Hallo Mitwelt!
The story goes on and ever on… ATLANTIS 05 heute mit weitreichenden, tiefschürfenden Enthüllungen, richtungsweisend, Ich-Du-graphisch sowie mit einer galaktozidalen Metaebene, um die es überbaulich geht. Die Handlung verdichtet sich zuhörends mit Altgeschriebenem. Doch lese UNVERKNAPPT (*HUST*) selbst!
Inhaltsverzeichnis
Michelle Stern – ATLANTIS 05 „Die Kralasenin: Ein Terraner in Gefangenschaft – er stellt sich seiner erbitterten Feindin“
Im fünften Band gibt sich eine Autorin die Ehre, die sonst für die wöchentliche PERRY RHODAN-Serie schreibt: Michelle Stern stellt in diesem Roman eine ungewöhnliche Arkonidin vor.
Sie erzählt in »Die Kralasenin« die Herkunftsgeschichte von Perry Rhodans aktueller Gegenspielerin. Wer ist die mysteriöse Rowena, die am Anfang der Atlantis-Geschichte steht? In welcher Beziehung steht sie zu Atlan, und warum jagt sie Rhodan so unerbittlich?„Michelle Stern und ‚Die Kralasenin'“ auf der PERRY RHODAN-Homepage
Der Roman selbst geht in die Tiefe des Arkon-Imperiums; man erfährt mehr über die titelgebende Kralasenin und ihre Herkunft, und man versteht, warum sie und Atlan sich so gut verstehen. Aber natürlich geht es auch um die aktuelle Situation, in der sich Perry Rhodan, Sichu Dorksteiger und Caysey – die drei sind ja gemeinsam unterwegs – derzeit befinden. Das gibt durch die Perspektivwechsel eine abwechslungsreiche Handlung, die sich wunderbar in die bisherige Story unserer Miniserie einordnet …KNF auf seinem Blog zu ATLANTIS 05 „Die Kralasenin“
Maahks-Welt Galkorrax: Das Trio atlantis wird von Atlan kurzerhand zur Exekution freigegeben! Doch Rowena kann mit Verweis auf deren Wissen rund um das Talagon erfolgreich intervenieren, denn man orte es auf der LT4. Das scharfe Verhör alleine durchzuführen, konnte sie jedoch nicht durchsetzen. Atlans Flaggschiffkommandant der TOSOMA und alter Freund Tarts soll sich auf Atlans Befehl beteiligen.
Dieser kümmert sich nicht zielführend um die beiden Damen, derweil Rowena separiert festgesetzten Perry alleine sprechen kann. Dieser ‚beredet‘ sie so gekonnt, dass sie ihm zuerst ihre Lebensgeschichte erzählt, bevor er seine Herkunft offenbaren soll: im Strudel der Usurpation Orbanaschols III. 8040 v. Chr., der Atlans Vater Imperator Gonozal VII. zum Opfer fiel, folgte eine weitere „Säuberung“ gegen den Khasurn der Gonozal. Rowenas Eltern wurden exekutiert, diese konnte als Baby von ihrem Leibwächter Konoth gerettet und fern von Arkon aufgezogen werden. In Dagor-Techniken und dem psimystischen Zhy unterwiesen, wollte jungerwachsene Rowena der für sie bedrückenden Enge jedoch durch eine „Zwangsehe“ entkommen, die im Sinne Orbanaschols III. mit ihm genehmen Khasurn arrangiert ist. Obwohl ihr Gatte in spe sie mit Minne umgarnte, fühlte sie sich abgestoßen und trickste beim „Kristalledikt“ (Ehevertrag), indem sie ihn einer Nichtehe zustimmen lässt. Von da an hatte sie einen Feind fürs Leben.
Dennoch wurde sie weiters als Kralasenen-Azubi zugelassen, nachdem sie vor Orbanaschol erniedrigend ehrerbietig niederkniete. Sie musste die elitäre Ausbildung zum „Bluthund des Imperators“ aber familiennamenlos bestreiten – eine soziale Degradierung und Demütigung sondergleichen. Sie bestand aber alle Prüfungen und Hürden, entging einer Vergewaltigung ihres rachesüchtigen ‚Freiers‘ und bekam sogar im Zuge der Ark Summia ihren Extrasinn freigeschaltet. Als es gegen Atlans Rebellenarmee zum Showdown auf Arkon I im Kristallpalast kam, verdichtete es sich zum Duell, in das Rowena zugunsten Atlans eingriff. Auf dessen Seite konnte sie sich nach Obsieg des Kristallprinzen schlagen, dem sie als einzig verbliebenes Familienmitglied zutiefst treu ist.
Bevor Perry Rowena in seine zeitreisenden Verstrickungen einweiht, erfährt er von ihr noch, wieso Atlan mit Maahks inmitten des Methankrieges paktiert: diese hätten mit dem Talagon eine ultimative Vernichtungswaffe „gefunden“, mit der sie die Arkoniden ausrotten könnten, jedoch auch Zigmilliarden Maahks sterben würden. Zwar nicht in der Lage oder willens, wider Befehle zu handeln, wollte der Maahk Geektor das dennoch vermeiden und sponn Atlan ins Komplott ein, das Talagon zu vernichten – notwendig nur in einem Schwarzen Loch und unter Aufbietung eines Opfers, da nur ein Lebewesen das bewerkstelligen könne. Das will und kann Rowena nicht zulassen, dass Atlan dieses Opfer für sein Volk wird, weshalb sie wiederum wider seine Befehle eingegriffen und das Talagon zu entsorgen versucht hat.
In der Handlungsgegenwart (30.03.8005v.Chr.) konspirieren nun Rowena und das Trio atlantis, um an das von Caysey irgendwo an Bord der BEST HOPE versteckte Talagon zu gelangen, um es nun aber wirklich zu vernichten. Doch ihre Aktion bleibt nicht unerkannt, sie werden kurz vor dem Ziel aufgegriffen …
Das letzte Mal war mit Olaf Brill ein altgedienter Veteran miniserialis am Griffel, der schon in zwei Dritteln der Miniserien mit elf Heftromanen beitrug – mit noch mehr in spe. Dieses Mal hat sich das Blatt gewendet: Michelle Stern als zweite atlantisch beitragende Autorin, hat mit „Die Kralasenin“ das wahrlich und echt erste Mal ihre Hand in die Schreibmühle einer Miniserie gelegt. Trotz achtfacher Chance hierzu hat sie erst jetzt den Weg in die skriptoralen Minikosmen von Perry Rhodan gefunden.
