondern eher als ‚Kriegsgefangene‘ in schnell angelegter ‚Arkoniden-Maske‘ festgesetzt. Zu einem Stützpunkt der Maahks transportiert, scheint dort ein Kriegsgericht o.Ä. zu drohen – doch es kommt erneut ganz anders: inmitten der Atmosphäre des Gasplaneten Galorrax stationiert, werden die drei Gefangenen durch die Maahks drei Arkoniden vorgeführt. Auf dessen Anführer hören die Maahks nicht nur, er scheint ihr Befehlshaber zu sein: Atlan! Der interessiert sich jedoch nicht für Perry und Co., wenn nicht Rowena als die zweite im Bunde ehrerbietig dem Kristallprinzen versichern würde, es mit dem entflohenen Trio und den Räubern des Talagon zu tun zu haben…

Roman und Kommentar vom ‚Veteranen‘

Vorletzte Woche war der Neue am Griffel, jetzt hat ein ‚miniserialer Veteran‘ aufgeschrieben: Olaf Brill! Miniserie Nr. 9 läuft, inklusive dieser hat Dr. Olaf Brill – so viel Zeit darf sein – an sechsen mitgewirkt und elfmal beigetragen. Einmal sogar stolze drei Streiche, womit 25% dieser Miniserie – SOL 2 – durch seine Hände gegangen sind. Mit hiesiger Nr. 04 „Der Raumschiffsfriedhof“ ist sein erster – kaum anzunehmen letzter – Beitrag publik. So ganz nebenher hat er damit ein Jubiläum zur Blüte gebracht: das einhundertste Miniserienheft! In meinen ausschweifigen Vorgedanken zu ATLANTIS hatte ich schon zu den acht-mal-zwölf-=96-Miniserienheften festgestellt: allein diese ’nebenbei‘ produzierten Hefte sind umfänglicher als manch legendäre SF-Serie wie die Terranauten, Ren Dhark oder Raumschiff Promet. Und jetzt ist auch noch die für das Gros aller Serien manifeste Schreibmauer der Dreistelligkeit erreicht und überwunden. Schließlich folgen außer bei Weltuntergang noch definitiv acht weitere Hefte mit Mehrumfang: sind die Hörhefte zur Erstauflage um die 3h lang, gelegentlich bis zu 3,5h länger, so war Olaf Brills Hundertsassa nahezu VIER STUNDEN hyperlang. ‚Normale‘ Hefte sind 60 Seiten umfangreich, solch ein Miniserienheft dann lässige gut 80 Seiten. Das nur mal so zur Orientierung.

Zur Auflockerung stammen die – den Hörheften leider weiterhin nicht als PDF beiliegenden – ATLANTIS-Kommentare auch von Mr. 100 – der Jubilare ist diesmal sogar online gegangen: „Die Miniserien erreichen Band 100“. Hier stellt OB in kompakt dar, wofür ich ein paar wenige Worte mehr aufgewendet hatte: PERRY RHODAN-Miniserien-Vorläufer, also die acht Vorgänger zu ATLANTIS; dreizyklische ACTION-Miniserie, der wiederum sich immer narrativ verdichtendere ATLAN-Miniserien vorausgingen. OB zählt die – dort näher gelinkten – Planetenromane noch hinzu, die identische Funktionen erfüllten: großer narrativer Freiraum für altgediente Autoren, freier Übungsraum für Neulinge zur Ertüchtigung zu mehr. Am Ende waren so vierhundertfünfzehn 160-seitige Taschenbücher erschienen, wovon es 100 in eine zweite Auflage (Taschenhefte sowie Planetenromane)
geschafft haben. Diese mit Vor- und Nachworten umrahmt und immer noch als eBooks erhältlich. Lesenswert! Da gab es dann zugegeben manch – höchst fantasievollen – Wildwuchs, der sich fern jedwedem Kanon frei entfaltete. Die besagten 100 Neuaufgelegten dürften ihrerseits jedoch als kanonisch anzusehen sein bzw. ihren Weg in eine kanonisierende Einordnung geschafft haben. Schon die ATLAN- und seither alle PERRY RHODAN-Miniserien sind zwölfbändig in sich geschlossen und narrativ dicht verwoben, selbst wo sich Folgezyklen direkt anschlossen und Handlungen fortsponnen (bspw.: SOL sowie SOL 2). Bei den alten Planetenromanen gab es nur lose dann und wann Fortsetzungen in lockeren Zyklen, meist rund um Handlungsträger, die sich einen Platz in den Herzen des jeweiligen Autors oder/und der Leserschaft erobert hatten.

Die „antike“ und „archaische“ Technik hypermodern

Es ist mir so langsam fast schon peinlich, unangenehm zumindest. Aber erneut geht es um die Technik und ihre bedienseitige Darstellung FERN der alten Zeiten, als sie das erste Mal erzählt worden ist. Auch diesmal wird wieder en masse und massenhaft mit Hologrammen gearbeitet, in diese ständig händisch hineingegriffen und zurechtgezupft, während sie informationsgeballt in 3D anzeigen. Das macht am Häufigsten Sichu, aber auch die beiden anderen; das machen ebenso die Unither, die als „Schrottsammler“ mutmaßlich nicht das technisch hochstehendste Schiff ihrer Zeit navigieren. Und auch bei ihnen ist es Standard, an Hologrammen herumzurüsseln.

Doch es geht noch weiter und mehr, was mir auffallend auffiel. Also es fällt mir selber auf, wie sehr es mir auffällt und mich genauso sehr stört. Inverse Reflexion? Die Raumanzüge, in die insbesondere Perry und Sichu steigen, um zu den Raumschiffwracks zu kommen, ähneln in den Möglichkeiten und Kapazitäten vielmehr SERUNs – Semi-Reconstituent-and-Recycling-Units. Diese sind – unter der Bezeichnung – erst mit Heft 975 eingeführt worden: Handlungsjahr 3587 NACH Christus (11.560 Jahre zukünftig zu ATLANTIS), Realjahr 1980 (neunzehn Jahre nach Serienstart). In jedem Fall sind die hier geschilderten Raumanzüge bedeutend funktionaler und benutzer*innenangepasster als die Arkonidenanzüge der perryversalen Anfangszeit, diese die Terraner als hochmodern Ende des 20. Jhdt. von den Arkoniden übernehmen. Die haben mitnichten je mit ihren Träger*innen freimütig gesprochen, wie wir es heutzutage durch ALEXA, SIRI & Co. gewohnt sind und als noch sprechverbesserter in die Zukunft projizieren. In diesen Anzügen steckt lesbar eine – zumindest mal schwache – KI, die durchaus von sich aus kommunikationsfähig ist und Informationen aufgearbeitet ansagt. Und geschweige denn, dass die Anzüge – wie es Sichu ‚handhabt‘ – per Augenblinzeln zu dirigieren gewesen wären. Trotzdem spricht Sichu bevorzugt von „archaischer“ und „antiker“ Technik… Das waren recht klobige Dinger, 1961 den damaligen Astro- und Kosmonauten-Anzügen abgeguckt. Da wurde noch sehr viel durch Gürtelarmaturen geregelt, wo man Schalter und derlei zu betätigen hatte, um bspw. Antigravflug, hinzu- oder abzuschaltende Schutzschirme zu de-/aktivieren. Zugegeben: wie Sichu dann erfinderisch clever und geschickt sehr oldschool per Sauerstoffablassen durchs All manövriert, mutet nostalgisch an die wilden Zeiten.

Allerdings: dazu kommt es ja erst und nur, nachdem man die zu ausgereifte Technik Star Trek-gleich wie beim dortigen Beamen ausfallen lässt. Die Hyperstrahlung oder was es auch immer bewirkt hat, allemal wird die Technik der Raumanzüge erzählpassend situativ dysfunktional. Damit entspricht sie nach dieser Art situativem Downgrade in etwa den Möglichkeiten der alten Zeit. Nur wieso und wozu stellt man das situativ her, nachdem man es zuvor – für mich unnötig – aufgelevelt hat? Wer A sagt, müsste auch B sagen – demnach: wer der Nostalgie willen erzählzeitreist, sollte eigentlich auch die anachronistisch anmutende Technik genauso miterzählen, wie sie für diese Zeit axiomatisch festgesetzt worden ist. Ein Gesamtpaket, aus dem nach narrativem Bedarf sich zu bedienen m.E. unnötige Schieflagen mit sich bringt.

Genauso bei den Trio rüsseli: die können per Ortung so schärfengenau scannen, wie es auch so nie möglich war. Aus großer Entfernung bemerken sie argusäugig sowohl Anzahl der Lebewesen als auch deren Geschlecht bzw. im Falle Cayseys ihren Zustand. NICHT ABER, dass es sich gar nicht um Arkoniden handeln kann, da solche statt Rippen Knochenplatten im Brustbereich haben, Terraner bekanntermaßen nicht. Und Sichu ebenfalls nicht. Noch krasser jedoch, dass die Unither die Hyperstrahlungsquelle Talagon einwandfrei ausmachen können, allen voran ihretwegen das Schiff ‚kapern‘. NUR: wieso ist Rowena denn dann so ziellos mehrtägig über Atlantis herumgekurvt, um nur ziemlich zufällig auf Talagon-Träger Perry zu treffen (Heft 01)? Und wenn die Unither so präzise detektieren können, wieso tappen die Maahks mit sicherlich wesentlich tauglicheren Ortungsgeräten derart im Dunkeln? Das riecht doch glatt nach …

Kein Rüsselreinigen???

Im Vorfeld diskutierten wir darüber, ob die Außerirdischen, die in diesem Roman als Schrottsammler auftauchen, in dieser Epoche unserer Serienvergangenheit überhaupt schon eine eigene Raumfahrt beherrschen. Kann man sie wirklich auftauchen lassen, und welche Rolle spielen sie im Großen Imperium der Arkoniden? KNF auf seinem Blog über ATLANTIS04

Alles, was man über Unither für einen Erstkontakt wissen muss, gibt Perry zu Gedankenprotokoll in Kapitel 10. Und was OB unserem Mann im All in den Kopf schreibt, assoziierte ich von Kapitel 01 an, als das Trio rüsseli die Handlungsbühne des Raumschifffriedhofs betrat. Ob das jedoch eine ‚unithische Zeit‘ 8.000 v. Chr. Gewesen war, fragte ich mich auch.

Die Ereignisse, auf die Perry anspielt, sind 1963 in Heftroman 99 „Ein Freund der Menschen“ erzählt worden (Handlungszeit 2045 n. Chr.): zwar handelte es sich bei diesem unithischen Trio, mit dem wir damals erzählerisch erstkontaktierten, nicht um Schrotthändler, vielmehr um Ausgestoßene aus der Herde ihres Volkes. Mit einem immerhin schrottreifen Schiff stürzten sie mehr auf just dem Planeten ab, als dass sie sicher gelandet wären, wohin sich Crest, der arkonidische Mentor der Menschheit von Heft 01 an zurückgezogen hatte. Ein planetares Altenheim in gewählter Einsamkeit, wo sich der alte „Freund der Menschen“ weniger seiner Haut erwehrte, als vielmehr terranische Technik vor dem Zugriff dieser Außerirdischen retten wollte. Bis zum Tod. Und von solchen Halunken bis zu leichenfleddernden Schrottsammlern ist der Exposéweg dann nicht mehr weit

Der handlungschronologisch mutmaßliche Erstauftritt bis dahin ist rückwirkend auf das Jahr 5747 v. Chr. zu datieren – erzählt in „Fluchtpunkt Schemmenstern“. Ja, noch so ein „Fluchtpunkt“ – das Perryversum ist diesbezüglich ausgeprägt fluchtpunktiert. Diese Geschichte schließt ihrerseits an die Handlung der Urminiserie an – Traversan, wo es Atlan in die arkonimperiale Provinz raumzeitverschlagen hat.

Das spielt ergo wiederum rund 2250 Jahre nach dem Untergang von Atlantis. Vor zweieinhalb Jahrtausenden hatten u.a. die Perser Oberwasser, war Babylon noch eine recht angesagte Stadt, war hingegen Alexander, der dadurch der Große werden sollte, noch nicht ausgezogen… Seither ist auf Erden allerlei passiert – in den Weiten des Kosmos ticken die galaktischen Zivilisationsuhren jedoch langsamer. Die Langwirkmächtigkeit soziobiologischer wie soziokultureller Prägungen überdauert Zeiten. Es geschieht, weil es schon so geschah. Unither sind ATLANTIS gegenwärtig so, wie sie handlungschronologisch soooo viel später erst geworden sind, weil die erzählchronologisch sooo viel früher schon so ausstaffiert worden waren. Soziobiologisch kann man sowas gewiss nachvollziehbar machen, dass ohne cyberborgische Manipulationen eines Transunithismus Unither sind und sich verhalten, wie sie immer schon waren und sich seit eh und je so verhalten. Aber der soziokulturelle Überbau dürfte sich in den Jahrtausenden so ungemein oft, radikal, disruptiv, transformativ und metamorphisch verändert haben, dass man diese und jene Unither eigentlich kaum gleichermaßen verstehen kann. Nostalgisch dennoch wunderbar und von Mr. 100 detailreich bestens inszeniert. Freu! Anders als bei „PICARD“ laut Hannes Könitzer bei Robots & Dragons

Bis hierhin habe ich das Trio etwas distanziert dargestellt, mutmaßlich ungefähr so, wie es als bloße Handlungsträger im Expo skizziert war. Gilthenk, Mekkhur und Glongg haben erst durch Olaf Rüssel in die Gesichter bekommen:

[…] Die drei Unither zum Beispiel waren im Exposé einfach nur drei Typen, die andere Ziele haben als die Hauptfiguren und daher die Handlung mit Konflikt anfüllen. Ihre drei unterschiedlichen Charaktere stammten vollständig von mir.Olaf Brill im PROC-Interview

Und wie sehr OB hierfür in die Trickkiste gegriffen hat, sollte klar geworden sein. Eines fehlt jedoch: Der Rüsselreiniger! Die drei Ausgestoßenen Liszog, Zerft und Golath, die schlussendlich Crest zu Tode hetzen, hätten den alten Arkoniden sicherlich viel leichter überwältigen und besiegen können, wenn sie nicht ständig pausiert hätten, um sich den Rüssel zu reinigen. Dafür gibt es selbst auf Schrottschiffen für Ausgestoßene Apparaturen, die keinem Unither vorzuenthalten sind. Ausstoß aus der Gemeinschaft der Herde als härteste aller Strafen ja, aber den Rüssel nicht mehr reinigen zu können, das tut man den übelsten Verbrechern nicht an. So in Heft 99, so aber nicht in ATLANTIS 04. Was da los? Alles soziobiologisch chronoferent beim Alten, nur die Sache mit dem Rüsselreinigen ist noch nicht erfunden und kulturell angeeignet? Die drei sind über 10.000 Lichtjahre von ihrer Heimatwelt Unith bzw. der Heimatsonne Unatha entfernt, am äußersten Rande des Tai Ark’Tussan, scheinen einer jeden sich bietenden Raumschlacht hinterher zu ziehen. Aber die Rüssel säubern sie sich nicht!? Empörend! Sich aber über die „Weichhäuter“ lustig machen, die zu nichts taugen mit ihrer zarten, schwachen Haut… Gegenrassistische Vorurteile und Abwertungen gegenüber den imperialen Besetzern, die den Unithern jedoch auch noch nie gut mitspielten.

Die Verschwörung – Nur wer eigentlich gegen wen?

Und wozu, zu welchem zweck?

So! Bisheriges so weit, so schön und gut. Wortumrankte Zierde, lesens- aka hörenswertes Präludium. Doch das Entscheidende, worum es doch geht, worauf wir hin fieberten, was den Stein ins Rollen gebracht hat, ereignet sich, geschieht am Ende des Romans! Perry hat uns schon sachte die Spur gewiesen, als ihm auffiel, dass das Gros der Raumschiffsfriedhofsraumschiffe an die 200 Jahre alt ist und wohl kaum reguläre Kriegseinheiten gewesen sein dürften. Der Keim des Argwohns, es hier mit einer ’normalen‘ Schlacht zu tun zu haben, beginnt zu sprießen. Doch wer materialschlachtet derart und als Inszenierung wem gegenüber? Und dann kommen, ganz gemäß den Befürchtungen der Unither, auch noch die Maahks zurück ins System. Als ob just diese vermehrungsfreudigsten eierlegenden Lebewesen sich um ihre Gefallenen kümmern würden, sich deretwegen zurück an den Ort einer Niederlage begäben. Und just die Erz- und angesichts der Kriegsdauer auch Erbfeinde der Arkoniden machen SCHEINBAR kurzen Prozess mit den Unithern, behandeln die vermeintlichen Arkoniden aber als Kriegsgefangene nach einer Art „Genfer Konvention“? Außergewöhnlich ohnehin schon, aber dann: diese Maahks verhalten sich auf augenscheinlich ihrem ureigenen Stützpunkt inmitten eines Gasplaneten einem Arkoniden gegenüber als Befehlsempfänger? Und dieser Arkonide ist Atlan? WOW!

Atlan paktiert mit Maahks? Nachdem(!) der Methankrieg bereits ausgebrochen ist? Zugegeben noch Jahre, bevor Atlan – vermittelst durch ES – die ultimative Waffe gegen die „Methanatmer“ erhält und gegen den Feind zum Einsatz bringt? Das ist unglaublich! Ich bin tatsächlich bass erstaunt und kann das gar nicht ein- noch zuordnen. Eben dieser Atlan, der in Heft 60 „Festung Atlantis“ Folgendes rund um Maahks und Methankrieg aussagt, das für mich keinerlei Paktiertaktik zulässt:

[…] Der Krieg gegen die Methanatmer nahm seinen Anfang in jenen Tagen, als die auf Atlantis gelandeten Siedler damit begannen, ihre neue Heimat aufzubauen. […] Wir waren uns darüber klar, daß uns ein schwerer und harter Kampf bevorstand. […] Aus dem sogenannten Nebelsektor kamen besorgniserregende Nachrichten. Es war, als hätten sich sämtliche nichtarkonidischen Intelligenzen plötzlich gegen uns verschworen. […] Ich dachte auch keine Sekunde an einen kleinen Kontinent, dem der Kommandant meines Flaggschiffes den Namen Atlantis verliehen hatte. Es war alles so unwichtig geworden. Das Große Imperium unter Arkons Vorherrschaft rang um sein Weiterbestehen. Der sogenannte Methankrieg nahm all unsere Kraft in Anspruch. Wir wußten zu jener Zeit noch nicht, daß er unser Volk zum Ausbluten und das Imperium an den Rand des Abgrundes bringen würde. Atlan am Ende von Kapitel 5 in „Festung Atlantis“

Und später, als er zur Rückkehr in dieses abseitige System kommandiert worden ist:

„Es handelt sich wahrscheinlich um Methanatmer“, fuhr ich fort. „Die Monstervölker der Galaxis scheinen mehr und mehr dazu überzugehen, einen Mehrfrontenkrieg anzustreben. Anscheinend verfügen sie über ungeheure Reserven an denkenden Wesen und Material. Wir können es nicht darauf ankommen lassen, auch nur ein Schiff zu verlieren. Unsere schweren Verluste im Abwehrsektor zeigen deutlich, daß die Zeit der warnenden Anrufe vorbei ist. Wir eröffnen – wie gesagt! – das Feuer, sobald wir etwas orten, was nach einem unbekannten Raumschiff aussieht. Unsere eigenen Einheiten wechseln den Erkennungscode nach Geschwaderkladde im Fünfstufen-Rhythmus. Eher wird eine Dechiffrierung durch den Gegner erfahrungsgemäß nicht möglich sein. Das wäre vorläufig alles. Wir müssen abwarten, was sich im Larsafsystem abgespielt hat. Ich danke sehr.Ebenda – Markierung durch den Blogautor

Und zeitlich müsste der hier erzählte Abflug von der gegründeten Kolonie auf Larsaf III. hinein ins Kriegsgeschehen genau den in Heftroman 60 ausgelassenen Abschnitt umspannen, in dem wir uns in ATLANTIS 04 befinden: Atlan kämpft nicht 30- bis 32000 Lichtjahre fern des Larsaf-Systems zwei Jahre lang schlimmste Schlachten, sondern befindet sich in relativer Nähe und spinnt… Ja was eigentlich? Intrigen? Konspirationen? Pakte? Mit den Maahks – anscheinend ja. Aber welchen? Rebellen gegen die eigenen Kriegstreiber? Hatte Atlan hier einen letzten Versuch gewagt, den Krieg abzuwenden? Was hieße, er hätte sich auch gegen arkonidische Kriegstreiber gewandt. All das bleibt noch völlig unklar, kann ich noch gar nicht fassen, finde noch keinen roten Faden der Rowenadne…

Denn Rowena gibt es inmitten dessen ja auch noch! MAL WIEDER(!) ist sie dem Trio atlantis voraus, hat deren Weg erahnen können, um zu rechten Zeit am rechten Ort zu sein, um das Trio anschuldigen zu können. Das ihrem „Gebieter“ gegenüber, Atlan, vor dem sie ehrerbietigst niederkniet, wie man es wohl wahrlich nur vor einem Kristallprinzen oder gar dem Imperator zu tun pflegt. Rowena? Die in den ersten beiden Romanen konspirative Widersacherin zu sein schien, die wider Atlan intrigiert und ihn hintergeht. Im Vorgängerroman drückte sie sich an zwei Stellen so aus, als ob sie Kontakt zu Atlan hätte, wüsste, wo er sich aufhält. Das blieb da aber noch so unbestimmt, als wäre er ggf. ihr Gefangener, den sie jederzeit zu befragen wüsste. Nichts da! Trotz ihrer dienstlichen Ertüchtigung unter Atlans Erzfeind Orbanaschol SCHEINT sie dem Kristallprinzen und Flottenadmiral untertänig zu Diensten zu sein. Rowena – „Die Kralasenin“, Bluthündin des Imperators und seines Neffen? Eine, die nicht auf ihren Extrasinn hören mag und der kein Konsequenzglück hold ist? Die den Gegnern räumlich stets einen Schritt voraus ist, um dann doch – bisher – nicht wirklich final zupacken zu können?

Wir haben also – mindestens – zwei Ebenen: zum einen Rowena, über die wir im Folgeband mehr erfahren, die auf noch etwas verschleierte Art und Weise mit Atlan zusammenhängt, anscheinend doch für ihn arbeitet. Dieser wiederum plant auf höherer Ebene, hält längere Fäden in der Hand, an die wie an eine Leine selbst Maahks gebunden scheinen. Nicht zu vergessen dann noch die Meta-Ebene, die nur im vierten Omen in Heft 01 ganz kurz aufleuchtete, wo nun wahrlich höhere Mächte rund um – nicht nur – das Talagon in den Konflikt eingreifen und für die Atlantis der Fluchtpunkt ist.

Zwischenfazit nach einem Drittel

Allerhand, was Mr. 100 da niedergegriffelt hat. Mehrfach gelinktes PROC-Interview mit ihm nur zu empfehlen, wo er fröhlich vielerlei ausplaudert, ja sogar den miniserialen Expotän fürs Kurshalten lobpreist. Olafs skriptorale Erfahrenheit, miniserielle Korsetts auszufabulieren, kommt ihr zur Geltung. Ihm hat vor allem Caysey gefallen, die anscheinend für alle Autor*innen bisher als narrativer Anker fungiert hat, worüber sie sich einigermaßen erlebensnah ins Perryversum hineindenken konnten. Asche auf mein Haupt, dass ich je annahm, Caysey könnte nur eine „Durchgangs-Protagonistin“ sein – wo sie die wahre Heldin ist, die von Roman zu Roman an Welterfahrung gewinnt.

Nun aber zum Wohl und Weh der Miniserie, dem Talagon! Es wird narratosuggestiv so getan, als wäre es von den Unithern in ihrem Fluchtraumer mitgenommen und auf der Flucht durch die gnadenlos schießenden Maahks sodann vernichtet worden. NIEMALS! Täuschung! Bewusst vage Erzählweise! Kann alles gar nicht sein! Wie gesagt, dass die Unither mit ihren Ortern das Talagon derart hyperstrahlend quer durchs System detektieren konnten, ist zu deutlich ausgesagt worden. Dass ab der Ankunft der Maahks das Talagon, dessen Aufenthalt und seine Hyperstrahlkraft keinerlei Erwähnung mehr wert war, man sich vielmehr auf so nachrangige Details wie eine Ad-hoc-Maskierung von Perry und Sichu versteifte, ist zu auffällig. Wenn das Talagon zerstrahlt worden wäre, hätte das einen Hyperschauer an Strahlung nach sich ziehen müssen, den die Maahks mitbekommen hätten. Usw. usf. Hier wurde narrativ absichtlich in die falsche Richtung geschaut, um etwas zu verschweigen, was geschehen ist.

Ich gehe davon aus, dass die Unither – rüsselschlau wie sie nunmal sind – einen großen Trick gewagt haben. Eventuell haben sie ihr Schiff losgeschickt, ohne selber drin zu sitzen, geschweige denn das Talagon einfach so mitfliegen zu lassen. Wenn dem so wäre, wären sie noch am Leben und nun mit dem Talagon fahnenflüchtig. ODER Caysey hat es pfiffig versteckt! Denn ebenso auffällig hat sie sich für das Schiff, seine Funktionen und Konstruktion interessiert, worüber sie RCO zu Lebzeiten freimütig instruierte. Vielleicht, dass sie da einen Ausweg spontan gefunden hat, es irgendwo unauffällig zu lagern, ggf. inmitten irgendeines noch intakten Hyperstrahlers, der die Emissionen des Talagon überdeckt. Oder es war Sichu, die zeitweise ja mit Caysey zusammen in Geiselhaft war, genauso denkbar dann die – angebliche(?) – Flucht der Unither für sich ausnutzte. Tiefschürfende Erörterungen gab es nicht, da Perry sich maskieren wollte, was Zeit beanspruchte. Nach der Gefangennahme blieben sie getrennt und konnten sich schlicht nicht mehr austauschen. So oder so: da stimmt was nicht in der Erzählung und leseerfahrungsgemäß sind perryversale Autor*innen ziemlich fiese Erzählmöpp, die noch jeden Ackergaul verkauft haben. 😉

Bis hierhin weiß die Serie aber schon sehr zu gefallen – trotz meiner insb. retrotechnischen Einwürfe und manch Gemäkel im Detail. Man versteht es autor*innenübergreifend bisher, viele Anknüpfungspunkte aufzugreifen, stimmige Details, die den Älterlesenden wonnig erfreuen, zahlreich einzupflegen; gleichzeitig aber wendungsreich neues auszubreiten bzw. bis dato größtenteils anzudeuten. Weiter so! In der Mache ist es auch schon:

Ein großer Teil der Manuskripte liegt geschrieben vor, einige Romane sind bereits veröffentlicht, und mit den Exposés ist Ben Calvin Hary längst bis Band zwölf gekommen. Die Serie steht also, wobei es naturgemäß bei einer konzeptionellen Arbeit immer noch weitere Gedanken und Änderungen gibt. Nichts ist in Stein gehämmert – wir machen schließlich Science Fiction, und da kann die eine oder andere Idee schon mal eine Welt verändern.KNF auf seinem Blog: „Zwischenstand auf Atlantis“

Per Anhalter – das Leben findet einen Weg

Hallo Mitwelt!

Faszinierend! Kaum im vorigen Beitrag darüber sinniert, ist auch schon eine ergänzende Studie hierzu erschienen und besprochen worden (s.u.). Mir ging und geht es darum, wie unwahrscheinlich bis unrealistisch ich es finde, wie in der SF biologisch meist nur zu konform und erzählungspassend Evolutionsfremde miteinander können. Dabei müsste es doch noch umwerfender werden, noch krasser kollidieren, wenn insbesondere evolutionsfremde Mikrofauna auf großtierische Invasoren trifft. In ‚pandemischer Vorwärtsverteidigung‘ sollte sich die invadierte Welt mikrobiell problemlos erwehren können – man lese: Aurora von Kim Stanley Robinson. Grund meines Erachtens: fehlende gemeinsame Evolution! Trotz solcher erleiden wir zwar die Corona-Pandemie, obwohl wir mit anderen Corona-Viren bspw. bei Influenza sehr wohl schon bekannt bis vertraut sind. Aber auch nur deshalb war Corona einschneidend, trotz allem aber nicht massentödlich wie zum Beispiel die Pest oder „Captain Trips“. Hie und da gab es doch noch genügend kreuzreaktivierte Immunsysteme. Diese und nur diese sind es nämlich, die aus einer gemeinsamen Evolution hervorgehen können, als widerständige Anpassung gegen die widerfahrigen Zufügnisse aus der Umwelt. Mal gut, mal weniger tauglich justiert, aber doch zuallermeist justier-, sprich trainierbar. Und an jedwedem immunsystemischen Training fehlt es in evolutionsfremden Erstkontakten, wenn es dann mikrobiell artspringt. Dann bricht es nur so brutalstmöglichst, wie immunsystemungeschützt in die invasive Fauna ein, die weder eine robuste zweite Abwehrlinie haben kann (T-Zellen) noch eine schnelle Eingreiftruppe für den, ggf. grobschlächtigen Erstzugriff (Antikörper). Wie schnell das diesseits der Realität gehen kann, dass sich ein Immunsystem mangels kontinuierlichem Training ‚abschwächt‘ bzw. nicht mehr gar so zupackkräftig sein könnte, wird sich in nächster Grippe-Saison nach zweimaliger Pause erweisen.

Außer: Panspermie – „All-Saat“! Außer das Leben wäre zwar evolutionsunvertraut miteinander, weil zwar auf je ureigenem Planet pfadabhängig ertüchtigt, aber panspermisch aus einer gemeinsamen Quelle gespeist. Dann wäre es wiederum denkbar, dass das Leben an sich fundamental gleichartig ist und es doch Wege geben könnte, die das in die Verteidigung gedrängte leben finden könnte. Viele Konjunktive! Ohnehin die Frage, ob man ’nur‘ von unbelebten Bausteinen ausgeht, die da von kosmischen Lieferservices angeliefert werden und die sich sowieso erst in je planetarer Ursuppe lebhaft zusammenfinden müssen. Oder ob gar Leben selber kosmisch umherreist und somit ein- und dasselbe (v.a. bakterielle) Leben auf verschiedenen habitablen Gestaden angelandet wäre, um sich vor Ort dann eigenwillig auszudifferenzieren. Die dritte, wenn man so will Meta-Perspektive wäre eine gerichtete Panspermie, demnach es so weit entwickeltes Leben gibt, dass dieses selber für die Weiterver- und Ausbreitung von Leben sorgt. Das Leben zieht zentrifugal immer weitere Kreise. Im Perryversum durch die Sporenschiffe der Kosmokraten, die „Biophoren“ im Universum verteilen, woraus auch an entlegensten Unorten des Kosmos Leben überhaupt oder schneller als ’natürlich‘ entstehen kann. Aber das ist schon krass weit hergeholt und erklärt so gar nichts, vergöttlicht nur das Leben schaffende Leben als Über-Leben. Denn woher kam denn dieses panspermierende Leben seinerseits her? Vielleicht auch bloß zyklisch aus noch älteren Panvita, das panspermiert worden war. Und so weiter fort auf immerda!