Das wohl auch, weil sie auch so schon gut zu tun hatte, denn: Michelle Stern, die als Frankfurterin von letzter Mittwochnacht an anhaltend ggf. vielleicht aus dem Feiern nicht mehr rauskommen dürfte, ist ihres Zeichens Stammautorin, griffelnder Bestandteil des Autorenteams der Erstauflage. Sie ist, mit anderen Worten, Inte-Grals-Hüterin im Olymp der schreibenden Perry-Zunft! Berufen durch die Entität KNF ist sie seit November 2013 dabei, wo sie mit 2727 „Am Gravo-Abgrund“ debütierte und Nr. 2728 sogleich von sich folgen ließ. Gute Erinnerungen an beide Romane! Seither – es geht mit schneller Hand und strammer Schreibe auf Heft Dreitausendzweihundert zu – hat sie siebenundfünfzigmal zum schriftlichen Fundament und Sockel des Perryversums beigetragen – Weiteres in Mache. Nebenher, was so nicht stimmt, ist sie noch unser aller LKS-Tante, kontinuierliche Betreuerin der jedheftigen LKS-Seite, wo mehrseitig Fans und Freunde mit ihren Zuschriften veröffentlicht und von MS resonant kommentiert werden. Jedheftig? Zugegeben, wenn manch Autor – keine Namen! – sich übernimmt und an Griffelsucht erkrankt ist, nicht aufzuhören oder zu kürzen vermag, muss die (meist dreiseitige) LKS-Seite ihrerseits gekürzt oder gar gestrichen werden. [Nur gut, dass es hier sowas nicht gibt! 😛 ] Von solchen verschriebenen Malheurs abgesehen, ist Michelle Stern als LKS-Tante Gestalterin des Johari-Fensters von den sowie zu den Fans – there and back again, deren wohl- oder misswollende Kommentierungen, Ideen, Vorschläge und Anregungen so ins Lesefenster fortzuführender Diskussionen gestellt werden. Wichtig! Ihre Beobachtung zur aktuellen Rückmeldungslage speziell bzgl. ATLANTIS:
Leider gibt es so wenige. Allgemein gibt es seit Kriegsausbruch in der Ukraine gefühlt weniger Rückmeldungen. Ob das aber wirklich ein Zusammenhang besteht, weiß ich nicht. Die Rückmeldungen, die eintrudeln, sind positiv mit kritischen Einschlägen.Michelle Stern im PROC-Interview zu ihrem ATLANTIS-Heftbeitrag
O und der anscheinend ernsthafte Grund, wieso sie jetzt erst eingestiegen ist – auf die Frage hin, ob sie etwa knapp bei Kasse gewesen sei:
Nein, eher umgekehrt. Es geht mir so gut, dass ich mir auch einen nicht so gut bezahlten Auftrag leisten kann. Das erlaubt mir etwas zu tun, was mir Freude macht. Natürlich wäre es schön, wenn das finanziell mehr gewürdigt werden könnte. Wenn Mini-Serien besser bezahlt werden würden, würde ich noch lieber mitmachen.Michelle Stern ebenda
Und ob sie sich für die ganze Handlung interessiere oder das Manuskript nur so runterschreibe, fragt RRR gestreng ab:
Mich interessiert die ganze Handlung, allerdings sehe ich das Projekt für mich nach dem Schreiben auch als abgeschlossen an. Ich höre mir in Ruhe die Hörbücher an und werde sie genießen.MS ebenda
Offen und ehrlich!
Die Handlungszeit, sie ist nun klar und deutlich fixiert: dieses Heft spielt am 30. März des Jahres 8005 vor Christus. Die Genauigkeit des Datums, einem Kapitel vorangestellt, irritiert etwas, weil es zuvor diesbezüglich vage geblieben war. Schon in Heft 01 assoziierte (=wusste) Perry, dass es das Jahr 8005 v. Chr. sein müsse, was mir da noch zu unklar war. In der Annahme, da sei Atlan just aus dem Larsaf-System ins heiße kriegsgeschehen abgeflogen, aus dem er erst zwei Jahre später zurückkehren würde, hielte ich zeitlich das Jahr 8003v. Chr. genauso für realistisch.
Im ersten PROC-Interview erwähnte Expotarch BCH den PIN-Code 8005 jedoch auch, womit das im Grunde schon fix war. Nun aber die Präzisierung, die so nicht weiter aus der Handlung hervorgeht. Klar, wenn Perry auch nur einmal – Zeit genug dafür hatte er – ein arkonidisches Datum zu Gesicht bekommen hat, hat er das dank Wissen um die arkonidische Zeitrechnung flugs umrechnen können. Davon hörten wir so explizit bisher nichts. Nun gut – jetzt schon. D.h. auch, Atlans offizielle Rückkehr nach Atlantis ist immer noch gut anderthalb bis zwei Jahre hinkünftig. Wir sind inmitten eines so gut wie völlig unbeschriebenen Zeitfensters, das sich BCH schamlos zunutze gemacht hat:-) Bin gespannt, wie viel Handlungszeit wir hier noch verbringen – erst recht WANN wir mit Perry zeitzurück finden werden… Und wie, wo der Schrank durch die Zeit geschlossen ist.
Umso erstaunlicher, dass ich ausgerechnet just den Beitrag einer so schreibfuchsig erfahrenen Autorin derart erstmals erzählperspektivisch und stilistisch kritisiere. Bis dato war ich mit ATLANTIS lesbar zufrieden, habe en masse an Assoziationspunkten ausgemacht und mich an vielerlei Detailschichten erfreut. Davon gibt es auch in diesem Heft genug – s.u. -, aber:…
Exkurs: individuelle Biografien inmitten kosmischer Weiten
Das Perryversum ist groß und die Handlung wird gerne kosmisch – unendliche Weiten, die sich da auftun und kosmologisch tiefer und tiefer gründen. Inmitten solcher sense of wonder-Verheißungen des Allergrößten treffen mich „biografische Heftromane“ zumeist auf völlig falschem Fuß. Man blickt in die Unendlichkeit von Raum und Zeit, ringt mit höheren und höchsten Mächten, sieht sich universellen Kräften ausgesetzt, um dann in endloser räsonierender Ausführlichkeit von den letztlich nichts als „menschlichen, allzu menschlichen“ Wehleidigkeiten und bedürfnisüberfrachteten Larmoyanzen dahergelaufener, versprengter unteilbar Unterworfener (=individueller Subjekte) lesen zu müssen. Ein bisschen aua hier, ein wenig Liebe dort und irgendwas hat auch nicht geklappt.
Das war jetzt ziemlich gemein formuliert, aber die Faustformel dahinter stimmt für mich schon: je weitreichender und tiefgründiger die Handlung des Zyklus in die Weiten des Perryversums hinausschreitet, desto fehlplatzierter erscheinen mir die nanoskopischen Beschränktheiten biografierender Dampfplauderer. Es geht ums Ganze, das Wohl und Weh ganzer Völker, Galaxien, woraufhin weniger als ein Sandkorn am Strand von nichts anderem als sich erzählt.
Das ist meine Irritation bezüglich des Settings, in dem es zu Biografien kommt. Auch und meist noch viel mehr erbost mich die dargebotene Erzählweise, die mir gar zu künstlich in aller Regel erscheint: inmitten mitreißender Handlung, die gipfelstürmt, wo es zutiefste Rätsel wundersam aufzulösen gilt, setzen wir uns für meist – immerhin nur – ein Heft in „die Oase der Redseligkeit“, wo unseren Helden – nie nur, aber schon sehr gerne Perry himself – die Lebensgeschichte gepredigt wird. Das aber nicht so, wie ich dir oder du mir einen Schwenk aus dem Leben erzähltest, sondern als wäre das Leben – in narrativ nur zu passenden Ausschnitten – wie in 3D Hologrammen dokumentiert. Die Erzählweise ist meist so, als wären wir mitten drin statt nur dabei, als wären wir in die Aufnahmen des Lebens hineingezogen, schauten einen gut produzierten Film. Manch Unterform gibt es, wo
- nur im Pro- und Epilog der Zugetextete Atem holen und erste Gedanken zum Vernommenen auf Papier bringen darf (auf die sich die Leserschaft spekulationskaskadierend stürzt), dazwischen pausenlos in ausgesuchten Episoden das Leben von der Wiege bis zur Bahre ungefragt präsentiert wird;
- ähnlich wie im hiesigen Roman zwischen den biografischen Episoden Pausen zum Durchatmen eingefügt sind, in denen erste Gedanken oder gar Rückfragen geäußert werden (dürfen);
- oder ziemlich am Schlimmsten die Erzählung erfolgt, während es eigentlich gar keine Zeit zum Erzählen gibt. Weil man bspw. inmitten einer Hetzjagd ist und Erzähler*in und Zuhörer*in das Jagdvieh. Alternativ nimmt man sich auch die Zeit, während man belagert oder sonstwie zur Untätigkeit verdammt an einem Ort hockt. Das wäre ja okay, Dampf ablassen, nur dass auch dann die Erzählung nicht so formuliert wird, als wäre die Erzählperson gerade in Gefahr und von der Umgebung überwältigt.
Inkurs: zurück zu „Die Kralasenin“
Hier kommt Variante zwo zum Tragen, wobei das Setting Gefangenenbefragung wenigstens die Zeit lässt hierfür. Dennoch finde ich ganz fürchterlich, dass Rowenas Biografie von ihr in dritter Person, in Sie-Perspektive geschildert wird. Sie sitzt Perry gegenüber, der sie hierzu aufgefordert hat, um bekommt dann von der Arkonidin den Worten nach zwar eine Erzählung geboten, dem Erzählstil nach aber einen Bericht, als wäre sie nur halb beteiligt. Das kontrastiert umso schräger (für mich), da mehrere der Zwischenspiele und finales Kapitel auch aus Rowenas Sicht sind, jedoch in Ich-Perspektive! Das ist für mich genau falsch herum!
Erklären und nachvollziehen kann ich das zwar, mag es trotzdem so gar nicht. Die Ich-Perspektive fungiert hier genau dafür, wofür sie m.E. gedacht ist, worin ihre Stärken liegen: mitziehen, uns an die Seite der Ich-Person katapultieren, mit der wir uns sogleich persönlich verbunden fühlen, da wir ach so sehr in ihre Gedankenwelt eintauchen und quasi durch ihre Augen mitmachen. Und besagte Interludien und letztes Kapitel stehen ja auch mehrfach Spitz auf Knopf, ob Rowena Perry oder/und Caysey erschießt bzw. ob sie es inmitten feindlicher Station unbehelligt bis zur BEST HOPE schaffen. Die biografische Sie-Perspektive schafft wiederum Distanz, die formal freilich angesichts von 15 und noch viel mehr Jahren durchaus passend ist. Erst recht, da Rowena im Laufe dieser Zeit mehrere richtungsweisende Statuspassagen durchlaufen hat und am Ende einer jeden biografische Quantensprünge gemacht hat. Die Gegenwarts-Rowena, mit der Perry redet bzw. ihr zuhört, blickt auf buchstäblich alteregos von sich (mit der Wortspiel-Betonung auf Alter), die vergangen sind, mit der sie gefühlsmäßig nichts mehr zu tun hat. Zeiten, die sie überwunden hat, nachdem sie nicht nur die politische Seite wechselte, sondern nach langer Freiheitssuche erst an Atlans Seite ihren Platz gefunden hat. Allein ihr Leben vor Aktivierung des Extrasinns (und eigentlich auch eines fotografischen Gedächtnisses) muss erlebens- und erfahrungsgemäß für sie ein so derart anderes sein, als wäre es von einer Fremden, von der sie nur einen eindrücklichen 3D-Holofilm verfolgt hat. Demnach ist eine auf Distanz gehende Sie-Perspektive schon stilistisch gut durchdacht. ABER TROTZDEM DERART KÜNSTLICH, wenn Rowena Perry gegenübersitzt und von sich und keiner dritten Person redet. Ich bleibe perryversalen Biografien weiterhin auf Kriegsfuß – sorry.
Eine gute Frage. Ich sehe es weniger als Biografie. Mich interessiert die Psychologie und wie Menschen oft genau das in ihr Leben ziehen, was sie fürchten oder ablehnen. Rowena will Unabhängigkeit und ein freies Leben. Sie hat Angst davor, ewig eine Gejagte oder Abhängige zu sein. Doch ihr handeln macht sie lange Zeit genau dazu. Auch die Darstellung einer Figur, die mit Sexualität wenig anfangen kann, fand ich interessant.MS ebenda – vom Blogautor erst nach seinen folgenden Worten gelesen
Trotz dieser grundsätzlichen Skepsis gegenüber individualisierter inmitten großrahmiger Erzählung war Rowenas Lebensgeschichte – in sehr selektiven Ausschnitten – prallvoll mit Informationen zu ihrer Person. Gleichzeitig aber auch zu arkonidischen Verhältnissen rund um die Usurpation Orbanaschols. Am Interessantesten, was mehrfach angesprochen wurde, wie in vielerlei Aspekten ihr Leben parallel zu dem Atlans verlaufen ist. Im Strudel der Usurpation von Arkon I geflohen und im Exil unter wohlwollender Aufsicht Konots (Konoths?) angeleitet, wächst sie entwurzelt auf. Klein-Atlan war seinerseits vom Bauchaufschneider seines Vaters Fartuloon gerettet und auf über 25.000 Lichtjahre von Arkon gelegenem Gortavor aufgezogen worden.
Doch statt dann wie Atlan in die Rebellion zu gehen, scheint sie der dunklen Seite der Macht zuzuneigen oder sie zumindest opportunistisch zu unterstützen. Erinnert ein wenig an die dritte Star Wars-Trilogie, nur dass die Rollen vertauscht sind, Rowena nicht wie Ray „dem Guten“ nachstrebt, sondern vermeintlichen Freiheiten wegen dem Sith-Lord-Äquivalent Orbanaschol und seinem Schergen Sofgart dienstbar wird.