Ich endete damit, dass es ja panspermisch geworden sein mag, wir das jedoch nie wissen können. Auf und für Erden schon, hier ließe sich nachzeichnen, ob und wie viele taugliche Himmelskörper samt belebender Ware hier einschlugen. Induktiv von diesem Einzelfall kann man dann vermuten, aber auch nicht mehr, dass es anderswo vergleichbar zustande kommt. Biosignaturen ließen sich gegebenenfalls exoplanetar dank hyperspektraler Einsichtnahme aus der Ferne detektieren. Doch wie das Leben überhaupt ausschaut und vor allem wie es seinerseits entstanden ist, ob panspermisch, müsste doch für alle Zeiten uneinsichtig bleiben. Oder?

Oder auch nicht

Oder auch nicht! Um zu panspermieren, bedarf es Himmelskörpern, die zwischen nicht nur den Planeten herumreisen, sondern gar zwischen den Sternen: Sternenvagabunden, die den Baukasten für das Leben mit sich führen und, einmal von solarer Gravitation eingefangen, nur zu passend auf einen potentiell lebensfreundlichen Planeten hinabstürzen. Dafür kommen keine, größtenteils keine Exoplaneten in Frage, sondern wesentlich kleinere Massen. Exoplaneten ihrerseits sind seit bald 30 Jahren entdeckt und immerfort werden neue gesichtet. Jüngstes Beispiel – nur zu naheliegend – Proxima Centauri! Nunmehr mit schon drei Welten, wenn auch kaum lebensbejahend. Und direkt nebenan, um das Zweisternensystem Alpha centauri könnte modellerwartbar sehr wohl eine erdähnliche Welt kreisen. Einen verdächtigen Wärmefleck hat man schon detektiert. Seit 1961 wissen Insider allerdings diesbezüglich schon um das Orion-Delta-System und seine Planeten 😉 🙂. Skurrilitäten wie einen Planeten, der um gleich drei Sonnen kreist, ist auch schon bekannt.

Das Gros der entdeckten Welten ist allerdings gasriesenriesig, vergleichbar unserem Jupiter oder Saturn. Je größer, desto besser aus der Ferne wahrzunehmen. Vor allem das mittels der „Transit“-Methode, dernach ein Planet durch seine Masse seine Sonne – noch so seicht – „ruckeln“ lässt, zu vermeintlichen Schwankungen im Helligkeitsbild der Sonne führt. Das kann man argusäugig beobachten und so auf zumindest Größe und eventuell Mehrzahl von Planeten schließen. Ggf. auch deshalb, methodenbedingt, dass wir anteilig so wenige Welten erspäht haben, die überhaupt nach unseren Vorstellungen belebbar sein könnten. Und weil die Größe bisher ausschlaggebend ist, konnten wir trotz allem auch noch keine extrasolaren Monde, Monde außerhalb unseres Sonnensystems scouten. Zu den Gründen genauer der Fachmann schlechthin, nämlich der Sternengeschichten-Erzähler in Sternengeschichten Folge 469: Extrasolare Monde:

Wir können sie natürlich nicht direkt sehen; das geht ja schon bei den extrasolaren Planeten sehr schwer bis gar nicht. So wie die Planeten leuchten auch die Monde nicht mit ihrem eigenen Licht. Sie reflektieren nur das Licht ihres Sterns. Und weil Monde im Allgemeinen kleiner sind als die Planeten, leuchten sie noch viel schwächer. Und werden nicht nur durch das Licht des Sterns überstrahlt, sondern zusätzlich auch noch vom Licht des Planets, den sie umkreisen.
Wir können aber durchaus indirekte Nachweise führen. Viele Planeten anderer Sterne haben wir durch die sogenannte „Transitmethode“ gefunden. Wir beobachten das Licht eines Sterns und messen seine Helligkeit über mehrere Tage, Wochen oder Monate hinweg. Wenn von uns aus gesehen zufällig gerade ein Planet vor dem Stern vorüber zieht, blockiert der ein ganz klein bisschen von dessen Licht. Das können wir messen und wenn der Planet den Stern umkreist, wiederholt sich diese Mini-Verdunkelung in regelmäßigen Abständen. Wenn der Planet der so einen „Transit“ verursacht zusätzlich auch noch von einem Mond umkreist wird, wird die Sache interessant. Denn der Mond ist zwar kleiner als der Planet und hat weniger Masse. Aber er übt trotzdem eine Gravitationskraft auf den Planet aus. […]
Bei einem extrasolaren Planet mit Mond ist das genauso. Je nach Konfiguration kann das Wackeln größer oder kleiner sein. Aber ein Planet mit Mond wackelt immer – und das bedeutet, dass die Verdunkelungen die er beim Stern hervor ruft, nicht VÖLLIG regelmäßig sind. Bei seiner Hin- und Her Wackelei wird mal ein kleines bisschen früher ankommen und mal ein kleines bisschen später. Das nennt man eine „Transitzeitvariation“ und wenn man so etwas beobachtet, kann man daraus prinzipiell auf die Existenz des Mondes schließen.Sternengeschichten-Erzähler

Hierzu ebenfalls im Spektrum-Podcast

Wenn man schon schwer kleine Planeten und bisher noch gar keine Monde fernab von uns erkennen kann, ist Folgendes für mich daher umso erstaunlicher: Die Studie „Exocomets Size Distribution in the X Pictoris planetary system“Spektrum der Wissenschaft berichtet -, dokumentiert den Fund von nichts – buchstäblich – Geringerem als 30 Kometen:

Gleich 30 Kometen auf einen Streich haben Astronominnen und Astronomen im rund 63 Lichtjahre von der Erde entfernten Sternsystem Beta Pictoris entdeckt. Die Exokometen sollen in etwa so groß wie die Kometen in unserem Sonnensystem sein – ein Hinweis darauf, dass ähnliche Prozesse bei der Entstehung von Kometen am Werk seien. Das schreibt das Team um Alain Lecavelier des Etangs von der Pariser Sorbonne UniversitéSpektrum der Wissenschaft – Linkeinfügung durch den Blogautor

Mithilfe von TESS hat man von 2019 bis 2021 Beta Pictoris argwöhnisch beäugt und die besagten 30 schweifigen Kometen durch obige Transit-Methode ausmachen können. Aber um welche Größe geht es denn dabei?

Anhand dieser kleinen Verdunkelungen konnten die Forschenden auf die Größe der Exokometen schließen. Die Kerne der Exokometen sollen demnach Durchmesser von 3 bis 14 Kilometern aufweisen. Eine ähnliche Größenverteilung findet sich auch bei den Kometen in unserem Sonnensystem. Und das würde wiederum folgern lassen, so das Forscherteam, dass all diese Himmelskörper auf vergleichbare Art und Weise entstanden seien – nämlich durch Kollisionen und durch das Auseinanderbrechen größerer Objekte.Ebenda

HM! Über die Kleine von erdengroßen Planeten jammern, aber 30 Steinbröckchen durch ein wenig Umherschweifeln an ihrem jungen – kaum 23 Millionen Jahre brutfrischen – Stern vorbei ausfindig machen? Das dürfte auch an der Perspektive liegen, mit dem man Beta Pictoris ins Visier nehmen kann: nämlich „von der Seite“, von der das Einsehen anscheinend besser gelingt. Aber auch die Kometen, die man weit vor ersten Exoplaneten (1995) schon seit 1987 aufzuspüren vermag, haben ihre auffindbaren Besonderheiten – die fachliche Erklärung lautet so:

Obwohl Kometen erheblich kleiner als Planeten sind, lassen sie sich vergleichsweise einfach aufspüren. Das liegt an ihrer Gashülle, die entsteht, wenn flüchtige Stoffe bei der Erwärmung der Kometenkerne verdampfen. Manchmal schieben sich die Schweifsterne für eine kurze Zeit zwischen den Beobachter und ihren Stern. Während solcher Transits verändert sich dessen Spektrum, da zusätzliche Absorptionslinien auftreten. Sie entstehen im Gas der Kometen und sind typischerweise zu längeren Wellenlängen hin verschoben. Eine solche Dopplerverschiebung geht auf die Bewegung der Körper in Richtung ihrer Zentralgestirne zurück und erlaubt gleichzeitig Rückschlüsse auf die Geschwindigkeiten der Objekte. Die Exokometen werden auch als „Falling Evaporating Bodies“ (FEBs) bezeichnet.Spektrum der Wissenschaft: „Hunderte Exokometen in jungem Planetensystem“

Richtig gelesen: es gab bereits HUNDERTE Kometenfunde auf einmal und zwar schon 2014 bei – natürlich – Beta Pictoris:

Die rund 500 beobachteten Kometen ließen sich in zwei Gruppen einordnen. Sie unterscheiden sich in ihren Geschwindigkeiten, ihren Entfernungen zum Stern und vermutlich auch in ihrer Beschaffenheit.Ebenda

Also nicht nur so genau lassen sich Kometen feststellen, dass man ihre genaue Zahl auseinander halten kann, sondern noch bedeutende Details zu Bahnverlauf, Größe bis hin zur Zusammensetzung sind möglich. Ging an mir vorbei, macht mich bass erstaunt!

Mit oder ohne Schweif, das ist die Frage

Zunächst einmal kräftig durchatmen und beruhigen. Kometen aufzuspüren ist also die leichteste Übung – warum sollte man das auch wesentlich eindrücklicher herumerzählen, bloß damit es Allgemeinwissen werden kann? Jetzt gilt es dennoch innezuhalten, denn ein Komet mit Schweif ist ein Komet mit Schweif. Da gibt es aber doch noch ganz andere Brocken und Kaliber, die im Sauseschritt durch die Schwärze des Alls brausen, nicht wahr?

Wobei wir vielleicht kurz noch einmal die Sache mit den Bezeichnungen klären müssen. „Meteor“ beschreibt nämlich eigentlich nur die Leuchterscheinung, die von dem durch die Atmosphäre sausenden Objekt erzeugt wird. Das, was durch die Atmosphäre fliegt, wird „Asteroid“ genannt wenn es groß ist und „Meteoroid“, wenn es klein ist (wie etwa im Fall einer Sternschnuppe). Und wenn etwas unten am Erdboden ankommt das man aufsammeln kann, heißen diese Steine dann „Meteorite“. Ja, das ist verwirrend – aber so ist es halt, da kann man nix machen.Zit. aus: Sternengeschichten Folge 481: Der Meteor von Tscheljabinsk – eingefügte Links zu Wiki vom Blogautor

Das als flugse Klärung des Namenwirrwarrs. Für unser Sherlock-eskes Deduzieren geht es letztlich also um Meteorite, nur die es bis zum Bodenkontakt geschafft haben. Denn wir wollen ja zwecks Panspermie, dass sie ihre fragile Ladung auch ‚abladen‘ und nicht schon in der Atmosphäre tödlich heiß verglühen. Wobei Bakterien so ziemlich alles abkönnten, wenn sie es ohnehin schon quer durchs All geschafft hätten. Was all den harten Strahlungen des Alls widerstehen vermag, lässt sich von ein bisserl atmosphärischer Reibungshitze nicht mehr aus der Bahn werfen! Mit 99%iger Wahrscheinlichkeit verbrennt die kosmische UV-C-Strahlung allerdings alles von E. coli, S. aureus bis zum Coronavirus gnadenlos. Versprengteste Reste vom Wenigen regneten da bloß noch hinab. Vielleicht sollten wir ohnehin nur auf präbiotische Bausteine setzen, aus denen Klötzlebauerin Evolution dann schon was machen wird – kommt Zeit, kommt Leben.

Folgend und SCHON in Richtung Ende beim Sternengeschichten-Erzähler einige interplanetare Herumtreiber aufgegriffen, denen man auf Erden angesichtig werden konnte. Denn Kometen alleine taugen nichts, das Gros, was je hier heruntergekommen ist, waren Asteroiden. Am Berühmtesten einer, der im Frühling kam, aber nichts als den Tod säte: der Chicxulub-Asteroid, der Schwefel über die erstickenden Dinosaurier brachte – und ihr Ende. Zum Glück für Homo sapiens nicht gar so prachtvoll war das Tunguska-Ereignis [Sternengeschichten 380], das für „Die Astronauten“ der Vorbeginn für die Reise zum „Planet des Todes“ war [Einmal Lem pro Beitrag gehört zur DNA 😛 ]! Im Stakkato-Linking weitere Einschläge oder solche, die es nochw erden können oder niemals werden:

Ein beeindruckendes Who is Who der Herumflieger, hinter denen spannende Geschichten der Entdeckung stehen! Doch für unsere Spurensuche bedeutsamer sind diese beiden, da sie von ‚außerhalb‘ kommen, extrasolare Reisende gewesen, die jedoch längst wieder on tour gegangen sind bzw. diese keinmal unterbrochen haben:

Das wäre daher auch das Problem mit beiden, dass sie, falls sie „Lebensträger“ gewesen sein sollten, dafür schlicht falsch abgebogen sind. Sie haben, bloß weil das Sonnensystem ein bisschen arg groß und die Erde vergleichsweise winzig ist, diese verfehlt. Oben erwähnte „Spoenschiffe“ können das also nicht gewesen sein, da sie zu sporen vergessen haben.

Ein echtes Problem, um mich zu wiederholen: Bereits gewordenes Leben wie Bakterien hat angesichts der UV-C-Strahlung so gut wie keine Chance, egal wie massenhaft es zu Reisebeginn rücklings auf den interstellaren Tramps aufgesessen ist, ihre „journey to life“ zu überleben. Bzw. ihre Anzahl dünnt sich zu bloß 99% aus, um dann den Eintrittsstrapazen Herr werden zu müssen. Eintritt? Falls denn das Bodyguard-Unternehmen ‚Vakuum unlimited‘ denn das Schild vom habitablen Planeten entfernt hat: „Ihr kommt hier nicht rein!“. Ach und eine für sie atembare Atmosphäre bedarf es dann ja auch noch. Sollten sie keine Sauerstoffatmer sein, gerieten die spärlichen Überlebenden dann in ihre persönliche Große Sauerstoffkatastrophe – oder andersherum: Sauerstoffatmer stürzen in eine bspw. „Große Methankatastrophe“ o.Ä. Kommt das eine Prozent heil unten an, kann erleichtert durchatmen, ist damit das Evolutionsrad noch längs tnicht unaufhaltsam perpetomobilisiert. „Per Anhalter“ müsste man reisen, aber vogonische Gedichte bringen letztlich alles um, was je zu leben gehofft hatte. Das Leben hat es nicht leicht…

Final lasse ich den Großmeister der Hard SF zu Wort kommen: Stephen Baxter, der in seinem zeitenumspannenden Meisterwerk „Evolution“ eine nur zu wunderbar lesenswerte Vision einer irgendwie doch perpetomobil-zyklischen Panspermie gezeichnet hat – AD ASTRA VITA 500 Millionen Jahre hinkünftig, auf einer entwässerten, einkontinentalen Erde:

Es gab immer noch Erschütterungen, als hin und wieder Asteroiden und Kometen auf dem sonnendurchglühten Land einschlugen – alles Ereignisse im Chicxulub-Maßstab. Nur dass sie natürlich keine Todesopfer mehr forderten. Aber der Erdboden wurde eingedellt und schleuderte beim Zurückschnellen riesige Gesteinsmengen ins All.
Ein Teil dieses Materials, und zwar von den Rändern der Einschlagzonen, war nicht beschädigt worden – und wurde deshalb unsterilisiert ins All befördert. So verließen die Bakteriensporen die Erde.
Sie drifteten unter dem sanften, aber nachhaltigen Druck des Sonnenlichts von der Erde weg und formierten sich zu einer riesigen diffusen Wolke um die Sonne. Die in den Sporen zystenartig eingeschlossenen Bakterien waren praktisch unsterblich. Und sie waren ausdauernde interplanetare Reisende. Die Bakterien hatten ihre DNA-Stränge mit kleinen Proteinen beschichtet, die die Wendelstruktur versteiften und vor chemischen Angriffen schützten. Wenn eine Spore keimte, vermochte sie zur Reparatur von DNA-Schäden spezialisierte Enzyme zu mobilisieren.
Die Sonne setzte derweil mit ihren Planeten, Kometen und der Sporenwolke die endlose Umkreisung des Herzens der Galaxis fort.
Schließlich driftete die Sonne in eine dichte Molekülwolke. Es war ein Ort, wo Sterne geboren wurden. Der Himmel war hier überfüllt und wimmelte von gleißenden jungen Sternen. Die lodernde heiße Sonne mit den Planetenruinen glich einer verbitterten alten Frau, die einen Kreißsaal betrat.
Hin und wieder stieß eine der von der Sonne getriebenen Sporen jedoch auf ein interstellares Staubkorn, das mit organischen Molekülen und Wassereis angereichert war.
Die harte Strahlung naher Supernovae schlug eine Bresche in die Wolke. Eine neue Sonne wurde geboren und ein neues Planetensystem aus gasgefüllten Riesen und harten steinigen Welten. Kometen fielen auf die Oberfläche der neuen Gesteinsplaneten, so wie damals die Erde durch Einschläge befruchtet worden war.
Und in manchen dieser Kometen waren irdische Bakterien. Nur ein paar. Aber es brauchte auch nur ein paar.
Die Sonne alterte weiter. Sie blähte sich zu einer monströsen rot glühenden Kugel auf. Die Erde tangierte die diffuse Peripherie der angeschwollenen Sonne wie eine Mücke, die einen Elefanten umschwirrte. Der sterbende Stern verbrannte alles, was er hatte. Im Endstadium loderte die Hülle aus Gas und Staub auf, die die Sonne umspannte. Das Sonnensystem wurde zu einem planetaren Nebel, einer in fantastischen Farben schillernden Sphäre, die über Lichtjahre zu sehen war.
Diese großen Zuckungen markierten den Untergang der Erde. Doch auf einem neuen Planeten eines neuen Sterns war der Nebel nur eine Lichtshow am Himmel. Was zählte, war das Hier und Jetzt, die Meere und das Land, wo neue Ökosysteme entstanden, wo die Lebewesen durch Veränderung ihrer Gestalt auf Veränderungen der Umwelt reagierten und wo Variation und Selektion blindlings immer komplexere Organismen formten.
Das Leben war immer schon ein Glücksspiel gewesen. Und nun hatte es Mittel und Wege gefunden, sogar dem ultimativen Auslöschungsereignis ein Schnippchen zu schlagen. In neuen Meeren und in einem unbekannten Land hatte die Evolution wieder begonnen.
Aber es entstand keine neue Menschheit.
Stephen Baxter: Evolution [Dritter Teil – 19 Eine sehr ferne Zukunft – III; letzter Satz vom Blogautor fett markiert]

Planetares Leben – Einander in- oder kompatibel?

TLTR? 😛 Es geht um den lektürischen Stolperstein, dass in SF-Romanen i.a.R., nur allzu oft problemlos Austausch zwischen Flora und Fauna des einen mit denen des anderen Planeten möglich sind, was ich mangels gemeinsamer Evolution streng genommen unglaubwürdig finde. Statt eines gedeihlichen Miteinanders müsste es vielmehr andauernde Pandemien geben aufgrund artspringender Mikroben v.a. Viren, die die ungeimpften Neuankömmlinge nur dahinraffen lassen. Dem gehe ich nach!

Hallo Mitwelt!

Mal ein Unterbruch zu den ATLANTIS-Beobachtungen, obwohl vorgestern die Nr.04 der Miniserie als Hörbuch erschienen ist. Ums Eck und über Bande schließe ich aber doch dort an: In den Beobachtungen zu ATLANTIS 03, Kapitel 3 ging es um Protagonistin Caysey, eine sehr menschenähnliche Lemurer-Abkömmling von Larsaf III., hinkünftige Erde aka Terra. Im Strudel der Ereignisse nach Larsa (nachmaliger Venus) gelangt, gerät sie hier an die von Terranern sog. „Venusrobben“. Robbenanmutige Lungenatmer, die großteils aquatisch leben, dank der Lungen zeitweise aber auch an Land können. Verständige Kommunikation gelingt nur per Armband-Translator. Caysey wird von den psibegabten Wesen in ein indigenes Ritual buchstäblich hineingezogen, mit dem sie ultraempathischen ‚Robben‘ Caysey bzw. ihr Ungeborenes heilen wollen. Bei diesem waren zuvor mit arkonidischer Diagnosetechnik Gendefekte detektiert und Geburtsprobleme prognostiziert worden. Untechnisch erspüren die ‚Robben‘ all das und sind zu extraspeziesistischer Solidarität, man möchte sagen: Nächstenliebe gegengabenlos bereit. Die Atlanterin wird im Zuge dessen ins ‚Robben‘-Medium unter Wasser gezogen, wo sie beinahe erstickt wäre, und mit irgendeiner Art ‚Schleim‘ körperweit eingestrichen. Nach Ende des Rituals führt der Schleim, obwohl kurz darauf von Caysey wieder abgerieben, zu starken Hautrötungen, brennender Haut und anhaltenden Schmerzen. Doch während die Mutter schmerzhaft leidet, erfühlt sie erste Veränderungen in ihrem Körper, an ihrem Embryo. Das ist noch nicht erzählt, aber es steht in Aussicht, dass dieses extraterrestrische Ritual mit den besagten Nebenwirkungen an Caysey für ihr Kind überlebenshilfreich geworden sein wird.

Das umständlich nacherzählt, um klar zu haben: eine wunderbare Geschichte artübergreifender Hilfeleistung – im Grunde aus dem Nichts heraus, ohne dass Caysey noch so indirekt zuvor den ‚Venusrobben‘ geholfen hätte. Schön zu lesen! ABER: Zwei Planeten! Zwei Evolutionen! Zwei null und nichtig, noch so entwicklungsfern verwandte Arten gänzlich verschiedener Habitate! Wie kann, wie soll etwas für ‚Venusrobben‘ für die Geburt Gutes, dem Ritual nach anscheinend Arttypisches einer Artfremden helfen? Einfach so? Punktgenau? Mit nur ein paar letztlich oberflächlichen Irritationen und Reizungen, die innerlich aber präziser als arkonidische Medizinaltechnik wirken? Das lese ich gerne, kann ich aber biologisch nicht glauben!

Aurora-Effekt

Meine (über-)kritische Haltung ist gestempelt worden durch den meisterhaften Hard SF-Roman „Aurora“ von Kim Stanley Robinson, der mit dem Gros übernaiver Fremdwelten-Kolonisations-Romane aufräumt. Die titelgebende Welt Aurora, im 12 Lichtjahre entfernten Tau Ceti-System, ist Zielpunkt eines Generationenraumers, um dort eine menschliche Besiedlung anzustoßen. Ohne viel vom unbedingt zu Lesenden zu verraten: es gibt Probleme. Nanoskopische der Größe nach, wenn man so will, die aber fundamental, ja riesig sind. Es kollabiert – SPOILER – aufgrund von irgendetwas in der Art von Prionen – Kofferwort aus „protein infection“. Noch winziger, noch unlebendiger als Viren. Vielmehr organische Toxide, also Gifte mit infektiösen Eigenschaften. Ungesehen, unbemerkt, kaum auf Verdacht auch nur detektierbar, nur gezielt aufzufinden.

Die Wissenschaft hat diesen Roman bereits gewürdigt und spricht seither vom Aurora-Effekt. Dieser hilft verständlich zu machen, wieso es trotz immer mehr Exoplaneten einfach nicht von Aliens aus dem „cosmic zoo“ allerorten nur so wimmelt. Mensch bzw. Alien wird schlicht und ergreifend nicht vom indigenen Leben allzu herzlich willkommen geheißen, um sich kolonialherrlich am neuen Ort widerstandslos niederzulassen. Vielmehr kann schon das Allerkleinste im „Pandemischen Widerstand“ zur Verteidigung der Heimatwelt gegen vitale Übernahmen jedwede Kolonisierungsträume ‚abtöten‘.

Die Schritte der Argumentation vom „Fermi-Paradoxon“, dass alles alienlos geblieben ist, hin zum „Aurora-Effekt“ lauten so:

  • Gemäß Berechnungen „vermag sich eine intelligente Spezies unter plausiblen Annahmen im Lauf von Jahrmilliarden durchaus über die gesamte Milchstraße auszubreiten – umso mehr, als die natürlichen Bewegungen der Sterne die Verbreitung auch noch fördern“
  • Das macht einen fehlenden First Contact umso hinterfragwürdiger. Daher ist zu „vermuten, dass die Siedlungstätigkeit der diversen Aliens immer wieder erlahmt. Immerhin ist die interstellare Raumfahrt ungemein aufwändig und Zeit raubend, denn man braucht riesige Schiffe, die vielen aufeinander folgenden Generationen als Habitat dienen – während die Heimat sich möglicherweise unterdessen radikal wandelt und die Expedition buchstäblich vergisst.“ Robinsons „Aurora“-Roman hierfür auch ein lesenswertes Beispiel, wie viel von den Abgereisten vergessen wird und wie wenig man für sie noch übrig hat. Lem wie immer anzuführen und in Erinnerung zu halten: „Transfer“ aka „Die Rückkehr von den Sternen“
  • „Deshalb bilden sich eher nur lokale Zivilisationsblasen, und offenbar liegt die Erde in keiner davon. Gebremst wird die Expansion zusätzlich dadurch, dass ein »habitabler« – lebensfreundlicher – Planet keineswegs auch besiedlungsfreundlich sein muss. Das nennen die Autoren den Aurora-Effekt, nach einem Roman des Sciencefiction-Autors Kim Stanley Robinson: Eine Expedition stößt auf einen belebten Planeten, dessen Organismen die Besucher mit tödlichen Krankheiten infizieren.“

Michael Springer zur Studie bei Spektrum

Jede*r hat die Absicht, hierbei unbedingt an „Krieg der Welten“ zu denken, der einerseits militärisch hochtechnisiert, aber konventionell geführt, andererseits aber nur mit ‚biologischen Waffen‘ gewonnen wurde:

In diesem 1898 erschienenen, für die Science Fiction-Literatur grundlegenden Werk von H. G. Wells greifen Marsianer in dreibeinigen Kampfmaschinen das Vereinigte Königreich an, um von hier aus die rohstoff- und wasserreiche Erde zu erobern. Das irdische Militär ist den außerirdischen Invasoren hoffnungslos unterlegen und muss bei der Zerstörung der Städte zusehen. Erst die Bakterien der Erde können die Marsianer durch deren nicht angepasstes Immunsystem besiegen.
Krieg der Welten war als Satire auf die Kolonialpolitik des Empires angelegt und vertauschte hierzu die Rollen von Eroberern und Opfern zu Ungunsten der Briten. Ein zusätzlich böser Seitenhieb war die Tatsache, dass die primitivsten damals bekannten Lebensformen das britische Weltreich retteten.Wikipedia

Und gemäß „Aurora-Effekt“ ist allemal realistisch und daher anzunehmen, dass sich jede gaiatische Welt, auf und in der Leben mit planetarer Materie unauftrennbar verwoben ist, der Invasoren zu erwehren weiß! Das Kleinste vermag noch jeden invasiven Größenwahn zu überwältigen!

Ein perryversales Exemplum

Im Perryversum fällt mir hierzu folgender Fall ein: die Kolonistenabenteuer – fünf von 50 Romanen im zweiten Zyklus Atlan und Arkon (Hefte 50-99). Unter diesen speziell Nr. 62 „Die blauen zwerge“, der zweite und einzige wirkliche Roman des Quintetts über Entdeckung und Kolonisierung. In erschütternder Unbekümmertheit wird hier auf neuer Welt Gray Beast berührt, angefasst, gekostet, als könnte es kaum je was Giftiges geben und als gäbe es keine Unverträglichkeiten. Weil ein halbintelligentes Völkchen von affenanmutenden „Mungos“ zutraulich erscheint, sind diese auch sogleich Freunde und zum Kontakt freigegeben. Diesbezüglich ein nur zu unbedarftes, unwissenschaftliches Vorgehen. Bis hierhin erinnere ich den Roman als ungestüm gewollt und durch weitere Handlungsebenen auch überfrachtet. Der Roman hat aber eine – bei meiner Lese aber auch nur nachrangige – Handlungsebene, die sehr interessant ist: die auf dem Planeten Gray Beast gestrandeten Kolonisten werden von den Blauen Blattern heimgesucht, einer schweren Viruserkrankung, die innerhalb kürzester Zeit zum Tode führen kann. Mit allen antibiotischen Mitteln terranischer Medizin nicht aufzuhalten – Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, höchstens hinauszuzögern.

Eine Heilung war nur mit einem Brei aus den zerkauten Blättern einer bestimmten auf Gray Beast heimischen Pflanzenart möglich. Der Brei entfaltete seine Wirkung nur, wenn er von den Mungos hergestellt wurde. Man ging davon aus, dass der Speichel dieser Wesen einen besonderen Wirkstoff enthielt. Wer den Brei zu sich nahm, war nach wenigen Stunden wieder wohlauf. Die Pusteln verschwanden.Perrypedia

Den heimischen Viren ungeschützt ausgeliefert, ohne Impfungen oder ähnliche Hilfsmittel an die invasive Mikrofauna des Planeten angepasst, wären die Kolonisten innerhalb sehr kurzer Zeit (nahezu?) vollständig an dieser indigenen Epidemie verstorben. Nur die bereits evolutionär angepassten Mungos können weiterhelfen, weil sie mutmaßlich längst passende Antikörper o.Ä. gegen diese Viren gebildet haben. Diese Wirkstoffe können mittels Speichel an die außerirdischen Kolonisten verabreicht werden. Aber das macht eigentlich bloß einen Nebenstrang aus, anderes ist vordergründig. Auch kommt man zufällig viel zu schnell und einfach so ans Gegenmittel, ohne dass es da Jahrzehnte der Grundlagenforschung zuvor gegeben hätte wie bei den mRNA-Impfstoffen wider Corona. Und ja, klar, mit dem heutigen Wissen einen Heftroman aus dem Jahre 1962 zu messen, ist letztlich unfair. Nichtsdestotrotz stört sich die Realität ja nicht an Vereinfachungen. Nur weil jemand nicht daran denkt, dass es das geben könnte, hört es zu existieren auf. Auch das wieder eine Spielart von den sog. „Narratoferenzen“ – hier die Erzählwelt aufgrund real gemachter Erfahrungen mit fortlaufender Pandemie richtiggehend unterkomplex anmutet. Und zwar, weil die Größe eines pandemischen Problems live miterlebt wurde, das hier wie nebensächlich mit abgehandelt worden ist. Wohl schlicht mangels entsprechender Erfahrungen des Autors. Aber das führt jetzt weg vom Eigentlichen: dass auf allen Auroras des Universums Prionen, Viroide, Virusoide, Satelliten-Viren oder Virophagen auf die uneingeladenen Ankömmlinge warten, um ihnen einen epidemischen Empfang zu bereiten!