Bis es dann zur fokussierten Verdichtung sich zuspitzender Handlung kommt, dem Duell zwischen Atlan als siegreichen Rebellen im Triumph über Orbanaschol und dem irrläufigen Beinahe-Gatten Rowenas. Auch recht starwarsig, auch wenn es nur Dagor-, keine Lichtschwerter gab. Durch ihr beherztes Eingreifen wider alle ‚Kameraden‘ gewinnt sie Atlan für sich und es kommt zu einer zwiefältigen Ich-Du-Verbundenheit (WDR5-PhiloRadio über Martin Buber und sein Hauptwerk „Ich und Du“, abrufbar bis 02.05.2023). Als Elternlose in biografischer Verlaufskurve leidvoll seelenverwandt, kompensiert offenkundig vor allem Rowena nachholend das Gefühl verlorener / nie gehabter Familie, indem sie in platonischer Liebe als Leibwächterin Atlans auftritt. Und das mit aller Vehemenz und ohne Kompromisse – latent überkompensierend.
Das ist alles sehr interessant, aber doch in erster Linie reaktiv und suchend, lange Zeit mehr ziellos als wirklich orientiert. Sie will Freiheit, weil sie die abgeschiedene Einsamkeit am Rande des Imperiums nicht länger aushält, als bedrückend, wie abgekapselt empfindet. Naiv vermeint sie, Freiheit von diesen Ketten der Einsamkeit in einer „Zwangsehe“ finden zu können – Hauptsache, sie kommt weg von dort. Doch als ihr minnevolle Liebe verheißt wird, prallt sie von dieser ab wie eine Rakete in falschem Winkel von der planetaren Atmosphäre. Auch und selbst Liebe, die unerwidert dann in reaktiven Hass umkippt, ist für sie einengend, zu viel des Guten, Zwang auf ganz andere Art und Weise.
Auch, weil sie schlicht nicht an aufdringlichen Körperkontakten interessiert ist – weder vom Ehemänneken in spe noch selbst in Form eines Abschiedskusses von allerbester Freundin Ilora. Sprich: Rowena ist asexuell! So nicht expliziert, dem Verhalten nach aber durch und durch genau das. Schön, aber erstaunlich, es just bei Perry Rhodan zu lesen. Egal in welcher Teilserie, das Perryversum ist in seiner verschriftlichten Form keine Lustgrube, kein Hort romantischer Sentimentalitäten, kein Papierbett ausgelebter Wolllüste. Es geht sexlos zu, bleibt sittsam, höchstens mal in Andeutung des noch Kommenden. Größte Ausnahme noch Atlan höchst selbst, ausgerechnet dem sie sich nun – sittsam – zu Füßen wirft. Gerüchte besagen, die Hälfte der Menschheit stamme von Atlan ab, nachdem er einmal auf Erden gestrandet war und als „einsamer Mann“ die Tage – und manch Frau – rumkriegen musste. Keine Zeitabenteuer-Geschichte ohne weibliche Begleitung und – eben nur angehauchte – Intimkontakte mit der Auserwählten auf Zeit. Man weiß aber doch immer, dass Mann Frau mag und will und diese unbedingt ihn. Rowena will keine*n, nur ihre unberührte Ruhe. Durch den zu frühen Tod ihrer Eltern eventuell ein unsicher-vermeidendes Bindungsverhalten, das sich im Erwachsenenalter dann nachempfindbar in dieser Art Distanzierung flüchtet, durch vorauseilende Vermeidung der unerträglichen Unsicherheit so entgeht. Meine Sympathie hat sie.
Das erklärt auch ihre anhaltende Reaktanz gegenüber ihrem Extrasinn, der sie doch nur beraten will – und m.E. weitgehend gut -, dem sie vorzugsweise aber trotzdem keine Aufmerksamkeit schenken mag. Und das, obwohl er doch Ausdruck und Statussymbol gelungener Integration in die arkonidische Highsociety ist. Nur Arkons Elite wird überhaupt zur Ark Summia zugelassen und vermag sie erfolgreich zu durchlaufen. Sie ist demnach angekommen, ist sozial reintegriert, wenn auch familiennamenlos mit stetem Makel. Ständischer Dünkel, bei dem es auf die Khasurn-Zugehörigkeit ankommt, um sich distinguieren zu können. Da reicht das formale Erlangen dieses „kulturellen Kapitals Ark Summia“ alleine nicht, da greifen dann noch ganz andere feine Unterschiede zur Abgrenzung von ansonsten Gleichen. Vermutlich gereicht ihre Asexualität ihr auch zum Nachteil, da sie alternativ oder/und komplementär nicht auch noch ihr – den Worten nach – ansehnliches „körperliches / sexuelles Kapital“ ‚einbringen‘ kann bzw. will. Doppelte Außenseiterin, während die anderen Familiennamen haben und ihre Körper juvenil leidenschaftlich einsetzen…
Dieses Kapitel ist so nerdfern vom eigentlichen Heft wie meine Sinnversuche über perryversale Sprachfamilien. Für mich diesmal vom größten Interesse die Heiratspraktiken da Ark, wie man im arkonidischen Imperium und speziell innerhalb des Hochadels zu heiraten pflegt.
Rowena sucht ihrerseits die, ihren Worten nach, „Zwangsehe“ als Ausweg aus gefühlter Einsamkeitsisolation. Doch weniger handelt es sich hierbei um eine faktische Zwangsheirat als vielmehr um eine „arrangierte Ehe“, von Dritten eingeleitet und eben arrangiert. Dass es kein Zwang sein kann, beweist Rowena (sich selbst), indem es ihr möglich ist, die Ehe noch vor ihrem Beginn per „Kristalledikt“ zu beenden. Interessant, auf welche Weise es in dieser Zeit üblich ist, einen Ehevertrag abzuschließen, für den sich ihr mikroparanoider Gockel jedoch solange nicht interessiert, bis ihm das diktierte Ergebnis doch … missfällt. In den drei Tagen zuvor umgarnt er sie so sehr, dass sie diese aufdringliche Art der minnelichen Liebesbekundungen richtiggehend abstößt. Hätte er es doch beim gesitteten, kiltgängigen Fensterln belassen und ihr formvollendet mit gebotener Distanz nur ein paar Liebespoeme vorgetragen.
Exkurs: Arkonidischer Adelsstand – fein unterschieden
Bevor es weitergeht, zunächst zur Orientierung, wie weitläufig sich Arkons Adel ausdifferenziert hat und so eine – soziologisch gesprochen – Ständegesellschaft traditionsbewusster Fasson ausgebildet hat. Ergo gibt es auch nichtadlige Arkoniden, blaublütig verächtlich „Essoya“ genannt, benannt nach einer grünen Blätterfrucht, die in adligen Augen nicht viel wert ist. Etwa 10 Prozent der Bevölkerung gehören dem Adel an. In der Übersicht der drei Adelsstände, die sich jeweils in drei bis sechs Ränge unterteilen, sieht das so aus:
- Hochadel (satr.: Thi-Khasurn) – Edle Erster Klasse (Herzöge, Fürsten)
- Anrede: Zhdopanda (Hochedle, Hochedler), Ausnahme: der Imperator als Zhdopanthi (Höchstedler)
- Lehen (Fürsten- und Herzogtum): Selten nur Ländereien auf sehr vielen Planeten, maximal bis zu hundert und mehr Sonnensysteme
- Präfixe: ta, ma, agh:
- Ta-moas – Hochedler Erster Klasse (Erzherzog)
- Ma-moas – Hochedler Erster Klasse
- Agh-moas – Hochedler Erster Klasse
- Ta-len – Hochedler Zweiter Klasse
- Ma-len – Hochedler Zweiter Klasse
- Agh-len – Hochedler Zweiter Klasse
- Ta-tiga – Hochedler Dritter Klasse
- Ma-tiga – Hochedler Dritter Klasse
- Agh-tiga – Hochedler Dritter Klasse
- Mittlerer Adel (satr.: Tai-Khasurn) – Edle Zweiter Klasse (Grafen)
- Anrede: Zhdopandel (Edle, Edler)
- Lehen (Grafschaft): Von großen Ländereien auf vielen Planeten bis zu fünfzig Sonnensystemen
- Präfixe: de, del, dom:
- De-moas – Edler Erster Klasse (Reichsgraf)
- Del-moas – Edler Erster Klasse
- Dom-moas – Edler Erster Klasse
- De-len – Edler Zweiter Klasse
- Del-len – Edler Zweiter Klasse
- Dom-len – Edler Zweiter Klasse
- De-tiga – Edler Dritter Klasse
- Del-tiga – Edler Dritter Klasse
- Dom-tiga – Edler Dritter Klasse
- Unterer Adel (satr.: Kator-Khasurn) – Edle Dritter Klasse (Barone, Ritter)
- Anrede: Zhdopan (Erhabene(r), Hohe(r), Erlauchte(r))
- Lehen (Baronie): Häufig nur Ländereien auf einem oder mehreren Planeten oder bis zu fünf Sonnensysteme
- Präfixe: nert, ter, on:
- Nert-moas – Erhabener Erster Klasse
- Ter-moas – Erhabener Erster Klasse
- On-moas – Erhabener Erster Klasse
- Nert-len – Erhabener Zweiter Klasse
- Ter-len – Erhabener Zweiter Klasse
- On-len – Erhabener Zweiter Klasse
- Nert-tiga – Erhabener Dritter Klasse
- Ter-tiga – Erhabener Dritter Klasse
- On-tiga – Erhabener Dritter Klasse
- Nert-lenim – Erhabener Vierter Klasse
- Ter-lenim – Erhabener Vierter Klasse
- On-lenim – Erhabener Vierter Klasse
- Ter-wes – Erhabener Fünfter Klasse
- On-wes – Erhabener Fünfter Klasse
- Ter-tharg – Erhabener Sechster Klasse
- On-tharg – Erhabener Sechster Klasse
Der Perrypedia über „Arkoniden“ entnommen
Inkurs zurück
Obwohl die Gonozal in Ungnade gefallen sind, zählen sie wie wenige andere Khasurn (Ark.: Geschlechter/Familien) unzweifelhaft zum Hochadel Arkons. Daher könnte man denken, in der Amtszeit Orbanaschols mit einer Gonozal eine Ehe einzugehen, wäre eine Mesalliance =Missheirat – eine Heirat unterhalb des eigenen Standes, eben mit Ausgestoßenen, Verachteten. Doch anscheinend ist es sehr wohl im Sinne des Usurpators, die doch noch lebenden Gonozal in ‚trockene Tücher‘ zu bringen, um sie so unter der Aufsicht und Kontrolle ihm genehmer, wenn nicht widerspruchslos ergebener Khasurn zu haben. Als „Heirater“ hat er ausgerechnet Sofgart, Ersten unter den Bluthunden hierfür ausgeschickt, das Paar zusammenzuführen. Ob und welches Schmusergeld aka welche Mitgift es da wohl gegeben hat?
Vielmehr ist festzuhalten, dass der Adel je nach Rang (hoch, mittel, unten) standesbewusst heiratet und zwar bevorzugt isogam, also in Form einer „Gleichgestelltenheirat“. Man bleibt unter sich, Hochadel heiratet Hochadel. Anders wäre es eben auch besagte Missheirat zu Ungunsten der höhergestellten Partei. Ebenfalls kann man an diesem Beispiel beobachten, wohin geheiratet wird. Nämlich entweder
- exogam, wobei Exogamie „Außenheirat“ meint. Dieser Heiratsvektor lässt eine*n Partner*in außerhalb der eigenen sozialen Gruppe, Gemeinschaft oder sozialen Kategorie suchen; oder
- endogam (Innenheirat), also innerhalb des eigenen sozialen Raumes.
So heiratet Rowenas verkannter Minnemann nicht innerhalb seines Khasurn, der vermutlich mehrere Hundert bis Tausend Arkoniden umfasst. Hier wären Ehen mit Cousinen oder Witwen von Cousins entfernterer Grade sicherlich – endogam – möglich gewesen. Um es zu verwirren: Die Heirat wäre sowohl endo- wie exogam geworden. Endogam bezogen auf den Stand, nämlich innerhalb des Hochadels; exogam, weil außerhalb des eigenen Khasurn. So sehr er ihr danach auch ans Leben gehen will, so wenig wird sie seitens Sofgart sanktioniert. Demnach sind Verzicht und genauso wohl auch Scheidungen möglich. Das lässt vermuten, dass besagte isogame Coniugien (Lat.: Heiraten / Verbindungen) nicht fest und fix vorgeschrieben (präskriptiv), sondern doch nur anempfohlen und bevorzugt (präferentiell) sind.
Und um abschließend noch ein paar Worte zum Vergewaltigungsversuch zu sagen, der ebenso wenig Sanktionen nach sich zieht: insofern die mittelalterlich anmutende Standesgesellschaft Arkons auch in weiteren Aspekten traditional geblieben ist, wäre die eheherrliche Gewaltanwendung so juristisch einzuteilen – nach
- “Potestas“, der legitimen, innerhalb allgemein anerkannter Norm ausgeübten Gewalt wie Ohrfeigen oder Maulschellen sowie
- “Violentia“, der über diese Norm hinausgehenden, körperlichen Gewalt; diese wiederum zu präzisieren wäre in
- “Saevitien“, tätliche Misshandlungen sowie
- “Insidien“, Taten und Äußerungen, die das Leben des Opfers bedrohen.
Ganz klar reden wir beim – zum Glück misslungenen – Versuch von Violentia, wobei man noch mit maximalem Wohlwollen nur von Saevitien sprechen könnte. Ich neige jedoch standrechtlich zu Insidien! Angesichts dessen, wie es Rowena vorausschauend richtig gemacht hat: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“!