Rücksturz in die Realität

So viel zur science fictional assoziierenden Vorrede als Gedankenhorizont, vor dem sich nun Folgendes diesseits unserer Realität entfaltet: Es geht um die Nture-Studie: „Climate change increases cross-species viral transmission risk“, worüber am 29.04.2022 sowohl Scinexx als auch Technology Review mit eindrücklicher Dringlichkeit berichtet haben!

Auch wenn angelegentlich noch von der Lab Leak-These geschwurbelt wird, demnach Laborviren wie Captain Trips entkommen wären, ist der zoonotische Weg vom Tier zum Menschen der höchstwahrscheinliche. Denn: siebzig Prozent aller von Viren verursachten Infektionskrankheiten sind zoonotischer Herkunft. Dass und wie sehr Krankheiten dann zwischenmenschlich mutationsfreudig zirkulieren können, erleiden wir bei Corona vom Wildtyp bis Omikron BA-5 zurzeit. Und besagte Studie schaut nun, wie sich die Wahrscheinlichkeit von zoonotischen Pandemien inmitten der Klimaerhitzung erhöht. „Emerging Diseases“ der Fachausdruck dafür, wenn es vom Wildtier direkt zum Menschen oder über den Umweg von Nutztieren auf ihren Halter von einer zur anderen Art überspringt. Ohnehin provoziert, indem der Mensch raumgreifend immer näher den Wildtieren kommt, sie durch Landnahme aus ihren Habitaten vertreibt, gleichzeitig immer mehr Nutztiere eng an eng sich ballen lässt und so alle Bedingungen für ein gelingendes Überspringen freimütig schafft. Wie wir lernen mussten, sind Lebewesen und nur diese Wirte für Viren, erst durch ihre Mobilität diese Wirte die Viren in der Fläche verbreiten und ‚unters Volk‘ bringen. Viren selbst sind sozusagen an und für sich immobil, wenn man ihnen nicht Beine macht.

Das Forschungsteam simulierte nun die sich klimawandelnden Verbreitungsgebiete von 3870 Säugetierarten, die ja nie allein losmarschieren, sondern immer ihren mikrobiellen Zoo mit sich nehmen.

„Die meisten Wildtiere haben nicht viel Gelegenheit, untereinander Viren auszutauschen: Nur sieben Prozent der Säugetierarten teilen einen Lebensraum und sechs Prozent tragen bisher eines oder mehrere gemeinsame Viren in sich“, erklärt das Team. „Aber wenn die Verbreitungsgebiete sich verändern, werden neue Interaktionen möglich – und ein Teil dieser Kontakte wird zur Übertragung von Viren auf zuvor nicht verfügbare Wirte führen.“Scinexx

Das stelle ich mir als ein globales Netzwerk vor, in dem nun bisher relativ fixe Knotenpunkte sich verschieben. So werden die Distanzen zwischen diesen ‚Wirtsballungen‘ andere, die Wege zumeist kürzer.

Was das konkret für die nahe Zukunft bis zum Jahr 2070 bedeutet, haben Carlson und sein Team mithilfe ihres Modells untersucht. Demnach könnten sich die Verbreitungsgebiete schon bei einer gemäßigten Erwärmung um rund zwei Grad so verschieben, dass gut 300.000 zusätzliche Erstkontakte zwischen den Wildtierarten möglich werden. „Im Prinzip entspricht dies einer Verdopplung der potenziellen Artkontakte“, so Carlson und seine Kollegen.Scinexx

300.000 liest sich für mich zunächst nicht viel. Man muss sich aber bewusst machen: es geht um ERSTKONTAKTE. Es sind keine alltäglichen ‚Normalkontakte‘ gemeint, wie sie eh regelmäßig zustande kommen. Es geht wirklich um das allererste Aufeinandertreffen zweier Arten, die bis dato keinerlei lebensräumliche Berührungspunkte miteinander pflegten. Wo ist vor allem damit zu rechnen?

Diese Erstkontakte zwischen Säugetierarten werden überall in der Welt vorkommen, aber sich vor allem im tropischen Afrika und Südostasien konzentrieren. Denn dort finden sich artenreiche Regionen, in denen eine stark gegliederte, hügelige Landschaft viele verschiedene Habitate und Klimazonen auf kleinem Raum bietet, wie das Team erklärt. Tierarten müssen daher nur geringe Entfernungen zurücklegen, um in neue Lebensräume und Klimazonen vorzudringen und dabei auf „neue Nachbarn“ zu treffen.Scinexx

Prognosen sind stets unsicher, wenn sie die Zukunft betreffen. Je nachdem, wie mobil die hitzegestressten Arten de facto sein werden, gehen die Forschenden von minimal 4.500, ungut möglich aber auch bis zu 15.000 viraler Artsprünge aus, zu denen es bei „moderater“ Erhitzung von 2°C (plus 0,8°C zum jetzigen Erhitzungsstand) kommen dürfte. 1,5 bis 5% der Erstkontakte enden demnach im viralen Artsprung.

Das Problem dabei: Wenn ein Virus von einer Wildtierart auf eine andere überspringt, erhöht sich auch das Risiko für einen Kontakt mit dem Menschen. „Die Virenarten, die erfolgreiche Artsprünge im Tierreich absolvieren haben auch die höchste Neigung dazu, neue Zoonosen beim Menschen zu verursachen“, erklären Carlson und sein Team. „Die Wildtier-Artsprunge bilden evolutionäre Trittsteine für die rund 10.000 potenziell zoonotischen Viren, die zurzeit in Säugetieren zirkulieren.“Scinexx

Als Folge wandelt sich das sog. Säugetier-Virom, also die Zusammensetzung viraler Besiedlung und Wirtsnutzung bei Säugetieren. Bis Ende 2019 hatten wir schließlich als Homo sapiens auch noch kein SARS-CoV-2, das nun den viralen Cocktail bereichert und – noch nicht endemisch – Teil unseres Viroms geworden ist.

Da hat man just erst den Stammbaum der RNA-Viren verdoppelt, als man auch mal in die Ozeane geschaut hat, aus denen doch das Leben emporgestiegen ist. Einmal hingeschaut, prompt gerät man in eine unendliche Entdeckungsschleife des ständig Neuen. Im Ozean lässt es sich gut leben, selbst für Nichtleben wie Viren;-) Wenn es nun aber mindestens 4500 mal artspringt, kommt es obendrein auch noch zu zahlreichen Mutationen und der Stammbaum wird zum struppigen Gebüsch. Ein Beispiel dafür: Weißwedelhirsche, bei denen SARS-CoV-2 ebenfalls zirkuliert. Ggf. mit Delta angesteckt, ist das Hirsch-Virus gegenüber dem ursprünglichen Wildtyp an 76 Stellen mutiert – Omikron bspw. hatte als Ersttyp BA-1 rund 59 solche Mutationspunkte. Das Spike-Protein, mit dem das Virus an die Zellen andockt und diese kapert, ist einfach verflucht mutationsfreudig. Und die Zahl der infizierten und infizierbaren Tiere ist enorm. So kursiert das Virus auch bei Ratten in der New Yorker Kanalisation

Pandemischer Cocktail

Doch während in den science fictionalisierten Welten die aufeinander treffenden Lebewesen schlicht gar nicht miteinander verwandt sind, keinerlei gemeinsame Evolution teilen, leben wir auf dieser einen einzigen Welt evolutionär seit Jahrhundertmillionen Jahren zusammen und in stetem mobilen Wandel miteinander. In den SF-Welten reden wir also von absoluter Verschiedenheit, auf Erden von relativer. Relativ, denn:

Verblüffend alt: Die Aufteilung der Gene auf die verschiedenen Chromosomen ist im gesamten Tierreich erstaunlich gleich geblieben, wie eine Analyse enthüllt. Demnach haben sich diese Chromosomen-Einheiten seit der Entstehung der ersten Mehrzeller vor rund 600 Millionen [Jahren] kaum verändert – sie finden sich bei Schwämmen und Korallen ebenso wie beim Menschen. Zwar unterscheiden sich die einzelnen Gene und ihre Abfolge innerhalb der Chromosomen, ihre Grundaufteilung aber ist überraschend stabil.Scinexx

Soll heißen: hier auf Erden stammt alles aus selber Quelle ab, ist gespeist aus ‚identischem chromosomalen Bausatz‘, der erkennbar, aber nicht fundamental verschieden kombiniert worden ist von Gemutter Evolution.

So ist gerade der Mensch – erectus bis sapiens – durch seine Mobilität ausgezeichnet. „Out of Africa“ als Name der profunden Theorie, dass alle Wege der menschlichen Vorfahren aus Afrika hinaus in die Welt geführt haben. Hinaus und somit hinein in fremde Habitate ganz verschiedener Fasson. Getrieben nur allzu oft durch das Klima, das die Evolution des migrantischen Menschen prägte! Der längst nicht mehr ökosystemisch gebundene, sondern biosphärisch ausgreifende Mensch, der völlig entgrenzt keine Habitatsgrenzen mehr kennen will.

Doch aus welchen Zutaten ist denn so ein viromwandelnder Cocktail zusammengesetzt, der Artsprünge ermöglicht und Pandemien provoziert?

  • Abholzung und Zerstörung natürlicher Lebensräume von Wildtieren,
  • Ausbreitung landwirtschaftlicher Flächen,
  • wachsender Bestand von Nutz- und Haustieren,
  • Nähe dieser Nutztiere zu Wildtieren,
  • Bevölkerungsdichte
  • und last but not least das Vorhandensein von bestimmten Fledermäusen – die Hufeisennasen gelten als natürliche Reservoire von SARS-Coronavirus-ähnlichen Viren – sowie die Beschneidung ihres Lebensraums.

Science.ORF.at – Fokus auf weiteren Corona-Pandemien – Textanordnung durch den Blogautor

Dass es ob dessen diagnostiziert zu einer pandemischen Risiko-Vervierfachung kommen würde, ist seit bloß 14 Jahren, schon seit 2008 erkannt und publiziert. Wir leben also seit gut zwei Jahren inmitten dieser „Vervierfachung“!

Interessant noch im Längsschnitt, der Langzeitbetrachtung:

Wie oft wiederholen sich große Pandemien wie die Spanische Grippe oder die aktuelle Corona-Pandemie? Das haben Forscher jetzt mithilfe eines Modells und Seuchendaten aus den letzten 400 Jahren ermittelt. Demnach liegt das Risiko für eine neue Pandemie im Corona-Maßstab bei rund zwei Prozent pro Jahr oder einmal alle 56 Jahre. Eine Seuche vom Ausmaß der Spanischen Grippe gibt es einmal alle 400 Jahre. Allerdings: Ausbrüche neuartiger Infektionen nehmen immer weiter zu, so dass auch verheerende Pandemien wahrscheinlicher werden.Scinexx: „Pandemien – Wann droht die nächste?“

Der letzte Satz ist entscheidend: Über 400 Jahre geblickt und ‚verdünnt‘ kommen zitierte Zahlen zusammen. Schaute man auf kürzere Zeiträume, bspw. seit der Spanischen Grippe vor gut 100 Jahren, dann beginnt es sich bereits zu ballen – die Einschläge kommen näher, die Abstände werden kürzer. „Kaum aussagefähige Statistiken, Handel mit Wildtieren, Zerstörung von Ökosystemen: Pandemien sind nicht ein Teil unserer Kultur, sondern deren Folgen“:

Gerade dort, wo Land gewonnen wird, die Landwirtschaft intensiviert, Wälder gerodet, Straßen gebaut werden, dringen zwangsweise Menschen in Habitate von Wildtieren ein und werden von diesen mit neuartigen Viren infiziert. Das war in allen bisherigen Fällen so, ob Ebola, Marburg, MERS oder SARS – jedes Mal handelte es sich um Zoonosen, also von Tieren auf Menschen übertragene Erkrankungen.Marcin Pietraszkiewicz bei Telepolis bereits am 23.03.2020

Wie in den SF-Romanen, wo der Mensch auch gedankenlos in absolut fremde Habitate vordringt, dorthin, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist. Und so wie er durch sein Verhalten und nichts anderes bspw. coronavirenreiche Fledermäuse unter Überlebensstress setzt (und dafür keine Dankbarkeit erntet), so wäre es vergleichbar auch in fernsten SF-Welten, wohin der Mensch einbricht, um eigensinnig Ressourcen zu stehlen. IM realen Diesseits oder SF-Jenseits – entlang ressourcenfräßiger konsumistischer Lieferketten hat der Mensch den Viren den Weg geebnet. Erst recht, wenn die industriellen Schloten rauchen, um zu produzieren.

Unglaublich? Beispiel HI-Virus und wie es als AIDS zur Seuche werden konnte – Raj Spielmann zeichnet den Weg bei Telepolis mehrteilig nach: kolonialherrliche Landnahmen, Ressourcenausbeutungen, deren Abtransport mittels Infrastrukturen bewerkstelligt werden konnten. An diesen Verkehrs- und Handelswegen entlang schleppten die sklavischen Wirtskörper nicht nur die begehrten Rohstoffe ins gelobte Land, sondern nahmen als unintendierte Nebenfolge auch ihre Virome mit. „Out of Africa“ – nun aber anders. Nicht nur das Imperium schlägt zurück… Das Virus findet einen Weg!

Einen Weg, der bei selbstverständlicher Weltennahme in den SF-Kosmen ständig gebahnt werden dürfte. Erst recht, weil es meinen Lektüren nach im Grunde nie Vorabkommandos gegeben hat, die robotisch auskundschaften, ob und was vor Ort anzutreffen ist, um allen voran dagegen Impfungen zu entwickeln. Nur mit solchen dürfte man als Mensch den Fuß auf fremde Welten setzen, die als habitabel zur Kolonisierung freigegeben sind. Doch gibt es da die fernliegendsten Kolonisationsprobleme oder Nebenfolgen, wie zum Beispiel die radikale Schrumpfung der Siganesen im Perryversum, die durch die Hyperstrahlung der Sonne verursacht wurde und sie nur noch 15 Zentimeter klein werden ließ. Dafür aber auch extremlanglebig: 900 Jahre. Und obwohl diese wie alle übrigen Siedlungswelten bereits belebt sind, es vom Leben i.a.R. nur so wimmelt, gibt es von einigen Ungetümen wie auf der perryversalen Venus abgesehen jedoch so gut wie keine Kontaktprobleme mit heimischer Flora und Fauna. Das läuft anpassungseinfach größtenteils reibungslos. Artsprünge, Pandemien, die die Siedler massenhaft dahinraffen – Fehlanzeige.

Oder doch ganz anders?

So viel zu meiner zutiefsten Skepsis, das SF-Kolonisierungen einfach so, wenn überhaupt möglich sind und das indigene Heilungspraktiken artspringen können. Argumentation entlang des Umstands, dass es keinerlei gemeinsame Grundlage gibt, an die man anknüpfen, auf die man aufbauen könnte. Es gab keine evolutionären Ertüchtigungen, sich anzupassen, weshalb es nur im Schnelldurchgang auf die knallharte Tour nachzuholen wäre. Außer: das Leben ist multiplanetar, wo es sich je evolutionär gaiatisch angepasst, eingeflochten und verknäuelt hat mit den anorganischen Bedingungen. Herkömmlich ist es jedoch interplanetar, hat es einen panspermischen Ursprung. Hierfür gibt es ohnehin Fans, die das annehmen, aber auch manch Belege. Demnach sind gutmöglich manch relevante Bestandteile von und für Leben angeliefert worden zum Beispiel per Meteoriten-Express, der DNA-Bausteine frei Haus geliefert hat.

Aber wenn diese ‚kosmische Quelle‘ die Lebensbausteine verteilt hätte, dann hieße es ja nicht notwendigerweise auch, dass überall Ein- und Dasselbe abgeliefert wurde. Vielmehr sind für mich massenhaft viele Kombinationen denkbar, die eingebettet in die planetaren Umstände dann ganz ureigene Lebenspfade beschreiten ließen, aus bloßen chemischen Gärten Leben in unendlicher Mannigfaltigkeit ausdifferenziert hätten. Aus chemisch abiotischer wird dann erst biotische Evolution. ANGENOMMEN – und das ist jetzt frei behauptet, es gäbe genau 10 solcher Bausteine, dann liegen die ja nicht in jedem Meteoriten vollumfänglich vor. Viel eher bringt der eine dies, der andere das. Und wenn das Leben panspermisch entstanden oder zumindest initiiert sein sollte, das hat es sich eventuell auch deshalb so lange Zeit gelassen, weil erst alle für die Erde nötigen Zutaten zusammenkommen mussten. Die behaupteten 10. Aber vielleicht reichen in anderen Gaias im Kosmos auch 9 oder 8 Zutaten, wenn die Umstände günstiger sind. Oder man braucht weniger Zeit, weil zufälligerweise schon die ersten Meteoriten alles mit sich brachten. Oder mehr Zeit, weil von den Bausteinen 1-7 reichlich zugegen ist, es aber an den letzten 1-3 mangelt, die einfach nicht ausgeliefert worden sind.

Wenn Leben panspermisch ist, wenn es eine bestimmte Anzahl an Bausteinen zum Entstehen braucht, dann ließe sich hierüber verständlich machen, wieso es dann trotz je planetar eigenlogischer Evolutionen doch Verbindendes geben kann. Schlicht, weil alles Leben überall auf diesen Bausteinen gleichartig basiert. So wie obige auffallende Chromosomen-Ähnlichkeiten aller Lebewesen seit 600 Millionen Jahren, wo nur die genauen genetischen Codes, sozusagen die chromosomalen Beschriftungen sich unterscheiden, anders ausbuchstabiert sind, wäre es bei Leben hochskaliert analog: die Bausteine gleichen sind, nur die evolutionäre Ausbuchstabierung weicht voneinander ab. Doch wie sollte man das beweisen können? M.E. lässt sich das nur postulieren und rein induktiv anhand von obigen Meteoritenfunden für die Erde als Einzelfall nachvollziehbar machen. Was anderswo im Universum geschehen ist, bleibt demgegenüber uneinsehbar. Bzw. nur das Endergebnis Leben ließe sich – vorerst nur indirekt – erschließen, indem man Methan und Sauerstoff detektiert, die stark mit Leben korrelieren. Aber ob ein so entdeckter Planet zuvor Meteorite aufgenommen hat, bleibt unklar.

ATLANTIS 03 – Fluchtpunkt Venus

Hallo Mitwelt!

Welch Skurrilität: mit der Hörlektüre von ATLANTIS 03 erst Tage nach Erscheinen überhaupt begonnen, um jetzt mit den Beobachtungen zum Roman früher umme Ecke zu kommen als bei beiden vorigen Beiträgen. Je später, desto früher – eine antiproportionale Beziehung – faszinierend. Damit dann auch gleich ad rem – nur mit der Vorbemerkung, dass ‚Kapitel 1‘ über die Venus von Freunden des Heftinhalts übersprungen werden kann. Da geht es nur um die Venus als Gegenstand science fictionalisierter Literatur. Am Ende auch in ihrer wechselhaften Darstellung im Perryversum, was durchweg aber nicht heftkorreliert. Auf dann…

Inhaltsverzeichnis

Die Handlung


Sascha Vennemann: „Fluchtpunkt Venus – Letzte Chance auf dem zweiten Planeten – es ist ein Wettlauf gegen die Zeit“.

Fluchtpunkt interplanetarer Raum: eine Flottille Jägern auf den Düsen scheint das Entkommen fürs Trio atlantis aussichtslos zu sein. Nicht aber für einen Risikopiloten – indem man an einem Asteroiden einen Roboter ausschleust und explodieren lässt, während man die Leka-Disk ‚totstellt‘, täuscht man erfolgreich die arglosen Verfolger. Nach Weile setzt man möglichst energiearm wie ein Gesteinsbrocken Kurs gen Venus.

Dank gehackter Codes zwar unentdeckt in die Atmosphäre abgestiegen, packt die Venuspositronik trotzdem per Traktorstrahler zu und zwingt das Fluchtfahrzeug doch in Gefangenschaft – Rowena war den Flüchtenden vorausschauend einen Schritt zuvor. Doch zwingt wiederum Perry das Schiff in den venusischen Dschungel, wo man auf Zeit dem Zugriff der Häscher entgeht. Zielpunkt: Schrottplatz, wo die LT4, der Raumer der exekutierten Informanten über Atlans Weiterleben, demontiert wird. Nach glimpflicher Safari durch die venusische Flora und Fauna gelangt das Trio hier an, trennt sich jedoch. Sichu will der Venuspositronik kurzerhand die Traktorstrahlerei abgewöhnen, derweil Perry und Caysey die LT4 raumflugtauglich machen sollen. Erneut agiert Rowena und sieht das Manöver voraus und will die ‚Verräter‘ alleine bei der LT4 stellen. Hingegen stellt sich Caysey ihr. Im Schnelldurchgang mit Kampfanzug und Waffe bekanntgemacht, liefert sie sich mit Rowena einen zünftigen Schusswechsel, während Perry als viel erfahrenerer Kämpfer das Schiff flott zu machen bemüht ist. Ihm hilft ein nur zu zufällig gegenwärtiger Roboter proaktiv dabei, Caysey kommen die zuvor schon einmal begegneten Venusrobben zur Hilfe. Nicht gegen Rowena, sondern in Sachen Sohnemann in spe. Sie erkennen das Leid der Schwangeren mit psi-empathischer Scharfsicht und verhelfen ihr inmitten eines indigenen Rituals zur versprochenen Ausheilung. Dafür wird sie unter Wasser ‚eingeschleimt‘ und hat danach heißrot brennende Haut – und hat Perry alleine gelassen. Doch ihr Entsetzen über das Im-Stich-Lassen des Freundes macht sie wett, indem sie im Schiff wütende Rowena paralysieren kann. Diese war so naiv, das Talagon mit sich herumzutragen, das ihr Perry seinerseits abnehmen kann.

Inzwischen konnte, auch weil Rowena außer Haus, Sichu in die Venusbasis vordringen und zu hacken beginnen. Als sie von Rowena instruierten Robotern gestellt wird, arkonidische Wachen und selbst ein Positronikspezialist hinzukommen, schafft sie es dennoch unter den argwöhnischen Augen der Wächter, einen großen Hack zu initiieren. Von den hauseigenen Paralysestrahlern attackiert, lässt Sichu ihre ‚Leibgarde‘ betäuben und kann zur heranfliegenden LT4 entkommen, mit der das Trio klapprig und wacklig bis auf Sprunggeschwindigkeit dorthin gelangen will, wo nach letzten Informationen Atlan weilen soll …

1. Die Venus

Die Venus. Was ist sie eigentlich und wenn ja, wie viele? Literarisch allerhand, vielbeschrieben und so verschieden ausgemalt wie nur denkbar. Folgend ein paar wenige Verweise auf die Vielfältigkeit ihrer Ausgestaltung, die sich die längste Zeit an keinerlei – nicht vorhandene – (wissenschaftliche) Fakten gehalten hat.

Vorläufer und erste große Namen

In seinem Buch Entretiens sur la Pluralité des Mondes schrieb der französische Philosoph und Wissenschaftler Bernard Le Bovier de Fontanelle 1686: »Ich kann von hier aus beschreiben, wie die Bewohner der Venus so sind; sie sehen den Mohren von Granada ähnlich; kleine schwarze Menschen, verbrannt von der Sonne, voll von Witz und Feuer, immer verliebt, Verse schreibend, versessen auf Musik, Feste feiernd und Tänze und Turniere jeden Tag.« Das war vielleicht etwas kühn, aber keinesfalls einfältig. Stiche und Grafiken um 1900 und sogar noch danach zeigen Regenwälder und Moraste, Riesenlibellen, urzeitliche Wunderlandschaften. Es war eine Phantasie voller Hoffnung, verliebt in die atemberaubende Diva, die man nur aus großer Entfernung sehen kann, im Bühnennebel. (Atemberaubend ist sie übrigens tatsächlich …)Scinexx-Dossier über die „Kaprizen einer Diva“

Das als eine Kostprobe, welcher Fantasien sich die Menschen über den Morgen- wie Abendstern erlaubten. Welch Wunderliches nicht alles unter den undurchsichtigen Wolken, die den Planeten rein optisch erst zum ‚leuchtenden Stern‘ machen, sich zutrug. Kurzum: die Venus ist seit Jahrhunderten Ort projektiver Sehnsüchte und Wünsche, was anderswo nicht alles Dys-/Utopisches möglich wäre. Folgend ein paar – autorselektive – Verweise auf gedankenexperimentelle Spielarten ‚venusischer Literatur‘.

Da wäre zu erwähnen der posthum fünfbändige Amtor-Zyklus des Autors Edgar Rice Burroughs. Seines Griffels niemand Geringeres als der Ersinner von Tarzan, der allerdings als Multigenresassa sich auch um die Science Fiction verdient gemacht hat. Vielleicht mehr Fiction als Science, denn die Geschichten auf dem Mars oder hier der Venus, die von ihren recht rustikalen Bewohnern „Amtor“ genannt wird, sind eher tarzanische Verlagerungen aus dem irdischen Dschungel in fremdartigere Welten. Es geht faustisch einher, aber nicht wie bei „Faust“, sondern mit selbigen. Der erste Band der Tetralogie erschien bereits 1932, rund 35 Jahre vor nennenswerten Ein-Sichten in venusische Verhältnisse. Die Venus ist, nach meiner Lesart, hier funktional alleinig exotische Kulisse, um noch Außergewöhnlicheres erzählen zu können als bei Tarzan möglich.

Etwa ein Jahrzehnt später, 1943, hat ein gewisser C. S. Lewis, berühmt für seine Welt jenseits des Schrankes Narnia, sich auch an Science Fiction versucht. Im Gegensatz übrigens zu seinem guten Kollegen, einem J.R.R. Tolkien – falls mal gehört, der auch mal SF schreiben sollte, es aber letztlich sein ließ. Lewis seinerseits verfasste gar eine Trilogie, die nach dem zweiten Band Perelandra betitelt ist. Charakterisiert als „Fiction ohne Science“, auch hier die extraterrestrische Verlagerung der Erzählung vielmehr nur narrative Freiräume schaffen sollte. Es wird klarer, wenn in knapp die Venus veranschaulicht wird: Als der Philologe Elwin Ransom auf der Venus

[…] ankommt, entdeckt er ein Meeresparadies. Den süßwasserhaltigen Ozean bewohnen ungewöhnliche Meerestiere und bunte Vegetationsinseln schwimmen auf der Wasseroberfläche. Auf den Inseln gedeihen viele Pflanzenarten und es leben auch Tiere auf den Inseln. Der Himmel ist golden und sehr hell, doch es ist tagsüber keine Sonne und nachts kein Stern zu sehen. Die Venus hat kein großes Festland, sondern besteht nur aus umher schwimmenden Inseln. Im Verlauf erfährt Ransom nur von einem festen Berg, der auf der Insel existiert.Zusammenfassung auf der C. S. Lewis-Homepage

Perelandra, wie ihre BewohnerInnen die Venus nennen, ist „noch eine Art Garten Eden“, ein Ort der Unschuld, in die hinein Ransoms garstiger Gegenspieler bricht wie die Schlange am tückischen Apfelbaum der Erkenntnis. Lewis verhandelt in der Trilogie und speziell im Mittelroman christliche Themen und Motive, wie sie auch in anderem Gewand bereits in „Narnia“ erzählumwoben worden sind.

Vielerlei Gedankenauswüchse eines wahren venusischen Zoos hat Wiki gesammelt.

Der Morgenstern – Die Venus des Osten

Für mich sehr prägend, weil Jugendlektüre war hingegen ein ‚Ostblock-Blick‘ auf die Venus, für Mitlesende im Blog wenig verwunderlich von Stanislaw Lem: „Die Astronauten“ aka „Planet des Todes“ – auf Polnisch als „Astronauci“ 1951 veröffentlicht, als noch niemand von Astronauten sprach, dabei vielmehr an die Argonauten dachte. Erstmals 1954 ins Deutsche übersetzt. Eine Zeit also, bevor der Space Race zwischen den Blöcken begonnen hatte, ja sogar noch Jahre bevor auch nur berühmter Sputnik als erster seiner Art das Tor zum Weltraum aufstieß. Man konnte nichts über den Weltraum oder die Venus wissen, was nicht von astronomischen Fernrohren und Teleskopen von der Erde aus eingefangen worden wäre.