Michelle Stern kommentiert es im Übrigen pointiert so:
So wie früher in den Adelshäusern auch. Es geht um Machterhalt und Machterweiterung. Einer will etwas vom anderen und bietet eine Ehe an oder arrangiert sie. Im Übrigen war es ja nicht Rowenas Mentor. Die Adelsfamilie wollte das so. Es war ein Angebot, um Rowena in gewisser Weise durch Imperatorentreue unschädlich zu machen und sich ihr Elternhaus anzueignen.Michelle Stern prägnant im PROC-Interview
Auch wenn es während Rowenas biografischer Erzählung meist nur Kulisse ist, so eine doch bedeutsame: sie wächst auf just in DER ZEIT, die für Atlan, der gut 5 Jahre älter sein dürfte, so entscheidend war. In Heftromanen ausführlich erzählt und zwar im Großzyklus Der Held von Arkon der Atlan-Serie; Handlungszeit 8024-8020 v. Chr.; Hefte 88-299. Zum Teil gestrafft wiederveröffentlicht in den Hardcovern der Atlan-Blaubände des sog. „Der Kristallprinz“-Zyklus. Mehrfach in Unterzyklen gegliedert, umfasst die Erzählung von Atlans Jugendjahren die Bände 17 bis 45. Letzterer mit dem Titel „Vorstoß der Rebellen“, wo Rebell Atlan bis in den Kristallpalast vorstößt und dort Orbanaschol besiegen kann. Das ursprüngliche Heft dieses Finales heißt (und ist wie besagter Blauband separat als eBook erhältlich) 299 „Orbanaschols Ende: Eine neue Ära beginnt – und ein langer Traum geht zu Ende“ – Handlungsjahr 8020 v. Chr. Das ist also genau dann, wenn ihrerseits Rowena als Kralasenin Orbanaschols zu seiner Verteidigung und zu seinem Schutz ausrückt, um sich dann jedoch dem siegreichen Atlan anzuschließen. Je nach Perspektive gewiss Wendehälsigkeit wie ein Fähnchen im Wind der Sieger. Wenn alle Daten so stimmen, dann ereignete sich dies 15 Jahre vor ATLANTIS – seither ist sie Atlan als seine persönliche, eben „Die Kralasenin“ treu ergeben.
Und der Blinde Sofgart, der hier irgendwie ziemlich verhalten auftritt und noch verhaltener auf einmal einfach weg (tot) ist, war mehr noch als Orbanaschol sein ‚praktischer Feind‘. Mit Sofgart und mit dessen – allerdings ziemlich tumb und schlägertyp gezeichneten – Kralasenen hatte Atlan es mehrfach zu tun und es ging jeweils um Leben und Tod. Und die Kralasenen-Welt Ganberaan, die im ATLANTIS-Roman als nahezu ehrenwerte Ausbildungswelt für eine glanzvolle Elite hochstilisiert wird, galt für Rebell Atlan eher als Hort der Folter, Unterdrückung und Brutstätte für brutalste Schlägertruppen des Tyrannen Orbanaschol. Wie sich ganze Welten in der Perspektive ändern können… Spannend, wie Rowena in diese wilden Jugend- und Jungerwachsenentage Atlans hineingewoben worden ist. Sie war an Orten, die auch ihm wichtig wurden, sie hatte Kontakt zu Menschen, die auch er nur zu gut kannte. In so vielen Tangentenpunkten berühren sich deren Biografien, aber – wenn man so will – stets mit gänzlich anderem Vorzeichen: bei ihm alles vorgezeichnet, von Fartuloon nur zu zielsicher angeleitet. Die Wiedergewinnung des Kristallthrones das ultimate Ziel von allem, Atlan im Zentrum aller Bemühungen. Demgegenüber Rowena auf der Suche nach Freiheit, die sie stets in nächstneue Unfreiheiten stolpern lässt, denen sie sich auf verbogene Weise hingibt in der Hoffnung, über dieses Trittbrett dann doch noch frei zu kommen. Und am Ende führen beide biografische Lebenslinien zusammen und laufen seit zumindest 15 Jahren parallel.
Da hatte ich mich zitatreich über das Zweckbündnis zwischen Maahks und Atlan irritiert gezeigt, um jetzt einiges an Aufklärung präsentiert zu bekommen. Nach alten Zitaten schien es mir seitens Atlans keinerlei Spielraum für so etwas gegeben zu haben. Das Ganze ging folglich auch nicht von Atlan aus, sondern von Greg3475 – in den Militärs dieser Welt liebevoll auch als „Schütze Arsch“ bezeichnet. Hinterster der Letzten in der Befehlskette, der dem Erzfeind als Lockwurm für den Greifvogel vorgesetzt wird, um eine ‚diplomatische Brücke‘ zu schlagen. Die Initiative geht also von den Maahks aus. Den Maahks? Nein, ganz im Gegenteil: eine zahlenmäßig kaum erwähnenswerte Untergruppierung, die inmitten heißen Krieges m.E. nichts anderes macht als Hochverrat zu begehen. Neutraler gesagt: sie whisteblowen, nur dass es nicht bei bloßen Informationen bleibt.
Während Greg3475 also nicht der namhafteste seines Volkes ist, ist Geektor das entgegen aller Gepflogenheiten sehr wohl – nämlich wortwörtlich namhaft. Das ist außergewöhnlich in Reihen militärischer Hierarchie und erst recht gegenüber Nichtmaahks. Deucht mir ein ungemeiner Vertrauensvorschuss zu sein, dass Geektor seinen Namen offenbart. Andererseits verschleiert er so seinen Rang im Gefüge, der anhand der Bezifferung für alle ablesbar ist. So oder so schert er aus der Reihe des obersten Militärs aus und will sich nicht am galaktischen Massenmord beteiligen. Das jedoch nicht aus Nächstenliebe dem Feind gegenüber, sondern aus Sorge um sein Volk. So eierlegend exponentiell vermehrungsfreudig Maahks auch sind, die Zigmilliarden Opfer, die es durchs Zünden des Talagon gäbe, wären auch für Maahks verheerend und maßlos weit über allen Kriegsgräueln. BTW: Star Trek DISCOVERY-Staffel2 und deren vieldiskutierte Überhöhung des verhandelten Problems: Auch dort – durch irrläufige KI CONTROL – drohte freilich nichts Geringeres als die totale Auslöschung aller, zunächst innerhalb der Galaxis, dann ggf. unaufhaltsam universumsweit. Anstelle von fehlprogrammierten und -datengefütterten CONTROL haben wir es hier mit dem Talagon (s.u.) zu tun, dessen genozidales Verwüstungspotenzial unermesslich ist.
Im Heft mir zu lakonisch kurzgefasst und drüber hinweggegangen: ich kann Geektors „Logik“ nicht verstehen: er könne das Talagon nicht vernichten, obwohl man seitens der Maahks ziemlich sicher um den Weg dorthin weiß, weil er damit einem Befehl widerhandeln würde bzw. es nur auf Befehl könne. Nachdem er also
- Hochverrat beging, mit dem Erzfeind des Volkes konspiriert,
- ihn gar auf ggf. den Flottenstützpunkt der Maahks schlechthin in diesen Tagen holt,
- diesem Feind freimütig das Talagon-Original aushändigt,
- nachdem er eigenmächtig die Militärführung mittels eines Duplikats in die Irre geführt hat,
- sprich, OHNE Befehl, auf eigene initiale Anmaßung hin täuschte, hinterging, verriet,
kann er angeblich den letzten Schritt nicht selber gehen, einen von Zigmilliarden Maahks opfern, um das Talagon zu vernichten, die Gefahr aus der Welt zu schaffen? Kann ich nicht nachvollziehen, zumindest nicht intradiegetisch, aus der Handlung heraus und den Logiken der Handelnden.