Ein längeres Zitat aus dem Roman, um zu verdeutlichen, wie Lems Vorstellung der Venus in den Worten des Ich-Erzählers geronnen ist und zur Anschauung wurde:

Ich weiß, daß es mir nie gelingen wird, das Bild wiederzugeben, das ich erblickte. Ich kann wohl seine Einzelheiten beschreiben, vermag aber nicht, jenen seltsamen, überall vorherrschenden Grundton der Farben in Worten auszudrücken. Diese Tönung war die Ursache, daß man sofort das Gefühl hatte, nicht auf der Erde zu sein. Träge trieben die Wolken dahin; es waren nicht die leichten, flaumigen Zirruswolken der Erde, sondern ein glatter, milchweißer Vorhang, der das ganze Firmament verhüllte. Von grellem Licht beschienen, breitete sich eine Landschaft flacher Hügel und Mulden aus. Sie war trocken, ohne jeden Pflanzenwuchs, von tiefschokoladenbrauner Farbe, die nur hier und da von etwas helleren Flecken unterbrochen wurde. Ungefähr siebzig Meter hinter dem Schwanz des Flugzeuges begann der »Tote Wald«. Die Schwelle, die ihn gegen die Ebene abgrenzte, war so hoch, daß nur die wirren, im zurückgeworfenen Licht blitzenden »Baumkronen« darüber hinausragten.
[…]
Ich betrachtete noch einmal die eigentümliche braune Landschaft, nun aber mit anderen Augen als vorher. Etwas Beunruhigendes lag in ihr, etwas, was ich vorher gar nicht bemerkt hatte. Sie erinnerte – ja, womit konnte man sie eigentlich vergleichen? Auf einmal wußte ich es: Die ganze Gegend sah unwirklich, unnatürlich, wie eine riesige Theaterdekoration aus. Und das war es, was mich beunruhigte: die ungeheuren Ausmaße dieser starren, toten Landschaft, diese Hunderte Quadratkilometer von Bakelit, oder was es sonst sein mochte – irgendeine künstliche, plastische Masse, die auf der Erde als Material für Telefone und Füllfederhalter dient! In dieser Vorstellung lag etwas Groteskes und zugleich Unheimliches.
[…]
Es war nicht einmal Furcht, was mich dazu veranlaßte, sondern das Gefühl der Fremdheit, das mich plötzlich mit aller Macht gepackt hatte. Fremd war dieser tief herabhängende, weiße Himmel, der trotz Wolken einen ungeheuer starken Glanz ausstrahlte, fremd die Stille der Luft, fremd die flachgebuckelte Ebene, auf deren Boden die Stiefeltritte ein sonderbar trockenes, hartes Poltern hervorriefen …Stanislaw Lem: Die Astronauten / Der Planet des Todes – Kapitel: „Der Pilot“

Der besagte „tote Wald“ erhält auch noch seine eindrücklich-anschauliche Beschreibung in den irdischen Metaphern erstarrter Kristalle und kristallisierter verformter Formationen. Auch im Weiteren bleibt alles trostlos, trist, verblichen, vergangen, tot. Eben ein Planet des Todes, wie die deutsche Erstübersetzung inhaltlich vorauseilend, aber zutreffend betitelte. Was lebte, ist gestorben; was blühte, verblüht. Ferner einem Paradies kann diese Venus kaum sein!

Ein Land weiter hatten die berühmten Brüder Strugatzki 1959 – acht Jahre nach Lem also – ihren SF-Erstling veröffentlicht, der noch der Hard SF zuzurechnen ist. Im Gegensatz zu Lems Einzelroman begründete es jedoch den Anbeginn der Future History der sog. Welt des Mittag: Atomvulkan Golkonda. Unter ganz anderen Voraussetzungen fliegen auch hier Astronauten gen Venus, die sie auch betreten. Am Anfang vom dritten Teil heißt es zur Venus-Landschaft u.a.:

Sumpf auf der Venus … Einfach absurd! Absurder als Palmenhaine auf dem Mond oder Kuhherden auf den kahlen Piks der Asteroiden. Dichter Nebel statt glühenden Himmels, zäher Schlamm statt brennend heißen, trockenen Sandes! Das widersprach ganz und gar den althergebrachten Vorstellungen von der Venus und komplizierte die Lage der Expedition außerordentlich; denn es war eine Überraschung, und nichts kann einem ernsten Vorhaben mehr schaden als Überraschungen.
[…]
Dichtes gelbliches Halbdunkel umhüllte sie, der Morast zu ihren Füßen schimmerte fettig. Sie sahen nur einige Meter weit, hörten dafür aber umso mehr. Das Moor gab seltsame Laute von sich. Es seufzte in allen Tonarten, prustete, schmatzte, stöhnte. Aus der Ferne drangen dumpfes Gebrüll und ein langgezogenes helles Pfeifen herüber. Sicherlich erzeugte das Moor selbst alle diese Geräusche, doch Bykow musste plötzlich an phantastische Wesen denken, die sich im Nebel verborgen hielten, und eilig tastete er nach den Granaten hinter seinem Gürtel. Atomvulkan Golkonda – Dritter Teil „An den Ufern der Urangolkonda“, „Im Sumpf“

Einige Seiten später (die im epub nicht anzugeben sind):

Mit zunehmender Entfernung vom Sumpf hatte sich die Feuchtigkeit der Atmosphäre stark verringert; sie war fast bis zum Nullwert herabgesunken. Der Gehalt an radioaktiven Edelgas-Isotopen, an Kohlenmonoxid und Sauerstoff hatte zugenommen, die Temperatur schwankte zwischen fünfundsiebzig und hundert Grad. Zur allgemeinen Überraschung und zu Jurkowskis Freude fand das Express-Labor in der Atmosphäre Spuren von lebendem Protoplasma; irgendwelche Mikroorganismen, Bakterien oder Viren, lebten sogar in dieser trockenen, glühenden Luft.Ebenda

Und so geht es weiter in einer unwirklich rauen, urtümlichen, aber eben doch belebten Welt, wenn auch sie alles nur nicht paradiesisch blüht und sprießt. Weiteres zum faszinierenden Roman aus einer präastronautischen Zeit beim Golkonda Verlag – Wieso der nur so heißt?;-) -, wo eine vollständige Übersetzung samt bereichernder Kommentare, Nachworte und Anmerkungen erschienen ist!

Warum auch immer, in jedem Fall war die Venus im ehemaligen Ostblock alles nur nicht vom Liebreiz einer verführerischen Göttin; verlockte auch nicht olympisch oder paradiesisch, sondern war Ort für kameradschaftliche Genossen, die mit wissenschaftlicher Expertise zusammenhielten.

Die Venus perryversal – Dschungel oder realistisch

Die Anfangszeit der Perry Rhodan-Serie war stark venusische geprägt, rund ein Fünftel des ersten Viertelhunderts fand auf ihrem Boden statt. Nach Heften diese:

Hiernach flachte sich das Pacing ab und es gab nur noch seltene Stippvisiten gen Venus – die Galaxis rief und sodann das Universum, das es zu erben galt.

Der ATLANTIS-Kommentar verhandelt die innerserielle Entwicklung im Kontrast zur Realität. Hierauf war in Erstauflagen-Heftroman 3040 im Report bereits Dr. Rainer Nagel eingegangen. Im Gegensatz zu vielen anderen hat es dieser Text nicht auch auf die Homepage geschafft. Daher die Kernaussage daraus: „Kein Planet unseres Sonnensystems unterscheidet sich in der PERRY RHODAN-Serie so stark von seinem realweltlichen Vorbild wie die Venus – und bei keinem anderen gibt es so viele Widersprüche in der Darstellung.“ Anfangs die in obig gelinkten Heftromanen geschilderte und so doch vermeintlich kanonisch fix geschilderte dampfende Dschungelwelt, von evolutionär kämpfenden Riesenleben überzahlreich bevölkert. Ein einzig Abenteuer, dort zu bestehen und heil von A nach B zu gelangen. Dennoch erste Siedlung terranischer Kolonisten! Nur die Harten kommen in den Venus-Garten. Diese venusischen Fantasien gingen jedoch astronomischen Erkenntnissen (s.u.) um Jahre voraus und um Dimensionen an ihnen vorbei;-) Sobald sich realweltliche Einsichten ansammelten, gab es sachte Versuche der intradiegetischen Korrekturen: entweder umschiffte man die Venus gleich ganz; man ließ dort zwar Handlung stattfinden, aber doch nur generisch in eh sterilen Gebäuden ohne Schilderungen von venusischer Umwelt; oder man korrigierte dann und wann die Verhältnisse vor Ort hin zu realen Gegebenheiten, um dann jedoch zurück zu den Wurzeln zu gehen. Hinter wissenschaftlicher Erkenntnis herzulaufen, machte jedwede Erzählungen nachhaltig zunichte, weshalb man sich solche Verbiegungen möglichst ersparte und die Venus wieder den hitzedampfenden Dschungel sein ließ, wie er eingeführt worden ist. Eben hier gründete sich dann bspw. Das Venus-Team in Nr. 3030, wo ein gurkenartig anmutender Swoon beinahe in einer fleischfressenden Pflanze verschwindet und vieles mehr …

Die Venus – ein ferner Zwilling

Und diesseits unserer Realität, die nachweislich unparadiesisch ist? Da hatten zwar die Amerikaner zuerst Sonden zur Venus geschickt, diese aber nur von außen beäugen lassen. Die Sowjets waren – zu der Zeit üblich – fortschrittlicher. Im Rahmen ihres Venera-Program gab es zunächst zwar einige Fehlschläge – erst gar nicht gestartete, vorzeitig explodierte oder falsch abgebogene Sonden. Dann aber folgte der größte Erfolg, Venera 4 von 1967 konnte bis in die Atmosphäre vorstoßen und den größten Teil der vorausberechneten Zeit Daten sammeln, bevor die unerwartete Hitze und atmosphärische Dichte die Sonde zermalmten. Seither ist jedoch klar – 16 Jahre nach Lems und 8 Jahre nach Roman der Strugatzkis -, dass es kein (erdenartiges) Leben auf der Venus geben kann. Das Ende aller lebhaften Fantasien und Hoffnungen auf einen gleichartig belebten Zwillingsplaneten.

Und aktueller? Da verweise ich erneut auf das Scinexx-Dossier, auch wenn das schon 17 Jahre alt von 2005 ist, entstanden rund um die Erkundungen von Venus Express, die im November 2005 zum „Zwilling“ aufbrach. Dessen Ergebnisse haben das Bild seither freilich abgerundet, die angesprochenen Fragen im Dossier und der bis dato Stand des Wissens sind als Ausgangspunkt weiterhin lesenswert. Zeitweise gab es Diskussionen, ob es in den reichlichst vorhandenen Wolken der Leben etwa Leben, doch wenigstens lebensbefähigende Moleküle geben könnte. Tendenziell nein. Das wird umso wahrscheinlicher, wenn man sich die jüngste Forschung zur Planetengöttin anschaut, Scinexx berichtete: anhand von Numerischer Astronomie, also mittels Computersimulationen konnte man ziemlich sicher feststellen, dass die Venus niemals, nicht einmal ganz am Anfang ihrer Karriere lebensfreundliche Verhältnisse hatte (ausbilden können). Dass solche ohnedies dann irgendwann in einem lebensmörderischen Treibhauseffekt ohne Ende gekippt sind, war klar. Aber auch in eventuell kühlen Vorzeiten gab es keine Chance. Was vermutlich für die Erde entscheidend war, um den Weg des Lebens vorbereiten zu können, war für die Venus schon zu viel: zu viel Sonneneinstrahlung. Diese gestattete es nicht, dass sich anfänglicher (Höllen)Dampf zu flüssigen Wasser kondensierte:

Deshalb setzt die Modellierung direkt nach der Planetenbildung an: „Wir simulieren das Klima auf Erde und Venus ab dem Beginn ihrer Entwicklung, als ihre Oberfläche vor mehr als vier Milliarden Jahren noch glutflüssig war“, erklärt Turbet. „Bei diesen hohen Temperaturen lag das gesamte Wasser als Dampf vor – wie in einem gigantischen Dampfkochtopf.“ Unter welchen Bedingungen der Wasserdampf dann nach dieser Magmaozean-Phase auskondensiert und abregnet, haben er und sein Team in der Simulation nachvollzogen.
Das Ergebnis: Damit die Atmosphäre eines jungen Planeten genügend abkühlt, um Wasser kondensieren zu lassen, darf die Sonneneinstrahlung eine bestimmte Schwelle nicht überschreiten. Bei der jungen Venus waren dies 325 Watt pro Quadratmeter, bei der Erde 312,5 Watt pro Quadratmeter – dies entspricht etwa 92 Prozent der heutigen Sonneneinstrahlung.
Liegt die Einstrahlung unter dieser Schwelle, können sich Wolken auf der Tagseite des Planeten bilden. „Diese Wolken lassen die Albedo abrupt in die Höhe schnellen und bewirken eine Abkühlung der Atmosphäre, durch die Wasserdampf auf der Oberfläche auskondensiert und sich schließlich Ozeane bilden“, erklären die Forscher. Bei der jungen Erde war dies der Fall: Sie lag weit genug außen, um die Sonneneinstrahlung unter den Schwellenwert zu senken – und entwickelte daher flüssiges Wasser und Ozeane.Scienexx „Venus: Dampfhölle statt zweite Erde?“

Dunst und Dampf ja, wie es die perryversalen Venusdschungel üppig ausmacht; real dann nur ohne Dschungel und nirgends mit flüssigem Wasser, in dem bspw. Venusrobben schwimmen und gedeihen könnten…

2. Nostalgie, aber anders


Das ist das erste Heft der Miniserie, das sich mit seinem Titel nicht unüberlesbar an alte Schinken anlehnt und sie so motivisch aufgreift. Zwar gerät immerhin Perry nicht erneut in den Würgegriff einer Baumechse, stürzt nicht mit seinen beiden Begleiterinnen nach Jahrtausenden schon wieder ins Meer, trifft allerdings auch nicht auf nur einen Venus-Dinosaurier; in vegetarischen Zeiten gibt es nicht einmal lecker Dackelschwein 😀 Man muss beinahe unterstellen: es ist nichts passiert 😛

Davon ab, flicht Sascha aber sehr schön einige Must Writes/Reads ein, die einfach zu einem guten Besuch der Venus dazugehören. Dass wiedermal die Venuspositronik ‚ihre Hände ausstreckt‘ und das Schiff – diesmal eine arkonidische Leka-Disk – per Traktorstrahl einfängt, ist von Heft 8 an Brauchgut. Wenigstens hat sie nicht sofort geschossen, wie es in den benannten 20er Heften mehrfach der Fall gewesen war und die raumtüchtigen Fahrzeuge nur so wie Sternschnuppen auf die Venus hinabfielen. Und dass man sich auf der Venus nicht zivilisiert über Straßen bewegt, wie es selbst die Römer doch schon konnten, sondern nach ungewollter Landung zunächst einmal möglichst ohne zu viele dafür vorgesehene Hilfsmittel quer durch den Dschungel, macht den Trip aus. Manche buchen extra ein Survival, Perry fliegt zur Venus;-) Dabei ist ihm und seinen Gefährtinnen die Tierwelt so tödlich nicht zugetan. Das läuft dann doch reichlich glimpflich ab. Selbst Träumerli Caysey überlebt Unachtsamkeiten wie die fleischfressenden Ameisen (die damals sogar 6 statt 10.000 Jahre später nur noch 5 cm riesig waren). Und das Vier-Etagen-Ökosystem der Venus erleiden wir zwar nicht face-to-face, aber Perry erzählt Caysey anschaulich von allen Übeln, die drohen. Als wäre sie nicht überfordert genug.

3. A’lu’la – Psibegabte unter sich


Merke: wenn etwas mit gewisser Auffälligkeit sich in die Aufmerksamkeit der Lesenden schreibt, dann nicht ohne Grund. Dass die VenuswanderInnen neben allem ungeheuren Ungetüm auch auf die „Venus-Robben“, wie Perry sie zeitlich inkorrekt benennt, treffen, ist ein Vorzeichen. Vor allem, dass sie dem mit Gesängen aufgeladenen Geburtsritual beiwohnen dürfen. Die „Robben“ ihrerseits nehmen es auch locker hin, als hätten sie hier schon erspürt, was diese eine Zweibeinerin mit sich herumträgt.

Inmitten ihres ersten Duells überhaupt und dann gleich auch noch mit sternengöttlicher Ausrüstung wie eine sagenhafte Heldin wird Caysey von den Robben weggelenkt. Diese flanieren des Weges, als schößen da nicht en masse hochenergetische Ladungen hin und her. Richtiggehend aufdringlich und ohne Widerrede zuzulassen, drängen die Robben Caysey förmlich mitzukommen. Dank einer vergangenheitlich eingesetzten zukünftigen Fortentwicklung eines Cerebral-Analysators, wie er in Heft8 erstmals zum Einsatz gekommen sein wird, ist die Kommunikation zwischen intelligenten VenusianerInnen und den Lemuroiden durchweg einwandfrei möglich. Und Caysey hört nicht nur deren Worte, sondern hört auch auf sie. Möglicherweise noch verstärkt und vertieft durch die psi-empathischen Talente, die sie Urvertrauen lassen. Wie in einem Sog wird sie mitgerissen, vergisst Aufgabe und Freunde, um eine zweite Chance zur Ausheilung ihres Künftigen wahrnehmen zu können. Motivation sonnenklar und affektiv empathisch nur zu nachfühlbar.

Folgend gewiss etwas streng geurteilt angesichts eines auf 12 Bände komprimierten Mini-Ablegers einer Unterhaltungsserie, aber: zutiefst beeindruckt und geprägt von Kim Stanley Robinsons Meisterwerk „Aurora“, bin ich Hard SF gestählt voller Zweifel über Cayseys Involviertheit in das Ritual. Angepasst für Lebewesen in der Art von Delfinen – Lungenatmer, aber größtenteils aquatisch beheimatet -, ausgeformt von Produkten einer venusischen Evolution und auf hiesige Bedürfnisse abgestimmt, ist es für mich nahe Wahnsinn, sich darauf einzulassen. Andersherum es Fremdwesen anzubieten, es ihnen nahezu aufzudrängen. Zwar scheint es – der Handlung willen – geklappt zu haben, fühlt Caysey erste Veränderungen in ihrem Körper. Aber dass sie nur ein wenig rote, heiße, brennende, schmerzhafte Haut davon getragen hat, obwohl sie körperweit mit einer auf totale Fremdorganismen abgestimmten Substanz eingedeckt, ja eingeschleimt war, ist … unrealistisch. An was man nicht alles auf Erden zugrunde gehen kann, obwohl es durch ein- und dieselbe Evolution hervorgebracht worden ist, Anpassungen möglich waren, um sich doch als inkompatibel zu erweisen. Und hier hat es zwar ein paar oberflächlich unangenehme, ja zum Weinen schmerzhafte Auswirkungen, um dann jedoch – so scheint es und ist es verheißen worden -, ein gendefektes Kind bis in die Grundfesten des Fremdwesen-Organismus auszuheilen? Eine schöne Geschichte von interplanetarer Solidarität, Freundschaft (A’lula) und nächstliebender Kooperation. In diesen Zeiten nur zu lesenswert! Aber schon ziemlich Münchhausen-esk, was beim noch so empathischen Wollen das biologische Vermögen angeht:-)

Fun Fact: erst letztes Jahr ist rund ums 60-Jahre-Jubiläum ein 6-teiliger Heftkurzroman-Zyklus erschienen: Galacto City, benannt nach der ersten Namensgebung DER STADT Terras schlechthin, die später Terrania geheißen wurde. Und in Galacto City 3 „Endstation Venus“ waren wir nicht nur stippvisitierend auf der Venus, lernten eine Venusrobbe sogar namhaft kennen; nein, hier lasen wir erstmals von „a’lu’la“ als Ausdruck für Freund*in. Kaum eingeführt, auch schon zweitverwendet. Lobe das!

4. Caysey, die keine Grenzsituationen kennt


Caysey Heldinreise, auf die sie sich – uneingeladen – begeben hat, war hier schon öfters Thema. Sie macht die größte, krasseste individuelle Weitsprunginnovation durch. Doch erlebt sie all das Bisherige nicht als existentiell zumutende Grenzsituation, vielmehr eine nicht abreißende Kette von „Grenzsituationen“. Nein, sie nimmt das Fremdneue allergrößtenteils hin, spürt sich urvertrauend in Perry und Sichu ein, deren Weg sie sich selbstentschieden anschließt. Schon bisher, in den ersten beiden Romanen hat sie die anpassende Entwicklung mehrerer Generationen im Zeitraffer durchlaufen, soghaft mitgerissen durch die unwiderstehliche Handlung hinaus aus ihrer bisherigen Lebenswelt!

Dieser Roman toppt all das jedoch noch um mehrere Potenzen: Erster Flug bis jenseits des Planeten, hinein in die unendliche Schwärze welträumlicher Nacht; derweil gehetzt und gejagt, in steter Todesangst, eingepfercht in eine Blechbüchse von Kleinraumer. Kaum überlebt, steigt sie wie zuvor nur Sternengötter auf einen fremden Planeten hinab, auch das nur gerade so zu überleben,; hineingeworfen in die Dampfhölle wildwüster Flora und Fauna. Naiv meint sie, dass sie sich ja in unberührter Wildnis auskenne, um nur knappestmöglichst mehrfachen Tod zu entgehen, der grausam geraten wäre.

Daraufhin Bootcamp in Kampfschulung, Umgang mit der (Betäubungs-)Waffe und der Verpflichtung, sie auch gegen eine – bekannte, als nicht grundböse erspürte – Person ins Feld zu führen. Keine graue Theorie, sondern vorbereitungsloser Konflikt – für Caysey auch noch um Leben und Tod, denn Rowena schießt – so klingt es – gnadenlos scharf! Dann hineingezogen in obiges Heilungsritual, an dem sie durch anhaltende Schmerzen leidet. Hinzu Komplexe, den Freund alleine gelassen zu haben, selbst als sie ihn im genau richtigen Augenblick doch noch retten und alle Versäumnisse wettmachen kann. Sodann Flucht in etwas, was nur sie vor Wochen als unbesiegbares Monstrum von einem Sternengottschiff verklärt hätte, sich jetzt als unzuverlässig anmutende Schrottlaube erweist.

Mir wäre es – frei zugegeben – der Krisen, Katastrophen, Welterschütterungen, Metamorphosen, alltagsweltlichen Einbrüchen und Schicksalsschlägen aller Art zu viele. Ich wäre da mutmaßlich längst in passivierte Überforderung versunken, in der ich kaum zielgerichteter Reaktion fähig wäre. Caysey reagiert größtenteils zwar ihrerseits auch nur, gestaltet noch nicht selber proaktiv, muss sich ihren Minimal-Entwurf im Geworfensein Akt für Akt schwer erarbeiten. Aber sie ist mittendrin statt nur dabei, bleibt dabei, ist hellwach, aufmerksam, anpassungs- und wandlungsfähig innerhalb kürzester Zeit. Währenddessen sie im eigentlichen Sinne noch nichts versteht, sich quasi nichts erklären kann, nur akzeptierend hinnimmt, um es dann aber produktiv anzugehen. RESPEKT! Ein Traum von einer Handlungsträgerin, die ALLES mitmachen kann, was man sich geballt an autorheitlichem Schicksal nur ausdenken kann. Verantwortlicher Autor dieses dritten Aktes charakterisiert die Heldin wider Willen inmitten ihres ersten Kampfes so:

Ich denke, Caysey macht durch ihre Beherztheit und ihren etwas naiven Mut einiges wett. Sie reagiert intuitiv – und damit anders, als eine geübte Kämpferin wie Rowena es vielleicht erwartet. Dadurch ergeben sich für sie ungeahnte Chancen.Sascha Vennemann im PROC-Interview – s.u.

5. Rowena, die kein Konsequenzglück hat

Inmitten dieses Kampfes. Bis es dazu kommt, hat Rowena, die große Gegenspielerin, augenscheinlich alles erdenklich richtig gemacht:

  1. Sie hat den „Fluchtpunkt Venus“, den sie Larsa nennt, vorhergeahnt oder dank Extrasinn strategisch richtig vorherberechnet. Daher war sie schon längst zugegen, als das Trio einfliegt; hatte da längst die Larsapositronik präzise instruiert und den abgreifenden Traktorstrahl programmiert!
  2. Sie hat, als dieser Zugriff dennoch fehlgreift, trotzdem noch besonnen die Sinne beisammen, das Herz der Kolonie nicht unbewacht, vielmehr Roboter für den unwahrscheinlich anmutenden Fall zurückzulassen, dass die Larsapositronik Ziel des Trios wird.

Von da an macht sie jedoch fundamentale Fehler, die nur dumm sind:

  1. Vorneweg hatte sie es ohnehin schon auf eine Ein-Frau-Mission komprimiert, den lokalen Tato ziemlich kleingemacht und dann noch vergrault. Bereitwillige Hilfe von berufenen Stellen hat sie sich verwehrt.
  2. Noch schlimmer als das jedoch, dass sie ALLEINE, bewaffnet mit bloß einem Strahlerchen, aufbricht, um sich DREI GEGNERN gleichzeitig zu stellen. Zumindest MUSS sie das annehmen, das Trio gemeinsam anzutreffen, das sich dann geschlossen gegen sie alleine stellen würde.
  3. Selbst wenn sie intuitiv richtig die Aufspaltung der Gruppe angenommen und deshalb die Robotwachen zurückgelassen hat, musste sie von einem Missverhältnis, einem klaren Mismatch von Zwei-gegen-Eins ausgehen, zu ihren Ungunsten. Ein Double-Team ist schon im Basketball nichts, worauf man es anlegen möchte, nicht einmal als ein Kevin Durant. Dass sich Rowena mutwillig in diese Unterlegenheit manövriert, ist echt nur dumm!
  4. Selbst wenn sie Caysey – ZU UNRECHT! – als Gegnerin unterschätzt, ja für irrelevant verachtet, hätte sie es gegen Perry oder Sichu zu tun bekommen. Wieso sie da automatische Überlegenheit annimmt, bleibt schleierhaft. Sie hätte ja ohnedies jederzeit truppenweise Soldaten mitnehmen können, den eh abseitigen Schrottplatz umstellen lassen können; wenigstens technische Hilfsmittel vor Ort mitnehmen können, um eine Rundumüberwachung zu gewährleisten, damit niemand entkommt. Usw. Usf. Aber nein, Madame macht auf Einsame Wölfin, die alles in One-Woman-Show per Sheroe-Weapon alleine regelt. Was hat ihr Logiksektor extrasinniert dazu wohl gesagt? Doof? Irre? Dumm? Mindestens aber mal: unnötig! Nicht zielführend. Viel zu schlupflöchrig.

    ABER: das ist egal. VIEL VIEL VIEL interessanter ist, was sie zu beiläufig über Atlan denkt / sagt:

    • Es klingt zunächst so, sicherlich absichtlich ungenau geäußert, als wäre die Propaganda über Atlans Tod von diesem initiiert, mit diesem verabredet, in dessen Sinne.
    • Zumindest deute ich es nur so angehörs zweiter Anmerkung, demnach SIE SICH MIT ATLAN in Verbindung setze(n wolle). Das setzt Können voraus, was das Wissen impliziert, wo er sich aufhält!

    Das wäre ja mal eine Wendung sondergleichen. Eigentlich abzusehen, wo die teasernden Worte zu Rowena sie nie als wirkliche Feindin aufgebaut haben und Caysey ja selbst Gegnerschaft in Abrede gestellt hat. Rowena, die nicht wider Atlan dessen Tod behauptet, propagiert und inszeniert, um hinter seinem Rücken gegen seine Person zu intrigieren, konspirieren und sonstiges -ieren. Nein, diesen hingeworfenen Worten nach KÖNNTE sie in seinen Diensten, für ihn, zu seinen Gunsten so handeln, wie sie handelt. Sein etwaiger Plan, sich ‚tot zu stellen‘, als Opfer des Methankrieges zu erscheinen, um…??? Ja um was? Weshalb? Weswegen? Gegen wen ein solches Manöver gerichtet? Wen gilt es derart zu täuschen? Und wieso all das am Ende des Imperiums, abseits allen imperialen Glanzes?

    FALLS hieran was dran sein sollte: Wieso setzt Atlan dann auf eine ehemalige Usurpatorenhelferin, eine aus dem Dienste seines ärgsten aller Feinde (bis dahin)? Erklären könnte eine solche Wendung, wieso Atlan – soweit wir aka Perry wissen – stets dem atlantischen Tato vertraut hat, obwohl er doch für Perry und uns augenscheinlich der Anti-Atlan-Verschwörung anhängt. Er hängt ihr nicht an, weil es sie gar nicht gibt. Oder nur insofern, als dass Atlan sie hat inszenieren lassen. Die Zerstörung des Talagon dann auch in seinem Auftrag? Sollte es Rowena für ihn entsorgen, während er scheinbar gefallen ist? Hat sie deshalb sogleich scharf auf ihn geschossen, weil sie ihn als doppelgängigen Feind verkannt hat, als sie in der zukünftigen Unterseekuppel auf ihn traf? Als wäre die Scharade eines toten Atlans durch die nebulösen Gegenspielenden durchschaut worden, um sie mit einem Atlan-Double zu falschen Handlungen zu verlocken?

    FALLS all das: Wie verschachtelt ist dieses Spiel vielfacher Böden denn dann bitte? Denn sonst irgendjemand muss den Zeittransmitter installiert, justiert und sonstwas haben, damit er just in eine Zeit geht, wenn just ein Atlan zugegen ist, um nichts anderes als solche Verwicklungen hervorzurufen. Oder selbst falls unintendierte Zufallskette zum Unguten, dass Atlan über den Haufen geschossen wurde, statt bspw. mit Charisma auf Rowena einreden zu können, muss die Zeitjustierung dennoch geplant gewesen sein. Nur sowas kann kaum wer weit und breit. Da sind schon Leute am Werke und Wirken, die über Mittel und Wege verfügen, die die übliche Raumzeit sprengen. Und dann noch dieser merkwürdige Roboter an Perrys Seite und mit erwachter Maschinenintelligenz ihm zu Hilfe… Faszinierend!

    6. Sichu, die Black-Hat-Haeckse


    Im vorigen Roman offiziell gar keine aufgeführte Hauptperson, demnach also nur dabei statt mittendrin. Nunmehr ist Sichu aber integraler Bestandteil des Trio und erweist sich als Ein-Frau-Spezialeinsatzteam zur besonderen Verwendung. Nicht nur verkopfte Chefwissenschaftlerin, die theoretisiert, wenn sie nicht experimentiert, was sie nur kann, wenn sie nicht theoretisiert. Kein leben in Laboratorien ohne Außenkontakt in die freie Wildbahn. Kaum von der Leine gelassen, erweist sich Sichu kurzerhand und geschickt als Black-HatHaeckse, die nichts Geringeres als die Larsapositronik leichthändig zu hacken versteht. Bloß 13.000 Jahre in die Vergangenheit geschleudert? Eine endlose Anzahl ungezählter Quanten-Weitsprung-Innovationen in Sachen ‚Computertechnik‘ Hard- wie Software-seits seither? Kein Problem für Super-Haeckse! Als Technozauberin vermag sie, selbst wenn man ihr dabei gestreng auf die Finger schaut, mit fliegenden Fingern hausinterne Waffen gegen das arkonidische Personal zu richten. Damit rechnete ich so gar nicht, allerdings auch weil ich es für … schwerlich möglich hielt. Wenn sie es noch geschafft hätte, nicht selber angeschossen zu werden, sondern als ‚gesondert‘ separiert zu werden, müsste man ihr den GPC-Preis auf Lebenszeit und für ihr Lebenswerk aushändigen (Galactic Positronic Club).