Extradiegetisch hingegen sonnenklar: würde Geektor auch den letzten Schritt selber gehen, wäre die Gefahr aus der Welt, bevor je jemand davon auch nur gehört hätte. Es bedarf also eines narrativen Tricks, um Atlan „ins Boot zu holen“, ihn an die fixe Idee einer genozidalen Bedrohung zu fesseln. Die Maahks haben das Problem – bildlich: das Leck – zwar ins Boot geholt, können aber „aus Gründen“ es nicht abdichten, wozu nur der eine Einzige in der Lage ist. Nur der Kristallprinz, hier noch designierte Nachfolger seines Oheims Imperator Gonozal VII. kann hierfür herangezogen, ins Vertrauen gezogen und ins Komplott involviert werden. HM! NOCH(!) mehr gewollt und gesollt, als für mich schon konstruktiv gekonnt. Betonung auf „NOCH“, da sich hier gewiss noch Relevantes ergeben mag. Zumindest wissen wir nun, wieso, auf welchen Anlass hin es zum „Pakt der Erzfeinde“ hat kommen können.
Und all das auf Galkorrax, (einer) der Maahk-Stützpunktwelten, wie es klingt. So nur möglich, weil man die Arkoniden als Kriegsgefangene vorführt und uneingeweihten, nichtkonspirativen Maahks gegenüber diese Schau inszeniert. Ein Grund mehr, wie man da nicht an Geektors Logik zweifeln kann. Wehe dem, die Lage kippt (ggf. schon im Folgeband) und die übrigen, erzfeindschaftlichen Maahks werden den Hintertrieben gewahr und beginnen mit der Hatz gegen Atlans und Geektors Leute…
Nun ist es amtlich: das Talagon gemahnte zwar in Größe und Tragweise an Zellaktivatoren alter Prägung, verhilft dem Träger jedoch nicht zu relativer Unsterblichkeit, sondern dem vielbelebten Spiralarm der Galaxis zum ultimativem Genozid. Zwar noch unklar, ob „nur“ Arkoniden und Maahks betroffen wären, ob nicht vielmehr alle (raumfahrenden?) Intelligenzwesen daran glauben müssten oder gar das Leben an sich geopfert würde. Letzteres wäre der totale Biozid – und dann wohl kaum nur dieses einen Spiralarms, außer man hätte das Talagon in der Reichweite irgendwie diesbezüglich geeicht. Wenn es gezündet würde, nähme es mutmaßlich auch das Leben in den übrigen Quadranten mit sich in den Tod. Zur Erinnerung: Das Tai Ark’Tussan (Link zur Karte beim PR-Sternenatlas.de) erstreckt sich mit dem Larsaf-System an seinen ausfransenden Rändern „nur“ im Nordwest-Quadranten der Galaxis und ist damit streng genommen gar kein galaktisches, die Galaxis umspannendes Imperium wie das Große Tamanium der Lemurer.
Ob sich die „Talagon-Katastrophe“ wirklich nur hier im galaktischen „Nordwesten“ ereignet hätte oder um sich greifen würde, ist eine entscheidende Frage. Gut, die Antwort kennen wir – zweiundvierzig aka nein, nachzulesen ab Heft 0001 der fortlaufenden Perry Rhodan-Erstauflage;-) Nichts ist hochgegangen – SPOILER. Wäre es das aber, dann ist besagtes Larsaf- aka spätere Sol-System im Südwest-Quadranten quasi nebenan und dringend mitbetroffen. „Gegenüber“ von Arkons methanbekriegten Wildnordwest befinden sich im Nordost-Quadranten namhafteste Welten wie Apas, Halut oder Trakarat. Erstere eine der Welten des Zweiten Imperiums, das ab 2326 n. Chr. nach und nach von den Terranern „entdeckte“ Imperium der Jülziish aka Blues in
der Eastside der Galaxis.
Wer kann ein Interesse haben, hier einzugreifen? Und das auf Seiten der Maahks, egal wie hoch deren eigene Opfer wären? Im Gegensatz zu den niedrigen Reproduktionsraten individualistisch gesinnter Arkoniden könnten die Maahks diesen Todesschock trotz allem ziemlich sicher durch- und letztlich überstehen. Ja sie wären bei aller genozidalen Grausamkeit mutmaßlich die Gewinner des Ganzen. Doch wer will das? Erst recht ob des Treppenwitzes der Geschichte, der in wenigen Handlungsjahren folgen wird: 8002 v. Chr., also in etwa drei Handlungsjahren, wird mit Maahks paktierender Atlan die die Konstruktionsunterlagen für die sog. Konverterkanone (nebst einem Zellaktivator besagter alter Prägung) ausgehändigt bekommen, womit wiederum die Arkoniden die Maahks nicht genozidieren, aber gegen ihren Erzfeind zur Zeitenwende blasen können. Nach jetzigem Kenntnisstand wird Atlan erst den Matchball gegen die Arkoniden (und evtl. das Leben an sich) abwehren, um dann den Gegenschlag einzuleiten, der wiederum die Maahks in die Flucht treibt. Erhalten wird Atlan beides von ES, dem Unsterblichen von Wanderer, der Superintelligenz, die v.a. die Milchstraße zum Kern ihrer sog. „Mächtigkeitsballung“ auserwählt hat. Doch wenn ES all das in Kürze in Atlans Hände legen wird und der Zeitverlauf dann pfadabhängig diesen Weg genommen haben wird, ja wer arbeitet dem denn hier und jetzt fundamental entgegen???
Schon nach Omen 4 im ersten Heft assoziierte ich das auf Larsaf III. zufliegende Schiff und die Personen an Bord sogleich mit höheren Mächten. Eventuell eine Kobaltblaue Walze der Kosmokraten??? Hüter, Verwalter und Bewahrer der Ordnung im Kosmos, einschließlich der Verbreitung und Förderung des Lebens. JA ABER – das sind doch „die Guten“!? Nur je nach Perspektive. Wirklich „Gute“ besäßen keine Galaxienzünder: „Er zerstört das Gravitationsgefüge der betroffenen Galaxie. Dadurch löst sich die Galaxie auf. Der Großteil der Materie wird zudem in einen energetischen Plasmazustand umgewandelt.“ „Gravitationsgefüge“ klingt doch recht passend, auf diese Weise, entlang von Gravitationslinien soll sich das Talagon ja auch auswirken – soweit die Maahks aka Geektor wissen. Doch geht es hier ja um die galaktische Materie als solche, nicht um das sich planetar ballende Leben der Galaxis. Schon gar nicht sind damit schrotschussgezielt bestimmte Völker wie die Arkoniden anvisierbar. Davon ab: so ein Galaxienzünder wird mit Großraumschiffen transportiert, ist nichts für die Brust- oder Westentasche.