    So stark ich Sichu hier inszeniert und gut finde, dass sie so auftrumpfen kann, so dennoch hinterfragende Kritik: KANN DAS SEIN? Bloß mit einem, dafür nimmer abgestimmten Kombi-Armband ausgerüstet, kann sie letztlich problemlos eine 13.000 Jahre alte, VERALTETE Technik infiltrieren, Code umschreiben, eben einen Black-Hat-Hack systemkapernd durchführen? Hier wird es so herbeigeschrieben, als wäre neuere Technik/Software der älteren überlegen, wären es 13.000 Jahre Entwicklungszeit geradlinig zum Vortrefflicheren verlaufen. Das kann ich inmitten jetziger digitalisierter Lebenswelt so nicht nachempfinden – gelinde gesagt. Hier gibt es schon schwer überwindbare Kompatibilitätsprobleme, wollte man nur alten Internet Explorer 11 statt EDGE zum Browsen anwenden, schlicht weil zunehmend Webseiten auf für IE11 inkompatible Features, Gimmicks und Quellcode zurückgreifen. Innerhalb teils weniger Jahre, weniger Jahrzehnte ist derart viel ausrangiert worden, zurückgeblieben im Nirvana der Codes, dass ich es gerne gelesen habe, aber null und nichtig glauben kann, dass man da so mir nichts, dir nichts kompatibilisieren kann mit wenigsten Klicks. Ja sicher, es gibt ‚Software-Brücken‘ zwischen bspw. Windows und Apfel, kann man auch heute noch von WIN10 auf XP zurückgreifen. Aber wieso hat Sichu all solche Add-ons auf einem Armband-Gerät, das in der fernen Zukunft niemals für einen Zeitreisetrip zusammengeappt worden ist?

    7. Der Neue, der es schon konnte


    Sascha stand vor einer besonders schwierigen Aufgabe, weil er sich ja in ein, aus seiner Sicht vielleicht nicht komplett neues, aber immerhin unvertrautes Universum einarbeiten musste. Als PR-Autor musst du vieles wissen, was dir als Nur-Leser vielleicht gar nicht bewusst ist – das gaht bei bestimmten, technisch bedingten Satz-Besonderheiten in deiner Manuskriptdatei los und endet bei Fragen wie »welche Farbe hat ein Thermostrahl, und wenn ja, wie viele?« Außerdem musste er mein üblicherweise hyperkritisches Feedback ertragen. Dafür, finde ich, hat er sich wacker geschlagen.PROC-Interview mit BCH zu Band 01

    Das findet auch Thezakteur KNF, der auf seinem Blog die Herausforderung betont, „die nicht ganz so einfach ist“, die Venus perryversal und somit in starker Abweichung realer Kenntnisse zu schildern:

    Es ist der dritte Roman unserer aktuellen Miniserie, und es ist der erste Roman, den der Kollege bei einer unserer Serien veröffentlicht: »Fluchtpunkt Venus« erscheint in dieser Woche, er stammt von Sascha Vennemann, und mir hat die Zusammenarbeit mit dem Autor sehr gut gefallen. KNF

    Nicht komplett neu war für SV das Perryversum, da ihn ein unwahrscheinlicher Zufall die bisherigen Miniserien hat lesen lassen. Ein unschätzbarer Vorteil für einen, der ohnedies im Heftromanschreiben gestählt ist – 41 Beiträge allein für Maddrax und noch weitere SF-Heftromane wie für Sternenfaust. Das Medium als solches und Schreiben nach Vorgabe sollte ihm wohlvertraut sein, was man ihm bzw. seiner Schreibe im besten Sinne auch anmerkt. Für einen Erstling ein blitzsauberer Roman, der – wie vielpunktig skizziert;-) – sehr vielerlei perryversal aufgreift und einflicht. Das mag in starkem Maße eine Expovorgabe gewesen sein, die er dann aber gekonnt in Worte gegossen hat.

    Zum PROC-Interview ist selbstverständlich auch Sascha von RRR zitiert und investigativ ausgequetscht worden. Wie er zu „Perry“ gekommen ist und es sich überhaupt zutraute, kommentiert er bescheiden so:

    Nun, weil ich die Serie bis auf die Miniserien bislang nur sporadisch verfolgt habe, daher bin ich selbst gar nicht auf die Idee gekommen, in diesem Franchise aktiv zu werden. Ich hatte immer die Vorstellung, dass ich über das Perryversum gar nicht genug weiß, um da überhaupt einen adäquaten Text abliefern zu können. Das änderte sich, als Ben Calvin Hary mich letztes Jahr fragte, ob ich bei der nächsten Miniserie, die er betreuen würde, mitmachen möchte. Das Format kannte ich ja und Ben und ich kennen uns schon so lange, dass ich wusste: Wenn der dich fragt, lässt er dich zum einen nicht im Regen stehen mit dem, was mir an Wissen noch fehlt, und zum anderen traut er mir zu, dass ich das hinbekomme. Da fiel die Entscheidung dann leicht.SV im PROC-Interview

    Weitere spannende, weil mir unbekannte Details zu Unterschieden in den Exposés bei PR und Maddrax plaudert Sascha, hauptberuflich Zeitungsjournalist, aus.

    Interessant sodann, wie er Perry als Figur, ja Handlungshaupt-Charakter angegangen ist:

    Ich habe mich da an dem Miniserien-Perry orientiert, hauptsächlich. Und natürlich an dem Rhodan, den ich aus den wenigen Erstauflagenromanen kenne, die ich gelesen habe. Durch das Lesen bekommt man ein Bild, das einerseits recht konkret, andererseits ziemlich diffus ist – weil natürlich auch die Rhodan-Figur je nach Kontext immer etwas anders rüberkommt. Ich habe all diese Eindrücke zusammengenommen und mich dadurch beim Schreiben der Szenen mit ihm leiten lassen. Ob das funktioniert hat, müssen andere beurteilen. 🙂SV im PROC-Interview

    Interessant hieran, dass und wie induktiv, von eben doch nur sehr wenigen Einzelfällen (Heftromanen) er da aufs Ganze schließt, um ‚einen Perry‘ letztendlich herauszudestillieren. Einen miniserialen Perry, der in den – für rhodanautische Verhältnisse – sehr kompakten zwölf Romanen ganz anders inszeniert und fokussiert werden muss als in der sich ggf. auf mehrere Handlungsebenen verzweigenden Erstauflage. Hier bleibt alles – so meine Lese – wesentlich gestraffter, schon platzbedingt notwendigerweise. Und gerade damit es neuleserzugänglicher ist, ist dieser Perry auch bei weitem nicht so kosmisch angehaucht. All diesen – im Guten wie Schlechten – ‚Ballast‘ nahezu nicht zu kennen, ist so schlecht nicht, wenn der verschlankte Miniserien-Perry ohnehin gefragt ist. ‚Umgangen‘ hat er da mögliche Fallstricke schon dadurch, dass er die Ladies an Perrys Seite handlungsgleichrangig schildert. SO kommt er gar nicht erst in die eventuelle Verlegenheit, zu sehr Spotlight alleine auf den ultimaten Serienhelden richten zu müssen

    8. Zwischenfazit nach einem Viertel

    Kaum ein Sechstel vorbei, so nun schon ein Viertel der Miniserie. Und es bleibt interessant. Handlungsfortschrittsgläubig allen voran aufgrund der halbsätzigen Andeutungen Rowenas wegen, die Atlans Fernbleiben und angeblichen Tod in ganz neues Zwielicht stellen. Ein Komplott ohnehin geargwöhnt, scheinen die Involvierten in selbiges aber unbekannt konstelliert zu sein, Atlan als angeblich Gefallener trotzdem kontaktierbar – das verheißt noch manch Wendung und Erwartungsbruch. Rowenas vermeintlich ingrimm garstiges Bösesein könnte sich wenden und sie als Mitarbeiterin in Atlans Sinne werden lassen. Abwarten.

    Und trotz manch Gemäkel im Detail, das ich allerdings kaum zielführend anders zu konzipieren wüsste, gefällt der Roman auch sehr durch seine zahlreichen Anspielungen an die – vielleicht – ‚guten alten Zeiten‘, als man die Venus noch das allererste Mal wagemutig betreten hatte. Faktor Nostalgie – mal wieder. Obendrein diesmal alle drei Protagonisten proaktiv in Szene gesetzt, damit das Triumvirat* als Akteure besser ausbalanciert und in aktiven Rollen. Rowena als viertes Rad am Dreirad noch weiter wankelmütig: irgendwo zwischen genau richtig, vorausschauend auch, dann aber inkonsequent und doch eigensinnig doof. Schmaler Grat, dass sie nicht als Dauerscheiternde nur eine 90% Gegnerin bleibt, die im entscheidenden Moment eh – die nur zu üblichen – Fehler macht. Statt zu handeln, reden will; statt zu entscheiden, doch nochmal zaudert; statt Vorsprünge auszuspielen, lieber noch eine Ehrenrunde einfügt und den Vorteil verspielt … Das könnte drohen, muss aber nicht.

    Und R2D2 … äh… RCO? Wie so oft bisher denkt Perry nur ganz kurz und nicht intensiv genug hieran. Aber dass und wie der Roboter zugegen ist, mehr KI-Android als Blechkamerad alter Tage erstaunt und irritiert. Etwa ein technischer Gesandter, ein Helferlein im rechten Moment, damit Perry (und Co.) es schaffen kann? Doch wer sollte? Wer hat ein Interesse zu dieser Zeit? Oder aus anderer Zeit in diese hinein? Zeitschleife? ES???

    Am Schönsten aber: das Gewordensein der Terraner geht historisch damit einher, dass sie sich von ihren jeweiligen Gegnern IMMER(!) das technisch Allerbeste ‚entwendet‘ haben (=freimütig zusammengeklaut), um so statt in arbeitsam fleißiger Mühsal es sich selber anzueignen. Terranische Fortschritte von der Dritten Macht zum Solaren Imperium und so weiter dank Raub. Statt Sternen- vielmehr Raubritter Terras:

    … Und hier wird erneut ergaunert und ermopst, aber ad absurdum gedreht: ein schrottreifes, halb demontiertes Raumschiff, mit Lücken in der Außenhülle en masse. Dafür wäre der alte Perry nicht einmal aufgestanden, jetzt nimmt er es mit Kusshand. Schöne Verdrehung alter Gewohnheiten. Nun muss man nehmen, was bleibt – Schrott, größtenteils Schrott. Und damit geht es nun auch noch zum Raumschifffriedhof – guter Flug!

    *Triumvirat kommt im Kern von Lat. „vir“, der Mann – weil in den römischen Triumviraten nun einmal auch bloß – je drei – Männer einander bündeten. Dreimannesbund. Wie nennt man denn sachgerecht dann einen Bund aus diversen Geschlechtern – hier zwei Frauen und ein Mann?

Freiheitsgeld am Fontanelli-Tag

Hallo Mitwelt!

Pünktlich* zum Fontanelli-Tag, den wir zum 28. (streng genommen: 22.) Mal begehen, gibt es frohe Kunde, kommt eine Zukunftsvision über uns – das im mehrfachen Sinne:-)

Auf seiner Homepage hat er es selber kundgetan und bspw. auch sf-fan.de hat berichtet: Am 26.08.2022 wird der nächste Andreas Eschbach Roman erscheinen, der den Titel trägt: „Freiheitsgeld“! In den Worten des Autors ist die Kernidee diese:

Stellen Sie sich vor, Sie würden Ihren Beruf nicht deswegen ausüben, weil Sie irgendwie ja Ihren Lebensunterhalt damit verdienen müssen, sondern, weil Sie die Tätigkeit, der Sie nachgehen, sinnvoll und befriedigend finden. Während Sie das Geld, das Sie zum Leben brauchen, allmonatlich vom Staat überwiesenbekommen, einfach so, egal, ob Sie einer Arbeit nachgehen oder nicht. … Klingt paradiesisch? Nun, aber wie das so ist mit Paradiesen – auch in diesem lauert die eine oder andere Schlange … Andreas Eschbach

Des Erzählers Kern ist das bedingungslose Grundeinkommen, das hier explizit „Freiheitsgeld“ heißen soll, da dieses Geld zur Freiheit verhilft, tun zu können, wonach man nach freien Stücken Lust, Muße und Interesse hat, um das eigene Leben auszugestalten. Diesseits der Realität gibt es nur Ambitionen hierzu, wissenschaftlich begleitete Projekte geringen Umfangs, Initiativen wie Mein-Grundeinkommen.de. In „Freiheitsgeld“ ist es zur Realisierung dieser befreienden Idee gekommen. In der Vorschau heißt es genauer dazu:

Europa in der Zukunft. Roboter erledigen die meisten Arbeiten, während ein bedingungsloses Grundeinkommen, das sogenannte »Freiheitsgeld«, dafür sorgt, dass jeder ein menschenwürdiges Leben führen kann, egal, ob er einer Erwerbstätigkeit nachgeht oder nicht. Die Menschen leben größtenteils in Städten; große Gebiete sind zum Schutz des Klimas aufgeforstet worden und als neue Reservate ausgewiesen, zu denen niemand Zugang hat, damit die Natur sich darin ungestört erholen kann.
Kurz vor dem 30. Jahrestag des »Freiheitsgeldes« stirbt eben jener Altpolitiker, der es damals, nach der Großen Krise, eingeführt hat. Gleichzeitig wird der Journalist tot aufgefunden, der einst als sein größter Gegenspieler galt.
Ahmad Müller, ein junger Polizist, ist in die Ermittlungen um diese Todesfälle involviert – und sieht sich konfrontiert mit übermächtigen Kräften, die im Geheimen operieren und vor nichts zurückschrecken, um eine Aufklärung der Hintergründe zu vereiteln …
Klappentext

Damit setzt Eschbach fort, wozu er schon vielfach geschrieben hat, nämlich irdische, allzu irdische Themen und Probleme als Roman zu verhandeln. Anerkannt als Science Fiction-Autor, der vermutlich eigene Räumlichkeiten allein für all die Kurd-Laßwitz-Preise unterhalten muss;-), geht es aber nicht nur SF typisch in unendliche Weiten hinaus. Zum Teil schade, wenn die „Quest“ vorbei sein und es wahrlich keine „Haarteppichknüpfer“ mehr geben sollte – Space Opera at its best! Doch Eschbach kann auch New Future Fiction, die wie jetzt „Freiheitsgeld“ in erlebbarer Zukunft spielt, genauso wie Social Fiction, wozu ich „Todesengel“ ebenso wie „Teufelsgold“ zähle. Die können auch mal in der jüngsten Vergangenheit beginnen wie besagtes „Teufelsgold“ (noch in den 1990er Jahren – richtig oldschool), um sich dann in eine Anderswelt hinein zu erzählen. Und während ein Marc Elsberg vergleichbare Settings auftut, hier aber den Fokus stets auf die technischen Möglichkeiten und Gefahren legt, die von Figuren ausgehandelt werden, ist es bei Eschbach meiner Lesart nach umgekehrt: an den fokussierten Individuen, erzählten individuellen Biografien entfalten sich die ambivalenten Möglichkeitsräume verheißender Technik oder – wie bei „Teufelsgold“ – fantastischer Alchemie. Was wäre wenn-Szenarien entlang i.a.R. wenigster Hauptpersonen erzählt.

Und nun wendet er sich – ERNEUT! – dem Geld zu. Geld regiert die Welt, ist in ihr fundamental, basal für eine (…)kapitalistische Gesellschaft. In – nun letztmals erwähnten – „Teufelsgold“ war für den Protagonisten Reichtum Indikator für ein erfülltes Leben, dem er karrierenotgeil hinterher hastete, gefangen und eingepfercht im perpetomobilen Hamsterrad der Hedonistischen Tretmühle ziellosen Glücksgieren. Da erscheint jedwede Alchemie auf einmal nützliches Mittel zum Zweck…

Doch gibt es da ein – hoffentlich nicht vergessenes – Buch Eschbachs, das als thematischer Ahn vor auch schon stolzen 21 Jahren erschienen ist: „Eine Billion Dollar“ Eins ehr beeindruckender Wälzer, in dem John Salvatore Fontanelli, italienstämmiger US-Amerikaner ohne die Perspektive „vom Tellerwäscher zum Millionär“ urplötzlich unverhofft erbt. Aber keine Kleckerbeträge wie wir es würden, sondern die titelgebende Eine Billion Dollar! Und die Geschichte ist ein nur zu lesenswerter Trip in den Maschinenraum der irgendwie alchemistischen Geldwerdung und -mehrung. Denn John will das Geld nutzen, sinnvoll nutzen, weiß nur nicht wie, auf welche Weise, für wen und wem gegenüber denn. Wir lernen leseflüssig viel über die labyrinthischen Verschachtelungen des Geldkreislaufes, wer da von wem profitiert und hierfür wen wie sehr ausnutzt und arbeiten lässt. Das Geld noch nie je selber gearbeitet hat und sich magisch aus dem Nichts auch nicht vermehrt oder gar wertiger wird, sondern immer Menschen involviert sind. Preisbillig als moderne SklavenWie viele Sklaven hältst du? Und diese Einsichten in die geldgemachte Welt muss John machen, dem wir als Lesende heimlich beiwohnen und die Erschütterungen seiner Weltsicht gnadenlos mitmachen. Und am 23.04. (1995) war der Tag als Startschuss zu alledem, als John geerbt hat. Eben besagter Fontanelli-Tag.

Könnte mir vorstellen, dass es in „Freiheitsgeld“ eine Anspielung hierhin geben wird, wäre nur zu passend. Davon ab spielt es weit mehr als eine Generation in der Zukunft dieser Handlung. Und es setzt neben dem grundierenden Freiheitsgeld als bedingungsloses Grundeinkommen noch weitere Axiome: in dieser relativnahen Zukunft haben, so der Klappentext, Roboter die alltäglichen Fleißarbeiten der Menschen übernommen, sind ihrer Grundbedeutung nach also zu den Arbeitern geworden, die sklavisch ausführen, wofür sich Mensch die Hände nicht mehr schmutzig machen mag. Das wäre an und für sich eine Erzählung in sich, ob und wie man mit – gegebenenfalls künstlich intelligenten – Robotern wiederum umzugehen hätte. Wenn sie zu unseren Menschen werden, als geliebte Roboter die Lebenswelt bevölkern… Hoffentlich fokussiert Eschbach hier und macht nicht zu viele – mögliche – Fässer auf, an denen man sich nur verschlucken könnte. In jedem Fall geht er science fictional über die soziale Sprunginnovation hinaus und entfaltet eine hinkünftige Welt, wie sie denkbar ist, aber noch nicht gegenwärtig. Ich bin nur zu interessiert und weiß, was ich am 26.08. tun werde!!!

Bis dahin kann ich zur Ertüchtigung des Kommenden nur aus der WDR5-Reihe Tiefenblick den Vierteiler Neues Geld – Banken, Kryptos und Gesellschaft empfehlen, der gründlich und beispielhaft nachgeht, woher das Geld kommt, was es bewirkt und wie man es besser machen könnte, wenn man nur wollte. Oder bei DLF Zeitfragen Antworten dazu, ob man mit nachhaltigen Geldanlagen die Welt „retten“ kann – selbst wenn man nicht eine Billion Dollar zur Hand hat. Oder – DLF Hintergrund – ob uns nur Self-Service bleibt, der uns zum „(mit)arbeitenden Kunden“ und somit zum Koproduzenten macht, derweil wir noch nur besinnungslos konsumieren wollen, aber zum Prosumenten werden.

*Zugegeben: Andreas Eschbach hat sein Buch schon am 21.04. und sf-fan.de gestern am 22.04. angekündigt. Aber nichts für ungut, das ist ein stillos schlechtes Timing, wenn man es doch auf den Fontanelli-Tag legen kann!

ATLANTIS 02 – Festung Arkonis

Hallo Mitwelt!

Jetzt sogar erst nach Toresschluss und Erscheinen des nächsten, schon dritten Romans erfolgt mein Blick auf Heftroman 02 Festung Arkonis. Mein Timing muss besser werden. Ich habe mit meinem Lebensstil ein Problem! Ohne großes Palaver vorneweg gleich in die Handlung, um Apperzeptionen folgen zu lassen.

Inhaltsverzeichnis

Die Handlung


Lucy Guth: „Festung Arkonis – In der Vergangenheit gestrandet – sie werden von einer Arkonidin gejagt“. Mit den Worten des Herrn der Erzählquellen

Atlantis ist auf jeden Fall mehr als nur eine historische Geschichte – Perry Rhodan muss sich mit einem Wissenschaftler und seinen Robotern sowie anderen Gefahren auseinandersetzen. Zusammen mit Sichu Dorksteiger und Caysey, einer jungen Frau aus einem der atlantischen Stämme, versucht er, am Leben zu bleiben und Informationen zu sammeln. Weil er ja irgendwann in seine eigene Zeit zurückkehren möchte …KNF bei sich im Blog

Das Trio atlantis gelangt bis zum „Stählernen Haus“, der abseitig gelegenen Forschungsstation von arkonidischem Wissenschaftler Quartam da Quertamagin, der hier bis auf zwei MitarbeiterInnen einsam an seinen Erfindungen tüftelt. Zunächst beinahe von Flugkampfrobotern der Station erschossen, erhalten Perry & Co. erst Einlass, als Quartam das Talagon sichtet. In der Station erhält leicht verletzte Caysey medizinale Versorgung und bekommt auf Perrys Einsatz hin eine gründliche Untersuchung ihres ‚verfluchten‘ Kindes, bei dem bestimmte genetische Defekte und erwartbare Geburtskomplikationen diagnostiziert werden. Alles heilbar, aber nur in Arkonis. Derweil kommen Perry und Sichu mit eigenbrötlerischen Quartam ins Gespräch, der sie des Talagon wegen jedoch festsetzt. Die Situation kippt ins Gegenteil, als Rowena erscheint, vehement Einlass verlangt, den Quartam ihr widerwillig gewährt. Doch entlässt er kurzerhand das Trio in die Freiheit, ja lässt sie vor Rowena per eigenem Gleiter entkommen – gen Arkonis

Dort angelangt, werden sie zwar argwöhnisch bis herablassend als Kolonialarkoniden oder gar bloße Barbaren beäugt, können aber letztlich bis zum Tato (Gouverneur) da Masgadan vorgelassen werden. Caysey bekommt die ersehnten Untersuchungen freimütig zugestanden, die rechtzeitige Heilung für Mutter und Kind verheißen. Aus dem Gespräch mit Masgadan erwächst für Perry die Hoffnung, er bräuchte das Talagon nur abgeben, das Atlan dann schon ausgehändigt würde. Kaum gemacht, wird er und Sichu jedoch gefangengesetzt – Rowena tritt auf, die den Tato entsprechend instruiert hatte. Für die beiden Zeitreisenden droht der Tod durch Erschießung, formal angeklagt als Maahk-Überläufer, mit das größte denkbare Kardinalverbrechen, größtmöglicher Imperiumsverrat. Bevor sie allerdings dran sind, wurde bereits die Führungscrew eines Kampfraumers exekutiert unter selber Anklage, obgleich sie nur aus dem Kampfgebiet die Kunde bringen wollten, dass Flottenadmiral Atlan entgegen aller Gerüchte noch lebe

Doch erfährt Caysey kurz vor Beginn ihrer Therapie von Perrys und Sichus Hinrichtung, woraufhin sie die Zukunftschancen für ihr Kind fahren lässt und sich zur Rettung der Freunde entscheidet. Diese kann sie mithilfe ihrer empathischen Gabe vor den Schafsrichter retten, um mit ihnen in wilder Flucht bis zu einer LECA-Disk zu entkommen, mit der sie verzweifelt starten und dann Kurs gen Larsa [Venus] setzen…

1. Linguistische Axiome


Mich deucht, es babelte mir! Hatte ich zu ATLANTIS 01 in ausschweifender Begeisterung die sprachlichen Hinweise beöhrt und sprachraumgreifende Hypothesen aufgestellt, verwirrte sich mir die Lage zuhörends. Es beginnt damit, dass Caysey vor Quartams Denkstube das Arkonidische NICHT versteht, in dem sich Quartam und Perry austauschen. In der Station versteht sie nur deshalb nicht nur Vrutu, weil ein Translator ihr das Medizinalbabel von Quartams „Mitarbeiter“ bzgl. präziser Diagnostik ins Atlantische übersetzt. Gleiches dann in Arkonis, wo sie sogar ein chices Translator-Armband als Smartwatch erhält, um sich verständigen zu können. Kurzum: Atlantisch und Arkonidisch sind zwar verzweigt sprachverwandt, offenkundig aber einander nicht verständlich. HÄH???

Daher noch einmal argusohrig ins Hörheft zu ATLANTIS 01 mit gestrenger Aufmerksamkeit hineingehört, demnach:

  • Szene 1: Caysey beobachtet die aus dem Meer entsteigende Rowena und belauscht, wie diese auf die Arbeitsroboter einredet – OHNE jedoch etwas zu verstehen! Demnach ist gleich in dieser Szene klar, dass eine Atlanterin eine Arkonidisch-Sprecherin NICHT verstehen kann, was der Schilderung nach wohl kaum an zu großer Entfernung und zu schlechtem Hören liegt. Selbst wenn, dann hätte der zackige Mitarbeiter Quartams auch das nebenher maßvoll diagnostiziert!;
  • Szene 3: Den Hinterhalt, den Rowena dem Trio atlantis in Cayseys Dorf legt (Kapitel 10), gelingt, weil sie mit der Dorfältesten sprechen kann. Das jedoch nur durch eine Hypnoschulung, in der Rowena im Eilverfahren das Atlantische eingetrichtert wurde, weshalb sie es sprechen und verstehen kann. Ergo spricht sie wiederum nicht Arkonidisch mit den Dorfatlanter*innen, sondern ausnahmslos Atlantisch, obwohl das gegenüber dem Arkonidischen „zu viele Kasus habe, um schön sein zu können“. Hier mein Merkfehler, dass ich die Hypnoschulung als Vermittlungsinstanz ignoriert habe, nur durch die es ermöglicht wird, sich direkt zu verständigen;
  • Szene 2: Nachdem Rowena rachegöttisch abgerauscht war, tauchen Perry und Sichu aus dem Meer auf und es kommt zum Kultur- wie Sprachkontakt zwischen ihnen und Caysey. Diese kann Perrys Sprechgeholper erst verstehen, als er aus dem mit Sichu gewechselten Interkosmo seiner Tage ins Tefroda übergeht, mit dem eine dauerhafte, ja weitestgehend problemlose Verständigung möglich ist.

Damit sind so ganz nebenher im narrativen Seitenzweig dieser Miniserie Sprachsäulen gemeißelt und aufgestellt, die die verzweigten Sprachverwandtschaften ziemlich klar festlegen:

  • D.h. nämlich, dass die (inter-)galaktischen zivilisatorischen Hochsprachen des Lemurischen, des Alt-Tefroda sowie besagtes Tefroda, die sich nacheinander über 52 Jahrtausende hinweg ausgeprägt haben, näher mit dem erdengebundenen Atlantisch verwandt (geblieben!) sind. Dieses ist ein ‚barbarischer Zungenschlag‘ des Lemurischen, gesprochen von in die postapokalyptische Primitivität zurückgefallener Lemurer;
  • demgegenüber hat sich aus dem Lemuu (Lemurischen) das Akonische als Aussiedler-/Kolonialsprache entwickelt, dass die seinerseits „Stammsprache“ für das Arkonidische war. Dieses stand wiederum als Satron (Same Arkon Trona =Hört Arkon Sprechen) Pate für das Interkosmo, der Lingua Franca im Tai Ark’Tussan. Zur ATLANTIS-Handlungszeit (Ende 9. Jahrtausend v. Chr.) hat sich am Rande des Imperiums das so genannte Rand-Galakto ausgebildet, das die Larsa-Siedler und daher vermutlich auch die Atlantis-Besiedler gesprochen haben. Und Fakt ist, dass Atlantisch nicht verständigungskompatibel mit dem Arkonidischen (oder dem Rand-Galakto) ist. Die Sprachdifferenz ist bis zum Nichtverstehen größer, obwohl dieses Arkonidisch gut 10000 Entwicklungsjahre weniger auf der Zunge hat als das von Perry verwendete Tefroda.

Faszinierend. Linguist mit Schwerpunkt Sprachdynamik müsste man sein (oder kennen), um das nachvollziehbar zu machen, wieso das so sein kann. Klar, es kann ALLES(!) sein, was narrativ entrückte Autorenheiten wollen! Aber intradiegetisch, innerhalb des Perryversums müssten ja trotzdem linguistische Gesetzmäßigkeiten greifen, die eine solche Entwicklung erklärbar machen. Ganz willküreinfach absolut alles geht dann doch nicht…

2. Hologramme statt Locharten – doch kein Paralleluniversum

Bezüglich Hologramme und ihre futurchronistische Rückspiegelung in Erzählzeiten, als es sie eigentlich gar nicht gegeben hat, ließ ich mich ja bereits aus – ein wenig wenigstens. Und an diesem Aspekt komme ich auch diesmal nicht vorbei wie der Balrog an Gandalf. Homöopathisch gehofft hatte ich auf eine Paralleluniversalisierung der Geschichte, wo wir einfach ein Universum weiter sind, wo es schlicht Hologramme immer schon gegeben hat. Das hätte Sherlock Perry Holmes kurzerhand deduzieren und den Parallelspuk entlarven können, indem er die Hologramme als zeitfehl erkannt hätte: „Kann ja gar nicht sein, hat es nie gegeben!“ Doch dem ist nun aktenkundig eindeutig nicht so. Perry nimmt Hologramme, die überall aufleuchten, selbstverständlich hin, wundert sich über nichts. Damit ist in Stein gemeißelt und felsenfest, dass man sich eines gegenwärtigen Lesepublikums wegen auf solch narratoferente Unstimmigkeiten wider den festgeschriebenen Kanon eingelassen hat. Für ein wenig angenehmen Lesekomfort hat man die perryversale Probabilität an dieser Stelle bewusst gebrochen und der Leserschaft gegeben, was ihr SF-literarisch vertraut ist.

Folgend daher mal ein paar selektivste Kostproben aus der vielleicht ‚guten alten Zeit‘, wie hologrammlos positronisch gearbeitet wurde:

Statt sich an Asimovs smarten Positronik-Robotern zu orientieren, baute sie Perry Rhodan-Serie anfangs auf Lochkarten-basierte Computer von Zimmergröße, die per Schalter und Hebel händisch zu bedienen waren, wo man Informationen buchstäblich auf Aus- zu Eingabeschlitz tragen musste. So sind die ‚guten alten Zeiten‘ gewesen! (Zyklus 2 lag da jedoch nur drei Realjahre zurück; real vergingen weniger als ein Hundertstel der erzählten Handlungszeit, was selbst Perry-Autoren gedanklich überforderte – Soziotechnischer Wandel????)

Und in Festung Arkonis ist dann sogar noch die Rede davon, all das hologrammatisierte liefe DIGITAL ab. Das ist dann schon allerhand und eine wagemutige Behauptung:-) Die lässt sich aber damit patchen, wenn man derlei liest:

Eine moderne Digitalpositronikuhr mit einer Jahresskala erschien auf dem Bildschirm, groß und völlig unerwartet.Atlan-Zeitabenteuer 01 „An der Wiege der Menschheit“

Und diese positronische Digitaluhr, von der da die Rede ist, ist in eben der ATLANTIS relevanten Tiefseekuppel installiert und 112 Jahre nach Untergang von Atlantis am Ticken. (7888 v. Chr.)

Vergleichbares an Narratoferenz, was Cayseys tiefenanalytische Diagnose ihres Fötus und seiner Geburtsaussichten betrifft. Das ist detailliert und formuliert; ausgesprochen von einem nachrangigen wissenschaftlichen Mitarbeiter in einer abseitigen, nicht hierfür ausgelegten Forschungsstation inmitten des Nirgendwo auf einer nachrangigen Militärkolonie irgendwo am Rande des Imperiums; so präzise und therapiekenntnisreich, wie es selbst die allerbesten Galaktischen Mediziner (Aras) es über Handlungsjahrtausende hinweg NICHT hätten vollbringen können. Und ausdrücklich: die Station ist dafür nicht ausgerichtet, Quartam wird sich für fötale Pathogenesen keinen Deut interessieren. Und egal, was zwischen den Mitarbeitenden insgeheim unter der Decke laufen mag, was in die Wege geleitet worden sein mag;-), die Kenntnisse des Teilzeitmediziners sind schon beeindruckend. Und auch hier gilt: angesichts dessen, was heutzutage diesseits unserer Realität alles an Präimplantationsdiagnostik und seit 40 Jahren in Sachen Reproduktionsmedizin möglich ist, wäre es unglaubwürdigst, wüsste eine (selbsterklärte) imperialgalaktische Hochzivilisation wie die der Arkoniden nach Jahrtausenden galaktischer Kolonisierung nicht um solcherlei ‚Basics‘. 800 Meter durchmessende Kampfraumer, die in Nullzeit Lichtjahrtausende überwinden können, derweil man keinen Blick auf heranreifendes Leben werfen kann – das passte hinten und vorne nicht. Da die männlichen Autoren der Seriengründungszeit vom 08.09.1961 an davon keine Ahnung hatten, nicht daran dachten, hat es hierzu auch nirgendwo noch so beiläufig randständig irgendeinen Hinweis gegeben. Angeblich gäbe es für die Aras (Galaktischen Mediziner als Nachkommen der Arkoniden) nichts, absolut gar nichts, was sie nicht medizinal ergründen könnten, woraufhin man gleich in Heft 1 an der Leukämie von Crest kläglich scheitert, erst ein Terraner die überhaupt sicher diagnostizieren kann. Und viele solcherlei Unerforschlichkeiten pflastern die Serienanfangszeit. So wie man Atlantis als Kontinent quasi neu, streng genommen erstmals erzählbar kartografieren musste für diese Miniserie, so musste man auch bezogen auf solche Ungereimtheiten wegweisende Entscheidungen treffen. Und nun ist es also möglich gewesen – immer schon -, dass die PID der Arkoniden der unserer Tage weit überlegen ist.

3. Caysey – eine Heldinreise

Apropos: obwohl sie in der Rolle als ‚Patientin‘ primär behandelt wird, als dass sie die meiste Zeit handeln könnte, ist die Hauptperson des Romans Caysey. Zumindest ist der Handlungsstrang um Perry & Sichu so eng buchstäblich an Cayseys Wohl und Weh gekhiput, dass sie die eigentliche Handlungslenkerin ist. Zwar ist Festung Arkonis ohnehin Questenziel, doch bekommt die arkonidische Kolonie als Sitz von Administration und Entscheidungsbefugnissen speziell für Caysey eine intrinsische Motivation: als Sehnsuchtsziel zur Lösung ihrer verfluchten Probleme. Sie muss zwecks Heilung des Fluchs in die Stadt der Sternengötter, wohin es sie sonst ggf. nicht gezogen hätte. Sonst wäre sie vor den Toren eventuell stehengeblieben, wäre ihre Aufgabe als Reiseführerin für die Zeitreisenden beendet.

Mit ihr wird an Diagnostik allerhand gemacht, sie ist den Untersuchungen – einmal zugestimmt – insoweit ausgesetzt, als dass sie so gar nicht einzuordnen weiß, den nicht immer patientenfreundlichen ‚Erklärungen‘ blindlings vertrauen, auf die Aussagen des Möglichen hoffen muss. Das ist eindrücklich geschildert. Autorin Lucy Guth, die konsequent entpseudonymisiert als Tanja (Bruske) im PROC-Interview angesprochen wird, mag als zweifache Mutter da auf Erfahrungen zurückgreifen. So oder so erzählt sie, wie die ‚barbarische‘ Atlanterin vollumfänglich in die technische Hochzivilisation geworfen wird und ad hoc ihren Lebensentwurf umbasteln muss. Zur Frage, ob sie ihrerseits auch so entschieden hätte wie Caysey, gibt Lucy Guth zu Protokoll:

Aber ich denke, man weiß nie, wie man in Extremsituationen reagiert. Caysey ist so ein loyaler Typ, sie entscheidet sich für ihre Freunde. Man könnte ihr mangelnden Mutterinstinkt vorwerfen, schließlich bringt sie durch diese Entscheidung ihr Ungeborenes in Gefahr. Ihr Verhalten ist meiner Meinung nach aber nicht unrealistisch, denn es ist ihr erstes Kind. Solange man mit dem ersten Kind schwanger ist, ist der Gedanke, dass da tatsächlich irgendwann ein richtiges, echtes Kind herauskommt, sehr abstrakt. Wenn man das erste Mal erlebt hat, dass man plötzlich einen lebendigen kleinen Menschen im Arm hält, der völlig auf dich angewiesen ist, betrachtet man das bei einer weiteren Schwangerschaft viel vorsichtiger – also, das ist zumindest meine Erfahrung. Insofern wäre ich in Cayseys Situation aber mit meiner Erfahrung als Zweifach-Mama sicherlich nicht so selbstlos gewesen. Tja, dann wäre die Miniserien nach zwei Teilen schon vorbei gewesen.Lucy Guth im PROC-Interview

Es soll laut Insiderinformationen allerdings noch zehn weitere Hefte weitergehen:-)

All diese Untersuchungen und anvisierte Therapien, um den FLUCH zu überwinden, der hier als Gendefekt und Geburtskomplikation verwissenschaftlicht wird. Ein ‚Fluch‘, der aber selbst mit arkonidischer Wissenschaft großteils trotzdem gar keiner ist. Perry deutet es – arg zu – beiläufig an: Atlanter*innen als Nachfahren der Lemurer*innen mögen zwar soziokulturell in die Primitivität zurückgefallen sein, haben dennoch reichlich geerbt. Das auf biologischer Ebene (nicht nur, s.u.: 4.): was atlantisch als Fluch gedeutet wird, lässt sich perryversal aufgeklärt als Psigabe verstehen! Und die neuronalen Veränderungen gegenüber der ‚Norm‘ sind Neuroabdrücke einer solchen Fähigkeit. Es ist das lemurische Erbe der „Paradrüse“:

Die Lemurer besaßen eine weit ausgeprägtere Paradrüse [als die Tefroder, A.d.A.] von der Größe einer Haselnuss, die ihnen als Para-Organ zu latenten paranormalen Fähigkeiten verhalf, die allerdings extrem schwach und nur auf den Nahbereich beschränkt waren.
[…]
Bei den Terranern ist die Paradrüse aufgrund der Degeneration nach dem Ende des Krieges der Lemurer gegen die Bestien zwar noch nachweisbar, aber stark verkümmert. Vermutlich spielt hierbei auch das Fehlen Zeuts eine Rolle.Perrypedia

Relativ schwache Parakräfte im Nahbereich – das passt nur zu genau auf das, was Caysey größtenteils nur intuitiv statt gezielt anzuwenden versteht. Gesteigerte Empathie, die sie zu angelegentlichen Empathin, eventuell sogar zur latenten (Kontakt-)Telepathin macht. Im kulturellen Deutungsrahmen naturreligiöser Wirkmächte mag das wie ein Fluch wirken, wenn da jemand so viel mehr und anderes kann als alle ’normalen Anderen‘. Bin sehr gespannt, zu was das noch führt, ob Caysey ihre Kräfte zu kontrollieren lernt und was aus ihrem Kind wird. Vor allem angesichts der nur noch wenigen Jahren, die sie als Atlanterin auf Atlantis wird leben können…

4. Mythen – stärker als Apokalypsen

Aber nicht nur biologisch hat eine sozial an den Rand gedrängte Gruppe unter den Atlanter*innen geerbt, sondern alle Atlantis-Bewohner tragen ein kulturelles Erbe mit sich, das sie in religiöse Tradition gegossen ritualisiert tradieren. Die Rede ist von den Mythen, die am Romananfang, bevor wir zu Quartams Bastelstube gelangen, kurz Teil der Handlung sind. Für Freunde strikt vorwärts gerichteten Handlungsfortschritt dürften diese Passagen eher trostlos gewesen sein. Aufhaltend, ausbremsend und ohne – zumindest in diesem Roman – noch so hinterrücks zur Handlung beizutragen.

Für mich besonders eindrücklich der separiert gehaltene Apfelbaum, bei dem niemand die Absicht hat, an die biblische Paradies-Szene zu denken, wie sie erst etwa 7 Jahrtausende später auf Papier gebannt wurde. Große Äpfel, die man auf gar keinen Fall pflücken darf:-) Und ausgerechnet unsere nüchterne Sichu tut es kurzerhand, um mit nächtlicher Meditation gestraft zu werden. Das ging mir dann zugegeben zu hopplahopp, war zu schnell abgehandelt. Fortschritt gab es im Übrigen dennoch: Sichu und Perry waren hiernach indigen konform gekleidet und fielen nicht länger mit ihrer Future Fashionunübersehbar auf. Auch mal traditionale Tabus übertreten, dann sieht man wenigstens danach wohlbekleidet aus:-)

Perry deutet es – erneut eher zu kurz – an, worauf die vokalverschoben namensveränderten Mythen zurückverweisen: auf die lemurische Ahnengeschichte und deren Mythenstoff, der auch 42000 Jahre später noch im kulturellen Gedächtnis der Atlanter präsent ist: kulturelles Gedächtnis meint „die Tradition in uns, die über Generationen, in jahrhunderte-, ja teilweise jahrtausendelanger Wiederholung gehärteten Texte, Bilder und Riten, die unser Zeit- und Geschichtsbewußtsein, unser Selbst- und Weltbild prägen.“ Damit speist sich das kollektive Gedächtnis dieser so zeitfernen Populationen den archetypischen Grundmotiven nach auffallend gleich. Was das über die Mythomotorik aussagt, inwiefern der im Kern gleichgebliebene Mythos die (Nicht)Bewegung der Gesellschaft bestimmt, ist noch offen. Bei so fundamental veränderten Umständen – galaktische Hochzivilisation versus schollengebundene, segmentär gegliederte Gesellschaft – ist es schon erstaunlich, dass der ‚mythische Überbau‘ im Prinzip unberührt geblieben ist.

Spannend, dem Mythenschatz der Lemurer nachzuspüren: so verweist Perry auf die Konos. Diese – ultrakomprimiert – aus intergalaktischen Gründen den Lemurern prägend lange Zeit Konkurrenz waren und als existenzielle Gegner zum Archetypus geworden sind. Zwar sind die Lemurer letztlich nur durch die Koexistenz der Konos geworden, was sie wurden, aber das nur im evolutionären Wettstreit. Mythen wie zu den Legenden um die Zwölf Heroen und den Sonnenboten Vehraáto, dieser als Erretter aus der lichten Sonne herabsteigt und die Lemurer erlöst. Die Mari Danta – das „Lied der letzten Hoffnung“ ist Teil der lemurischen Identitätsbildung! Das ist alles höchst faszinierend und einen eigenen Beitrag wert. Daher…

5. Kulturkontakt auf Atlantis


Interessant auch: einerseits heißt Festung Arkonis so, weil sich Arkonis zu einer Festung gegenüber der Umgebung macht, gegenüber dem ‚Land der Barbaren‘, wovon sich die Stadt der Sternengötter entschieden abhebt: Architektonisch, materiell, technisch, dreidimensional durch die Nutzung der Höhe. Mit Skepsis bis purer imperialer Herablassung werden die beiden vermeintlichen Kolonialarkoniden, wenn nicht gar Fremdvölkler betrachtet (Perry bzw. Sichu), über die heimische Barbarin wird weitestgehend hinweggesehen. Imperialer Dünkel, rassische Distinktionen, die über bloße feine Unterschiede hinausgehen. Andererseits hören wir davon, dass erste der Atlantis-Siedler außerhalb der Stadt Fuß fassen wollen, ja ausdrücklich und bewusst nahe indigener Ansiedlungen. Zum einen die hochzivilisatorische Enklave Arkonis, zum anderen erste praktische, alltagsnahe Versuche des Kulturkontaktes.

Daher möchte ich folgend auf den Schweizer Historiker Urs Bitterli und dessen Konzept und Verständnis von Kulturkontakt zurückgreifen. Entwickelt aus der Beobachtung der europäischen Expansion, imperialistisch getrieben, kolonialistisch ausgeführt. Zitiert nach Wikipedia:

  1. „Kulturberührung“ bezeichnet das Zusammentreffen einer Gruppe von Europäern mit einheimischen Vertretern von begrenzter Dauer, sei es erstmals oder mit längeren Unterbrechungen.
  2. „Kulturzusammenstoss“ nennt er das Umschlagen der friedlichen Kulturberührung durch unmittelbare oder vermeintlich provozierte Gewaltanwendung.
  3. „Kulturbeziehung“ beschreibt ein dauerndes Verhältnis wechselseitiger Kontakte auf der Basis eines Machtgleichgewichts.
  4. Für die in der nachfolgenden Phase der europäischen Dominanz ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstehenden, durch Akkulturation [Hinzuführung zu einer Kultur] geprägten und gemischten Kolonialgesellschaften schlug Bitterli als weiteren Typus die „Kulturverflechtung“ vor.

Wenn wir diese vier, sicherlich nahezu nie in Reinform vorkommenden Phasen des Kulturkontaktes am Beispiel arkonidischer Militärkolonie Atlantis durchgehen, ggf. nur 1, eventuell fast 3 Jahre nach Siedlungsbeginn:

  • Kulturberührung: Hierzu kam es 8005 v. Chr., als mithilfe Atlans Geschwaderraumer 50.000 zakrebische Kolonialarkoniden von Larsa nach Larsaf III. umgesiedelt und auf Atlantis abgesetzt wurden. Da die Gründungskolonie sich zunächst auf Arkonis beschränkte, das inmitten tobenden Methankriegs als Militärstützpunkt dual zu fungieren hatte, dürften anfängliche Kulturberührungen noch spärlich ausgefallen und nicht mit xenoethnologischem und exosoziologischem Eifer begleitet worden sein. Das Überleben der Zakreber stand im Vordergrund. Und Flottenadmiral Atlan hatte keine Zeit und Kompetenzen frei, das militärische Know-how seiner Soldaten Zweck zu entfremden.
  • Kulturzusammenstoß: Zu dem scheint es noch nicht gekommen zu sein. Die Kolonialarkoniden verhalten sich zwar zum Teil mit reinrassischem Dünkel, zumeist aber mit enklavischer Abschottung gegenüber den Barbaren. Dass hier kolonialstrukturelle Gewalt am Wirken ist, steht m.E. außer Frage, da sich die Arkoniden nachfragelos nahmen, was sie wollten und zu brauchen glaubten. Anscheinend gibt es zwar keine Sklaverei o.Ä., zu der die Atlanter*innen gezwungen würden (Ausnahme die inoffizielle Erstentdeckung der Erde durch arkonidischen Prospektor bereits 8024 v. Chr.), vielmehr können / DÜRFEN sie soweit wie gehabt leben. Zum Wendepunkt könnte der Ansiedlungsversuch bei einer der als kriegerisch beschriebenen atlantischen Ethnie werden: aus einer intensivierten Berührung könnte ein Zusammenstoß werden, wenn auf dieser wie jener Seite Missverständnisse aufkommen, Verhaltensweisen fehlgedeutet werden und das kriegerische Temperament dieser Atlanter durchbricht oder die Arkoniden statt auf Augenhöhe Unterwürfigkeit erwarten.
  • Kulturbeziehung: zu der kann es kommen, falls zuvor genannter Kontaktversuch friedlich verläuft, sich beide Seiten aufeinander einzulassen gewillt wären und das arkonidische Vorrücken in atlantisches Gebiet nicht als ressourcenraubende, übergriffige Expansion aufgefasst wird. Dann könnte die sozialräumliche Nähe zueinander statt der festungsartigen Abgrenzung in Arkonis zu kultureller Beziehung und entsprechenden Austausch biopsychosozial beitragen. Ein erster Schritt…
  • Kulturverflechtung: Unmöglich, weil es so kommt, wie es geschah, nämlich zum Untergang von Atlantis höchstens 5 Jahre in der Zukunft (8.000 v. Chr.). Zu wenig Zeit zum Verflechten, kein Ort mehr, an dem erste Beziehungsanbahnungen für eine Verflechtung stattgefunden haben werden.

Umso interessanter, was de facto aus alledem geworden ist. Hierzu ein Blick in die Chronik der Menschheit, wie sie xenosozial von Atlan als Einsamer der Zeit verfasst worden ist. Seine ersten Eindrücke nach der ersten Tiefschlafphase und nach erstem Erwachen 112 Jahre nach dem Untergang von Atlantis 7888 v. Chr.:

Soweit ich es erkennen konnte, waren die Menschen hellhäutig, braunäugig und braunhaarig. Einige – ich hatte es nicht glauben wollen – Sie hatten langes, fast weißblondes Haar, wie es nur Arkoniden vererbt haben konnten.
[…]
Ich betrachtete ihn genauer. Dieser Jäger konnte ein Arkoniden-Halbblut sein; […] Der Jäger war kleiner als ich, und hatte einen schmalen Schädel mit hoher Stirn; an diesem Kopf war nichts vom Tierhaften anderer Barbaren. […] Ich blickte in die Augen des Jägers, die, wie meine, einen leichten Rotschimmer um die Pupille zeigten. Ihre Farbe war ein helles, silbriges Braun.
[…]
Ich würde Katya veredeln müssen, aber das konnte für uns nur Vorteile bringen.
[…]
»Weil es sonst stinkt. Ich mag Gestank nicht. Weder den von verwesendem Fleisch noch den aus deinem Haar. Alles werde ich ändern. Ich werde es ändern.« Katya blickte mich in grenzenlosem Erstaunen an; ich hatte in scharfem Ton gesprochen. Ich war gekommen, um die Zustände der Steinzeitmenschen zu verbessern. Wie weit das möglich war, würde die Zukunft zeigen.
[…]
Von Stunde zu Stunde wurde ich immer schmutziger, und ich musste eine Möglichkeit erfinden, ohne die Hilfsmittel der Kuppel mich säubern zu können. Mich und Katya. […] Sie rannten davon, zutiefst verwirrt, aber mit einigen grundlegenden Einsichten im Herzen. Eines meiner nächsten Vorhaben war, Katya den Begriff relativer Hygiene zu vermitteln. Ich fürchtete, es mit Nachdruck tun zu müssen, und notfalls auch mit Gewalt.Aus An der Wiege der Menschheit

Zum einen wird klar, dass es intime Kulturbeziehungen gegeben haben muss, falls sie nicht als kolonialherrliche Übergriffe zu werten wären und damit als ein Kulturzusammenstoß. In jedem Fall hat es ‚Mischehen‘ gegeben, aus denen ‚Star God Babies‘ hervorgegangen sind, die arkonidische Gene in begrenztem Umfang in die postatlantische Population eingebracht haben. Auf diese Nachkommen stößt Atlan irgendwo entlang der Rhone und auf Sizilien, bis dorthin Überlebende der Atlantis-Katastrophe gelangt waren.

Als Letzter seiner Art muss man Atlan einiges zugutehalten. Nichtsdestotrotz ist er auch als Einsamer der Zeit mit reichlich kolonialherrlichem Sendungsbewusstsein ausgestattet, dass auch nicht vor hygienischen Übergriffen Halt macht. Am Ende ist Katya reinlich, reinlicher als alle sonst unter ihresgleichen. Das aber nur nach entschiedenem Zupacken und trotz ihres Widerstands körperlicher Art wie in Form von Schreien. Falls das arkonidischer Standard gewesen sein sollte … Von Atlan unter Extrembedingungen induktiv auf alle Siedler einer zunächst gut anlaufenden Kolonie zu schließen, dürfte unfair sein. Aber es ist zu fürchten, dass man sich kaum je auf Augenhöhe begegnet ist, sondern die soziale Dominanz immer auf Seiten der Kolonisten gelegen hat. Die Barbaren haben sich demnach anzupassen, sich zu zivilisieren, sich zwecks sozialem Aufstieg zu engagieren und zwar als lernende Schüler von den wohlwollend lehrenden Lehrern.

6. Rowena – Harte Schale, weicher Kern?

Rowena – aktenkundig gemachte Gegnerin Rhodans, eventuelle Mörderin Atlans, Verfolgerin und Hinterhaltstellerin der Zeitreisenden, Schergin Orbanaschols (seines Zeichens Mörder von Atlans Vater), Umspielerin lokalen Gouverneurs und wer weiß was noch. Alledemnach das arkonidingewordene Böse dieser Miniserie! Und doch hat empathische Caysey schon im vorigen Roman Deanna Troi-esk erspürt, dass Rowena keine Böse ist, so ungut gar nicht ist. Harte Schale, aber weicher Kern? Ob das nicht die Spannung rausnähme, dass Rowena nun als mittelhalbschlecht statt grundböse erkannt wurde, erfragte RRR:

Findest du es denn spannend, eine Figur zu haben, die gewissenlos tötet? Ohne jede Grauzone und jede Hoffnung, sie vielleicht doch noch dazu zu bringen, das richtige zu tun? Liegt nicht darin die eigentliche Spannung verborgen? Wir schreiben ja keinen Cartoon hier. Nuancierte Figuren sind immer interessanter als Schwarzweiß-Bösewichte.PROC-Interview mit Expothez BCH, diesen zitiert

So dann auch in diesem Roman, wo sie den „alten Zausel“ Quartam zwar ungnädig verdonnert, gefälligst und schon gestern den (Nicht-Nur-)Transmitter zu reparieren, ihn ansonsten aber außergewöhnlich wohlwollend ‚anfasst‘. Dabei hat er doch ihre ‚Beute‘ entkommen lassen, wobei sie um die tatsächlichen Umstände zum Glück nicht weiß. Sie erschießt niemanden aus Wut, Rachsucht oder als toxische Bestrafungsmaßnahme. Einerseits. Sie hat andererseits aber so gar keinerlei problem damit, Atlan-Anhänger, die sein Weiterleben bezeugen könnten, kurzerhand (durch den Tato) liquidieren zu lassen. Und wenn man sich schon mal warm geschossen hat, dann doch auch gleich Perry und Sichu hinterher. Keine erkennbaren Gewissensbisse, keine Gnade; vielmehr ihr Tun und Handeln ursächlich dafür, dass derart mörderisch rigoros durchgegriffen wird. Etwas wechselhaft die Dame, die ihrerseits innerlich so gar nicht auf ihren – elitären – Extrasinn hören mag, sondern recht reaktant ihr Ding macht, wie es ihr passt. Also auch innerpsychisch ist sie da recht wankelmütig. Sie kann so und genau anders und das nicht lange nacheinander. Mit Quartam wie mit ihrem etwas störrischen Opa umgehen, missliebige Dahergelaufene hingegen einfach umnieten (lassen – sie kann es selber ja anscheinend nicht wirklich).

Und den Tato umgarnt sie auch mit allen Reizen, die sie aufbringen kann. Hierzu von RRR eine Frage an Lucy Guth, ob es im Tai Ark‘Tussan (inmitten des Methankrieges??) MeToo & Co. gegeben habe. Ausführliche Antwort, wie kritisch sie das zum Teil sehe. Konkret zu Rowenas tuchfühlsam verlockende Verhaltensweise:

Wenn also eine Rowena für sich entscheidet, ihre weiblichen Reize einzusetzen, um damit ans Ziel zu kommen, dann tut sie das nicht, weil sie ein hilfloses Weibchen ist – sondern weil sie eine Taktikerin ist, die ihr Vorgehen genau plant.PROC-Interview mit Lucy Guth

Rowena kann also auch das, spielt mit ihren Reizen und Stärken, kann vielfach ihre Schwächen aber nicht kaschieren. Sie will mehr und härter, als sie es selber tun und umsetzen kann. Da dürfen wir uns auf manch emotionales Hin und Her noch freuen. Auf konsequente Inkonsequenz dürfen wiederum Perry und Co. hoffen und bauen;-)

7. Zwischenfazit nach erstem Sechstel

Ende. Wenigstens dieses Postings. Die Miniserie hat derweil exakt ein Sechstel rum bzw. schon ein Viertel, wo ich das zu Ende schreibe und es veröffentliche.

Wie isset nun? Und bisher? Gut! Was jedoch auch evident ist, sonst würde ich hier nicht Unromane texten. Ja, zwar geht es mir jetzt zu flott extra-atlantisch, also interplanetar weit weg vom namensgebenden Kontinent, wo sich doch alles entscheiden wird. Aber alle Umwege führen nach Atlantis zurück und in den Temporaltransmitter. Und alle Lesenden, die auch nur einen Hauch von Lektüre der zugrunde liegenden Romane erhascht haben, wollen gen Larsa, zur Venus, zum „Kommandanten“! Das ist schon recht so!:-) Wie viel von der Venuspositronik steht schon bzw. hat man nach Amonars Ende umgerüstet und bereits auf Atlan geprägt? Spinnen sich auch dort Intrigen wider den Kristallprinzen? Oder kann Perry hier gegen Intrige und Verrat mobilisieren und Kräfte gegen Rowenas Komplott vereinen? Alle außer mir werden es längst wissen – ich gehe nun an Roman drei und erhöre den weiteren Weg. Auf dahin!

ATLANTIS 01 – Nachschlag

Hallo Mitwelt!

So unglaublich es nach 24 Minuten Lesezeit über ATLANTIS 01 erscheinen mag, hier und heute soll es noch in flugser Flottheit und gewohnter präziser Prägnanz einen Nachschlag zum Auftaktroman der Miniserie geben. Denn, lockender Spoiler, ich habe ihn anscheinend gänzlich „falsch“, zumindest den Erzählbemühungen nach kontraintendiert gelesen (aka gehört). Hinzu noch die Auflösung, die ich im Gewühl der Worte schuldig geblieben bin.

1. Des Herrn der Hefte Lieblingssatz

„Einer meiner Lieblingssätze: »Die Landschaft tat, als wollte sie Perry Rhodan erschlagen.«“ KNFs Satz der Sätze von Anfang Kapitel 9. Wie finde ich diesen, sprang er mich auch an, fühl(t)e ich mich von seiner Wucht erschlagen? Nein. Meine Assoziation hierzu lediglich: gestörtes Gelände, wie die literarische Naturforscherin Esther Kinsky die Zustände der Gelände unserer Welt bezeichnet. Wenn „das geologische Gefüge der Welt“ verschoben wird durch anthropozänes Übergriffigwerden oder aber durch einen „Rombo„. So der italienisch lautmalerische Begriff für ein Erdbeben genauso wie auch der Name des jüngsten „Geländeromans“ der Autorin, wie das von ihr dem Nature Writing anverwandte, neugeschöpfte Sub-Genre worttektonisch konturiert. Der Roman, der es in der SWR-Bestenliste auf Platz 2 geschafft hat.

Ich muss gestehen – voriger Beitrag zum Heft mein Kronzeuge! -, dass ich keinerlei Fokus auf den landschaftlichen Beschreibungen hatte und sie mich nicht – wie dieses atlantische Gelände Perry – von der Seite her anfielen wie hungrige Raubpudel im Rudel. Das wird umso erstaunlicher, bedenkt man Folgendes unter Punkt zwo. Zu meiner Verteidigung diaboli kann ich nur vorbringen, dass

  1. Landschaftsbeschreibungen, die nicht von Tolkien stammen, für mich nicht halb so beeindruckende Wirkmacht ausüben. Wenn er sich nicht in modischen Details verliert, kann gewiss auch ein Robert Jordan, wenn die Beschreibung von Speis-und-Trank-Gelagen den hungrigen Frösten fragwürdiger Freiheit in Westeros Platz machen, kann auch Martin Landschaft. Doch geprägt hat mich J.R.R., wenn ich mit ihm Mittelerde durchwandere. Daran gemessen sind für mich bloße Landschaftsstriche anderswo ohnehin selten mehr als funktionalisierte Skizze zwecks etwas Worldbuilding – es ist da, weil es narratofunktional gebraucht wird;
  2. ich seit Ende 2021 wiederum aufs Questen geprägt bin, seitdem ich das exzelleniale vierteilige SWR2-Hörspiel über Die Fahrt der Argonauten [Link zu Teil 4] hören konnte. Aufgezogen und aufgemacht, als wenn die olympischen Göttinnen Hera und die noch nerdigere Athene ein Virtual LARP durchspielen und kommentieren würden, in das sie jederzeit eingreifen und den Weltenlauf beeinflussen können. Und da geht es ums Questen, aufzuspürende und aufzusuchende Quest-Figuren, um von ihnen Quest-Wissen und -Gegenstände zu erhalten, mit denen erst die Quest fortzuführen ist. Und wenn die ARGO, das Schiff der Argonauten trotz ihrer armkräftigen Ruderhelden langsam bis lahm vorankommt, der Quest-Raum nur wie in zäher Zeitlupe durchquert wird, wird VORGESPULT 😀[1]
  3. Ich spule gewiss nicht vor, höre meine Hörbücher jedoch 1,4-1,6fach geschwinder, weshalb mir da eventuelle Details, auf die ich nicht hellhörig wie ein Ferengi auf Gewinn lauere, am Ohr nur so vorbeirauschen. Das ist gewiss nicht optimal und zu optimieren, um darüber bloggen zu können!