Dann vielleicht die Gegenspieler der (guten) Kosmokraten, die hier eingreifen? Die (bösen?) Chaotarchen. Die hätten da auch eine Waffe auf Lager, die dem Wirkprofil des Talagon entspräche: Nekrophore, die gleich einer Amphore den Tod mit sich führt: „gelagert wird. Die Fässer sind 15 m lang und haben einen Durchmesser von acht Metern. Die Wandung hat durchgehend eine Dicke von 0,5 m. Auf den planen Deckflächen sind hunderte von Kreisen abgebildet, die aus kleinen roten Punkten bestehen und sich gegenseitig durchdringen. Dieses Muster löst bei jedem Intelligenzwesen, ungeachtet des geistigen Profils, die Assoziation der Teilchenbewegung in einem Gas aus. “ Die „Nukleotide Pest“ ergießt sich nach dem Öffnen einer Nekrophore als massenhafte „Biozide“ über das Leben. Minimale Restbestände haben verschwindende Restchancen das zu überleben. Nur ist das eigentlich keine spezieselle (spezies-spezielle) Waffe, sondern wirkt auf (nahezu) alles tödlich ein, das lebt und auf das es trifft. Doch auch Nekrophoren sind nichts zum Herumtragen. Und geöffnet werden sie auch nicht irgendwo mal so, sondern an perryversal geheimnisvollen Orten, nämlich inmitten eines sog. Kosmonukleotids. Das Perryversum ist analog zur Doppelhelix der lebewesenden DNA vom Moralischen Code (Kosmokraten-Sprech) durchzogen. Die Vorlesung zur Kosmologie erspare ich uns. Spannend ja, aber schwer – auch noch verständlich – zu ordnen und vorzutragen. Nur dass Chaotarchen in dieser Zeit nach der Milchstraße gegriffen hätten, ist neu. Das werden sie einst getan haben – so in 15.000 Jahren pi mal Daumen. Ein erster Anschlag jetzt schon?
Vielmehr erahne ich, dass das Talagon keine ausgewachsene Nekrophore ist und der Größe nach sein kann, aber vielleicht dennoch ein paar „Biozide“ enthält. Die würden reichen, wenn man – als Expotarch durch Corona mental infiziert – diese quasi ‚viralisiert‘ hätte, so dass auch schon wenige sich exponentiell rasend auszubreiten vermögen.
Aber all das wäre echt kosmisch höchste Schublade und bisher weit über den Erzählrahmen der Miniserien hinaus. Rätselhaft für mich auch die – in der Zusammenfassung unerwähnte – schnelle Eingreiftruppe besagten Omen4-Schiffes. Graue Herren, die dem armen Quartam nicht nur Zeit stehlen, sondern offenbar sogar sein Leben:-( Ich habe sie nicht wiedererkannt, wüsste nicht, worauf deren tristgrauer Look hindeuten könnte. In jedem Fall wollen sie den Zeittransmitter zerstören (oder haben es bereits) bzw. Quartam an dessen Reparatur nachhaltig hindern. Warum? Wozu? Damit halten sie doch brandgefährlichen Perry in der Zeit, der bekanntermaßen noch allen höheren Wesen ärger gemacht hat. EIGENTOR! Wenn sie ihn zerstört wissen wollen, haben sie ihn mutmaßlich nicht installiert oder/und zeitjustiert. Noch eine weitere Zeitmacht, die mitspielt? Ringt da vielleicht ES gegen ANTI-ES??? ES und ANTI-ES sind der/die/das Dr. Jekyll und Mr. Hyde des Perryversums – eine lange Zeit noch so superintelligente, aber gespaltene Persönlichkeit. Liegen die im Zwist? Ja, aber für die Terraner erfahrbar erst ab 3456 n. Chr., erst dann sie ins sog. Kosmische Schachspiel beider Entitäten verwickelt werden. Über 11000 Jahre hinkünftig.
Und die Zerstörung des Talagon – das wissen die Maahks ziemlich genau – ist nur hinter dem Ereignishorizont eines Schwarzen Loches möglich. Wie space-romantisch! Aber auch zermalmend gravotödlich. Aber mehr Singularität ist nicht möglich – eigentlich doch Sehnsuchtsziel von Angehörigen einer Gesellschaft der Singularitäten… Im Ernst: Woher will man das wissen? Oder wer, der das Talagon zwecks Zerstörung ausgehändigt hat, hätte diese Entsorgungsanleitung gleich mitgeliefert? VORERST etwas konstruiert, um es auf ein Zyklusfinale dramaturgisch geschickt hinzuführen. Und welches Schwarze Loch mag es sein? Etwa Singularität 77/3 – Eldhoverds Endlosigkeit???>
Fundamentales Gemäkel wie noch nie zu ATLANTIS. Und kann dieses Posting dennoch von mir sein? Ich beschwerte mich doch gar nicht larmoyant über narratoferente Technik wie allen voran dauerbefingerte Hologramme. Dann muss es doch ein Bot sein, der mich hier bloß zu imitieren versucht. Keine Panik! Das Heft hat diese Art kritischer Beobachtung einfach nicht hergegeben. Mir ist nichts hierzu aufgefallen. Dafür diesseits der Realität, wo es hologrammierter zugeht denn je: jetzt soll ein Hologramm schon auf seine Umgebung reagieren und ergo dynamisch statt nur statisch anzeigen können. Wenn es das gegenwärtig schon gibt, müssen es auch 10.000 Jahre zuvor hyperraumfahrtbetreibende Arkoniden haben – erfahrungsklare Sache.
Zum Heft „Die Kralasenin“: nicht mein Erzählkonstrukt, wie ausführlich dargelegt. Davon ab aber reich an Hindeutungen, Hinweisen, manch eingeschlagenen Pflock. Und Rowena ist mir sogar sympathisch und hat mein biografisches Mitgefühl. Hier dann auch die ultimative Prognose, wie es endet: denn nicht mit Atlans Opfergang; auch nicht durch alten Tarts, so sehr er es für Atlan und die Sache gewiss würde. Beide leben – Atlan sowieso unaufhaltsam, Tarts aber noch bis kurz vor dem Untergang von Atlantis, also noch rund 5 Jahre lang (Heft 60 & 70). Rowena opfert sich! Momentan sonnenklar, GERADE WEGEN DER BIOGRAFIE! Man inszeniert ja nur so seitenraubend halbheftig, wenn die Fallhöhe der Sympathie gnadenlos für den Fall ausgenutzt wird. Erst die Leiter hinstellen, um sie dann expograusam umzustoßen und im PROC-Interview dann noch Trauer vortäuschen 😛 So läuft das, jawohl! Eh ohne Familie und durch Perry der zukunftsweisenden Bedeutsamkeit und Wichtigkeit Atlans voll bewusst geworden, wird Rowena ihr – aus ihrer Sicht verpfuschtes – Leben zum Erhalt des Lebens aller hingeben! Umso bitterer, da sie mit Atlan die einzige intensive Ich-Du-Beziehung ihres Lebens geführt hat.