Ausreden Ende…

2. Von Beichten und Geständnissen eines Expotarchen

Mit dem Jubiläumsheftroman 3000, der auch schon erschütternde rund drei Jahre zurückliegt, hat der PROC – Perry Rhodan Online Club – ein sehr schönes Format etabliert, nämlich das Autor*inneninterview. Heft für Heft wird die skriptoralverantwortliche Autorenheit vorgeladen und intensiv investigativ alles, wirklich absolut alles an leserfanrelevanter Information durch Rasenden Reporter Roman (RRR) Schleifer herausgepresst wie aus einer überreifen Zitrusfrucht. Nichts bleibt verhüllt, nichts ungefragt, nichts ungesagt, eine gnadenlose rhodanautische Beichte, die da abverlangt wird. Gut, die Autorenheiten wissen sich dem zu entziehen, entweichen wie Dschinns aus der Flasche dem Frageschraubstockgriff, transdimensionalisieren sich nach Belieben, um einer Antwort zu entgehen und zu entkommen. Kein Witz zu flach, kein Ausweichmanöver zu klumpfüßig, kein Geplauder nur zu offensichtlich ablenkerisch. Der Responsive Widerstand ist höher als nach einer Hyperimpedanz-Erhöhung, es kommt zur Responsflaute 😉 😀

Und das Format ist für ATLANTIS reaktiviert und im ersten Interview werden die (Ein)Geständnisse und hintertriebenen Denkenschaften nur so herausgefragt aus Expotarchen BCH wie sonst nur Blut von Vampiren. Naja, es geht um vieles, so auch über Gelände O_o

So zum Beispiel dazu, wie gut man Atlantis als Kontinent, als schon erzählten und weiter erzählbaren Raum den alten Heften einfach entnehmen konnte:

Das mit der Geografie von Atlantis selbst hattest du ja eben schon angesprochen, das war ein Hirnbrecher. So, wie Scheer sich das ausgedacht hat, passt das vorn wie hinten nicht zusammen, wir mussten tricksen. Da stecken drei Monate Nachdenken drin aber ich finde, wir haben das jetzt ganz charmant gelöst. Ansonsten gehört das aber zum Job, finde ich. Lieber der Chefautor bekommt graue Haare als der Autor oder – schlimmer! – der Leser.BCH im PROC-Interview

Und wie man mit diesen Erzählbrüchen umgeht? „Du unterstellst mir hier eine gewisse Schizophrenie, aber das ist vermutlich angemessen. Ich sag’s mal so: Bei sechzig Jahren Kanon prüfst du lieber dreimal, bevor du irgendwas dazuerfindest.“ Ziel der Recherche war es demnach, alles an Details herauszuholen, um so originalnah wie möglich bleiben zu können. Das Destillat dessen haben Abonnent*innen der Print-Hefte als DIN A3 große Posterkarte vorliegen, können Lesende der Hefte wie ebooks als kleinerformatige Farbkarte beäugen und ist in der Perrypedia digital einsehbar. Die Mühe, die erzählwildwüchsigen Darstellungen insbesondere aus den Scheer-Heften (Nr. 60 und 70) zu einem stimmigen Bild zu vereinen, das einen Inselkontinent in Gänze präsentiert, ist eine enorme Fleißarbeit. Eine, die ich nicht würdigte, da die Landschaft nur so an mir vorbeiraste, als hätten wir in einem Überschallgleiter gesessen, obwohl wir Atlantis doch mit Perry & Co. per pedes durchwandert sind. Ich gelobe Besserung und mehr Obacht für die (hoffentlich nicht nur gestörten) Gelände in dieser Gegend der Erde, die nur noch höchstens 5 Jahre existieren werden.

3. Sichu – eine erzählsperrige Figur?

Dass ich mich über Sichus Anwesenheit in der Miniserie freue, hatte ich ja schon kundgetan. Eine mir sehr sympathische Handlungsträgerin, die allerdings so leicht anscheinend gar nicht zu schreiben ist. Und das wohl gerade ob ihrer meist zurückhaltenden, wissenschaftlichen Haltung, die der Skriptorale Expotän treffend so näher charakterisiert:

Analytisch, verschlossen, nach außen Abweisend aber innerlich emotional und zu Leidenschaftlich für ihr eigenes wohl? Das hätte auch über mich geschrieben worden sein können, TBH.BCH im PROC-Interview

Sie ist mitnichten eine typische Akteurin – Pro- oder Antagonistin -, die sich primär über Handlung auszeichnet. Zumindest keine in Richtung Action gehende Handlung, die einem steten Handlungssog folgt, wo zu handeln näherliegt als innezuhalten.

Doch gesteht BCH auch ein: „Ernsthaft: Sichu ist eine tolle Figur, die einfach nicht genug Raum bekommen kann. Und Gucky, Bully und Co. hatten wir in den Miniserien auch schon wirklich oft – Sichu nicht so sehr.“ Besagte Bully und Gucky als Perrys älteste Freunde hatten beispielsweise in just voriger Miniserie aus letztem Jahr – WEGA – bereits prominent ihren gemeinsamen Auftritt in einen der beiden Handlungsstränge. Dass Perry Rhodan in einer PERRY RHODAN-Miniserie präsent und zentral sein muss, ist klar. Umso wichtiger dann jedoch, ihn stets anders und neu zu konstellieren. Und ihn nun anstelle alter Kumpel nun mit seiner Frau loszuschicken, hat was. Nicht, dass Perry als unbesonnener, unbedachter Typ bekannt geworden wäre, aber mit Sichu an seiner Seite sollte er gar nicht erst in Kurzschlusshandlungen verfallen. Da sie in jedem Fall aber den nachdenklichen Part übernimmt, kann er dann doch ‚freier‘ agieren und mehr den Risikopiloten mimen als den Jahrtausende alten Staatsmann kosmischer Prägung, gebeugt vor entschleunigter Weisheit.

4. Chronolokalität – die Handlungszeit

Wann ATLANTIS spielt, so klingt es im Interview, scheint eindeutig klar: 8005 v. Chr. Anders gesagt: fünf Jahre, bevor Atlantis untergeht, was es exakt 8.000 v. Chr. getan haben wurde. Doch ist das so klipp und klar? Ja, Perry denkt – nicht zufälligerweise – an 8005 v. Chr. als Datum, nachdem er die arkonidischen Statuen in der atlantischen Landschaft sichtet. Statuen, die wohl kaum sofort nach ‚Entdeckung‘ oder Siedlungsbeginn gebaut worden sein dürften. Hinzu der Fakt, dass die Unterwasserkuppel als Rückzugs- und Schutzraum erst 8005 v. Chr. fertiggestellt worden ist. Nur heißt das ja nur, dass man nicht früher angezeitet sein kann (Kuppel stand ja schon ausgestattet da), nicht aber auch, dass es demnach nicht schon 8004 v. Chr. sein könnte. „Entdeckt“ wurde das System durch Arkoniden Larsaf 8009 v. Chr., genauer gesagt zu diesem Datum das System formal in die Sternenkataloge eingetragen wurde. Zuvor hatte es die wohl tatsächliche Erstentdeckung gegeben, nämlich bereits 8024 v. Chr., als Prospektor und Sklavenhändler Neeol Darmigon trotz (oder wegen) indigener Bevölkerung auf Planet 3 landete. Das geriet jedoch gänzlich in Vergessenheit. Nach der ‚Larsafizierung‘ des Systems etablierte zunächst Amonar als Administrator auf Larsaf II., Larsa (nachmalige Venus) eine Kolonie für gut 2 Mio. Arkoniden. 8005 v. Chr. – etwa 4 Jahre später also – wurde er dann (Heft 60 Festung Atlantis) von Atlan gestürzt und die 50.000 Zakreber besserer Lebensbedingungen wegen nach Larsaf III. evakuiert. Larsaf III., das zunächst primär als Militärkolonie gedacht war (Festung Atlantis sowie dann Festung Arkonis als Titel von Heftroman 02 daher nur zu passend). Genauer ist es in den Chroniken nicht verzeichnet. Perrys Annahme ist demnach das Beste, was man zeitlich einordnen kann, aber auch keine C14 präzise Datierung.

Das lässt narrative Spielräume, vor allem für ein Auftreten Atlans. Denn der weilte mitnichten die ganze Zeit vor Ort! Vielmehr fliegt er samt Flottengeschwader ab, hinein in den heißen methankrieg, kämpft 30.000 Lichtjahre fern vom Larsaf-System. Und kehrt wesentlich später erst zurück: „Wäre das nicht so gewesen, hätte ich knapp zwei Jahre später fraglos Mittel und Wege gefunden, um ein anderes, unheimliches Geschehen wenigstens teilweise zu verhindern.“ So sinniert Atlan am Ende von Kapitel 5 in Nr. 60 Festung Atlantis. Von irgendwann inmitten 8005 v. Chr. an weilt er weit außerhalb und das für rund 2 Jahre lang. Was mag das für ATLANTIS heißen? Ich vermute, dass wir eben nicht gerade so 8005 v. Chr. zeitgestrandet sind, sondern schon bedeutsame Zeit später. Zeit, die der Tato (Ark. für planetaren Gouverneur) genutzt hat, um Intrige und Hintertrieb in Konspiration mit Rowena auszunutzen. Und zwar in Atlans, des Kristallprinzen Abwesenheit. Wenn dieser erst etwa 8003 v. Chr. wieder in die Abseitigkeit dieses Systems zurückkehrt, werden wir wohl kaum darauf noch 2 ATLANTIS-Handlungsjahre warten müssen!

Und bezüglich Zeitparadoxon, sollte Perry Atlan begegnen, dass dieser den Serienhelden dann später hätte erkennen MÜSSEN, gibt BCH zu Protokoll: „Das Perryversum ist ja reich an Methoden, so etwas zu verhindern, das reicht vom Psychostrahler über Gedächtnismanipulation bis hin zu alternativen Zeitlinien und Paralleluniversen. Für welche wir uns entscheiden? Das wird man in den Romanen erlesen können.“ Ja, lesen wird man müssen, wie das bei Schrifterzeugnissen so vorgesehen ist;-) Kann mir aber nicht vorstellen (oder will es prophylaktisch nicht), dass es so plump kommt. Psychostrahler scheidet im Übrigen aus, weil der nur gegen Nicht-Mentalstabilisierte ankommt, Atlan zu dem Zeitpunkt jedoch längst über einen aktivierten Extrasinn verfügt, der solcherlei Zugriff zu blocken hilft. Die beiden letzten Optionen – alternative Zeitlinien oder Paralleluniversen – sind es hoffentlich nicht! Wäre ein viel zu lazy writing, eine zwölfbändige Geschichte derart narrativ abzukapseln, damit man freimütig wild erzählen kann, ohne dass es Auswirkungen aufs Perryversum der Erstauflage nimmt. Bitte nicht! Allerdings ist weder Expokrat noch Perry auf den Kopf gefallen, sondern Profis, wie man anständig zeitreist: „Er [Rhodan] hat da ja schon Erfahrungen damit, ist da sozusagen der Experte. Aber natürlich wird das ein ständiges Thema in unserer Miniserie sein. Er wird sich öfter als einmal fragen müssen, ob das, was er da treibt, immer so richtig ist.“

5. Quartett figuriensis

Auch diesbezüglich voreilig und hastspießig war wohl meine Einordnung speziell von Caysey, die ich mir noch nicht so recht als Ko-Protagonistin auf Augenhöhe vorstellen konnte. Zu übergroß Perry, schon zu erfahren und professionelle Wissenschaftlerin Sichu, anscheinend konspirationsgeschulte Extrasinn-Trägerin Rowena. Dagegen SCHIEN mir Caysey doch zu sehr zu verblassen und nur zeitweise Questraumwegweiserin zu sein. Eher nicht, wie vage Vorausdeutung andeutet:

Die Zeitreise gibt ja einige Dinge schon vor. Arkoniden, Venus, Maahks und andere Details gehen einfach aus dem Setting hervor. Wir werden außerdem ein Viererteam aus Figuren haben, das im Lauf der Handlung zusammenfindet, ein mysteriöses Artefakt, das Talagon, hinter dem alle her sind und eine geheimnisvolle Macht im Hintergrund. Neugierig geworden?BCH im PROC-Interview

Ja, neugierig ich bin. Das „Viererteam“ ist bekannt, Caysey eine davon, wo hinzu Rowena noch wachsen muss (in bereits gehörter Nr.02 auch bereits erste große Schritte im Gruppenprozess…). RRR liest sie mit „erfrischend positiver Art“, wenn sie auch von der Tragik des verfluchten Kindes und einer todgeweihten Inselwelt umgeben ist. „Das ist ein spannender Widerspruch, oder? Neues Leben kontra Weltuntergang. Lebenslust kontra drohendem Tod. Du kannst nicht über einen zum Untergang verdammten Kontinent schreiben, ohne dieses Spannungsfeld anzusprechen.“ Caysey ist also vielmehr Symbolfigur für ganz Atlantis, für die Situation vor Ort als indigen Kolonisierte unter Kolonisatoren wie Sternengötter, als Spielball von Kultur- und Naturkräften, die weit über sie hinausgehen, denen sie sich aber tapfer stellt. So gelesen, ist sie vielleicht sogar diejenige, die am meisten wachsen kann von allen. Sich wie eine tragische Heldin gegen das – ihr ja gar nicht geweissagte – Schicksal des Untergangs (von Kind un Kegel) aufzulehnen, indem sie einfach beharrlich lebt als Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will!

  • Immerhin scheint mir ATLANTIS nicht auf eine, geschweige denn klassische Heldenreise hinauszulaufen, die zwölfbandkompakt erzählt würde. Allen voran, weil Perry Rhodan keinen Fuß mehr setzen und keinen Meter mehr machen braucht, um Held zu werden, so viele (Handlungs)Jahrtausende er es längst geworden ist. Bzw. von Heft1 an – UNTERNEHMEN STARDUSTqua Exposé schlicht schon war. Sichu wiederum – siehe die Schwierigkeiten rund um ihre Charakterisierung in laufender Handlung – könnte zwar an Heldinstatus zulegen, sollte es aber m.E. erst gar nicht. Sie ist und wird keine klassische Heldin, sondern bleibt besonnene, abgeklärte Wissenschaftlerin ohne heroisches Potenzial. Wer aber sehr wohl heldenreisen dürfte, ist selbstredend Caysey: diese ist aus der Vergangenheit für die Zukunft verflucht und muss dann buchstäblich aus ihrem Dorf abgelegener Provinz hinaus in die so viel größere Welt, hinein ins Land der Sternengötter gelangen [Frodo Beutlin, Rand Althor, Luke Himmelsgänger uvm]. Das charakterskizziert noch schwankend zwischen eingeschüchterter ‚Barbarin‘, die aber vielmehr von Anfang an mit taffer Keckheit der ach so göttlichen Welt wagemutig begegnet. Und Rowena? Zunächst ist sie nicht Teil des ProtagonistInnen-Trio, sondern Antagonistin, die immerhin nicht als Urböse psychopathisch mordend herumrennt, aber doch GoT-esk genug opportunistisches Böse mit sich herumträgt. Ob sie aus dem Zwielicht ins Licht reist, an Rückgrat und Haltung gewinnt, in diesem Sinne eine Heldinreise durchlebt – wer weiß. Alle Übrigen scheinen mir von vornherein derart nebenfigürlich, dass sie kaum mehr über Ein-Heft-Biografien hinauskommen dürften, was keinerlei heldenhafte Progression mit sich bringt. Doch wie viel Heldinreise kann Caysey er- und durchleben? Auch wenn in Sie-Perspektive im steten Wechsel ganze Kapitel aus ihrer Sicht sind, gehen sie – für meinen Geschmack – jetzt auch nicht in die Tiefe, die uns die mentale Lebenswelt einer jungen Atlanterin en detail schillernd exponiert. Daher sind ihre Innensichten nicht so intensiv, um ihre Kompetenzstufenentwicklung mitzufühlen. Es bleibt – bisher! – recht kognitiv empathisch – man kann nachvollziehen auf gedanklicher Ebene, welche soziokulturellen Quantensprünge sie da durchläuft.
  • ATLANTIS 01 – Im Land der Sternengötter

    Hallo Mitwelt!

    Bevor ATLANTIS02 erscheint, kurz vor Toresschluss noch meine letzten Worte zum Auftaktroman der Miniserie. Zu der ist – zumindest für Abonnent*innen der eBooks – mit „Wächter der Tiefsee“ eine kurze Vorgeschichte exklusiv erschienen, die konturiert, wo Perry und Sichu im ersten Roman dann doch hastig hineinstolpern. Derweil liegt dem Hörbuch leider der ATLANTIS-Kommentar nicht bei, auf den ich hoffte. Ohne weitere Worte dann mal geprüft, ob ich mich dieser Einschätzung anschließen kann: „Einer meiner Lieblingssätze: »Die Landschaft tat, als wollte sie Perry Rhodan erschlagen.«“ Worte vom Anfang Kapitel 9. [Coronabedingt und nicht etwa des Umfangs wegen Postingverzögerung um 1-2 Tage. Speedreader haben sicher Nr.02 bereits gelesen]

    Zur Handlung

    Fünf Wochen vor Miniserienstart fasste Der Herr der Hefte es so zusammen:

    Was den Inhalt angeht, so erzählen die bisherigen Exposés und Manuskripte die Geschichte einer ungewöhnlichen Gruppe von »Helden«, die sich zuerst durch die Wildnis eines unerforschten Kontinents schlagen müssen, bevor sie ins All aufbrechen. Dort stoßen sie bald auf Gegner, mit denen sie nicht rechnen konnten, und erkennen, was der Grund für die bisherigen Ereignisse ist. Vor allem Perry Rhodan muss sich die ganze Zeit fragen, ob das, was er tut, in jedem Fall immer so ideal ist …KNF in seinem Blog

    Ben Calvin Hary: „Im Land der Sternengötter: Am Vorabend einer Katastrophe – sie erreichen einen todgeweihten Kontinent“

    Die Handlung setzt in der Gegenwart der Erstauflage, 2069 NGZ, ein, wo in in Atlans musealisierter Tiefseekuppel die Einweihung dieser Begegnungsstätte für Arkoniden und Terraner gefeiert werden soll. Nach einigen technischen Wacklern und Aussetzern erweist sich im Sockel der Kuppel eine Störquelle als ursächlich. Im Ausstellungsraum wiederum taucht inmitten katalogisierter Artefakte ein für Perry Rhodan unbekanntes Objekt auf, das Atlan als Talagon ebenso wiedererkennt wie die Arkonidin Rowena, mit der er es in Verbindung bringt. Beide anscheinend aus der Zeit gefallen, weshalb sie die Verfolgung der fliehenden Rowena aufnehmen, die just zur und dann durch die fragliche Quelle entkommt, nachdem sie Atlan möglicherweise tödlich angeschossen hat. Ihn auf sein Geheiß dennoch zurücklassend, das Talagon aber zurückzubringen, gehen Perry und Gattin Sichu durch den „Schrank nach Narnia“. Nur dass der „Schrank“ ein Temporaltransmitter gewesen sein muss und sich „Narnia“ zunächst als die Tiefseekuppel von 8005 v. Chr. anhand funktionierender, aber seit 13.00 Jahren vergangener Technik erweist. Man findet sich auf der Erde bzw. in den flachen Wassern vor der Küste von Atlantis wieder.

    Sie landen an, treffen dort aber nicht mehr auf Rowena, die wie eine dem Meer entstiegene Rachegöttin mehrere arkonidische Bauroboter am Ufer zerstört hat, sondern auf die göttergläubige Atlanterin Caysey. Zwar hochschwanger, bietet diese den beiden Göttern, die nicht einmal Zauberer sein wollen, ihre Führung an, die sie in erster Quest zu Cayseys Dorf bringen soll. Nach drei Tagen dort angekommen, stellt sich allerdings heraus, dass hochschwangere Caysey nicht grundlos, sondern aufgrund eines Bannfluches aus ihrem Dorf entflohen war, weshalb es statt hilfreicher Aufnahme auch nur eisige Ablehnung zur Begrüßung gibt. Doch auch diese nicht nur deshalb, sondern weil Rowena ihrerseits aus der Gejagten zur Jägerin wurde und den drei Questenden einen Hinterhalt gestellt hat. Als Vertraute des planetaren Gouverneurs stehen ihr anscheinend Mittel und Wege zur Verfügung, die sie auch aufwendet, um die Beseitigung des Talagon, das Perry an einer Kette mit sich herumträgt, zu vollenden. Doch misslingt Rowena trotz Hilfe ihres beratenden Extrasinns auch dies, sie wird überwältigt und bleibt betäubt zurück, während das Trio talagonale die Quest zum nächsten Questort und -figur, einem verrückten Wissenschaftler, fortführt…

    1. Kolonialherrliche Fremdbezeichnungen

    Ein allerletzter Vorab-Gedanke – Wirklich! – dazu, dass Entdecker und Kolonisatoren freimütig zu benennen belieben, egal was und wie sehr es von Ortsansässigen längst benannt worden ist. So Atlantis und indigene Atlanter sowie Atlopolis als späteres Arkonis dem Kolonisator von Larsaf III zu Ehren, Goszuls Planet nach seinem Inbesitznehmer Mehandor-Patriarch Goszul. Unverschämte, infame, anmaßend sich aneignende Akte fremdherrschaftlicher Arroganz! Wenn sie diesseits unserer Geschichte nicht gang und gebe gewesen wären. Ich kann hier science fictional nur an Lems Lokaltermin erinnern, wo es phänomenal auf den Punkt gebracht wird. Als jüngst gehörtes Beispiel hingegen sei verwiesen auf Amonute bzw. Matoaka alias Pocahontas aka Rebecca – die Vielnamen derjenigen Häuptlingstochter der Algonkin im heutigen Virginia (USA), die entgegen mythoverklärender Disney-Verfilmungen schon vor ihrer Pubertät von den anlandenden englischen Siedlern vergewaltigt, dann als Faustpfand wider ihren Vater als Geisel gehalten, sodann nach England verschleppt wurde, wo sie als besagte Rebecca zwangsgetauft und -verheiratet als Vorzeige-„Edle Wilde“ herumgereicht wurde. All das nahm ihren Anfang in Jamestown (vormals: James Fort), den anfänglichen Hütten mit Palisade drumherum, am James River gelegen. Je benannt zu Ehren des englischen Königs James I. In Unkenntnis oder vielmehr Ignoranz lokaler Bezeichnungen durch die Algonkin. Nur wer besagten Disney-Film noch vor Augen und bei all dem Musical-Gesang noch im Ohr hat, kann jetzt mit der Realität abgleichen, in der der zwangsbeglückende Königstochterraub zum Gründungsmythos nur allzu oft dazugehört (hat?).

    Und wo man sich kolonialherrlich dazu herabließ, sich der lokalen Namensgebung zu befleißigen – wie im Falle von Machu Picchu -, hat man offenbar nie richtig hingehört… 😀 Huayna Picchu die nachsichtlich wohl gebräuchliche Bezeichnung der berühmten Inka-Stadt. Merke: Entdecker und Kolonialherren sind in der Beschreibung der Welt echte Nullen! Genau wie Ijon Tichy, der den Vergnügungssatelliten von der mit der Hauptwelt Entia allen Ernstes verwechselt hat…

    2. Déjà-vu des Anfangs

    Dem Anfang liegt ein Zauber inne – oder aber ein Déjà-vu: das nicht im engen Sinne des Wirklich-Gleichen, aber des Merklich-Anverwandten, was den Auftakt angeht: der Hauch der Erinnerung geht ins letzte Jahr zurück, als die achte Miniserie: WEGA wie stets zwölfbändig erschienen ist. Und Heftroman 01 beginnt insofern auffallend ähnlich, als dass man sich auch zu Feierlichkeiten einfindet. Hier ein Sonnensystem weiter, im gleichnamigen Wega-System der Ferronen, wo einst die Spur durch Raum und Zeit des (Ersten) Galaktischen Rätsels bis zur Heimat- und Ankerwelt der Superintelligenz ES und zur Unsterblichkeit führte. In Gedenken der damals – ab 1976 n. Chr. – zusammenführenden Zeiten, des bis heute andauernden Bündnis zwischen Ferronen und Terranern hielt der Tort, lokaler Machthaber königlicher Art, ein Fest in seinem extra museal nachgebauten Palast ab. Doch dann überschlagen sich auch hier die Ereignisse, statt bloß technischer Wackler und störstrahlender Temporaltransmitter bricht hier eine feindlich gesinnte Flotte über die Feiernden zusammen. In wilder Flucht entkommen – ebenfalls paarweise – die Terraner in realitätsgewordener Nostalgie durch Transmitter nicht im Sockel, aber in den Kellern des Palastes. Die einen schleudert es auch temporal durcheinander, die anderen wohl nur durch unbekannte Räume. Von da an wird alles anders, so wird Perry bspw. durch einen höchst unangenehmen, mordbübischen „Bastardprinzen“ verfolgt und hat nichts in Händen, das er wem auch immer zurückbringen sollte. Hier endet das Déjà-vu!

    Es beginnt beide Male nostalgisch, an Orten, zu Anlässen des besinnlichen Feierns der guten alten Zeiten und oller Schicksalsgenossen zu Ehren, um dann ins Katastrophische handlungshineinsaugend zu kippen… Damit liegt auch die Perry Rhodan-Serie im Trend der Zeit, sich der Nostalgie zu bedienen. In den Mikrokosmen der Miniserien lässt man Retrotopien im neuen Gewand auferstehen, die die Allesimmerschongelesenhabenden und sich stets präzise ausweisenden Altlesenden wonnig aufseufzen lassen. Diese Art erzählender Miniserien als ‚Stammesfeuer der Leserschaft‘, an der sich auch Neulinge wärmen und sogleich vom Altguten hören können. Doch die Erzähltradition seriengewordener Mythen (Galaktische Rätsel/Unsterblichkeit, Atlantis, ???) werden sogleich auch entzaubert, da an die altgedienten Orte Fremdneues gelangt und es in der altbekannten Struktur erschüttert, aufbricht, durcheinanderwirbelt. So durchwandern wir ja kaum ein Kapitel kurz statt auch nur ein Heftroman lang die musealen Orte als Horte der Erinnerungen, folgen weder dem ferronischen Tort noch beuteterranischen Atlan in ihrem herausgeputzten Wandelgängen durch die alte / miterlebte Geschichte. Kaum ein paar warme Worte der alten Zeiten wegen zu lesen / hören, endet die Gemütlichkeit und aus Nostalgie wird Provinienznachforschung in mitnahmementalen terranischen Anfangszeiten. Und die Humboldt-Foren des Perryversums müssen ihre erinnerungskulturellen Sammlungen neu oder erstmals ordnen und sich den ‚Geistern der Besammelten‘ stellen. So gelesen, sind die Miniserien motivisch topaktuell auch in dieser Hinsicht. Sie greifen Serienvertrautes auf, um es aber zugleich zu aktualisieren. ‚Progressive Nostalgie‘, wenn man so will. „Zurück in die Zukunft“, wie man es nennen müsste, wäre die Assoziation nicht schon besetzt. Anderswann mal näher zu beleuchten und entlang aller neun Miniserien durchzudeklinieren. Zu vermuten, das sich gewisse Spannbreiten bei den ‚Prostalgien‘ erweisen, wie weit der serieninterne Mythos zurückliegt und ob sich das Ergebende aus der Miniserie als im Weiteren mythoserweiternd etabliert oder doch nur eingekapseltes Mikronarrativ bleibt. Eine mythomotorisch eher warme Option, den Serienmythos durch fortschreibende Wiederholung in Erinnerung zu halten, in seinem Kanon-Status zu bestätigen sowie ihn eben doch zeitgemäß anzupassen. Damit wären wir nur zu passend bei einem …

    3. Futurchronismus – narrative Chronoferenzen

    …Futurchronismus, wie ich es ungelenk auf den Begriff bringen will. Abgekupfert von Anachronismus, wo in ersonnener Zukunft Altbestände wie aus der Zeit gefallen vorkommen. Mein Futurchronismus sollen aus der Zukunft zurücktransferierte Objekte meinen, die in der (Handlungs-/Serien)Vergangenheit futuristisch deplatziert, zu zukünftig erscheinen.

    So sehr nach obigen Überlegungen sich reproduzierter Serienmythos und adaptive Fortschreibung in den Miniserien die Klinke in die Hand geben, so sehr prallen damalige Erzählwelten und -weisen der 1960er Jahre mit den heutigen Erzähl- und Schreibstilen zusammen. Diese bedienen sich auch zusätzlich noch zum Teil enorm anderer Figurenkonstellationen zum Bevölkern der Handlungswelt, wie sie damals unüblich waren. Konkret: Frauen! Dann und wann die eine oder andere, aber in damaligen Frauenbildern ausgemalt. Bestes Beispiel Perry jetzige Partnerin Sichu, die trotz Heirat bspw. ihren Nachnamen Dorksteiger ohne Anfügung von Rhodan beibehalten hat, schon demnach also sehr eigenständig geblieben ist. Das lohnt sich mit Rhodans vorigen Frauen abzugleichen (Thora Rhodan da Zoltral, Mory Abro-Rhodan), die nicht halb so zahlreich sind wie die Atlans, die aber selbst nach ganz anderem Beginn immer als ‚Frau an Rhodans Seite‘ endeten. Auch da, wenn denn überhaupt erwähnt, geschweige denn als Handlungsfigur tragend. Das hat auch an einem Mangel an Autorinnen gelegen, wo daher ausschließlich Männer die längste prägende Zeit für Männer und an Männer geschrieben haben. Darum geht es mir in diesem Abschnitt zwar gar nicht, aber hervorhebenswert wichtig ist es dennoch. Denn die Mythen werden allein dadurch schon aktualisiert, indem nun Frauen die ‚Mythenwelt‘ bevölkern in zuvor nicht gehabter Quantität, vor allem aber handlungsrelevanter Qualität.

    Mir geht es aber um Folgendes: Hologramme! Sie kommen in ATLANTIS01 gleich mehrfach vor. Richtigerweise in der anfänglichen handlungsgegenwart, wo sie längst etabliert sind. Auch nachvollziehbar im Rahmen von Omen 4, wo mutmaßlich ohnehin höhere Mächte am Werk und involviert sind, für die dreidimensionale Hologramme das Geringste an technischer Spielerei sein dürften. Bis hierhin alles im Lot. DANN ABER: Hologramme tauchen selbstverständlich im Einsatz auf und zwar an Orten und vor allem Zeiten, dort und dann es gemäß Serienkanon, laut der originalen Heftromane keine Hologramme gegeben hat. Ich höre zur Zeit den für viele legendärsten Meister der Insel-Zyklus nach, Heftromane 200-299 bzw. Silberbände ab Nr. 21. Da sind wir im Handlungsjahr ab 2400 n. Chr., gut 400, fast 450 Jahre nach dem Aufbruch der Menschen ins All (1971). Seither haben sich die Terraner – man muss es so deutlich sagen – alles entliehen und herbeigeklaut, was an Technik herbeizuholen war. Doch auch nach 400 Jahren terranischer Technikentwicklung gibt es immer noch nur Bildschirme und zwar flache ohne auch nur effektheischende Wölbungen. Das Beste, woran man geraten kann, sind Panoramabildschirme, die rundherum laufen und so in ihrer Zweidimensionalität den sich drehenden Betrachter wenigstens eine 360° Perspektive bieten. Das ist jedoch das höchste der optischen Gefühle, derweil Antriebe, Defensiv- und Offensivwaffen zyklusweise anschwollen. So kann man bspw. innerhalb kürzester Zeit die Reichweite des Überlichtantriebes von 0,6 auf 1,0Mio. Lichtjahre vergrößern, um technisch einwandfrei die Kluft zwischen den beiden Galaxien Milchstraße und Andromeda zur Hälfte zu überbrücken.

    Und wenn wir in die Anfangszeit der Serie, Zyklus01 Die Dritte macht, zurückgehen: das arkonidische Reich liegt am Boden, seine hegemoniale Bevölkerung ist degeneriert und zur Regierung des Sternenreiches gar nicht mehr imstande. Dennoch ist als letzter Akt technischer Innovation radikaler Art das bis dahin größte Raumschiff der Flotte, um 8.000 v. Chr. wider die „Methans“ entwickelt, ein 800m durchmessender Kugelriese [IMPERIUM- bzw. Ark. TUSSAN-Klasse] noch um die Testbauten zweier Überriesen ersetzt worden: fast doppelt so durchmessende 1500m Kolosse, die – by the way – die Terraner sogleich zu ‚entleihen‘ verstanden. Nicht von 800 auf um 25% gigantomatisierte 1000m Kugelgiganten vergrößert, nein, man quantenspringt exzessiv. Derlei ist möglich, aber Bildschirme auch nur mit 3D-Effekt sind undenkbar, keinmal beschrieben, nicht mal mit schlecht sitzender Brille visualisierbar.

    Dabei hätte sich schon von Heft0001 an ein Hologramm angeboten: so beschleunigte sich die Degeneration der Arkoniden noch durch sog. Fiktivspiele, deren süchtig machender Gebrauch ganze Raumschiffsbesatzungen an aktiver, zielführender Tätigkeit abhält, während sie paramechanisch ihre Gedanken in Form abstrakter Symbole und eigenwilliger Klangkompositionen ausdrücken. Das ausdrücklich aber auf Fiktivspiel-Bildschirmen, zu mehr es trotz der zugrunde liegenden Technik nicht gereicht hat. Diese Fiktiv-/Simulatorspiele und ihr degeneratives Suchtpotenzial nehmen schon ab dem 08.09.1961 alles vorweg, was im Laufe der Jahrzehnte gegenüber Computerspieler*innen vorgebracht worden ist – eskapistische Realitätsflüchte mit Suchtfaktor. Einzige Ausnahme einer 3D-Simulation ist das buchstäblich einmalige Observatorium der Oldtimer auf Impos, das die Milchstraße in beeindruckender Genauigkeit dreidimensional simulierte, bevor es bald nach der Entdeckung auch schon wieder zerstört war. Laut Perrypedia ist erst mit Heft 953 aus dem Realjahr 1979 und dem Handlungsjahr 3587 n. Chr. ein Hologramm ersterwähnt und eingesetzt worden – 18 Real- und fast 1600 Handlungsjahre nach Serienstart.

    Doch in ATLANTIS kommen Hologramme im Regierungssitz, wo Rowena bestimmmächtig ein- und ausgeht, genauso selbstverständlich vor wie in den ersten drei Omen, die vermeintlich genauso in identischer Vergangenheit angesiedelt sind. Kanonisch ärgert mich das ungemein, ist aber andererseits voll und ganz nachvollziehbar, wieso man hier – meines Erachtens – Fünfe gerade sein lässt. Denn gerade wegen obig skizzierter technischer Quantensprünge Zyklus für Zyklus, wie bezüglich Antriebe und Waffen aller Art jederzeit möglich, ist es derart wirrsinnig, diese Art astronavigatorisch und noch mehr militärisch nützliche Technik nicht auch erfunden zu haben. De facto haben die Gründer der Serie sich intergalaktische Weiten, Raumschlachten zigtausender Kampfraumer, Zeitreisen und so vieles mehr imaginieren können, nicht aber so viel alltagsnähere Technik. In unserer breiten Gegenwart sind seit AVATAR im (Heim)Kino 3D-Effekte längst möglich, wenn auch weiterhin nicht wirklich etabliert; lassen sich sogar Wärmedisplays zur taktilen Simulierung von 3D-Strukturen startuppen. Weil unsere Realität in solchen ‚Details‘ sich derart enorm weit über damalig perryversal als möglich Denkbares hinaus entwickelt hat, wäre eine 8.000 v. Chr. spielende Miniserie unfassbar anachronistisch und oldestschool, wenn sie von hyperschnellen Raumschlachten und planetaren Besiedlungen über Lichtjahrtausende hinweg berichtet, aber noch halb analog mit Lochkarten und verpixelten Röhrenbildschirmen arbeitet. Alle Neuleser*innen wären entsetzt und verstünden vermutlich gar nicht, worum es da geht, ob das Science Fiction oder Ulk sein soll. Man schreibt fürs gegenwärtige Publikum, egal wie viele altgediente Stammleser*innen darunter sind. Da bedarf es mancher Zugeständnisse. Wir kommen seit Jahrzehnten zwar nicht mehr bis zum Mond, basteln aber an Quantencomputern und Quanten-Memristoren, haben es zu 8k Bildschirmen geschafft und können mindestens per Brille selbst daheim 3D simulieren; von Virtualisierung per Gockel Glass & Co gar nicht erst zu reden. Aber von sich eingenommene arkonidische Imperialisten bedienen bloß analog-mechanische Steuerpulte, reichen Lochkarten händisch zu Verarbeitungsmodulen weiter und müssen per Schalter manuell Bild und Funk umständlich zuschalten. All das WAR Standard zu Serienbeginn, ließe sich bei aller Nostalgie aber nur noch an ein Häuflein rigorosester Minimalpuristen verkaufen.

    So kommt es zu ’narrativen Chronoferenzen‘ (analog zu physikalischen Interferenzen), wo sich innerhalb der Erzählung (=narrativ) ungleiche Zeiten überlagern, erzähltektonisch ineinander übergehen und sich gegenseitig verschieben. Da drängen intradiegetische (Wirkmächte innerhalb) und extradiegetische (Wirkmächte von außerhalb der Erzählung) ins Geschehen und beanspruchen je eigene Zeitlogiken. Wer will, kann bei Star Trek DISCOVERY nachschauen, die wirrsterweise 10 Handlungsjahre vor gründungsmythischer TOS-Serie (Raumschiff Enterprise mit Kirk, Pille und Spock) spielt, rund 50 Realjahre nach erster Star Trek-Serie mit modernsten Tricktechniken inszeniert, was mit Röhrenbildschirmen damals unzeigbar war. Dem Prinzip nach ein- und dasselbe Problem, nur um den visuellen Faktor nochmal potenziert. Bei uns hier geht es nur um angelegentliche Erwähnungen schriftlicher Art, die man sich nach Belieben vorstellen kann. Daher: bei aller unwilliger Irritation. Jaja, holographiert meinetwegen die alten analogen Zeiten, wie es narrativ passt!

    4. Das Arkonidische – eine herrschaftliche Sprache

    Nach so grundsätzlichen Überlegungen jetzt eine Randbeobachtung, die zugegeben nichts zur eigentlichen Handlung beiträgt, mir aber mit Interesse auffiel. Nachdem Rowena dem Meer entstiegen und auf Caysey getroffen war, reden beide miteinander. Und mit dem Hochmut einer privilegierten Arkonidin gegenüber einer Wilden stellt Rowena für sich fest: das Arkonidisch habe weniger Kasus als das Atlantische. Und das denkt sie, nur so kommt es bei mir an, als wäre das ein Unding und spräche gegen die Sprache der Atlanter. Noch so randständig linguistische Einschübe gibt es in der Perry Rhodan-Serie so gut wie nie, schlicht weil kein Sprachprofessor Tolkien perfektionistisch mitschreibt. Anderes steht im Vordergrund, nicht ein linguistic turn, obwohl es da spannende sprachliche Verwandtschaftsbeziehungen gäbe. Im Laufe der Zeit ist dann doch ein gewisser Duden des Arkonidischen bzw. Satron =Ark. für: Same Arkon Trona =Hört Arkon Sprechen zusammengekommen, wobei primär nur lexikalisch, also als losgelöste Vokabeln; sehr wenige Sentenzen, die wohl kaum die regulär gebräuchliche Grammatik widerspiegeln. Daher umso interessanter, wenn dann doch eine Aussage hierzu gemacht wird. Da ich kein Linguist bin, kein Arkonidisch aus dem Ärmel erfinden könnte, kann ich jetzt höchstens sprachsoziologische Ideen äußern, was weniger Kasus bedeuten. Eine schnörkellosere Sprache, die ohne viele Wenn und Aber nicht umständlich herumdekliniert, sondern mit imperial-militärischer Schnittigkeit auf den Punkt kommt. Eventuell eine grammatikalische Eigenheit dieser Zeit, die derart militärisch durch dem „Methankrieg“ bis in die Tiefenstrukturen der Gesellschaft geprägt ist. Offen bleibt allerdings, ob es sich um das Satron als Lingua Franca des Tai Ark’Tussan handelt, der Verkehrssprache als Satron-I, oder der Hofsprache der Adligen als Arkona-I. So wie Rowena auftritt und rüberkommt, zählt sie nicht zu Hofadligen, befindet sich ohnehin auch an keinem Hof, sondern bei Caysey am Strand. Gehen wir daher von Satron-I aus, das im Sprachkontakt nicht nur mit humanoiden Völkern und arkonoiden Sprechapparaten zum Einsatz kommt. Das müsste daher ohnehin ziemlich flexibel einsetz- und anwendbar sein und kann sich gar keiner schwer aussprechbaren Schnörkel zur Zierde bedienen. Dies umso mehr, da dies dem Hofadel obliegt, dieser sich durch feine Sprachunterschiede vom einfachen Volk und erst recht Kolonialarkoniden oder gar Fremdvölkern distinktiv absetzt. Der Ton macht die Sprachmusik.

    Worüber sich Rowena jedoch nicht verwundert, verwundert mich. Erst recht, da sie doch einen Logiksektor als Extrasinn hat. Ein paar Kasus weniger beim Arkonidischen bzw. mehr beim Atlantischen – schön und gut. Aber das sind doch marginalste Unterschiede, die als Ausnahme der Regel nur umso supernovaheller machen: das klingt doch erschütternd verstehbar. Wie kann das sein? Eher actionorientierte Rowena hat hier keinerlei ethnologisches Interesse. Was außer Perry Rhodan und Sichu Dorksteiger als Hinzukömmlinge aus der Zeit niemand wissen kann: das Atlantische ist eine postapokalyptische Form des Lemurischen, Lemuu, der Sprache des Volks der Lemurer, die nahezu 40.000 Jahre zuvor auf der Erde lebten, die damals noch Lemur geheißen hatte. Perry wiederum kontaktiert Caysey auf Tefrodisch, das für sie komisch klingt, aber verständlich ist. Die Tefroder als Sprechende des Tefrodisch wiederum sind lemurische Auswanderer, genauer gesagt Flüchtlinge aus der Milchstraße nach Andromeda gewesen. Mit leichten Abweichungen vom ursprünglichen Lemuu entstand das Alt-Tefroda, das sich im Weiteren zum Tefroda, wie es dann zu obig erwähnten Zeiten der Meister der Insel gesprochen wurde.

    Kurzum: wir haben hier en masse Abstammungslinien von den Lemurern als auch deshalb so genannter Ersten Menschheit, aus deren Sprache sich wiederum zahlreiche Dialekte, sodann eigenständige Sprachen entwickelten. Wenn daher sowohl Rowena – mit noch so viel Herablassung – und dann auch Perry mit ungeschulter Atlanterin Caysey gut kommunizieren können, ist das mal kein billiger Trick, kein ‚deus ex lingua‘: Es klappt, weil es muss… Das ist perryversal vielmehr sehr gut nachvollziehbar und ist entlang lemuridischer Verwandtschaften sogar sehr gut bedacht. Nur zu schade, dass trotz dieser grundsätzlichen Festlegungen und einiger rudimentärer Wortschätze keine der perryversalen Sprachen je wie das Klingonische oder Sindarin kunstversprachlicht wurde/werden konnte. Bin zwar so gar nicht sprachenbegabt, wäre dennoch nur zu interessiert! Falls das für jemanden Motivation ist…

    Es heißt immer nur, alle post-lemurischen Sprachen zeichneten sich durch Lautverschiebungen aus, ohne dass es dafür gute Beispiele gibt oder ich sie aus den kleinen Wortschätzen herauslesen könnte. So gibt es für die Atlanter*innen das mythische Wesen Vrutu, das im Alltag eine religiös orientierende Rolle spielt. Rowena wiederum kennt nur Vratu, das/der ein Mythenwesen des Arkonidischen ist. Jetzt war ich mir haluterfest sicher, dass dem so ist, Vratu eine Art Drache sein soll, finde in der Perrypedia jedoch nichts hierzu. So oder so, eine Laut- als Vokalverschiebung von u zu a hat stattgefunden, lässt sich Verwandtschaft noch durchhören. Doch während Vrutu wirklich alltags- und handlungsrelevant ist, ist Vratu nur noch Popkultur, die für Traditionalisten noch von Bedeutung sein mag.

    5. Das Talagon oder Talanis, Kontinent der Schmetterlinge

    Das Talagon – das Geheimnis schlechthin der Miniserie. Ich habe keinerlei Ahnung, was es und von wem es ist. Der Beschreibung nach ähnelt es VERDÄCHTIG einem Zellaktivator / Zellschwingungsaktivator alter Prägung: ein eiförmiges, ähnlich großes Gebilde, das am Körper getragen das tragende Lebewesen relativunsterblich macht. Inzwischen längst durch Zellaktivatorchips (ZAC) ersetzt, die am Schlüsselbein eingesetzt und weniger leicht zu entwenden sind. Aber das Talagon solle sich öffnen lassen können, wenn denn eine passende Energiesignatur zugegen sei. Das ist für einen ZA niemals vorgesehen, da wird nichts geöffnet. Demnach scheint das Talagon eher eine Kapsel als Informationsspeicher o.Ä. zu sein. Nur von wem? Etwa von dem ‚Expeditionsleiter‘ mit reichlich schlechter Laune aus Omen 4? So wie seine Wut und persönliche Motivation vor Ort geschildert wird, wurde ihm das Teil entwendet. Nur von wem das wiederum? Die Szenerie von Omen 4 gemahnt für mich an einen Raumer der Kosmokraten, an eine Kobaltblaue Walze – mit eines der allermächtigsten Schiffe im Universum Oo Damit würde man aber ganz ins oberste Regal perryversaler Kosmologie greifen, um die Erzählung zu fundieren. So wichtig war Atlantis und das Geschehen dort, dass sich höchste Wesenheiten einfinden? Denn ein Auftrag wiederum höherer Herren hat den zornigen Talagon-Sucher dorthin entsendet. Rätselhaft!

    Und Perry erwähnt DIE Assoziation, die bei Talagon plus Atlantis aufkommt: Talanis, die Insel der Schmetterlinge. Doch damit führte die Spur unendlich weit zurück, bis in die frühe Zeit der Superintelligenz ES im 18. Jahrmillion Before Present! Ich hatte letzte Mal zwar wildwüst spekuliert, ob nicht etwa Tonth, der Atlan überhaupt erst ins Larsaf-System rief, alles auslösender Sendbote von ES sein könnte. So wenig es auch nur Indizien hierfür gibt – Sherlock Holmes wäre entsetzt 😀 -, könnten die Verstrickungen in ATLANTIS Jahrmillionen umspannen. Fakt ist, dass Gegenwarts-Atlan das Talagon erkannt und Perry zu seiner Zurückbringung beauftragt hat. Das könnte er nicht, wüsste er nicht um es. Daher nehme ich an, dass alle Wege weiterer Handlung zu Atlan führen, der es entgegennehmen muss. Nur darf er das weder von Perry noch Sichu ausgehändigt bekommen, da er mit fotografischem Gedächtnis und triggernden Extrasinn sich sonst 2040 n. Chr. an Perry hätte erinnern müssen, als sie sich begegneten. Zeitparadoxa, diese verfluchten!

    6. Die homodiegetischen Damen

    In Sie-Perspektive erfahren wir von den beiden homodiegetischen, handelnden Figuren, die für Perry und Sichu von großer Wichtigkeit sind. Für Caysey fürchte ich aber, dass sie figürliches Mittel zum Zweck bleibt, auf Zeit wichtig ist, um als mutmaßliche Empathin, ggf. sogar Telepathin zugunsten Rhodans einzugreifen. Sie kann gleich einem Orakel Vor-Wissen erlangen, dass sich die zeitgestrandeten zu Nutze machen können. Ihre Rolle wird so beschrieben:

    Aus einem Stamm von Menschen, die auf dem Kontinent Atlantis siedeln, kommt Caysey. Die mutige junge Frau wird nicht unbedingt aus freiem Willen in die Geschehnisse hineingezogen. Als jemand, der buchstäblich aus der Steinzeit kommt, muss sie sich mit moderner Technik, mit Robotern und Raumschiffen etwa, auseinandersetzen …Drei weibliche Hauptfiguren

    Vielleicht täusche ich mich aber auch. So ist ihre Schwangerschaft zum Beispiel auffallend exponiert, erst recht wie leichtfüßig sie sich trotzdem durchs Gelände bewegt. Was für ein Kind das wohl wird? Und von wem?

    Demgegenüber Rowena, die mir schon qua Rolle und potenziellen Kompetenzen – wenn sie denn mal emotionsärmer auf ihren Extrasinn hören würde – wesentlicher erscheint. Sie ist es, die das mysteriöse Talagon ‚entsorgen sollte – wer auch immer ihr den Auftrag gab und wieso sie sich nicht nachhaltiger darüber wundert, wo sie kurzzeitig jenseits der ‚Zeittür‘ gelandet war. Für wen sie da die Entsorgerin gespielt hat, dürfte noch entscheidend werden. Ich vermute, dieser abgelegen hausende, als verrückt beschriebene Wissenschaftler wird da seinerseits maßgeblicher Mittler sein. Ihre Rolle wird im Übrigen so skizziert:

    Ein ganz neuer Charakter ist Rowena. Die Arkonidin, über die man anfangs nichts weiß, erweist sich schnell als die Person, die alle weiteren Ereignisse auslöst. Von Perry Rhodan wird sie als Gegnerin betrachtet, weil sie sich auch so verhält – aber welche Gründe bewegen Rowena eigentlich, den Terraner so erbarmungslos zu jagen?Ebenda

    Doch anderes finde ich vorerst interessanter: sie kann ein- und ausgehen beim lokalen Gouverneur, der nicht Atlan ist, dem sie als schweigsame graue Eminenz aber manipulativ zu lenken versteht. Offensichtlich, weil er ein gieriger Lüstling ist, den sie schamlos lockt, was für einen Typen wie ihn schon zu reichen scheint. Dass sie wiederum Extrasinn-Trägerin ist, zeichnet sie als arkonidische Elite aus, da größtenteils nur „reine Arkoniden“ aus hohen Adelshäusern sich die Prozedur leisten können. Dass sie dann jedoch nicht in hohem, offiziellem Rang und auch noch abseits von allem tätig ist, fällt auf. Am Wichtigsten aber ihr beiläufiger Gedanke, dass sie vor 20 Jahren in Diensten und auf der Seite von Orbanaschol gestanden habe. Orbanaschol, seines Zeichens der Dritte seines Namens, Imperator über das Tai Ark’Tussan von 8040 bis 8020 v. Chr., Usurpator, Mörder seines Halbbruders, der als Gonozal VII. Vater von Atlan gewesen ist!!! Davon erzählt der Atlan-Zyklus: Der Held von Arkon, den es als die Jugendabenteuer auch in Buchform der Blaubände gibt. Sie erzählen davon, wie der kleine Atlan gerettet werden kann und als junger Mann die Rückeroberung des Throns erzwingt. Einen Thron, den er dann seinem Oheim anvertraut, der als Gonozal VII. weiterregiert, während Atlan Kristallprinz bleibt und Flottenadmiral wird. In dieser Konstellation gelangt Atlan nach Larsaf, etwa 20 Jahre nach der Niederschlagung der Usurpation. Und jetzt ist eine Putschistin wider Atlans Vater quasi ‚am Hofe des Kristallprinzen‘, auf dessen höchst eigener Insel-Welt??? Allein das ist schon auserzählenswert genug. Doch sie ist dann noch zutiefst verwickelt in die Causa Talagon, worauf eines der Omen auch nochmal explizit hinweist. Als gäbe es da eine Verschwörung, Machenschaften, die in Atlans Rücken (oder ggf. während seiner Abwesenheit von Larsaf?) gesponnen werden. Ob Doppelgänger oder nicht, dass sie freimütig auf Atlan schießt, ihn der Beschreibung nach tödlich verletzt, scheint so unmöglich nicht.

    7. Ein erstes Fazit von Zwölfen

    Längste Rede, trotzdem ein Sinn. Wie finde ich es denn jetzt? Gut! Ein assoziationsprallgefüllter Erstling, in dem man schon fast zu viel zu entdecken GLAUBT, was auch Spuren in Zeitraumfallen sein könnten;-) Zeitweise dachte ich beim Lesen, wir wären in einem Paralleluniversum, vor allem die ersten drei Omen danach klangen. Atlan tot?? Gefallen im Methankrieg? Kann nicht sein! Pure Propaganda oder Stille Post in den Nebeln des Krieges, wo jemand ggf. nur zu gerne glauben will, dass dem so sei. Doch der Flottenadmiral kommt vor, so viel ist geklärt. Wer die ‚Talagonisten‘ rund um Rowena sind, erahne ich nur vage anhand der Erwähnung von Orbanaschol. Sich rächende Rache, eine Halbbruderfehde über den Tod hinaus, als wären wir in einer isländischen Saga. Und wer da Larsaf III. anfliegt – rätselhaft. Gespottet habe ich in der Handlungszusammenfassung ja schon, dass es doch arg wie eine Rollenspiel-Quest anmutet, wo man purzelbäumig in die Handlung stürzt, um vor Ort – Atlantis – vorerst lang- und umwegig herumzulaufen in der Hoffnung auf weiterhelfende Questfiguren. Doch wie anders machen? Agatha Christie gleich alles in einem Raum / Gebäude stattfinden lassen? Denkbar gewiss – nur dann hätten wir die Unterseekuppel nie verlassen brauchen, die sich dafür optimal angeboten hätte. Questhelfer halten sicher zahlreich Domizil in der Festung Arkonis, wie Lucy Guths Erstbeitrag zur Serie in schöner Reminiszenz lautet. Doch inwieweit ist Arkonis, die atlantische Hauptstadt der Arkoniden eine Festung? Festung zum Schutz, zur Verteidigung und zum Abhalten von wem? Ein paar edlen Wilden der Entwicklungsstufe A-3, bloßen „unterentwickelten Kreaturen“? Wohl kaum. Ich bin gespannt wie ein Zen-Bogen…

    Epilog: Weitere Hintergründe – eine allererste Spur

    Folgendes zugegeben nicht mehr präsent gehabt, falls ich es je so bewusst erlesen hatte. Aber Atlantis wurde nicht in vielzitiertem Heftroman 60 Festung Atlantis ersterwähnt, sondern hatte einen Vorgriff bereits im Heftroman
    Die Venusbasis: „Sie erreichten die Venus und stießen auf ein Geheimnis, das älter als die Menschheit war…“ Zur Handlung: nachdem erste außerirdische Gegner (Fantans, Individualverformer) abgewehrt werden konnten, nahm „die Eroberung des Alls“ Fahrt auf, der erste Flug der Menschheit über die Mondbahn hinaus gen Venus stand an. Dort jedoch unverhofft von einer „Venusbasis“ und vermeintlichen lebenden Gegnern zur Landung gezwungen, kämpfen sich Rhodan und BegleiterInnen bis zum Stützpunkt vor, der sich als Standort der Venuspositronik und ihrer exekutiven Roboter erweist: „Der »Kommandant« – Seit 10.000 Jahren erfüllt er seine Pflicht, ohne müde zu werden.“ Wie es gut bestromte Technik zu tun pflegt;-) Und sobald die „Venusbasis“ eingenommen werden konnte, der Mensch Rhodan statt des Arkoniden Crest als Kommandant Anerkennung gefunden hatte, erfahren die staunenden Menschen und irritierten Arkoniden die Geschichte dieser arkonidischen Hinterlassenschaft:

    „Dieser Stützpunkt“, begann Crest, „ist nach Ihrer Zeitrechnung etwa zehntausend Jahre alt. Nach der Geschichte des Galaktischen Imperiums stammt er aus der Periode der ersten Kolonisation. Die Kolonistenflotte, die sich auf diesem Planeten niederließ, hatte ursprünglich ein anderes Ziel. Sie unterbrach ihren Flug, weil den Kolonisten der dritte Planet dieses Systems ein erstrebenswerterer Hafen zu sein schien als die Welt, die man ihnen nach den arkonidischen Sternkarten zum Ziel bestimmt hatte. Da sich jedoch beim Anflug herausstellte, daß der dritte Planet – Ihre Erde! bewohnt war, landete die Flotte zunächst auf der Venus und bereitete die Besiedlung der Erde von dieser Welt aus vor. Dabei entstand, gewissermaßen als Ausweichstation, die Festung, in deren Innerem wir uns jetzt aufhalten. Die Arkoniden – die Chronik spricht von zweihunderttausend – besiedelten auf der Erde einen Kontinent, den es nach meinem Wissen heutzutage nicht mehr gibt. Er bildete damals, vor zehntausend Jahren, den Überrest eine Landbrücke zwischen den afrikanisch-europäischen und den amerikanischen Landmassen. Das Kolonistenreich war jedoch nur von kurzer Dauer. Sie werden sich über die Ursachen der Katastrophe, die das Reich vernichtete und die gesamte Erde in Mitleidenschaft zog, später in Einzelheiten informieren können. Auf jeden Fall entgingen nur fünf Prozent der Arkoniden der Katastrophe und kehrten zur Venus zurück. Sie berichteten über einen Angriff Unsichtbarer. Es ist klar, daß sie damit nur persönliches Versagen entschuldigen wollten. Damals verfügte der Venusstützpunkt noch über eine halbe Flotte raumtüchtiger Fahrzeuge – raumtüchtig in dem Sinn, daß die Schiffe fast ohne Zeitverlust jede beliebige Entfernung zurücklegen konnten. […]Crests Erklärungen Rhodan und Co gegenüber in PR0008 Die Venusbasis von Kurt Mahr

    Genauer gesagt, zitiert nach Silberband 002, der Hardcover-Buchzusammenfassung der Heftromanserie mit angelegentlichen Anpassungen. Denn im originalen Heftroman sowie der regulären ebook-Version (der sog. 6. Auflage) waren diese beiden Sätze NICHT schon enthalten: „Sie berichteten über einen Angriff Unsichtbarer. Es ist klar, daß sie damit nur persönliches Versagen entschuldigen wollten. “ Im Wissen um Atlans Erinnerungen an interplanetare Raumschlachten mit den Druuf aus vielzitierter Nr. 60 Festung Atlantis ist dieses Foreshadowing für SiBa-Leser*innen eingefügt worden, wovon man zur Realzeit des zugrunde liegenden Heftromans noch nichts wusste. So hat man mitunter Kreise geschlossen, die ursprünglich offener angelegt waren.

    So oder so faszinierend, dass und wie Exposé-haft präzise schon stolze zweiundfünfzig Hefte und ergo exakt ein Realjahr zuvor der Mythos bereits in die Serie noch überlesbar eingeflochten worden ist. Damaliger Kommandant arkonidischer Kolonisierungsbemühungen, Atlan, noch ungenannt; der Rest ist in dieser Kürze präzise angelegt. Umso verwirrender für mich, dass ich es nicht präsent hatte, hierhin nicht meine erste Assoziation (unbetreut) führte, da ich SiBa002 schon mehrfach hörte; außerdem Rhodan auf Crests Bericht hin Atlantis für sich doch noch beim Namen nennt:

    Rhodan war von dem Bericht als solchem weniger beeindruckt. Was ihn ruhig und beinahe andächtig machte, war die Tatsache, daß hier – aus den Überlieferungen einer außerirdischen Intelligenz – zum erstenmal ein Hinweis auf die Existenz des sagenhaften Reiches ATLANTIS auftauchte. Nicht anders, glaubte Rhodan, konnte der Bericht über das Kolonistenreich auf dem Erdteil zwischen Europa-Afrika und Amerika verstanden werden. Ein Lächeln lief über Rhodans Gesicht, als er daran dachte, daß die Arkoniden, die der Zufall vor einem Jahr hatte auf dem Mond landen lassen, jetzt offenbar nicht nur für die irdische Technik ein unschätzbarer Gewinn waren, sondern ebensosehr für die Geschichtswissenschaft, insofern, als sie mit ihren eigenen Aufzeichnungen in der Lage waren, eines der am wenigsten beleuchteten Gebiete der Menschheitsgeschichte – das Reich ATLANTIS und die Vorgänge während der Sintflut – so aufzuhellen, daß alles sichtbar wurde. Rhodan nach Heftroman 0008 bzw. Silberband 002

    Kann meinen Lapsus nur so erklären, dass ich mich vor allem beim Ersthören noch so überhaupt gar nicht für Atlantis als Mythos interessierte und trotz Atlans Bericht (Nr. 60 und 70) sodann auch keine inneren, halb so bewegten Bezüge herstellte wie Rhodan, durch den für uns all das doch schon vorgedacht worden war. Umso netter, immer noch „Neues“, gerade wenn es schon dermaßen 61 Jahre alt ist, zu entdecken (wie Kolumbus Amerika, nachdem es seit jahrzehntausenden längst bewohnt war).